Читать книгу Trevellian verhindert schmutzige Geschäfte: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 8

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Wir besuchten nacheinander die Betriebe in New York, die von Douglas mit Fleisch beliefert wurden. Das waren Chickens delicate Meal Ltd. in Queens, Dougherty‘s Pizza in Manhattan, Waverly Street, sowie Warner‘s Meat Production in Queens.

Wir kamen nicht weiter.

Da ging bei der Morning Post wieder ein anonymer Brief ein. Diesmal lagen drei Bilder mit in dem Kuvert, aufgenommen mit einer Sofortbildkamera. Sie zeigten Container, die voller Fleischstücke waren, dazu Werkzeuge wie Schaufeln und Forken, blutbesudelt, ekelerregend, abstoßend. Ein paar Gummistiefel standen neben den Werkzeugen. Blutig bis hinauf zum Schaft. Auf dem Begleitschreiben standen die Worte: »Sehen Sie genau hin.«

Es sah aus, als hätte jemand tote Tierkörper in einen Reißwolf gegeben und das, was herauskam, in den Containern aufbewahrt. Ich hatte das Gefühl, als würde mir übler Verwesungsgeruch in die Nase steigen. Aber das war natürlich nur Einbildung.

Mir drehte sich der Magen um, und ich schwor mir, Vegetarier zu werden. Und die Werkzeuge! Es waren zwei Schaufeln und eine Forke. Sie lehnten nebeneinander an einer Wand. Blut und Fleischreste klebten an den Schaufelblättern, die Zinken der Gabel waren ebenfalls blutverschmiert, an einem hing noch ein Stück Haut oder Schwarte.

Ich schaute genau hin, so wie der anonyme Schreiber der Nachricht es gefordert hatte. Und da sah ich in einer Ecke des Raumes, in dem die Bilder aufgenommen worden waren, gefüllte Plastiksäcke mit einer Aufschrift, die ich allerdings nicht lesen konnte, weil sie zu klein war.

Ich besorgte mir ein Vergrößerungsglas, aber auch das nützte nichts. Also überließ ich das Bild dem Erkennungsdienst. Zwei Stunden später hatte ich das Ergebnis. Auf den Säcken stand: Jacob Douglas‘, Meat Wholeshale Dealer.

Wir hatten natürlich die Protokolle gelesen, die vom Police Department bezüglich der Betriebsdurchsuchung angefertigt worden waren. Da war auch ein Bericht des Vertreters des Veterinäramtes. Er schrieb davon, dass die hygienischen Verhältnisse in Douglas‘ Betrieb sehr zu wünschen übrig gelassen hätten.

Ich sprach mit Milo darüber.

»Das scheint mir sehr vornehm und ausgesprochen zurückhaltend formuliert zu sein«, knurrte Milo und lachte sarkastisch auf. »Die hygienischen Verhältnisse ließen sehr zu wünschen übrig.« Seine Brauen hoben sich. »Wenn du mich fragst, dann war das Wort Hygiene bei Douglas ein Fremdwort. Sieh dir nur die Bilder an. Sie sprechen für sich.«

»Sind aber kein Beweis, dass es sich um Fleischabfälle handelte«, sagte ich. »Wer mag der anonyme Anzeigeerstatter sein?«

»Jemand, der wahrscheinlich sauer ist auf Douglas. Vielleicht ein ehemaliger Mitarbeiter.«

»Fahren wir zu Douglas«, schlug ich vor. »Gehen wir die Liste seiner Angestellten durch und jener Leute, die er in letzter Zeit gegebenenfalls auf die Straße gesetzt hat.«

Wir fuhren in die Cherry Street und trafen Douglas an. Nachdem er sich die Bilder angeschaut hatte, sagte er: »Ich weiß. Einige meiner Leute haben die einschlägigen Bestimmungen ziemlich locker gehandhabt. Und ich habe zu wenig auf die Einhaltung geachtet.« Seine Stimme hob sich. »Sobald wir wieder den Betrieb aufnehmen, werde ich persönlich dafür sorgen, dass die Hygienevorschriften peinlichst genau beachtet werden.«

