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Die Kinder

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Es war ein heißer Sommertag kurz vor den Schulferien im Jahr 1978. Wie so oft spielten die Kinder auf dem weiten Hügel nahe ihrer Häuser, sobald sie ihre Hausaufgaben erledigt hatten.

Peter, mit seinen braunen Haaren und tiefblauen Augen, war für sein Alter von normaler Größe, nicht kräftig, nicht schmächtig. Immer zu einem Streich bereit, war er meist nett zu allen Leuten. Nur einmal hatte ihm seine Mutter den Hintern versohlt, als er und John in einer Kuhle an einem Hang ein Feuerchen machen wollten und nicht bemerkten, dass darüber ein kleiner Baum wuchs. Nun, nach dem Brand war von dem Bäumchen nicht mehr viel übrig. Sie hatten das Feuer gerade noch in den Griff bekommen und gelöscht, bevor Schlimmeres passieren konnte.

John, rothaarig mit Sommersprossen und smaragdgrünen Augen, war einen halben Kopf kleiner als Peter. "Johann!", so rief ihn seine Mutter, wenn sie mit ihm böse war, bekam von ihr einen ordentlichen Einlauf. So bald machten die zwei, die sich schon aus dem Kindergarten kannten, kein Feuer mehr. Das war nun schon zwei Jahre her.

Tom, eigentlich Thomas, aber auch er wollte wie John nicht bei seinem vollen Namen genannt werden, war erst vor einem Jahr mit seinen Eltern nach Offenbach am Main gezogen. Seine Familie lebte bis dahin sechs Jahre in Botswana, wo sein Vater für eine Baufirma als Ingenieur gearbeitet hatte. Mit seinem blonden Haar und seinen hellblauen Augen war Tom kaum größer als Peter, aber durchtrainiert und irgendwie immer braun gebrannt. Das hatte sich von Afrika in der Haut festgesetzt, glaubten die Anderen. Diesen Sommer sollten die drei Jungs ihren zehnten Geburtstag feiern.

Als Tom in dieselbe Klasse wie Peter und John kam, hatten sie sich auf Anhieb verstanden und als dritten im Bund ihrer Freundschaft aufgenommen. Einerseits teilten sie ihr Fabel für die Musik der Beatles, ein Grund mehr, weshalb John nicht Johann, sondern wie eines seiner großen Vorbilder genannt werden wollte. Andererseits wurden sie nie müde, Ritter zu spielen. Die anderen Kinder auf dem Hügel hatten meist nach spätestens einer Stunde genug davon, die drei hätten dagegen das Abendessen verpasst, hätten ihre Mütter sie nicht immer wieder mit lauten Rufen daran erinnert.

Heute war es anders.

Peter hatte die Verteidigung der Burg übernommen. Eigentlich war das nur eine winzige Anhöhe auf dem Hügel, auf der sie eine selbstgemachte Flagge postiert hatten, auf der sich ein goldener Stern auf tiefblauem Grund befand. John und Tom führten den Angriff auf die Burg, um die Sternenflagge zu erobern. Peter übernahm die Verteidigung.

"Kommt heraus, Sir Peter", rief Tom, "ihr habt ohnehin keine Chance gegen unsere überlegenen Truppen."

"Niemals werde ich mich euch feigen Wichten ergeben", antwortete Peter.

"So soll es eben euer letzter Tag auf Erden sein", rief John und alle schwangen ihre selbstgebastelten Holzschwerter und rannten brüllend aufeinander zu. Wie immer war es ein großes Getöse, wenn sie, wilde Flüche ausstoßend, umhersprangen und die Holzschwerter aufeinander krachen ließen. Bis auf ein paar blaue Flecken war aber nie etwas Schlimmeres passiert.

John hielt inne und rief, "Peter, Tom, seht mal wie sich die Wolken zusammenziehen."

"Das wird aber sehr dunkel", meinte Tom.

"Unheimlich", fügte Peter hinzu, "scheint ein ziemliches Unwetter zu kommen."

Kaum ausgesprochen, goss es wie aus Eimern, Blitze zuckten und Donner grollte gewaltig. Von der Sonne war nichts mehr zu sehen und der heftige Wind hatte sie mit dem Regen in Sekunden komplett durchnässt.

"Wir sollten besser schleunigst ein Dach über den Kopf bekommen", rief Peter.

"Kommt schnell mit zu mir, ich wohne am nächsten", antwortete Tom.

Schon rannten sie, so schnell es in diesem Sturm ging, zu Toms Elternhaus direkt unterhalb des großen Hügels.

Toms Mutter wartete bereits an der Tür. "Oh, wie seht ihr denn aus", stieß es aus ihr hervor, "zieht bloß die nassen Sachen aus, ich hol euch Handtücher."

Noch in der Diele ließen die drei alle Kleidung fallen, die Diele schwamm vor Wasser. Schon kam Toms Mutter mit den Handtüchern und sagte noch immer aufgeregt, "kommt, kommt, ins Wohnzimmer und trocknet euch ab. Ich mache euch gleich eine heiße Schokolade und rufe eure Eltern an, damit sie wissen, dass ihr hier gut angekommen seid."

Draußen war es so finster geworden, dass im Haus die Lichter angemacht werden mussten. Was keiner von ihnen wusste, die drei Jungen wurden seit Stunden beobachtet. Zwei dunkle Gestalten, gekleidet in schwarzen gewachsten Mänteln, die bis zum Boden reichten, und mit großkrempigen schwarzen gewachsten Hüten, hatten den ganzen Tag im Dickicht am oberen Rand des Hügels gesessen und gewartet. Immer wieder hatten sie miteinander mit düsteren Stimmen geflüstert und die spielenden Kinder beobachtet. Doch besonders aufmerksam wurden sie, als Peter, Tom und John mit ihrer Flagge auf den Hügel kamen.

Nun standen die beiden von Regen und Sturm unbeeindruckt noch immer in ihrem Versteck und beobachteten die drei Jungen durch das Wohnzimmerfenster, wie sie da mit ihrer heißen Schokolade in Handtücher gehüllt auf dem Sofa saßen und von Toms Mutter umsorgt wurden.

Die Eltern von Peter und John hatten den beiden erlaubt, bei Tom zu übernachten. Zwar wohnten beide nur ein paar Häuser entfernt, doch das Unwetter war inzwischen so stark geworden, dass sich nicht mal mehr die Katzen raus trauten.

Der Gewittersturm dauerte noch die ganze Nacht an. Danach sollte sich für die Kinder alles ändern.

Die Sternenreiter und das Geheimnis der Feenkreise

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