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Damals

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Angefangen hat alles, als ich eine neue Sichtweise auf die Dinge erhielt, denn wir kannten uns schon ewig. Eigentlich seit ich denken konnte. Er, ich nenne ihn Richard, lebte mit seiner Familie, die aus seinen Eltern und drei jüngeren Brüdern bestand auf einem benachbarten Hof, der zu dem Gut meines Vaters gehört. Ich und meine Schwester, Töchter eines verarmten Provinzadligen, der aber durch seinen Landbesitz zum wichtigsten Arbeitgeber im Ort zählte. Er, der Sohn des Vorarbeiters, der auf dem Gut meines Vaters arbeitete. Diese Standesunterschiede hielten uns in der Jugendzeit nicht davon ab, dass wir miteinander kommunizierten. Allerdings in einer Form, wie sich eben zwei unverträgliche Stände damals zu verständigen hatten. Er aus dem Stand der Unterstellten, ich auf der Seite jener, die das Wort sprachen, das andere ausführten. Auch wenn uns dieser Umstand zu Kindeszeiten noch nicht so bewusst war, gab es zwischen uns wenig, das uns gegenseitige Achtung einflößte. Ja, wir ließen keine noch so kleine Gelegenheit aus, uns dies zu zeigen. Ich konnte es nicht nachvollziehen, dass die Jungs des Dorfes in der Meute einem einzigen zerschlissenen ledernen Ball, der mit irgendwelchem Material gefüllt war, weil die Hülle die Luft nicht mehr halten konnte, nachjagten und sich sogar in die Haare bekamen, wenn es darum ging, ob der Ball nun eine bestimmte Linie überschritten hatte oder nicht. Oder wenn sie mit ihren Steinschleudern auf Ziele schossen und sich daran erfreuten, wenn diese entzwei gingen oder die von den Geschossen getroffenen Tiere unter Schmerzen wie wildgeworden davon jagten. Ich fand es ebenso abstoßend, ja ekelhaft, wenn sie die Nester der Vögel plünderten, Frösche fingen und sie diese mittels eines Strohhalmes aufbliesen oder in einer Art Mutprobe Kaulquappen bei lebendigem Leibe verschluckten. Das waren eben nun mal Sachen wie sie nur Jungs taten, die es nicht anders kannten. Ich fragte mich oft, ob sie dies für ihre Entwicklung zum Manne brauchten oder sich dies nur antaten um zu beweisen, was für tolle Hechte sie doch waren. In der Meute fühlten sie sich alle stark und unangreifbar. Auch wenn sie sich einzeln und allein ganz anders verhielten. Wenn sie zum Beispiel mit ihren erbärmlich alten Zweirädern, ein solches Gefährt verdiente eigentlich das Wort Fahrrad nicht im geringsten, weil es nur aus den wesentlichen Teilen bestand, die ein Fahren erst ermöglichten, durchs Dorf jagten und sie aus ihrem Geschwindigkeitsrausch heraus uns Mädchen mit allerlei Unartigkeiten und Schimpfwörtern bedachten. Dort fühlten sie sich noch stark, denn sie wussten, dass wir ihnen nicht folgen konnten, niemand von uns Mädchen sie einholen konnte. Wir Mädchen zeigten ihnen dagegen, was ein „Reiches- Mädchen-Fahrrad“ so drauf hatte. Angefangen mit unseren Fahrradklingeln, mit den wir sie beim Fußballspiel ausklingelten, oder als wir uns Streifen aus stabiler Pappe in den Speichen festmachten um dann mit lautem motorähnlichem Geknatter die Dorfstraße runterfuhren und Aufmerksamkeit erregten. Schon im Äußeren unterschieden sich unsere Räder. Ein gepolsterter Sattel, verchromte Schutzbleche, einen Gepäckträger. Es gab so vieles was uns zu dieser Zeit trennte. Irgendwann verloren wir uns zumindest zeitweise aus den Augen. Es war die Zeit, als unser Vater uns standesgemäß auf eine Privatschule schickte, weil aus uns ja etwas werden sollte. Wir kamen dann