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Kapitel 3

Rein ins Netz!

Ganz schön viel Arbeit, so eine Anmeldung in einer Singlebörse. Auf jeden Fall für einen ahnungslosen Anfänger wie mich. Der Laden, den ich mir ausgesucht habe, hieß »Dating-Lokal«, kurz DL, hatte angeblich über 500.000 Mitglieder und versprach, das alles ganz einfach ist: Anmelden, aussuchen, anschreiben, daten. Na bitte, genauso sowas habe ich gesucht, der Laden ist wie für mich geschaffen. Unkompliziert, schnell und einfach die Frau für mein restliches Leben finden. Aber erstmal hieß es, eine anständige Visitenkarte zu erstellen, besser gesagt: Eine Bewerbung. Im Grunde ist es doch nichts anderes als eine Bewerbung. Nur mit dem Unterschied, dass ich mich um einen neuen Liebes- oder Lebenspartner bemühe und nicht um einen neuen Job. Potenzielle Interessenten schauen in meine Bewerbung und urteilen erstmal nach Foto, Lebenslauf und Qualifikationen. Und genau wie bei Bewerbungen um einen Arbeitsplatz landet die eigene entweder ganz schnell in der »Ablage P« oder man wird zum Vorstellungs-Gespräch eingeladen und der Bewerber weiter auf Eignung und Kompatibilität durchgecheckt.

Von der Masse abheben

Um sich gegen eine große Anzahl von Mitbewerbern erfolgreich durchzusetzen, muß man sich von der Masse abheben. Das fängt mit einer erstklassigen Bewerbungsmappe an. In einer Single-Börse heißt das »Profil« und beinhaltet neben einem oder mehreren Fotos grundsätzlichen Angaben wie Alter, Sternzeichen, Haar- und Augenfarbe und Familienstand. Alles kein Problem. Beim Thema Figur und Gewicht brauchte ich nicht mal flunkern, sondern konnte stolz bei der Wahrheit bleiben. Denn ich war groß, schlank, ziemlich sportlich und nicht der hässlichste. Und ich war und bin kinderlos. Ich hatte keinerlei dieser berüchtigten Alt- oder Dauerlasten wie zum Beispiel Alimentezahlungen an eine Handvoll Kinder, oder Gehaltspfändungen aufgrund nicht gezahltem Unterhalt, irgendwelche weitere Schulden oder eine Ex, die mich erst gestern verließ und die ich nicht vergessen kann. Der Kopf war also völlig frei. Ich hatte sogar ein regelmäßiges Einkommen. Außerdem halte ich mich für treu und zuverlässig. Eigentlich optimale Voraussetzungen. Suchen die Frauen nicht genau solche Typen?

Das eigene Profil

Ich konnte sogar mit einem erstklassiges Porträt-Foto dienen. Es war nicht mal getürkt. Ich suchte mir eins aus, wo meine großen, leuchtend blauen Augen perfekt in Szene gesetzt waren. So ein Foto kann seine Wirkung auf das weibliche Geschlecht nicht verfehlen, denn auf schöne Augen schauen die Frauen, da war ich mir sicher. Zum Glück gab es einige Wochen zuvor ein Foto-Shooting in meiner ehemaligen Agentur mit einem echten Profi-Fotografen zwecks Image-Prospekt-Ausschmückung, aus dessen Fundus ich mich glücklicherweise bedienen konnte.

Jetzt mußte ich mir den Kurznamen ausdenken, denn der richtige Name bleibt natürlich anonym. Da gibt es die dollsten Ergüsse. Die Klassiker sind ja meist längst dauerbelegt, wie die beliebte Kombination Vor- oder Spitzname mit Alter oder Geburtsjahr, zum Beispiel »Hansi56« oder »Werner1965«. Da gibt es solch Geniestreiche wie »Bärbauch« (ist der dick?), »DerUeberflieger« (ganz schön großspurig), »Blonder09« (es gibt nämlich schon acht Blonde), »Marlboro7« (Frau küsst einen Aschenbecher) oder »Landmann08« (vielleicht ein Landwirt). Also allesamt Kurznamen, wo sich bei der durchschnittlichen Frau wohlmöglich unmittelbar der Magen verkrampft. Aber Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich immer die Regel. Und auf jedem noch so einfalls- oder geschmackslosem Synonym findet sich ein Gegenstück.