»Wir hätten gerne eine Aufstellung mit den Namen Ihrer Beschäftigten, Mr. Douglas«, sagte ich. »Haben Sie in letzter Zeit jemand entlassen, der Ihnen deswegen vielleicht nicht grün ist?«

Sein Gesicht verschloss sich, über seiner Nasenwurzel bildeten sich zwei steile Falten. Er nickte, dann knurrte er: »Ich erinnere mich im Moment nur an einen Mann, den ich fristlos feuerte. Andrew Holman ist sein Name. Bei mir im Betrieb herrscht absolutes Alkoholverbot. Er kam betrunken zur Arbeit und brachte in seiner Brotzeittasche einige Dosen Bier mit.«

»Wo wohnt Holman?«

Douglas gab sich genervt. Er nahm den Telefonhörer zur Hand, tippte eine Nummer, wir hörten das Freizeichen, dann sagte der Fleischgroßhändler: »Suchen Sie mir die Adresse Holmans heraus. Das ist der Kerl, den ich vor etwa zwei Wochen gefeuert habe.« Nach einer Weile tönte er: »East Village, elfte Straße, Nummer dreihundertachtundfünfzig. Danke, Mabel.«

Milo notierte sich die Anschrift. Wenig später hatten wir auch eine Lohnliste der Firma in Händen. Ich schaute mir die Liste an. Douglas beschäftigte über ein Dutzend Leute, und jeder von denen kam als anonymer Briefschreiber in Frage.

»Sieht das Fleisch immer so aus, wenn Sie es geliefert bekommen?«, fragte Milo gedehnt. »Ich meine, es liegt wie Kraut und Rüben in dem Container, sieht aus, als wäre es durch den Reißwolf gegangen.«

»Ich weiß«, versetzte Douglas. »Es ist nicht gerade appetitlich. Aber so ist das nun einmal. Es ist Fleisch, das nicht in Portionen verkauft werden kann. Meist handelt es sich um Karkassen, also Knochenfleisch, aus dem zum Beispiel so genanntes Separatorenfleisch gepresst wird, welches zum Beispiel in Hühnerbrühe und Press-Putenschnitzeln, auf Tiefkühl-Pizzen, in Tortellini und Ravioli, Geflügel-Nuggets und Wurst verwendet wird.«

Wir packten die Bilder wieder ein.

Zuerst wollten wir uns mit Andrew Holman unterhalten. Wir fuhren also in die 11. Straße. Das Verkehrsaufkommen in Südmanhattan war wieder einmal katastrophal. Ein Hupkonzert erfüllte die Straßen. Urinstinkte schienen freigesetzt worden zu sein. Auf New Yorks Straßen war sich wieder einmal jeder selbst der Nächste. Es war ein Kampf jeder gegen jeden.

Wir kämpften uns durch. Holman war zu Hause. Er war um die Vierzig und wohnte in einer Kellerwohnung. Der Bursche war mit einer abgewetzten, schmutzigen Jeans bekleidet und trug am Oberkörper nur ein ehemals weißes Unterhemd. Holman war unrasiert. Entweder hatte er sich an diesem Tag noch nicht gekämmt, oder er trug eine von diesen neumodischen Frisuren, die einer Menge Gel bedurften, um besonders unordentlich auszusehen. Und er hatte eine Fahne, die mich fast umgehauen hätte. Seine Augen waren gerötet. Er schaute uns mit stupidem Ausdruck an, nachdem ich ihm klargemacht hatte, wer wir waren, und ich war mir plötzlich sicher, nicht den anonymen Briefschreiber vor mir zu haben.

»Können wir reinkommen?«, fragte ich.

»Was will das FBI von mir?«

»Nur ein paar Fragen, Ihren letzten Arbeitsplatz betreffend.«

»Bei Douglas?«

»Genau.«

»Die Pest an Jacob Douglas‘ Hals«, grunzte Holman, dann trat er zur Seite und machte eine einladende Handbewegung.