nur noch in der Ferienzeit in unser Heimatdorf zurück. Bei den Jungs waren wir damit zu Dorf- Touristen degradiert. Keiner von ihnen glaubte nämlich ernsthaft, dass wir später in dieses Kaff zurück kämen würden. Aber darin sollten sie schließlich in gewisser Weise Recht behalten. Doch da waren ja noch die Schulferien. Alles begann damit, dass Richard mir plötzlich dadurch auffiel, dass ich seine muskulöse Erscheinung nicht mehr übersehen konnte. Damals war ich etwa sechzehn Jahre alt, Richard drei oder vier Jahre älter. Die Jungs im Internat bestanden keinen Vergleich mit ihm, außer vielleicht den Intellektuellen. Auch wenn ich mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sonderlich stark dafür interessierte, so waren die Jungs im Internat in meinen Augen alles Grünschnäbel, Möchtegerne, die durch das Geld ihrer Väter sich ihren Rang in der Hierarchie des Internates und besonders bei den Mädels zu erkämpfen suchten. Richard war aus einem anderen Holz geschnitzt. Er verdiente sich schon auf dem Hof meines Vaters. Er war zwar auch nur der Weisungsempfänger, aber die Arbeit hatte ihn schon geformt und aus dem Jüngling einen muskulösen, kraftstrotzenden jungen Mann gemacht, dessen breite Hände und die kräftigen Unterarme Zeugnis davon gaben, dass er hinlangen konnte, und davon verstand festzuhalten, was es festzuhalten gab. Sein Gesicht war durch die Arbeit in der Landwirtschaft mit Bräune gezeichnet. Sein Vater war ihm ein strenger Vorarbeiter, doch Richard lernte bei dieser Arbeit schnell. Waren Saisonarbeiter auf dem Hof, so erhielt er von seinem Vater schon mal die Aufsicht für eine Gruppe. Und genauso war es in den Sommerferien, wenn die Getreideernte zu Gange war. Jede Hand wurde bei der Ernte gebraucht. Und so mussten auch wir Mädchen mit zugreifen. Für die Zeit der Arbeit war kein Platz für irgendwelche Frozzeleien. Und am Abend war man von einem schweren arbeitsreichen Tag so gezeichnet, dass man für derlei keinen Sinn sah. Eine kleine Plauderei an einem winzigen Lagerfeuer im großen Hof, oder wenn jemand die Gitarre zu Hand nahm und man dazu sang, da blieben die Augen noch ein Stündchen länger offen. Die Jungs schön brav auf der einen und Mädchen auf der anderen Seite. Anders an jenem Abend. Ich kam gerade mit einem Glas kühler Limonade aus dem Gewölbe als ich von Richard angesprochen wurde. Er fragte mich, ob ich Lust hätte auf ein Stündchen mit zu kommen, in Auerbach sei Dorffest mit Rummel und Tanz. Ich war so durcheinander, dass ich nur zu stottern anfing. „Allein“, fragte ich. „Nein, da sind noch zwei Burschen“. Ich war so durcheinander. Ich konnte doch nicht allein mit drei Jungs auf den Rummel. Plötzlich stand Rosalie, meine Schwester, neben mir und fragte was es gibt. Als sie hörte Rummel, war sie begeistert. Derartige Feste zogen sie schon immer an. „Und wie kommen wir hin?“ Richard drehte sich um und zeigte wortlos auf ein Fahrrad, an dem es nix zu meckern gab. „Ist mein Neues“, unterstrich er seine Besitzansprüche. Aha, dachte ich. Ein Herrenrad ohne Gepäckträger, da war meine Sitzposition ja schon vorbestimmt. Ich schaute Rosalie an. Die lachte und nickte nur. Während einer der Burschen sie schon in Richtung des nächsten Rades zog. Obwohl ich nicht von den Sitzqualitäten seines neuen Rades überzeugt und immer noch unsicher war, ob man unsere Abwesenheit nicht bemerken würde, ließ ich mich auf das Abenteuer ein. Doch für mich völlig unerwartet, holte Richard aus der Scheune eine Jacke und legte diese auf die Querstange. Dies