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»Neue deutsche Mentalität«

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Für Marcuse stellt die »deutsche Mentalität«, die er 1942 konstatiert, eine politische Kategorie dar, die sich auf die uneingeschränkte Politisierung aller gesellschaftlichen Sphären im nationalsozialistischen System bezieht. Zwischen privaten und öffentlichen Bereichen verlieren jede Grenzmarkierungen ihren Sinn. Erziehung, Intimsphäre, Sexualität, Geburt, Familie finden ihre Bedeutung in der NS-Ideologie, für die Volksgemeinschaft. Einhergehend mit dieser Aufhebung sei auch eine normative Rechtfertigung verschwunden, sowohl in der Politik, aber auch im Handeln der einzelnen Menschen – eine »psychologische Neutralität« habe sich über jede humanistische Verhaltensweise gelegt. So »neutral«, dass menschliches Leiden nicht mehr emphatisch wahrgenommen wurde.

Marcuse schreibt: »Die Deutschen erweisen sich gegenwärtig an gänzlich anderen Werten und Maßstäben, und sie sprechen eine Sprache, die sich von den Ausdrucksformen der westlichen Zivilisation wie auch von denen der einstigen deutschen Kultur grundlegend unterscheidet. Um eine wirksame psychologische und ideologische Offensive gegen den Nationalsozialismus lancieren zu können, müssen wir die neue Mentalität und die neue Sprache eingehend untersuchen.«18

In seiner Einleitung zu den Feindanalysen verdeutlicht der Frankfurter Soziologe Detlev Claussen den besonderen Zugang der Analysen Marcuses:

»Die Naziideologie wird weder mit der Realität verwechselt noch wird sie mit Mitteln der klassischen Ideologiekritik bearbeitet; es wird versucht, ihre soziale Funktion zu bestimmen. Deswegen sucht Marcuse auch nach neuen Kategorien: In einer Fußnote schlägt er ›Haltung‹ als Terminus für Mentalität vor. Weder bringt der Nationalsozialismus ein theoretisches Bewußtsein hervor, das in Praxis umgesetzt wird, noch produziert er überhaupt ein an Wahrheit orientiertes Bewußtsein.«19

Über Herbert den Greisen und Leo den Weisen

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