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Kapitel 1

Schönes Single-Leben

Ich heiße Klaus-Dieter – von Freunden und Bekannten auch Klausi genannt – und bin 42 Jahre alt. Ich führe ein Leben, das ich gerne mit dem bekannten Spruch beschreibe »Ich kann nicht meckern«. Ich fühle mich pudelwohl und ich fühlte mich auch in meinem »früheren Leben« pudelwohl. In meinem früheren Leben als Single. Damals war ich die Freiheit in Person und meine Tage waren mehr oder weniger ausgefüllt – oft sinnvoll aber manchmal angenehm sinnleer. Ich konnte den ganzen lieben Tag tun und lassen, was ich wollte. Ich konnte Geld für völlig unsinnige Dinge ausgeben, die kein Mensch benötigt außer Männer. Zum Beispiel für das neueste Ferrari Formel 1 Modell aus Metall im Maßstab 1:18. Stets hatte ich ausreichend Geld übrig für das neueste Alleskönner-Smartphone, die flachsten MP3-Player oder dem modernsten LCD-Flachbild-Fernseher – ganz zu schweigen von meiner Sleeve-Bag-Täschchen-Manie. Ich besaß für meine unzähligen elektronischen Freunde Taschen in beeindruckender Vielfalt – farblich und stilistisch passend zu jeder denkbaren Garderobe. Meine Wohnung strahlte dagegen – ohne jegliche Investitionen – im IKEA-Glanz der 80er-Jahre. Allerdings stammen die Möbel leider original aus dieser Zeit und sind nicht etwa jüngeren Datums erstanden und lediglich im Retro-Stil gestaltet.

Ich konnte in meine Lieblings-Musikkneipe gehen, wann immer es meiner Kehle nach einem leckeren Caipirinha dürstete oder meine Ohren GUNS N’ ROSES oder ähnlichen Stoff hören wollten. Ohne irgend jemanden um Erlaubnis fragen zu müssen durfte ich jederzeit mit meinen Kumpels ein Weizen trinken – oder gerne auch zwei. Ich konnte mit angenehm duftender Bier-Weizen-Caipi-Fahne zur mitternächtlichen Stunde ungezwungen nach Hause schlendern ohne mich bei irgendwem anzukündigen oder rechtfertigen zu müssen. Ich genoss es, abends gelegentlich ohne Dusche ins Bett zu kriechen oder nach dem Aufwachen unter der Decke mit einem zufriedenen Guten-Morgen-Lächeln und zugehaltenen Nasenlöchern einige Lüftchen entweichen zu lassen. Ich durfte mich gehen lassen. Wann immer ich wollte, ließ ich es mir nicht nehmen, lediglich mit Unterhose und Schlappen bekleidet, unrasiert durch mein zweckmäßiges Junggesellen-Reich zu schlendern.

Snooker beruhigt

Mein Fernseher lief mindestens den halben Tag, auch wenn ich meist nicht mal reinschaute. Ich wollte eigentlich nur eine Stimme hören, damit ich mich in meiner Wohnung nicht völlig alleine fühlte. Es liefen Männer-Sendungen. Nein, nicht nur Sport und Fußball – eigentlich alles mögliche aber vor allem der bei uns Männern hochbeliebte Schulsender DMAX. Schließlich kann es mal wichtig sein, zu wissen, wie man(n) sich allein in der Wüste oder im Dschungel zurück zur lebensrettenden Zivilisation durchschlägt. Frauen fragen sich oft, wo wir Männer das Grundwissen über Autos, Technik und Motoren herholen. Auch hier hilft heut zu Tage DMAX mit seinen Lehrsendungen über das Herrichten von Auto-Youngtimern, dem Aufbau von Choppern oder Hot Rods und gibt Tipps, was beim Gebrauchtwagen-Kauf zu beachten ist. Ebenfalls nicht abgeneigt war ich von stundenlangen Übertragungen von Snooker-Weltmeisterschaften aus Sheffield. Die Kommentatoren-Stimme hatte auf mich eine ähnlich beruhigende Wirkung wie das Rauschen von Wellen am Strand von Mallorca. Auf gar keinen Fall kam ich auf die absurde Idee, irgendwelche in Dauerschleife nervenden Familien-Soaps, Liebes-Herzschmerz-zum-Weinen-Happyend-Filme, Deutschland sucht den 487sten Superdeppen, Arzt-Krankenschwester-Patient-Serien, Nashorn/Zebra & Co. oder ähnliches zu inhallieren. Schmerzen hätten mir außerdem die dazu installierten Werbeunterbrechungen zu den neuesten Slipeinlagen, Diät-Joghurts oder tränenschweren Boulevard-Zeitschriften und News aus Europas Königshäusern bereitet.