nötigte mir ein verschmitztes Lächeln ab. Doch nicht der ungehobelte Klotz von einst, dachte ich damals. Trotz der Polsterung war mein Hinterteil auf holpriger vier Kilometer Landstraße wund geworden und ich war froh wieder auf eigenen Füßen stehen zu können. Zwischen seinen starken Armen rechts und links und seinen muskulösen Oberkörper hinter mir wissend, fühlte ich mich das erste Mal in der Nähe eines Jungen wohlbehütet. Und etwas ging in mir vor. Richard ließ mir damals wenig Zeit darüber nachzudenken. Denn kaum hatte er sein Fahrrad abgestellt und abgeschlossen, nahm er mich ohne ein Wort zu fragen und zerrte mich auf die Tanzfläche. Ich lag ohne auch nur den Funken einer Gegenwehr in den Armen eines Jungen, der mich vor noch nicht allzu langer Zeit lediglich als ein Mädchen, als eine eingebildete Gans betrachtete und dessen Brüder uns mit „Muschis“ beschimpften. Und nun…. Sein doch etwas plumper, bäuerlicher Tanzstil machte die erste gemeinsame Tour auch nicht zu einem nachhaltigen Erlebnis. Es war warm auf dem Fest und das Gehopse nach einem anstrengenden, arbeitsreichen Tag war auch nicht viel entspannender. Mit einem “mir ist warm“ erfand ich die Ausrede von der Tanzfläche gehen zu können. Er kam mir hinterher und fragte nach einer Erfrischung. Ich gab ihm zu verstehen, das mir nicht nach der Erfrischung eines kühlen Bieres war, sondern ich eine ganzkörperliche Erfrischung suchte. Er verstand nicht sofort. Erst als ich ihm sagte, dass mir der Sinn nach einem Bad stehe, begriff er. Ich sah, dass er angestrengt nachdachte, bis er mich an jenem Abend ein zweites Mal packte und wegzog. Und es war sicher heut nicht zum letzten Male, dass ich mich auf der Stange seines Rades wieder fand. Zum Glück waren es nicht nochmal vier Kilometer. Ich wusste zwar nicht wo er hinwollte, fühlte mich aber zwischen seinen Armen ein weiteres Mal wohl und sicher. Als mir dann einfiel, wohin unsere gemeinsame Reise führte, war ich erstaunt über seine Flexibilität seines Denkens. Es war keine Badegelegenheit im eigenen Sinne, sondern die Fischgewässer unseres Hofes. Sie lagen abseits des Hofes, zwischen den Dörfern und hatten einen Frischwassereinlauf durch einen kleinen Bach. Und hätte sein Vater davon Kenntnis erhalten, so hätte nicht nur er mächtigen Ärger bekommen. Aber so ging in jener Nacht alles gut. Da angekommen zierte er sich, lies lediglich sein Rad am Ufer nieder und setzte sich ins Gras. Kein Gedanke an eine Abkühlung bei ihm. Ich hatte auch in der Schnelle meiner Entscheidung nicht an solch eine Gelegenheit gedacht. Folglich blieb nur ein Bad ohne alles. Für mich war es eine bislang ungewohnte, noch nie erlebte Situation. Doch wie anders sollte es gehen. Beim Ausziehen spürte ich förmlich sein Augenpaar auf meinem Rücken. Dies war für mich auch ungewohnt, hatte mich doch noch nie ein fremder Junge so gesehen. Schnell versuchte ich ins Wasser zu kommen. Springen war bei der ungewissen Tiefe des Teiches zu gefährlich, also glitt ich vorsichtig vom Grasufer ins Wasser. Nach einem kurzen flacheren Rand stand ich in hüfttiefem Wasser. Ein tolles Gefühl umgab mich plötzlich. Es nahm mir die Tageshitze aus dem Körper. Er saß immer noch in Hosen im Gras. Ich schaute ihn fragend an. „Und du? Keine Lust“. Ich spürte, dass die Scham ihn davon abhielt. Seine Reaktionen waren in diesem Moment irreal, einfach anders, als ich es bislang von ihm erwarten konnte. War er doch stets der Vorreiter, der Initiator, wen es darum ging uns Mädchen zu necken. „ Na…., jetzt mach. Oder