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1. Statt Socken stricken auf die Socken machen – kann auch als Einleitung gelesen werden...

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Der Großstadtwanderer und die geheimnisvolle Besucherin gehören bekanntlich zu jenen Leuten, die nicht gerade über Adleraugen verfügen, was nicht heißt, dass sie richtig blind sind. Sie sehen bloß nicht besonders viel – eher sogar etwas weniger. Trotzdem sind sie keineswegs übertrieben häuslich orientiert, sondern stiefeln lieber durch laute Städte und stille Wälder oder sogar auf die Gipfel höherer Berge, was im familiären Umfeld bisweilen auf ein gewisses Unverständnis trifft. Und überhaupt könnten die Beiden doch wie anständige Großeltern die zehn Enkelkinder betreuen und für dieselben wärmende Socken stricken statt sich dauernd auf die Socken zu machen um die Gegend da draußen mit ihren Fußstapfen zu schmücken.

Doch da ist die ewige Sehnsucht...

...nach der Welt außerhalb der heimischen vier Wände. Gegen die gibt es bislang keine wissenschaftlich abgesicherte Therapie und gäbe es eine solche, würden die Beiden sich mit großer Wahrscheinlichkeit Therapie resistent verhalten. Außerdem können sie mit Stricknadeln nicht umgehen und wenn sie ein Enkelkind dabei haben, geht’s mit ihm oder ihr auch hinaus in die nahe oder weite Welt. Manchmal nehmen sie sogar einen Kinderwagen mit. Ein Baby liegt jedoch nicht drin, sondern Luftmatratzen, Schlafsäcke, Campingmöbel und obendrauf ein Zelt. Proviant natürlich auch – Schokolade und Grappa beispielsweise...

Klar kommen da manchmal so dusselige Fragen nach dem Sinn des ewigen Unterwegsseins, wo doch der visuelle Aktionsradius eine gewisse Begrenztheit akzeptieren muss. Solche Fragen stammen prinzipiell von Leuten mit voller Sehschärfe die meinen, deswegen auch den vollen Durchblick zu haben obwohl sich ihre Wahrnehmung der Welt fast ausschließlich optisch austobt. Als hätten die Menschen neben der visuellen nicht auch noch jede Menge weiterer Wahrnehmungsmöglichkeiten. Schließlich sieht die große weite Welt nicht nur irgendwie spannend aus, sondern hört sich auch verdammt interessant an oder riecht und schmeckt verführerisch.

Insbesondere das Schmecken hat es dem Großstadtwanderer angetan. Er hat auf seiner Never Ending Tour so manches opulente Mal sowie haufenweise köstliche Kleinigkeiten verputzt. Allein dafür hat sich dieses Reiseleben schon gelohnt und Seheinschränkungen beziehen sich bekanntlich nicht auf Gaumen und Zunge, sondern nur auf die Augen. Und überhaupt ist ja noch ein brauchbarer Sehrest vorhanden mit dessen Hilfe der Großstadtwanderer in der Lage ist, auch jede Menge optische Eindrücke zu sammeln um sie anschließend Lesern und Hörern anschaulich zu servieren. Außerdem ist die geheimnisvolle Besucherin ja meistens auch in der Nähe um beim visuellen Interpretieren der jeweiligen Gegend behilflich zu sein.

Aber ist es nicht gefährlich..

...mit Sehbehinderung durch die Welt zu geistern, fragen da die immer und ewig Besorgten und der Großstadtwanderer will das keineswegs bestreiten – ganz im Gegenteil. Beispielsweise wäre er im antiken Termessos beinahe mal in eine Zisterne gefallen. Trotzdem gestattet er sich die Gegenfrage, ob es nicht auch gefährlich war, als die Phönizier und Wikinger oder auch ein gewisser Kolumbus einfach mal los segelten übers endlose Meer ohne zu wissen wohin und dabei zufälligerweise Amerika entdeckten? Oder als jenes merkwürdige Wesen einst vom sicheren Baum kletterte, um fortan als Savannen-, Wald- und Bergläufer auf die abenteuerliche Reise ohne Ende zu gehen? Dagegen ist doch das Reisen mit mit ein Bisschen Sehbehinderung ein durchaus kalkulierbares Risiko.

Natürlich gibts unterwegs...

...die eine oder andere Beule, insbesondere wenn man wie diese Beiden hier eher die etwas holprigen Pfade bevorzugt. Aber solche Beulen gehen auch wieder weg und vor allem sind auch jene Leute mit visueller Überkompetenz durchaus mit Beulen gesegnet. Liegt wahrscheinlich eher an den holprigen Pfaden als an den schwächeren Linsen...

Okay, das soll genügen. Wer mehr darüber wissen möchte, kann ja fragen oder weiter lesen und alle, die den Großstadtwanderer kennen, werden bestätigen können, dass er zu sehr umfassenden Antworten bereit ist. Ansonsten geht’s jetzt ohne weitere Verzögerung aber mit Brille und guter Laune voll rein in die netten kleinen Zufallsabenteuer, wobei der obligate gastronomische Schlussakkord meistens für das kulinarische Happy End sorgt...

Never Ending Reiserausch

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