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Ein persönliches Vorwort
von Peter M. Endres

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Wenn dieses Buch erscheint, werde ich mein Unternehmen, die ERGO Direkt, verlassen haben. Ein guter Zeitpunkt, um richtig frei von der Leber sprechen zu können. Stellt sich die Frage: Was bleibt? Eine Frage, die sich fast jeder am Ende eines langen Berufswegs stellt. Ich frage mich indes: Was kommt? Denn ich habe in meinem Leben Erfahrungen gemacht, die ich nicht für mich behalten will und kann. Warum? Ich sehe viele junge Menschen am Anfang ihrer Karriere, die sich fragen, wie sie mit Druck und Belastung fertigwerden, wie sie überhaupt einen Beruf finden sollen, der ihnen Spaß macht. Die oft verzweifelt sind, weil sie so bleiben wollen, wie sie sind, und das Gefühl haben, anders werden zu müssen. Ich will ihnen Mut machen – denn mir ging es nicht anders. Erfahrungen, auch schmerzhafte, muss jeder machen.

Der Blick zurück auf meinen Berufsanfang zeigt einen klassischen Fehlstart: in einem Unternehmen mit einem tollen Ruf, aber mit den falschen Aufgaben. Danach der Versuch, in der Selbständigkeit das Glück zu finden. Mit der Folge, dass ich beinahe alles verloren hätte. Dann kam die Wende: 1990 habe ich in einem Unternehmen angefangen, das mir die besten und ungewöhnlichsten Erfahrungen schenken sollte – und damit meine Haltung und mein Leben verändern sollte. Es waren die Quelle Versicherungen, die damals mit rund 30 Mitarbeitern in Fürth fast noch nicht als richtiges Unternehmen bezeichnet werden konnten. Nicht selten mussten zu dieser Zeit alle Mitarbeiter ran, um morgens die Postkörbe zu sortieren – egal ob Chef oder Azubi.

Heute arbeiten fast 2000 Kollegen bei ERGO Direkt. Natürlich braucht es einen besonderen Chef, um ein Unternehmen aufzubauen – aber immer auch besondere Mitarbeiter, die erst durch ihre Höchstleistungen eine solche Erfolgsgeschichte ermöglichen. Das gilt insbesondere für eine Branche, die vielen als langweilig, konservativ und wenig wandlungswillig und -fähig erscheint. Dieses Unternehmen war und ist geprägt von einem besonderen Geist aus Spaß, harter Arbeit, gegenseitiger Wertschätzung, offener Kommunikation auf Augenhöhe und einigem mehr. Jeder, der diese Firma besucht hat, kann das spüren. Selbst die Kunden, die zumindest räumlich von uns getrennt waren, haben das gespürt. Immer wieder haben sie sich zu einem ungewöhnlich hohen Anteil von unserer Leistung begeistern lassen.

Diese Erfahrungen gingen mir oft genug unter die Haut. Viele Menschen durfte ich einstellen, begleiten und entwickeln. Sie haben mich geprägt. Und sie haben auch in meinem Gehirn etwas angestellt: Sie haben neue Verknüpfungen entstehen lassen – wie mir Gerald Hüther in einem unserer Gespräche erklärt hat. Neue Verknüpfungen, die mich immer wieder dazu gebracht haben, Verrücktes zu wagen. Verrückt im Wortsinn – aus der Ordnung gerückt und ungewöhnlich für eine Versicherung. Den Mut dazu konnte ich aufbringen, weil ich wusste, dass ich Unterstützung erfahre – von Kollegen, Mitarbeitern und natürlich auch von jenen, vor denen ich meine Entscheidungen rechtfertigen musste.

Das Ergebnis ist handfestes Managementwissen, das über die Jahre immer wieder allen Prüfungen standhielt. Und eine Vision, wie die Arbeitswelt nachhaltig verbessert werden könnte. In meinen Gesprächen mit Gerald Hüther ist mir klar geworden, wie eng diese Ideen mit seinen Vorstellungen von einer besseren schulischen Welt verknüpft sind. Weil wir beide aus vollkommen unterschiedlichen Erfahrungswelten kommen, haben uns diese Parallelen von Anfang an fasziniert – und schließlich dazu beigetragen, dass wir uns in einem Dialog den für uns wichtigsten Lebensthemen annähern wollten.

Wenn ich von Veränderung der Arbeitswelt spreche, dann bin ich der festen Überzeugung, dass jeder Einzelne die Chance hat, sein (Arbeits-)Umfeld zu verändern. Mitarbeiter wissen es meist nicht, aber ihre Macht ist groß. Manager sind auf Mitarbeiter angewiesen.

Ich habe erlebt, welche Kreativität, welchen Spaß an der Arbeit, welche Erfüllung Menschen erleben können, wenn sie ihre eigenen Ideen umsetzen können. Ich bin kein Träumer, ich weiß, dass es Aufgaben gibt, in denen die Spielräume für eine eigene Entfaltung klein sind. Aber es gibt keine Aufgabe, die nicht zumindest diesen kleinen Raum lässt. Für die Vorgesetzten ist es nicht immer leicht, diese Freiheiten zu entdecken, zu fördern und zu gewähren. Für viele Chefs ist das auch mit Angst verbunden. Angst davor, die Kontrolle zu verlieren. Angst davor, dass der Mitarbeiter »macht, was er will«. Angst davor, von Mitarbeitern fremdgesteuert zu werden – und an Einfluss zu verlieren. Deshalb werden in vielen Unternehmen solche Ansätze nicht nur nicht gefördert, sondern unterdrückt. Mich haben solche Mitarbeiter eines gelehrt: Sie sind Erfolgsgaranten. Denn sie sind motiviert. Bonuszahlungen freuen sie, treiben sie aber nicht an. Vielmehr sind es die Ideen, die sie einbringen können. Und deren Umsetzung ihnen gemeinsam mit anderen ähnlich hingebungsvollen Verrückten ein Höchstmaß an Befriedigung verleiht.

Mitarbeiter sollen tun können, was sie wollen. Schüler sollen lernen können, was sie wollen. Und beide sollen werden, was sie können. Das ist eine Chance, und ich werde sie – beginnend mit diesem Buch – unterstützen, wo und wann immer es möglich ist.

Lernlust.

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