bist du nur wegen mir hergefahren. Ich dreh mich um“. Es dauerte noch, bis ich die ersten Spritzer seines Inswassergleitens vernahm. Als ich mich zu ihm umdrehte war seine Blöße schon im Wasser eingetaucht. Ich begann ihn zu spritzen und zu necken. Seinem Wunsch aufzuhören wollte ich nicht nachkommen. Und so kam was kommen musste. Kurzer Hand tauchte er ab, kam auf mich zu geschwommen, schneller als ich es je erwartet hatte, tauchte vor mir auf, pustete mich mit dem Wasser voll, das beim Auftauchen von seinem Kopf lief und umschlang mich mit seinen starken Armen. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Überfallartig verschlossen seine Lippen meinen Mund und seine Zunge unternahm den Versuch in mich einzudringen. Es kam so plötzlich, so unerwartet. Das war wieder nicht der Richard, den ich bislang kannte. Mit keinem Gedanken hätte ich je so etwas erwartet. Doch das war längst nicht alles. Bei dem Versuch mir seine Zunge aufzudrängen spürte ich ein weiteres Körperteil, das mir bislang noch nicht einmal zu Gesicht gekommen war. Nachdrücklich und in einer Form und Größe machte es auf meiner Bauchdecke Eindrücke, dass ich mich vehement seiner Umarmung zu entziehen versuchte. Ein derartiger Überfall konnte ich nicht gut heißen, zumal ich seine Absichten nicht kannte und nicht bereit war, in einer solchen Situation seinem Drängen nachzugeben. Mit der Sicht und den Erfahrungen von heute wäre meine Reaktion sicher eine andere gewesen und ich hätte ganz sicher nicht so erschrocken reagiert. Ich war wie gesagt sechzehn Jahre alt und hatte keine Vorstellungen von einem ausgewachsenen erigierten männlichen Geschlechtsteil, nicht mal im Ansatz waren diese vorhanden. Sie mögen jetzt sicher beim Lesen darüber schmunzeln. Aber wir waren auf dem Dorf, in Mitten einer katholisch geprägten Provinz, wo fast alle religiös erzogen wurden. Aufklärung gab es kaum. Solche konnte ich auch kaum von meinen Eltern erwarten. Als Mädchen vom Vater sowieso nicht, denn der delegierte Erziehungsfragen in die Hände der Mutter, und die, eine pragmatische Frau, setzte darauf, dass zumindest erste passende Basisinformation in der Schule vermittelt wurden. Irgendwann war der Tag gekommen, wo sie mir mit einem „Hier lies mal“, ein Büchlein über den Tisch schob, das ein erstes Anschauungsmaterial für mich war. Mir war diese distanzierte Form der Aufklärung nur Recht, besser als mit Mutter und Vater an einem Tisch darüber zu sprechen. Etwas später fanden wir dann in der väterlichen Bibliothek zu gleichem Thema ein Buch von einem Dr. Schnabel, „Mann und Frau intim“, das sowohl Aufklärungswerk als auch Nachschlagwerk war und da lasen heimlich. Mit diesem Wissen schien mir Sex eine komplizierte Akrobatik zu sein, wo teilweise und gleichzeitig, mehrere Gliedmaßen im Einsatz waren, Zunge Mund, Finger, Geschlechtsteile Anwendung fanden, wo gesprungen, geschoben, gestoßen wurde. Trotzdem war es damals, und in meinem Alter, unmoralisch, mit einem Jungen allein und dazu noch nackend des Nachts baden zu gehen. Natürlich hatte ich das Geschlencker der Jungs, das sie zwischen ihren Beinen trugen, schon mal gesehen. Allzu oft haben sie sich ja beim urinieren beobachten lassen. Aber wegen dieser Piep- Matze machte man damals doch kein Aufsehen. Sie entsprachen in Größe und Form denen auf den Bildern vom „Mannecken Pis“. Dass man mit ihnen weit mehr anstellen konnte als nur Pippi machen, wusste ich seit ich fünfzehnjährig war und zwei Damen der feineren Gesellschaft auf einem Empfang meines