In der Wohnung roch es, als läge irgendwo ein toter Vogel unter dem Teppich. Auf dem Tisch standen leere Bierdosen und eine halbe Flasche Wodka. Der Aschenbecher quoll über. An der Wand stand ein Bett, das Bettzeug war zerknüllt und verdreckt. Holman hauste hier wie ein Tier.

Ich zog die Bilder aus der Innentasche meiner Jacke und zeigte sie ihm. »Kennen Sie die?«

In seinen geröteten Augen blitzte es auf. Er bohrte seinen Finger ins rechte Ohr, schüttelte ihn einige Male, zog ihn wieder heraus und sagte: »Sieht aus wie bei Douglas. Man muss schon einiges vertragen können, um dort zu arbeiten. Irgendwelche Fertigfleischprodukte rührst du allerdings nicht mehr an, wenn du weißt, wie es dort zugeht.«

»Haben Sie diese Bilder fotografiert?«, fragte Milo.

»Ich?«, tat Holman erstaunt. »Womit denn? Glauben Sie, ich besitze eine Kamera? Wie käme ich außerdem dazu? Bin froh, die Sauerei nicht mehr sehen zu müssen. Ich empfehle jedem Übergewichtigen, einen Monat bei Douglas zu arbeiten. Eine bessere Diät kann er sich gar nicht wünschen.«

»Dürfen wir uns ein wenig in Ihrer Wohnung umsehen?«

Er schaute mich trotzig an. »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«

»Nein. Den brauchen wir nicht. Haben Sie denn etwas zu verbergen?«

Er blies die Backen auf, stieß die Luft aus, wandte sich ab und griff nach der Wodkaflasche. »Schauen Sie sich um. Aber machen Sie sich die Hände nicht schmutzig.« Er lachte glucksend, wie über einen guten Witz, schraubte die Flasche auf, trank einen Schluck.

Dieser Kerl war abstoßend. Irgendwie passte er zu den Fleischcontainern auf den Bildern.

Kurz und gut, wir fanden keine Kamera, mit der man Sofortbilder schießen hätte können.

»Was können Sie uns über den Betrieb von Douglas berichten?«, fragte ich.

»Nichts, außer, dass mir dort täglich der Appetit verdorben wurde. Diese blutigen Fleischreste … Manchmal krochen schon die Maden heraus. Um Douglas sollte sich mal die Lebensmittelkontrolle kümmern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dort alles mit rechten Dingen vorgeht.«

»Um Douglas kümmert sich das FBI«, sagte ich.

»Er ist ein verdammter Hurensohn, der mich wegen einiger Dosen Bier rausgeschmissen hat, die ich zur Brotzeit und zur Mittagszeit trinken wollte. Von irgendetwas musste sich schließlich leben. Das Essen ist mir vergangen.«

»Wurden die Schaufeln gereinigt und sterilisiert?«, fragte Milo.

»Nein. So wie sie am Abend weggelegt wurden, hat man sie am nächsten Tag wieder benutzt. Ich sage ja …«

»Die Missstände sind uns bekannt. Wissen Sie etwas, ob es sich um Fleischabfälle handelte, die Douglas in den Handel brachte?«

»Sie meinen …«

»Ich meine Fleisch, das in die menschliche Nahrungsmittelkette nicht mehr einfließen hätte dürfen.«

Holman zuckte mit den Achseln. »Für mich sah alles aus wie Fleischabfall.«

Wir verließen den Trinker wieder.

»War er es?«, fragte ich, als wir in Richtung Field Office fuhren.

»Nein. Auf keinen Fall.«

»Dann bleibt es uns nur, sämtliche Angestellten von Douglas zu verhören.«

»Herzlichen Glückwunsch«, kam es sarkastisch von Milo. »Und darüber hinaus einige Dutzend Betriebe, die Douglas beliefert hat. Wir werden Amtshilfeersuchen an so ziemlich jedes Field Office im Lande verfassen müssen.«

»Hoffentlich bekommen wir keinen breiten Hintern vom Sitzen«, verlieh ich meinem Frust Ausdruck.

Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nicht ahnen, dass uns der Fall ziemlich auf Trab halten würde.

Trevellian verhindert schmutzige Geschäfte: Action Krimi

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