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1. Wer war Pierre Teilhard de Chardin?

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Der französische Jesuit Pierre Teilhard de Chardin (1881 bis 1955) war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein weltweit anerkannter Geologe und Fossilienforscher.

Indem er seinen katholischen Glauben mit seinen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zu vereinbaren suchte, fand er zu einem völlig neuen, dynamischen Weltbild. Er sah fortan seine Lebensaufgabe darin, Brücken zu bauen zwischen der christlichen Lehre und den Naturwissenschaften.


Pierre Teilhard de Chardin (1955)

(Wikimedia, Archives des jésuites de France)

Die Evolutionstheorie war aber zu seiner Zeit von der Kirche nicht akzeptiert. Deswegen, sowie wegen seiner Neuinterpretation der Erbsünde und anderer Glaubensinhalte, durfte er als Priester und Ordensmann seine Überzeugungen nicht öffentlich vertreten und publizieren. Ja, sein Orden schickte ihn für Jahrzehnte ins Exil nach China, wo er seine geologischen und paläontologischen Forschungen fortsetzen konnte. So war er maßgeblich an der Entdeckung des über 500 Tausend Jahre alten Peking-Menschen beteiligt.

Teilhard betrachtete die Schöpfung nicht als ein Ereignis einer fernen Vergangenheit, sondern als stetiger Prozess, der auch in Gegenwart und Zukunft andauert. Er lehnte jede Art von Weltflucht ab und vertrat eine positive Sicht des menschlichen Handelns in der Welt, das er als Mitbauen an der Schöpfung deutete.

Biblisch berief sich Teilhard vor allem auf Paulus, insbesondere auf den Epheser- und den Kolosserbrief. So schrieb er einem Freund: „Der heilige Paulus spricht sowohl von der Welt wie vom Individuum. Hier liegt einer der Gründe, warum mich seine Briefe mehr als alles andere fesseln.“

Nach Teilhard ist die ursprüngliche christliche Lehre als ein geistlicher Entwicklungsweg zu verstehen, als Möglichkeit, das im Menschen angelegte Ebenbild Gottes zu verwirklichen. Das institutionalisierte Christentum habe jedoch allmählich Formen angenommen, die der ursprünglichen Absicht immer weniger entsprachen. Teilhard hat deshalb versucht, das Entwicklungsdenken des Paulus und anderer Kirchenväter wiederzubeleben und gleichzeitig auf eine neue wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Er beschreibt die Liebe als die menschliche Form der Energie, die die Entwicklung vorwärtstreibt.

Aus der christlichen Geistesgeschichte sind Teilhard Thomas von Aquin und Nikolaus von Kues wichtig. Ein ähnlicher Ansatz ist erstaunlicherweise bereits in der Kosmologie der Hildegard von Bingen im 12. Jahrhundert zu finden.

Zur Aufgabe der Religionen meint Teilhard: „Nur eine Religion, die ein stimmiges Bild von Gott und Welt vermittelt, kann auf die Frage nach dem Woher, Wohin und Warum des Lebens Antwort bieten und damit auch spirituelle Orientierung für heute geben.“

Teilhards Weg zum großen Ganzen

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