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3. Das Weltbild Teilhards

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Pierre Teilhard de Chardin setzte sich als einer der ersten Theologen mit der Evolutionstheorie Darwins auseinander und stellte sie in einen größeren kosmologisch-christlichen Zusammenhang. Das daraus entstehende ebenso revolutionäre wie evolutionäre Weltbild weist sieben Hauptmerkmale auf:

1. Das ganze Universum ist ein unermessliches, dynamisch pulsierendes Geschehen. Man schätzt die Sterne in unserer Milchstraße auf einige Hundert Milliarden, und die Gesamtzahl der Galaxien im sichtbaren Universum beläuft sich auf 100 bis 200 Milliarden.

2. Das Universum ist in ständiger Entwicklung begriffen. Erstaunlicherweise ahnte man das schon im Altertum: Uni–versum bedeutet unter anderem: ins Eine wenden. Heute spricht man eher von einer andauernden Kosmogenese. Und zwar entwickeln sich immer komplexere Lebensformen. Phasen des Auseinanderstrebens (Divergierens) lösen sich ab mit Phasen des Zusammenstrebens (Konvergierens).

Teilhard schreibt in seinen Memoiren: „Es war in den Jahren meines Theologiestudiums, als in mir nach und nach – weniger als ein abstrakter Begriff denn als eine Gegenwart – das Bewusstsein einer tiefen, das ganze Sein betreffenden totalen Strömung des Universums um mich herum zu wachsen begann, bis es meinen inneren Himmel ganz und gar erfüllte.“ (Das Herz der Materie, S. 40)

3. Die Dinge haben eine Innen- und eine Außenseite. Außen- und Innenseite entsprechen einander: Je höher entwickelt ein Lebewesen, desto komplexer ist es, und desto mehr Bewusstsein hat es.

4. Im Innen der Dinge wirkt eine geheimnisvolle spontane Verbindungskraft. Es ist eine Kraft der Organisation und der Vereinigung. Diese Kraft wirkt im ganzen Universum. Teilhard in einem Brief: „Wir müssen uns der Bewegung in und um uns bewusst werden. Denn diese kosmische Kraft wirkt: – sowohl aus uns heraus, – als auch in uns selbst, – als auch außerhalb von uns, um uns herum.“

5. Um die Erde hat sich eine geistige Sphäre gebildet. Sie wird heute durch Internet, GPS und Satellitennetze technisch unterstützt. Teilhard sah die Globalisierung in wirtschaftlicher, politischer und technischer Hinsicht voraus.

6. Es gibt zwei voneinander getrennte Realitäten. Die eine ist natürlich, die andere „übernatürlich“. Diese zweite Realität nennt Teilhard „göttlicher Bereich“ oder „göttliches Milieu“. So heißt auch ein Buch Teilhards. „Die beiden Realitäten streben dahin, sich einander im christlichen Denken zu nähern und schließlich zum Zusammenklingen zu kommen.“

7. Das ganze universelle Entwicklungsgeschehen hat ein Ziel. Die Kraft der Vereinigung wandelt alles um und bewegt alles auf ein endgültiges Ziel hin. Dieses Ziel ist eine unvorstellbare, höchst bewusste und komplexe Einheit.

Mit den Worten Teilhards: „Der von der Wissenschaft erahnte kritische Punkt der Reifung wäre dann nur die physische Voraussetzung und die der Erfahrung zugängliche Seite des im Namen der Offenbarung postulierten und erwarteten kritischen Punktes der Parusie.“ (Henry de Lubac: Teilhard de Chardins religiöse Welt, S. 173)

(Das war ein typisches teilhard’sches Satzgefüge in autorisierter Übersetzung. Einfacher ausgedrückt: „Wenn man die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die bisherige Entwicklung von Welt und Menschheit in die Zukunft verlängert, dann ist irgendwann ein Zeitpunkt der Vollendung zu erahnen. Dies entspricht der Wiederkunft Christi gemäß der Offenbarung.“)

Teilhards Weg zum großen Ganzen

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