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Paul Simson und der Lord

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Paul Simson sass nach wie vor auf seiner Veranda. Natürlich hatte auch er von Covid-19 Kenntnis genommen und er konnte sich keinen Reim darauf machen. Das Ganze kam ihm suspekt vor, und er wollte der Sache auf den Grund gehen. Er kontaktierte in der Folge seinen Kumpanen mit Namen Brian Jones und er wollte von diesem wissen, was er von der ganzen Sache hielt.

“Hi Brian, how’s life, where are you?” “I’m in Scotland and near to our friend, Lord … .”

Paul war ein wenig erstaunt ob der Antwort, vermutete er seinen Kollegen doch in Irland und dort in der Nähe von Cork.

Cork (irisch: Corcaigh) ist der Verwaltungssitz der gleichnamigen Grafschaft im Süden Irlands. Die Stadt ist mit rund 125’000 Einwohnern nach Dublin die zweitgrößte Stadt Irlands. Cork verfügt über einen Flughafen und ist rund 160 km oder zweieinhalb Fahrstunden von Ventry entfernt.

Paul wusste um den ‘Lord’, jedoch war er ihm selber noch nie begegnet. Der Lord musste steinreich und eher Milliardär als «einfacher» Millionär sein, von denen es in Grossbritannien zuhauf gab. Er schien beste Beziehungen zu allen Kreisen zu haben, zu denen «Normalsterbliche» keinen Kontakt haben, und was ebenfalls über ihn bekannt war, dass er über eine Highland Malt Whisky Distillery verfügte, wo keine Flasche unter 1000 Pfund erhältlich gemacht werden konnte. Und selbst dann, wurden die Flaschen nur unter der Hand weitergereicht.

Der Lord besass Ländereien in ganz Schottland, in England und Irland, aber auch in Frankreich und dort vor allem an der Côte d’Azur. Sein Adelstitel ging bis ins Mittelalter zurück, und er konnte sich in all den Jahren halten.

«Brian, du weisst, dass ich den Lord nicht persönlich kenne und dass ich das, was ich von ihm bislang gehört habe, auch nicht nur schätze. Ich würde gerne etwas mit dir besprechen. Wann bist du wieder in der Gegend?» «Morgen werde ich nach Cork zurückkehren, und wir können uns gerne treffen. Ich schlage dir unser Pub in Dingle vor.»

«The Dingle Pub» liegt an der Main Street in Dingle und damit unweit vom Wohnort von Paul. Sie hatten sich für 1700 Uhr verabredet, was für irische Verhältnisse als relativ früh bezeichnet werden musste.

Paul war der erste, der das Restaurant betrat. Am Tresen standen zwei/drei Einheimische, welche ihn begrüssten. Paul wählte einen Tisch in der Ecke. Jedes Mal, wenn es ums «Eingemachte» ging, wollte Paul dies nicht am Telefon, sondern face to face besprechen und so war es auch dieses Mal. Brian traf alsbald ein und er setzte sich zu Paul an den Tisch. Beide bestellten sich ein ‘Pint’ – Paul ein «Smithwicks», Brian ein Guinness.

«Und worum geht es nun?», so die Frage von Brian. – «Was hältst du von der ganzen Virengeschichte? Hat das Ganze etwas mit uns zu tun? Mit unserer Organisation? Weisst du etwas Näheres?» - Paul wählte bewusst die direkte Art mit seinen Fragen. Er wollte Brian aus der Reserve locken.

Brian wurde ein wenig verlegen, verneinte dann aber doch deutlich die Anspielung von Paul. Immerhin gab er zu bedenken, dass trotz der Dimension das Ganze für ihr Unterfangen von Nutzen sein könnte. – Paul schluckte: Wie konnte man nur so denken. So kannte er Brian gar nicht.

«Und wie war dein Besuch beim Lord? Gibt es Neuigkeiten, die für uns von Interesse sind?» - Nun versuchte Paul die Wogen wieder etwas zu glätten.

Brian rühmte das Treffen und seinen Ausführungen war Bewunderung dem Lord gegenüber zu entnehmen. Gut, Brian war selber Schotte und so musste einem dies auch nicht weiter erstaunen. Brian kannte den Lord gut, und Paul konnte nicht ausschliessen, dass Brian ihn über ihre «Geschäfte» – zumindest im Ansatz – ins Bild gesetzt hatte, und dies, obschon sie sich geschworen hatten, niemandem, ohne ihr gegenseitiges Einverständnis, in die Machenschaften einzubeziehen.

Irland gilt als «Hochburg» der künstlichen Intelligenz. So befindet sich beispielsweise die Europazentrale von Apple in Cork. Auch Google eröffnete zu Beginn des neuen Jahrtausends seinen EMEA-Hauptsitz in Dublin und beschäftigt dort heute rund 2000 Mitarbeiter.

Anmerkung: EMEA steht für ‘Europe, Middle East and Africa’ und ist für Amerikaner die Abkürzung für diesen Wirtschaftsraum.

Aber auch andere Technologieunternehmen wie etwa Intel, IBM oder Microsoft sind in Irland präsent. Das Irish Centre for Cloud Computing and Commerce (kurz: IC4) hat seinen Schwerpunkt auf der Entwicklung eines international anerkannten Center-of-Excellence für Innovation und angewandte Forschung und Führung der Industrie und befindet sich ebenfalls in Dublin.

