Читать книгу Trevellian und die späte Reue: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 10

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Wir hätten auch die Möglichkeit gehabt, Dennis Wolters ins Federal Building vorzuladen. Aber wir wollten etwas von ihm, und wir hatten es uns zur Gewohnheit gemacht, unsere Fälle vorsichtig anzugehen und nicht voreilig mit Kanonenkugeln auf Spatzen zu schießen. Während wir nach Queens fuhren, sagte Milo: »Nehmen wir mal an, Bancroft, Wolters, Mennert, Vanderbildt und Patterson haben damals zusammen mit McNelly die Bank überfallen …«

»Es waren insgesamt nur vier Bankräuber«, wandte ich ein, ehe Milo weitersprechen konnte.

»Okay, dann eben McNelly und drei von den Genannten. Kann es nicht sein, dass wir McNellys Mörder unter seinen ehemaligen Komplizen suchen müssen?«

»Möglich ist alles. Aber was könnte nach dieser langen Zeit das Motiv für den Mord sein?«

»Das ist die Frage.«

Das Gespräch schlief wieder ein. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Was Milo angesprochen hatte, war natürlich nicht von der Hand zu weisen. Der ganze Fall war ziemlich mysteriös. Fakt war nur, dass McNelly ermordet wurde, dass er zusammen mit drei Komplizen vor zweiundzwanzig Jahren möglicherweise eine Bank überfallen hat, und dass er an einer unheilbaren Krankheit litt, die innerhalb der kommenden sechs Monate sowieso einen Schlusspunkt unter sein Leben gesetzt hätte.

Bei dem Haus, das Dennis Wolters bewohnte, handelte es sich um ein schönes Einfamilienhaus mit verspielten Erkern, das in einem mittelgroßen Grundstück lag, das von einer mannshohen Hecke begrenzt wurde. Die Zufahrt zur Garage war gepflastert. Zwischen dem Gehweg, der zur Haustür führte, und der Garagenzufahrt gab es eine Rosenrabatte. Die Buschrosen waren wie eine Hecke zugeschnitten und hatten grün auszutreiben begonnen. Es war noch hell. Im Nachbargarten schnitt ein Mann Äste aus einem dichten Busch. Er schaute zu uns her. Ich nickte ihm zu. Dann läutete Milo an der Haustür. Ein Mann Mitte der vierzig öffnete. Er war mittelgroß und schmächtig. Auf seinem Kopf gab es nur noch einen dunklen Haarkranz. Er trug eine Brille, hinter deren dicken Gläsern seine Augen unnatürlich groß erschienen. »Sie sind die Gentlemen vom FBI, nicht wahr?«

Ich stellte uns vor.

»Ich habe Sie schon erwartet.« Seine sonore Stimme wollte ganz und gar nicht zu seiner Erscheinung passen. »Kommen Sie herein.«

Er verströmte Ruhe und Besonnenheit.

Im Wohnzimmer begrüßte uns Mrs. Wolters, dann entschuldigte sich die Frau, ging in einen angrenzenden Raum und schloss hinter sich die Tür.

Wir setzten uns.

»Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, fragte Wolters höflich.

»Wir kommen gerade vom Abendessen«, antwortete ich. »Jeder von uns hat einen halben Liter Wasser zur Pizza getrunken. Aber vielen Dank, Mister Wolters.«

»Ich habe keine Ahnung, wie ich dazu beitragen könnte, den Mord an Randolph aufzuklären«, sagte Wolters und kam damit auf den Punkt.

»Sie kannten McNelly gut?«

»Wir waren Studienkollegen.«

»Dann gehörten Sie sicher auch Phi Delta Phi an«, bemerkte Milo.

»Bei dieser Organisation bin ich heute noch Mitglied. Eine internationale Juristenverbindung.« Wolters lächelte. »Das spricht doch hoffentlich nicht gegen mich?«

Auch ich lachte. Doch sogleich wurde ich wieder Ernst. »Es geht uns darum, McNellys engeren Freundeskreis während seiner Studienzeit zu bestimmen. Es besteht der Verdacht, dass McNelly vor zweiundzwanzig Jahren zusammen mit drei Gefährten in New Jersey eine Bank überfallen hat. Es war die Niederlassung der M & T Bank. Ein Bankangestellter kam bei dem Überfall ums Leben.«

»Sie suchen seine Mittäter also unter seinen Studienkollegen?«

»Es ist das Naheliegendste.«

Wolters verzog den Mund. »Steht fest, dass Randolph damals die Bank überfallen hat?«

»Nein. Bei ihm wurde lediglich die Waffe gefunden, mit der der Angestellte erschossen wurde.«

»Nun, meine Beziehung zu Randolph war nicht so eng, dass ich mit ihm eine Bank überfallen hätte. Um mein Studium zu finanzieren habe ich teils gejobbt, teils haben mich meine Eltern unterstützt.«

»Wo waren Sie am elften April um sieben Uhr abends?«

»Wurde am elften nicht Randolph ermordet?«

»Sehr richtig.«

»Stehe ich etwa im Verdacht, sein Mörder zu sein?«

»Beantworten Sie einfach die Frage, Mister Wolters«, bat ich.