Es gibt aber auch Ausgefallenes wie »ErNuWieder«, »HuepfenderElch« oder meinetwegen auch »PrinceCharming«. Genug »Noppi’s«, »Snoopy’s«, »Helden«, »Romantiker« und »Lupo’s« gibt’s auch. Und »NetteKerle« – immer mit Alters-Zusatz oder Geburtsjahr. Da müssen die Mädels doch anbeißen, oder?! Jetzt aber zu meinem Kurznamen, der so seriös sein sollte, dass die Frauen mein Profil nicht sofort in den Abfallkorb befördern, sondern weiter lesen. Oder sagen wir mal so: Es muss ein Name sein, der gleichzeitig auffällt, unverdorben klingt und nicht sofort abschreckt. Auf Anhieb fiel mir mein Spitzname aus der Schulzeit ein. »Didi«. Diesen Namen bekam ich deshalb verpasst, weil ich in meiner späten Schulzeit begeisterter Rennradfahrer war, einem Radsportverein angehörte, eine Rennlizenz besaß, Jugend-Radrennen fuhr und in dieser Zeit ein sehr bekannter deutscher Radprofi namens Dietrich Thurau mein großes Idol war. Für den Einsatz als Synonym kombinierte ich meinen Kurznamen mit dem Jahr, in dem ich mit dem Radrennsport anfing. Jetzt hatte ich meinen Nicknamen, der mich die nächsten Monate begleiten sollte: »Klausi1983«.

»Brrrr«-Texte

Der nächste Step war die Sache mit dem Profiltext. Jetzt war Grips und Brainstorming gefragt. »Hallo, hier bin ich« waren meine ersten Worte. Auweia! Klaus-Dieter, wo war nur Deine Kreativität? Also dachte ich nach, schrieb meine Einfälle auf, dachte nach, schrieb auf, dachte nach und schrieb und schrieb – tagelang. Ich schaute mir an, wie es meine Konkurrenten taten. Ich las ihre Texte, aber das brachte mich auch nicht entscheidend weiter. Da gab es so brillante Texte wie zum Beispiel »Ich suche auf diesem Weg eine ehrliche, selbstbewusste Frau. Ich bin sportlich, vielseitig aktiv. Ich bin ein Naturbursche und iebe Tiere. Ich mag ein gepflegtes Zuhause« Ohje-ohje! Ich erspare mir einen Kommentar. Oder dieser hier: »Traumfrau gesucht! Hallo, schön, das du auf meine Seite gekommen bist. Ich bin ganz lieb, spontan und lustig und stehe auch mit beiden Beinen auf dem Boden. Ich würde mich über eine Mail von dir freuen.« Brrrrrrrrr, gebt mir schnell eine Decke! Der ist auch nicht schlecht: »Ich stele mich ertma vor: main Name is Bernd und ich bin 38 Jare alt. Ich bin laider schüchtan und suche aine troie frau. bitte schraib mir ich froie mich ser.« Okay, solch literarische Höhepunkte sind selten, kommen aber so oder ähnlich immer mal wieder vor die erstaunten und amüsierten Frauen-Augen.

Bleibe bei der Wahrheit

Man soll etwas über seine Wünsche schreiben und wie man sich seinen Partner vorstellt, heißt es in den Tips des Dating-Lokals für Rookies wie mich. Das tat ich und der sogenannte Begrüßungstext nahm erstmal die Form eines Kurz-Romans an. Nein, so geht es auch nicht, keinen Roman schreiben. Aber zuwenig schreiben ist auch nix. Der Mittelweg muß es sein. Soviel wie nötig, sowenig wie möglich, das Ganze locker geschrieben und flockig verpackt, noch dazu fehlerfrei und dann ab die Post. Nach einigen Brainstorming-Runden spätabends auf dem Sofa und vielen verworfenen Text-Entwürfen stand also irgendwann auch mein Begrüßungstext im Profil. Glücklicherweise schrammte er am Ende knapp an der gefürchteten Roman-Länge vorbei. Ich mußte dafür eine ganze Menge Inhalts-Brei kürzen, was mir bisweilen recht schwer fiel. Was ist, wenn genau die Information, die man weglässt, die entscheidende ist? Ach was soll’s, ich war schließlich ein totaler Rookie und völlig unbefangen. Außerdem hatte ich ja ein richtig gutes Foto online. Wenn der Text nicht das letzte Quäntchen bringt, um das Interesse der Männer suchenden Single-Frauen auf mich zu lenken, dann gibt den Anstoß vielleicht mein schönes Foto mit den noch schöneren blauen Augen. Und weil ich mich in einer – laut einschlägigen Test-Urteilen – seriösen Single-Börse angemeldet habe, wurden meine Angaben vom Portal-Betreiber auf Stichhaltigkeit, Seriösität und unverfänglichem Inhalt geprüft. Nach einem langen Tag Wartezeit wurde mein Account endlich für die Damenwelt freigegeben. Jetzt ging es also wirklich los. Wie ich heute weiß, war es der Beginn einer nervenaufreibenden und langen Reise.

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