Читать книгу Trevellian und der Tod auf Bestellung: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 9
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ОглавлениеAm nächsten Tag fuhren wir zur Pfarrgemeinde St. John. Auch hier widmete man sich wohltätigen Zwecken, unter anderem der Betreuung Obdachloser. Der Priester, mit dem wir sprachen, hieß Byram McAllister.
»Das ist ja ein furchtbarer Verdacht«, entrang es sich dem Mann, und er schaute uns entsetzt an. »Organe auf Bestellung. Brutaler Mord. Wer ist zu so etwas fähig? Das können keine Menschen sein.«
»Es müssen Menschen sein«, verbesserte Milo. »Denn kein Tier wäre grausam genug.«
»Sie betreuen Obdachlose«, sagte ich. »Wir nehmen an, dass Sie auch die medizinische Versorgung dieses Personenkreises organisieren.«
»Das ist richtig. Wir arbeiten mit zwei Ärzten zusammen, die sich bereit erklärt haben, die Menschen, die wir ihnen schicken, unentgeltlich zu behandeln.«
»Erfassen Sie die Probanden, die sich an Sie wenden?«
»Nein. Wir helfen ohne große Fragen.«
»Wer sind die beiden Ärzte?«
Der Priester nannte uns ihre Namen und die Adressen, unter denen sie ihre Praxen betrieben.
In den Patientenkarteien beider Ärzte wurden wir nicht fündig. Wir zogen unverrichteter Dinge ab.
Als wir in unserem Büro zurück waren, zog ich Resümee. »Wir haben drei Tote und zwei Vermisste sowie eine Reihe von Sozialeinrichtungen, bei denen diese fünf nie in Erscheinung getreten sind. Bei Help for Homeless sind Miller und Casey registriert, was aber nicht viel …« Ich winkte ab. »Was im Endeffekt gar nichts sagt.«
»Wir müssen die Kliniken überprüfen, in denen Transplantationen durchgeführt werden«, sagte Milo. »Sie müssen ja einen lückenlosen Nachweis hinsichtlich der Organe führen können, die sie transplantiert haben. Vielleicht stoßen wir auf eine Ungereimtheit.«
»Eine gute Idee«, lobte ich. »Machen wir uns gleich an die Arbeit.«
Da läutete mein Telefon. Es war Mr. McKee. »Kommen Sie und Milo sofort zu mir, Jesse«, sagte der Assistant Director. »Schlechte Nachricht.«
Ehe ich eine Frage stellen konnte, hatte er aufgelegt. Auch ich legte auf. »Zum Rapport«, sagte ich und drückte mich hoch.
Da auch das Büro unseres Chefs in der dreiundzwanzigsten Etage des Federal Building lag, klopften wir eine Minute später schon an seine Tür. Er begrüßte uns per Handschlag, wir setzten uns an den kleinen Konferenztisch, Mr. McKee nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz und sagte: »Die Leiche von James Perry wurde gefunden.«
Es traf mich wie ein eiskalter Guss. In meinem Hals bildete sich ein Knoten.
Milo schien seine Überraschung schneller überwunden zu haben als ich, denn ich hörte ihn fragen: »Was fehlte Perry, Sir? Das Herz, die Lunge, die Leber?«
»Das Herz«, antwortete der Chef.
Nun hatte auch ich die Hiobsbotschaft verarbeitet. »Wo fand man die Leiche?«
»Sie wurde in einem Abbruchhaus in Staten Island abgelegt. Spielende Kinder fanden sie.«
»Wann ist der Tod bei Perry eingetreten?«
»Dem ersten Augenschein nach vorgestern. Genaueres wird die Obduktion ergeben müssen. Setzen Sie sich mit den Kollegen von der Spurensicherung in Verbindung. Der zuständige Beamte ist Detective Lieutenant Warner.«
»Der Tote Nummer vier«, brummte Milo. »Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis Milt Casey aufgefunden wird, abgeschlachtet wie ein Vieh – irgendeines Organs beraubt.«
»Sind Sie schon weitergekommen in Ihren Ermittlungen?«, fragte Mr. McKee.
»Ben Miller, Leiche Nummer drei«, antwortete ich, »wurde von seinen Kidnappern möglicherweise damit geködert, dass man ihm eine Menge Geld für eine Knochenmarkspende bot. Er begab sich wohl freiwillig in die Hände seiner Mörder.«
»Sie sprechen in der Mehrzahl, Jesse.«
»Weil ich denke, dass eine Organisation dahinter steckt. Ein derartiges Unternehmen lässt sich nur durchführen, wenn verschiedene Kräfte zusammenwirken.«
Milo übernahm es, den AD aufzuklären. Schweigend hörte Mr. McKee zu. Sein Gesicht war wie aus Granit gemeißelt. Nachdem Milo geendet hatte, ließ er seine Stimme erklingen. »Legen Sie den Schuften das Handwerk, Jesse, Milo. Die Verbrechen dieser Leute sind derart widerlich, dass mir fast die Worte fehlen.«
»Wir tun, was wir können«, versprach ich.
