Читать книгу Trevellian und der Gangsterkrieg in Manhattan: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 8
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ОглавлениеAls erstes wollten wir Jack Malone in seinem Haus am Silver Lace Park in Staten Island aufsuchen. Haus ist in diesem Zusammenhang sicher total untertrieben. Es war ein schlossähnliches Gebäude, in dem der Mafiaboss lebte. Ein richtiger Park umgab es. Am schmiedeeisernen Tor mussten wir läuten und per Gegensprechanlage erklären, was uns herführte. Dann schwang das Tor wie von Geisterhand gesteuert auf und wir fuhren über eine asphaltierte Straße bis vor das Haus. Ich stellte den Motor des Wagen ab und wir stiegen aus.
Ein livrierter Butler öffnete uns die Haustür. „Ich bitte die Gentlemen einzutreten“, sagte er steif.
Wir betraten eine große Halle, von der aus eine breite Freitreppe hinauf zu einer Galerie führte. Viele Türen, sowohl im Erdgeschoss wie auch in der oberen Etage, zeugten von der Anzahl der Räume, die es in diesem Haus gab, was wiederum auf die Größe des Gebäudes schließen ließ.
„Nehmen Sie Platz. Ich sage Mr. Malone Bescheid.“ Der Butler wies auf eine Polstergarnitur aus weißem Leder mit einem schweren Couchtisch zwischen den Sesseln und dem Sofa.
Wir ließen uns nieder. Dieses Haus ließ den Reichtum seines Besitzers vermuten. Hier war das Feinste gerade gut genug.
Der Diener verschwand.
Unsere Geduld wurde auf keine besonders lange Probe gestellt. Dann kam der Hausherr. Nun, wir kannten Jack Malone. Er vermittelte einen seriösen, distinguierten Eindruck. Das solariengebräunte Gesicht bildete einen scharfen Kontrast zu seinen schneeweißen Haaren. Er trug einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd und eine schwarze Krawatte. Sein Gesicht mutete müde an. Aber die blauen, stechenden Augen straften diesen Eindruck Lügen. Sie musterten uns durchdringend.
Wir erhoben uns.
„Bitte, bleiben Sie sitzen, G-men“, sagte Malone. Er ging zu einem der Sessel und ließ sich nieder.
Der Butler zog sich zurück.
Milo und ich setzten uns wieder.
„Ich nehme an, dass Sie wegen der Ermordung meines Sohnes gekommen sind, G-men. Wieso wurde das FBI eingeschaltet?“
„So ist es“, erwiderte ich und vermied es, auf seine Frage einzugehen. Denn dann hätte ich ihm sagen müssen, dass Bandenkriminalität, Rauschgifthandel und illegale Prostitution eben in die Zuständigkeit der Bundespolizei fielen. Ich wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.
„Sie sind gewiss nicht hier, um mir Ihre Anteilnahme auszudrücken.“
„Es ist sicher ein herber Verlust für Sie, Mr. Malone“, sagte Milo. „Hatte Ihr Sohn Feinde? Wurde er vielleicht bedroht?“, setzte er hinzu.
„Nicht, dass ich wüsste“, antwortete Jack Malone. „Bob war ein guter Junge. Nein, ich glaube nicht, dass er Feinde hatte.“ Das Gesicht des Gangsterbosses versteinerte. „Es ist Ihre Aufgabe, herauszufinden, wer meinen Sohn auf dem Gewissen hat. Ich hoffe doch, dass Sie alles menschenmögliche tun, um seinen Mörder zu überführen.“
„Das werden wir“, erwiderte ich. „Denken Sie nicht, Mr. Malone, dass die Osbornes dahinter stecken?“
Ich ließ Jack Malone nicht aus den Augen, fixierte ihn scharf, erwartete irgendeine Reaktion. In seinem Gesicht aber zuckte kein Muskel. „Wer soll das sein?“
„Machen wir uns doch nichts vor, Malone“, erregte sich Milo. Er trug wieder einmal sein Herz auf der Zunge spazieren. „Sie wissen genau, wovon mein Kollege spricht. Die Osbornes sind drauf und dran, Sie aus dem Geschäft zu drängen. Und jetzt beginnen sie, die großen Geschütze aufzufahren.“ Milos Stimme sank herab, als er fortfuhr: „Wir wissen über Sie Bescheid, Malone. Wir wissen auch, womit Sie ihr Geld verdienen.“
Jack Malones Brauen hatten sich zusammengeschoben. „Ich weiß, dass Sie seit einiger Zeit hinter mir her sind, G-men. Ja, ich bin gut informiert. Aber haben Sie irgendetwas gegen mich in den Händen? Können Sie mir irgendein Vergehen oder gar ein Verbrechen nachweisen?“ Malone schürzte die Lippen. „Nein! Können Sie nicht. Also kommen Sie mir nicht mit Verdächtigungen und Unterstellungen.“
Ich legte Milo beruhigend die Hand auf den Unterarm. „Bis jetzt konnten wir Ihnen nichts beweisen, Malone“, stieß ich mit Schärfe im Tonfall hervor. „Wir wissen aber, dass Sie der Kopf einer Mafia sind, die den Drogenhandel und die illegale Prostitution in Manhattan kontrolliert. Der Krug geht solang zum Brunnen, bis er bricht. Sicher kennen Sie dieses Sprichwort, Malone.“
Der Gangster war nicht aus der Reserve zu locken. Er lehnte sich im Sessel zurück, verschränkte die Hände über dem Bauch und erwiderte: „Ich trauere um meinen Sohn, G-man. Und ich bin deshalb nicht in der Stimmung, mich von Ihnen beleidigen zu lassen. Ich bitte Sie, mein Haus zu verlassen. Ich frage mich überhaupt, weshalb Sie zu mir gekommen sind.“
„Um Sie zu warnen, Malone“, stieß ich hervor. „Sollte in nächster Zeit einem der Osbornes auch nur ein Haar gekrümmt werden, werden wir uns an Sie wenden. Wir werden Ihnen dann eine Reihe von Fragen stellen. Fangen Sie keinen Krieg an, Malone. Wenn doch, wird das FBI mitmischen.“
Mit dem letzten Wort erhob ich mich. Auch Milo stand auf. Malone blieb sitzen und schaute zu uns in die Höhe. „Dann geben Sie nur Acht, G-men, dass Sie nicht Federn lassen.“
Milo stieß scharf die Luft durch die Nase aus.
Auch in meinen Eingeweiden begann so etwas wie Zorn zu wühlen. Ich knurrte: „Seien Sie sich nur nicht zu sicher, Malone. Auch Sie machen eines Tages einen Fehler. Und dann werden wir am Drücker sein.“
„Damit sind die Fronten geklärt“, kam es von Jack Malone. Er machte kein Hehl mehr daraus, dass er unser Gegner war. Er verhöhnte uns. „Sie haben mir den Fehdehandschuh vor die Füße geworfen …“
Vielsagend brach er ab.
Milo und ich gingen zur Tür, ich öffnete sie, dann traten wir ins Freie. Wir atmeten beide tief durch.
„Er hat uns ablaufen lassen wie kaltes Wasser“, knurrte Milo wütend.
„Der Mord an seinem Sohn wird ihn aus der Reserve locken“, versetzte ich. „Und er wird Fehler machen. Als wir ihm eben erklärten, dass wir über seine Machenschaften Bescheid wissen, haben wir ihn verunsichert, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ.“
„Deine Worte in Gottes Gehörgang“, meinte Milo.
Wir stiegen in den Wagen.