Zum abendlichen Chillen lümmelte ich meistens lässig bequem und raumfüllend auf meinem schwarzen Leder-3-Sitzer aus der Spätjugendzeit und nahm die Füße hoch. Die linke Hand bediente routiniert und mit beeindruckender Sicherheit die Fernbedienung und die rechte Hand blätterte blind in der neuesten Ausgabe einer beliebten Autozeitschrift. Mein linkes und rechtes Auge agierten unisono. Und die brandneue Autozeitung hatte seinen Stammplatz stets auf dem Klo, damit ich auch beim fünfzehnminütigen Toilettengang nicht auf die neuesten PS-Vergleichstests verzichten musste.


Junggesellen-Bungalow

In meiner Junggesellen-Wohnung erspähten meine Besucher nicht eine einzige Zimmerpflanze. Warum auch? Grünzeug nimmt nur die Sicht und wichtigen Platz weg, macht unnötige Arbeit und zieht Ungeziefer an. Dagegen war mein Getränke-Vorrat vorbildlich. Mehrere Biersorten, Mixgetränke, Liköre und verschiedene Rotweine füllten einen ganzen Schrank. Ich besaß sogar echten schottischer Limited Edition Independently Bottled Single Malt-Whisky von der berüchtigten Schotten-Insel Islay. Dort gibt es bekanntlich auf 100 Metern mehr Whisky-Distillen als Pommesbuden im Großraum Amsterdam.

Die Einrichtung meiner Wohnung hatte ich um meine eindrucksvolle HiFi Musik-Anlage im Jugendstil (Hüfthohe Standoxen in schwarz, Geräte in schwarz) herum gebaut. Sie war der unbestrittene Mittelpunkt meiner ansonsten bescheidenen Behausung. Die Phonstärken waren bisweilen beachtlich und glichen den submaximalen Wattstärken meines imposanten Verstärkers. Zimmerlautstärke – was ist das? Es war ja außer mir niemand da und ich unterhielt mich nur mit mir selbst – wenn überhaupt. Denn ich hatte das unverschämte Glück, einen kleinen Bungalow zur Miete zu bewohnen, somit hatte ich auch keine störenden oder meckernden Mitbewohner neben, über oder unter mir. Ich machte also nur die Türen und Fenster zu und Außenstehende wunderten sich nur noch die im Takt vibrierenden Außenwände und dumpf nach außen dringenden Bässe.

Wechselnde Haushaltshilfen

Ich leistete mir gelegentlich sogar eine Haushaltskraft. Das ist kein Witz. Nicht, dass es bei mir nötig gewesen wäre – in meinem Haushalt, meine ich. Nein – für einen Junggesellen halte ich ja eigentlich immer alles ganz gut in Schuss. Ich konnte mir den Luxus halt leisten und gab auch ein wenig bei meinen Kumpels damit an. Ich hatte garantiert die mit Abstand sauberste Junggesellen-Bude in meiner Heimatstadt. Schade nur, dass meine liebgewonnen Haushälterinnen entweder wegen plötzlich auftretender Schwangerschaft die Tätigkeit aprupt einstellten oder in eine lukrativere Beschäftigung flüchteten. Zweimal im Monat für jeweils lediglich zwei Stunden putzen – das lohnt sich nicht auf Dauer, damit bekommt man den Kühlschrank nicht voll. Meiner war es allerdings. Und damit meine ich: Richtig voll. Wer dort reinschaute, fragte, wo denn die anderen Familienmitglieder wären.