Überdies sind andere ‘Global Player wie etwa Facebook, Zalando oder Amazon eng mit Irland verbunden: Immerhin gilt Irland als weltweit zweitgrößter Software-Exporteur und ist als bevorzugter Standort für Unternehmen in diesem Sektor anerkannt.

Paul und Brian waren diese Fakten natürlich bekannt und sie wählten nicht zuletzt deshalb Irland als ihre Operationsbasis. Unauffällig und abgelegen, aber mit dem nötigen technischen ‘Background’ versehen, wollten sie die «Weltherrschaft» im Digitalen Bereich von Ventry aus übernehmen. Sie brauchten für diesen Zweck natürlich Geld und dieses sollte über die «Logistik» - sprich: durch Raubüberfälle auf Geldtransporter in ganz Europa sichergestellt werden. Anfänglich lief das «Geschäft» ja ganz gut, dann aber plötzlich wendete sich das Blatt. Unbedachtes Vorgehen eines Einzelnen brachte das Ganze in Schieflage und nun galt es, aus dem Vermeintlichen wieder das Beste zu machen.

Paul bestellte sich ein zweites Bier und langsam stellte sich bei ihm auch der Hunger ein. Er orderte für sich eine Spezialität des Hauses fresh wild salmon. Brian tat ihm desgleichen, jedoch wählte er das «bar meal»: spare ribs with baked potatoes.

Alsdann ging Paul nochmals in die Offensive und fragte Brian nun direkt, ob er dem Lord von Blue Danube erzählt habe. – Brian konnte nicht mehr ausweichen und er bejahte die Frage. «Und, wie hat der Lord darauf reagiert? Und was hast du ihm alles erzählt?»

«Reagiert hat er nur mit einem müden Lächeln. Gut, ich habe ihm auch nicht wirklich viel erzählt. Eigentlich nur, dass man dem ganzen Datenwirrwarr von heute einen Riegel schieben sollte.»

Auf jeden Fall holte der Lord in der Folge aus und er gab Brian sein Weltverständnis zum Besten – selbstverständlich liess er das Ganze von einer Flasche «Highland Park Thorfinn Whisky» begleiten; die Flasche kostet im Handel CHF 1790 – Brian durfte mithalten.

Anmerkung: Der Whisky in der dunklen, mit Gold verzierten Flasche ist eine Hommage an eine historische Persönlichkeit aus dem 11. Jahrhundert. Sein Name lautet "Thorfinn Sigurdsson der Mächtige". - Viele der Highland Park Whiskys sind nach lokalen Helden, tapferen Kriegern und berühmt-berüchtigten Wikingern benannt. Der Whisky reift im klimatisch rauen Norden Schottlands in Fässern heran, die zuvor Sherry enthielten, und bietet ein facettenreiches Geschmacksprofil mit Anklängen von Ingwer, Trockenfrüchten, Gewürzen sowie aromatischem Torfrauch.

Und ähnlich wie "Thorfinn Sigurdsson der Mächtige" verstand sich auch der Lord. Er konnte der aktuellen Politik mit «Brexit» und anderem mehr nichts abgewinnen, und der jetzige Premierminister des Vereinigten Königreichs mit seiner «Lachfrisur» war für ihn nur ein Abklatsch der guten alten Zeiten. Diese lagen allerdings doch ein ganzes Stück zurück, wo Schottland von England noch unabhängig und ein eigenständiges Königreich war. Der Lord sehnte diese Zeit vor 1707 zurück, wenngleich er sie selbstverständlich selber nicht erlebt hatte; seine Vorfahren jedoch schon, und es liess sich den Analen der Familiengeschichte hierzu so einiges entnehmen.

Bei einem zweiten Glas Thorfinn und einem tiefen Schluck daraus wurde der Lord immer redseliger und er fing an zu fabulieren, fantasieren und steigerte sich gar hin zum Träumen. Er schwebte auf Wolke «sieben» und er verstand sich als Retter der Nation, wenn nicht gar als Retter der ganzen «kultivierten» Gesellschaft, wozu er sich selbstverständlich zählte.

Seine Verblendung ging so weit, dass er kaum noch unterscheiden konnte zwischen arm und reich, zwischen schwarz und weiss und schon gar nicht zwischen Recht und Unrecht; er verleugnete alles, was nicht seinem Weltbild entsprach.

Sein archaisches Gedankengut ging so weit, dass er nicht mehr zwischen gut und schlecht, zwischen bös und gerecht, zwischen Wahnwitz und Realität unterscheiden konnte; er wollte nur noch seine Meinung als die einzig Richtige verstanden wissen. Jeder Widerspruch wurde von ihm im Keim erstickt.

Bei einem dritten Glas Thorfinn schlief er ein.

Paul war entsetzt ob den Äusserungen von Brian, und sie machten ihm Angst. Ähnliches hatte die Geschichte schon zu oft erlebt, und es endete ausnahmslos im Desaster. – Sollte der Welt heute Gleiches widerfahren, so müsste dem Ganzen Einhalt geboten werden und zwar mit aller Deutlichkeit. – Paul wollte seinen Teil dazu beitragen.

Brian war ein wenig verunsichert ob der Haltung seines Kollegen und er bestellte sich und Paul ein weiteres ‘Pint’. Das Pub hatte sich in der Zwischenzeit gut gefüllt und sie lauschten in der Folge den Klängen der Live Band zur «traditional Irish music».

Bern ... und seine Geheimnisse

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