Vaters belauscht hatte, die sich angeregt über die Größe des Geschlechtsteiles eines ebenfalls anwesenden Herrn unterhielten. Aber das, was ich nun zu spüren bekam, übertraf um Längen, und nicht nur im übertragenen Sinne des Wortes, meine Vorstellungen. Jedenfalls war meine erste Bekanntschaft mit seinem Glied so beindruckend und nachhaltig, wie meine Beobachtungen seiner muskulösen Gestalt am heutigen Nachmittag. Kein Grünschnabel dachte ich mir damals, ein ganzer Kerl. Trotzdem sah ich zu, dass ich so schnell wie möglich aus dem Wasser kam. Abtrocknen war unter diesen Umstände auch nicht möglich, also zog ich mir zunächst das Kleid über den noch nassen Körper und drehte ihm ein weiteres Mal den Rücken zu. Diesmal aber um ihn ohne Scham aus dem Wasser kommen zu lassen. Als er sich angezogen hatte, drang ein „entschuldige bitte“ an mein Ohr und ich drehte mich ihm zu. „Was hast du dir nur dabei gedacht?“, fragte ich immer noch unter den Eindrücken des Ereignisses stehend. „Ich wollte dass du aufhörst, weil ich es nicht mag. Und da du nicht hörtest….“. „Ach ja. Und deshalb überfällst du mich so ungestüm mit deiner Zunge?“. Ich setzte mich, nass wie ich war, ins Gras und ließ mich auf den Rücken gleiten, so dass er von oben auf mich herab sah. Diesmal war es eine Einladung, nur dass ich nun die Regeln bestimmte und gewähren wollte, was er eben noch im Wasser mit mir vorhatte. Aber er verstand nicht. Er legte sich ins Gras neben mich und blieb stumm. Stattdessen begann seine Hand im Gras nach etwas zu suchen. Erst als seine Hand die Meine fand, war auch da Stille. Sah man von meinen wenigen Worten, die einige Zeit später den Aufbruch beschworen, ab, wurde keine Silbe mehr gewechselt. Natürlich brachte Richard mich nach diesen Stunden am Weiher wohlbehalten nach Hause. Anstandsmäßig verabschiedete er sich auch. Lange lag ich in dieser Nacht wach in meinem Bett. Richard hatte etwas in mir angestoßen und zum Klingen gebracht, das ich so nicht kannte und mich mein ganzes Leben begleiten sollte. Trotzdem fanden wir an den folgenden Tagen keine Gelegenheit mehr uns dieser schönen Stunden gemeinsam zu erinnern. Es musste eine lange Zeit vergehen, bis wir uns wieder sahen. Es war eine Zeit, die ich in der Umgebung der Schule und des Internates mit dem Lernen zubringen musste. Dieses Lernen bezog sich sowohl auf das Schulische, den Umgang mit meinen Mitmenschen, als auch, die neuen Signale aus meinem Körper zu hören und diese verstehen zu lernen. Und ich entdeckte, dass ich ein sehr sinnliches Wesen bin. Es war die Zeit der Pubertät, die bei mir später als bei anderen Gleichaltrigen einsetzte. Eine gewisse Hilfe erhielt ich dabei durch die Freundschaft zu einigen Mädels der Oberstufe. Sie, die zwei, drei Jahre älter waren, hatten diese Zeit bereits hinter sich gelassen, hatten schon Jahre ihre Regel, benutzten Lippenstift, schminkten sich schon, erzählten sich geheimnisvolle Geschichten von Abenteuern mit dem anderen Geschlecht, trafen sich regelmäßig mit Jungs und lasen die Bravo. Auch kursierten schon unter ihnen erotische und pornografische Bilder sowie diverse erotische Literatur. Es gab innerhalb des Internates zwar keine Kontrollen, was an Büchern und Zeitschriften gelesen werden durfte, doch hätten unsere Lehrer gegen eine solche Art des Lernens sicher Einwände gefunden. Ich tat es meinen Mitschülern gleich und kann heute sagen, dass es mich nicht dümmer gemacht hatte. Getrieben von dem Wunsch, Neues zu erfahren, wuchs in mir das Fundament einer eigenen