Ich kenne eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern und ihr Kühlschrank war im Vergleich zu meinem so spärlich bestückt wie der Werkzeugkasten einer durchschnittlichen deutschen Singlefrau. In meinem passt meist nicht mal mehr eine flache Packung Schnittkäse hinein. Als Berufs-Single plagte mich die Angst, bei einem spontan über mich kommenden grippalen Infekt oder einer beliebig anderen, mich ans Bett fesselnden Krankheit, keine ausreichenden Lebensmittel-Vorräte für die nächsten Tage zu haben. Wer sollte auch für mich einkaufen? Okay, meine Mutter hätte das sicher gerne für mich getan – aber wollte ich wirklich, das meine Mutter für mich einkauft, nur weil ich krank im Bett liege? So war ich aber für bettlägerige Krankheiten bis zur Dauer von mindestens einer Woche stets optimal vorbereitet. Ungern gebe ich allerdings zu, dass ich regelmäßig etwa ein Drittel aller Lebensmittel aufgrund unlängst abgelaufenem Mindest-Haltbarkeits-Datum entsorgen durfte.

Ein Leben ohne Stress

Zweimal im Monat wusch ich meine Wäsche in der Waschmaschine meiner Mutter, denn selbstverständlich hatte ich keine eigene. Naja, ich hatte vor ein paar Jahren mal eine. Als die aber irgendwann ohne Funktion war und während des finalen Waschgangs meinen ans Bad grenzenden, zum Glück gefliesten, Hausflur überflutete, entsorgte ich sie spontan und lebe seitdem ohne. Was überhaupt kein Problem war, wie sich schnell herausstellte.

Ja, ich führte ein völlig sorgenfreies, ruhiges und stressfreies Na-was-mache-ich-denn-heute-so-schönes Leben. Ich war Herr in meinem eigenen Haus. Aber ich war leider auch der einzige.

Mir fehlte es eigentlich an nichts. Wirklich an nichts? Nun, ich befand mich in einem Alter, wo man eigentlich in festen Händen sein sollte, wenn man nicht von seiner Umgebung als partiell kruder und ewiger Alt-Junggeselle beschmeichelt werden will. Ich kam auf jede Party entweder allein oder mit Kumpel, auch in Biergärten ging’s ausschließlich mit männlicher Begleitung. Meine Mutter fragte schon lange nicht mehr, was bei mir in Sachen Liebe momentan so laufen würde. Ich überlegte mir, was meine mehr oder weniger bekannten Bekannten über mein fröhliches Einsiedler-Dasein denken. Etwa: »Hat der gar keine Freundin?«, »Bekommt der keine ab?«, »Traut er sich nicht ran an die Mädels?« Oder ist er etwa vom »Anderen Ufer«? Nicht das es mich wirklich interessiert hätte, was andere über mich denken – diese Überlegungen waren aber dennoch Teil der Feststellung meines Status Quo. Diese oder ähnliche Fragen beschäftigten mich eines Tages plötzlich.

Überall Paare

Außerdem kam plötzlich so ein seltsames Gefühl aus den Tiefen meines Ich’s hervor gekrochen, das ich lange Zeit nicht kannte: Einsamkeit. Auf einmal bemerkte ich in meiner Umwelt Paare, die Händchen haltend spazieren gingen. Paare in meinem Alter. Sogar Paare im Greisenalter. Ich sah sie überall. Alle hielten sie Händchen, umarmten sich oder küssten sich in aller Öffentlichkeit. Paare, wohin mein Auge blickte. Lange Zeit sind sie mir nicht im Geringsten aufgefallen. Sie waren komplett unsichtbar für mich.

Was ich nun aber sah, gefiel mir zunehmend gut und ich bekam bald ein weiteres, verschollen geglaubtes, Gefühl: Sehnsucht. Händchen haltend oder Arm in Arm mit meiner Liebsten spazieren gehen. Was vorher für mich eher langweilig oder schlicht uninteressant war – entsprechende Herzschmerz-Kuss-Liebes-Szenen in TV-Kino-Filmen kommentierte ich stets mit einem Gähnen oder schnellem weiterzappen – erklärte ich nun zu meinem neuen Ziel. Ich wollte fortan nicht mehr alleine leben. Ich wollte wieder eine Freundin haben. Nicht mehr – aber nicht weniger. Ist das etwa zuviel verlangt? Ich war jung genug und noch nicht zu alt. Die Zeit war gekommen. Es wurde Licht. Der Vorhang ging auf. Der Startpunkt war gesetzt. Ab sofort suchte ich eine Freundin, ich wollte mich wieder verlieben und nie wieder alleine sein.

Jetzt oder nie. Das Abenteuer konnte beginnen.

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