Ich nahm mit Detective Lieutenant Robert Warner Verbindung auf. »Das Herz wurde fachmännisch herausgenommen«, klärte mich der Kollege auf. »Der Staatsanwalt hat die Obduktion der Leiche angeordnet.«
»Halten Sie mich bezüglich der Ermittlungsergebnisse auf dem Laufenden«, bat ich.
»Selbstverständlich«, beteuerte der Beamte von der SRD.
Wir begannen, die Krankenhäuser New Yorks zu ermitteln, in denen Transplantationen durchgeführt wurden. Im New York University Medical Center gab es einige Teams von Spezialisten, die Organe verpflanzten. Im New York Hospital wurden nur Nieren transplantiert.
An uns lag es, die Transplantationen im fraglichen Zeitraum und die Herkunft der Organe zu überprüfen. Fraglicher Zeitraum war Eintritt des Todes von Jack Henders, der das erste Opfer der Organhändler war. Ich schaute mir den pathologischen Bericht an. Danach war Henders am 25. Mai gestorben. Relevant waren also die Organverpflanzungen der vergangenen neunundzwanzig Tage.
Doch ohne einen entsprechenden Durchsuchungsbefehl würden wir in den Krankenhäusern keine Genehmigung erhalten, irgendwelche Ermittlungen durchzuführen. Wir baten Mr. McKee, uns eine entsprechende richterliche Anordnung zu beschaffen. Es dauerte uns zu lange, abzuwarten, bis unser Antrag auf dem Dienstweg durchgegangen wäre. Der AD schaffte es, die Durchsuchungsbefehle innerhalb von zwei Stunden zu bekommen.
Damit bewaffnet fuhren wir zum University Medical Center in der 1st Avenue. Leiter der Klinik war ein Mann namens Edgar Holyman. Er war ziemlich aus dem Häuschen, als wir ihm unser Anliegen eröffneten. Einen Moment befürchtete ich, dass er tot vom Stuhl kippen würde. Sein Gesicht war dunkel angelaufen, er japste wie ein Erstickender und schaute mich an, als hätte ich etwas völlig Blödsinniges von mir gegeben.
»Sie – denken, dass …« Seine Stimme brach. Er strich sich mit fahriger Geste über die Augen. »… dass in dieser Klinik Unregelmäßigkeiten bei der Organbeschaffung begangen wurden?«
»Nein«, versetzte ich. »Wir denken gar nichts. Aber wir haben vier tote Männer, denen Organe fehlen. Dem einen die Lunge, einem anderen die Nieren, bei zweien sind es die Herzen. Und wir glauben nicht, dass der Mörder seinen Opfern die Organe zum Spaß herausgeschnitten hat.«
Die Schultern Holymans strafften sich. In seine Mundwinkel kerbte sich ein entschlossener Ausdruck. »Sie werden sehen, dass in dieser Klinik alles mit rechten Dingen zugeht. Ich lasse Ihnen sämtliche Unterlagen zur Verfügung stellen.«
»Wir benötigen die Unterlagen sämtlicher Organverpflanzungen seit dem fünfundzwanzigsten Mai«, erklärte ich.
Holyman seufzte. Dann sagte er: »Es gibt Gesetze und Vorschriften, die das Verfahren bei einer Organtransplantation bis ins kleinste Detail regeln. Diese Regeln gelten im Großen und Ganzen weltweit. So ist die Transplantation nur zulässig, wenn die Organe durch eine vom Gesetz legalisierte Stelle vermittelt wurden. Es gibt eine Koordinationsstelle für die Entnahme von Organen, und es muss gewährleistet sein, dass die im Transplantationsgesetz festgelegten Maßnahmen nach den gesetzlichen Vorgaben durchgeführt werden. Man hat eine Vermittlungsstelle mit der Verteilung der Organe beauftragt und …«
Ich unterbrach den Redefluss des Mannes. »Das wissen wir alles, Mister Holyman. Aber auch die Klinik, in der die Organe verpflanzt werden, muss den lückenlosen Nachweis über die Herkunft des jeweiligen Organs bieten können. Also werden wir unsere Ermittlungen zunächst hier betreiben.«
»Ich muss Sie leider enttäuschen«, erwiderte Holyman. »Die Koordinierungsstelle verschlüsselt die personenbezogenen Daten des Organspenders und bildet eine Kenn-Nummer, die ausschließlich der Koordinierungsstelle einen Rückschluss auf die Person des Organspenders ermöglicht. Die Kenn-Nummer ist in die Begleitpapiere für das entnommene Organ aufzunehmen. Die Begleitpapiere enthalten daneben alle für die Organübertragung erforderlichen medizinischen Angaben. Die Koordinierungsstelle meldet das Organ, die Kenn-Nummer und die für die Organvermittlung erforderlichen medizinischen Angaben an die Vermittlungsstelle und übermittelt nach Entscheidung der Vermittlungsstelle die Begleitpapiere an das Transplantationszentrum, in dem das Organ auf den Empfänger übertragen werden soll.«
Nach diesen Worten griff er zum Telefonhörer.