»Sicher. Sie machen Ihren Job. Am elften um neunzehn Uhr war ich zuhause. Ich habe täglich um sechzehn Uhr Feierabend und es kommt nur ganz selten vor, dass ich nicht sofort nach Hause fahre. Meine Frau kann es bestätigen.« Er erhob sich, ging zu der Tür, durch die vorhin seine Gattin das Wohnzimmer verlassen hatte, und sagte: »Komm doch bitte mal heraus, Sylvia.«

Die Frau bestätigte Wolters‘ Aussage. Ich bedankte mich bei ihr, und sie fragte: »Was werfen Sie denn meinem Mann vor, weil er ein Alibi benötigt?«

»Nichts«, erwiderte ich. »Wir gehen nach dem Ausschlussprinzip vor. Nachdem Sie Ihrem Mann ein Alibi bescheinigten, brauchen wir uns mit ihm schon nicht mehr befassen.«

»Ich erkläre dir alles, wenn die Gentlemen wieder gegangen sind, Sylvia«, versprach Dennis Wolters.

Die Frau verließ das Wohnzimmer wieder.

»Hatten Sie noch Kontakt mit McNelly, nachdem Sie Ihr Studium beendet hatten?«, fragte Milo.

»Wir hatten noch einmal ein Studententreffen. Das war vier oder fünf Jahre, nachdem wir fertig waren. Ich traf dort Randolph und sprach auch kurz mit ihm. Er erzählte mir, dass er eine eigene Kanzlei eröffnet habe.«

»Was war McNelly für ein Mann?«

»Nun, er ließ nichts anbrennen, wie man so schön sagt.« Wolters grinste. »Ansonsten kann man nichts Negatives über ihn sagen. Er lieferte als einer der wenigen ein Prädikatsexamen ab. Ein hochintelligenter Bursche. Doch er hatte es nicht gerade einfach. Von zuhause hatte er nichts zu erwarten. Er war auf sich alleine gestellt. Aber er hat seine Situation gemeistert. Wenn er sich in etwas verbissen hatte, dann zog er das auch durch.«

»Er war also ein konsequenter Mann«, resümierte ich.

»So kann man ihn charakterisieren«, bestätigte Wolters.

»Hatten Sie mit Jason Mennert, Wilson Bancroft, John Vanderbildt und Glenn Patterson nach ihrem Studium noch Kontakt?«

Wolters fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Hatte ich ihn mit meiner Frage etwas aus der Fassung gebracht? Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. Mir kam es vor, als wollte er Zeit gewinnen, um seine Antwort zu formulieren. Doch schon im nächsten Moment schüttelte er den Kopf. »Der eine oder andere von ihnen war damals bei dem Studententreffen. Ich glaube, mit Mennert habe ich damals sogar gesprochen. Himmel, das ist eine Ewigkeit her.«

»Also keinen Kontakt«, sagte Milo.

»Keinen«, bestätigte Wolters. »Ich habe andere Leute kennengelernt und unterhielt zu keinem meiner Kommilitonen nach Abschluss des Studiums Kontakt.«

»Wie eng war die Freundschaft zwischen McNelly und Jason Mennert?«

»Dazu kann ich Ihnen nichts sagen. Wir haben miteinander gesprochen, haben Kurse besucht, sind auch mal einen Trinken gegangen. Ich habe mich nicht dafür interessiert, wer mit wem befreundet war. Ich kann Ihnen zum Verhältnis zwischen Rand und Jason nichts sagen.«

Ich ließ auch bei Wolters eine Visitenkarte zurück. Dann fuhren wir nach Manhattan zurück. Die Sonne war untergegangen, die Schatten waren verblasst. Der Himmel war bleigrau. Zurück in Manhattan lud ich Milo bei seiner Wohnung aus, dann fuhr auch ich nach Hause.

Ich gab mich keinen Illusionen hin. Auch Bancrofts Vernehmung würde kein brauchbares Ergebnis bringen. Wir stocherten im Dunkeln herum. Nach über zwanzig Jahren einen Bankraub aufzuklären erschien mir nahezu unmöglich zu sein. Es gab keine Spuren mehr. Ich nahm mir vor, die Ermittlungsakten den Bankraub betreffend zu studieren. Vielleicht ergab sich irgendein Hinweis.

Trevellian und die späte Reue: Action Krimi

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