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Was muss ein Hörbuchsprecher alles können?

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Kennen Sie nicht auch die Situation, dass ein Hörbuch beginnt, eine wunderschöne und markante Stimme beginnt zu sprechen und wir denken WOW - Was für eine tolle Stimme! Trotzdem schlafen wir nach kurzer Zeit ein. Was ist der Grund?

Es kann viele Ursachen haben: Übermüdung nach einem anstrengenden Arbeitstag, unser Entspannungsbedürfnis oder eine mangelnde Konzentrationsfähigkeit wären möglich. Oft liegt es aber auch am Sprecher, an der Sprecherin, weil sie den Text nicht erzählen, sondern ihn nur vorlesen. Oder anders formuliert: er wird falsch gelesen, nämlich so, wie wir es in der Schule gelernt haben und nicht so, wie wir im realen Leben sprechen.

Ein Beispiel: wir haben gelernt bei einem Komma eine Pause zu machen und die Stimme zu erheben. Ebenso haben wir gelernt bei einer Frage am Ende die Stimme leicht zu betonen.

Bei einen Komma mit dass dahinter wird immer durchgesprochen - alles andere wäre künstlich.

Und wenn mir etwas wichtig ist, dann reicht es, dass ich es denke und fühle, ich muss dem Wort keinen Druck oder Lautstärke verleihen.

Ein anderer Grund könnte folgender sein: Manche Stimmen klingen im natürlichen Raum ganz gut, vor dem Mikrofon, bzw. aus einem Lautsprecher allerdings nicht mehr. Klar gibt es Naturtalente. Aber die Präsenz und Resonanz, die für den Profi-Bereich dringend erforderlich sind, bringt eben meist nur jemand mit Talent und entsprechender Stimmausbildung mit in eine Sprachaufnahme ein. Und selbst unter den Profis ist hierbei die Luft bereits ziemlich dünn...

Sie erinnern sich an das Zitat des Schauspielers Rufus Beck, welches diesem Buch voransteht? Stimmen sind vergleichbar mit Musikinstrumenten, die man hart oder weich, laut oder leise, sanft oder heftig spielen kann. Stimme ist Klang. Bei jedem Klang schwingen immer Grundton und Obertöne mit. Professionelle Schauspieler und Berufssprecher haben immer eine langjährige und komplizierte Ausbildung absolviert, um mit diesen Möglichkeiten arbeiten zu können. Ihre fundierte Ausbildung der Stimme und Sprache ist daher nicht so einfach zu ersetzen, auch wenn dies immer wieder von „Naturtalenten“ oder Hobby-Sprechern angenommen wird.

Um Ihnen einen Überblick zu geben, habe ich einen Auszug aus einem Lehrplan einer Schauspielschule für die Sprach- und Stimmbildung zusammengestellt:

 Spannung - Entspannung - Grundspannung (Präsenz)

 Körpermitte als Ausgangspunkt der sprachlichen Äußerung (Zentrierung)

 physiologische Sprechatmung

 Resonanz, Umfang und Modulationsfähigkeit der Stimme

 präzise, dialektneutrale Artikulation

 Sprechen als Handlungsvorgang (Impuls- und Intentionstraining)

 Partnerbezug (Adressieren sprachlicher Äußerungen)

 Sprecherische Gestaltungsmittel (rhythmische - melodische - dynamische Akzente)

Es gibt ganz ausgezeichnete Dialog-Sprecher, die aber nicht in der Lage sind, einem Prosatext (Erzählung, Kurzgeschichte, Roman) dem im Text angelegten Spannungsbogen entsprechenden Ausdruck zu verleihen. Ebenso gibt es auch Sprecher, die zwar ganz hervorragende „Erzähler“ sind, aber bei Dialogen oft nicht den richtigen Ton treffen. Sprecher, die ausschließlich beim Rundfunk arbeiten, benutzen häufig einen für dieses Medium erforderlichen und antrainierten „Rundfunkton“. Für ein literarisches Hörbuch sind diese Berufssprecher nur bedingt einsetzbar. Stellen Sie sich bitte die Stimme eines Ihnen bekannten TV-Moderators vor, der einen literarisch schwierigen Text etwa von Franz Kafka liest.

Würden Sie sich als Literaturkenner solch ein Hörbuch kaufen?

Hörbuchsprecher - Sein oder Nichtsein

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