persönlichen Moral. Zusammen mit den Signalen meines Körpers entwickelten sich eigene Ansichten auf gewisse Dinge, die mit gesellschaftlichen Normen, mit religiösen Dogmen und Standesdünkel wenig gemein hatten. Auf das Gerede der Leute wollte ich ebenso wenig hören, wie ich ein Schmoren in der Hölle nicht fürchten wollte. Meine persönliche Moral sollte mein Handeln bestimmen und Maßstab dafür sein, wie ich mir mein Leben gestalten wollte. Doch war ich im Vergleich zu meinen Mitschülerinnen eine Spätentwicklerin. Völlig unvorbereitet traf mich das erste Frauenblut, auch wenn ich mir auf Grund der Bindenwerbung im Fernsehen und einigen vagen Andeutungen meiner Mutter schon denken konnte, um was es sich da handelte, war es ein Schock. Von nun an hatte ich es jeden Monat zu ertragen. Während allen anderen schon Brüste wuchsen, geschah bei mir nur wenig. Ich hatte mein Internat erfolgreich und mit Bravur abgeschlossen und ein Studium der Kunstgeschichte in Berlin begonnen. Da es auch der Wunsch meines Vaters war, dass ich studierte, sorgte er mit einer monatlichen Überweisung dafür, dass ich standesgemäß leben konnte. Der Betrag war nicht berauschend, aber so eine Studentenzeit ist nun mal nur Lehrjahre. Akribisch hatte mir mein Vater meine monatlichen Ausgaben aufgezeigt, aber um Geld zu sparen und für andere Dinge nutzen zu können, habe ich es vorgezogen, mit drei Studienfreunden anderer Fachrichtungen in einer WG zusammen zu leben. Das war einerseits sehr praktisch und andererseits ziemlich unterhaltend. Jeder hatte sein Zimmer für sich allein, Bad und Küche teilten wir uns. Tina und Ellen verdienten sich beinah jeden Abend in einem Aushilfsjob ihr Studium. Die Wohnung hierfür hatten wir mit einigen Anstrengungen gefunden, nur war sie um einen Raum größer als wir es eigentlich brauchten. Auf der Suche nach einem Mitbewohner kam Steffen ins Spiel. Er kam aus Bayern und auch er hatte einen Erzeuger, der ihm regelmäßig einen Check schickte. Das ließ ihn sein Studium locker angehen. Er war ein lustiger und cooler Typ. Und auch des Nachts verstanden wir uns hin und wieder in einem gemeinsamen Bett so gut, dass keiner im Moment an Veränderung dachte. Ein wenig küssen, fummeln, Petting und die ersten zaghaften Hineinsteckspiele, die wir da gelegentlich veranstalteten, waren die Anfänge, halfen uns unsere jugendliche Neugier und den Hormonspiegel soweit zu regulieren, dass wir unser Leben und die Aufgaben aus dem Studium ausgeglichen und erfolgreich absolvieren konnten. Aber die Magie eines tief aneinander binden Wollens kam deshalb trotzdem nicht auf. Warum auch. Vordergründig musste ich den erfolgreichen Abschluss des Studiums hinbekommen, der Tropf an dem ich hing, zwang ja dazu. Aber auch wenn das Wühlen in den Kissen mit uns eine hormonelle Entspannung erzeugte, so war es nicht dazu angetan, nachhaltige Eindrücke zu erzeugen. Von Richard hatte ich lange Zeit kein Sterbenswörtchen gehört. Aus Briefen meiner Schwester wusste ich nur, dass er recht bald nach jener Nacht ein Mädchen aus dem Nachbardorf gefunden und geheiratet hatte. Zwei kleine Kinder waren kurz hintereinander dieser Verbindung entsprungen. Richard hatte sich mit dem Technikwandel abgefunden und eine richtige Lehre als Techniker für Landmaschinen begonnen. Und so war er auf dem Gut meines Vaters zum Fuhrparkspezialist avanciert. Es war nichts Berauschendes, aber mit dem Einkommen brachte er seine Familie durchs Jahr.

Schlafen können wir später

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