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Kellerwald

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Wenn man die Gesteinszüge von Dill-Eder-Mulde und Hörre im Streichen nach Nordosten verfolgt, so gelangt man, die Frankenberger Bucht querend, in den Kellerwald (vgl. Abb. 5). Von der kleinen Scholle des Kellerwaldes, die praktisch schon im Bereich der Hessischen Senke liegt, hat Hans Cloos einmal geschrieben, sie sei „in einer Weise zersplittert und durcheinander geschoben, wie es im Rheinischen Schiefergebirge kaum wieder vorkommt“. Und weiter: „… ob nicht der ganze Kellerwald als ein Stück der großen rheinischen Transversalflexur anzusehen ist, das zwischen den bewegten Hauptschollen zu einer riesenhaften Kluftbrekzie zerdrückt worden ist?“

Das vollständige Zitat hat der Göttinger Kollege Dieter Meischner seiner ›Kleinen Geologie des Kellerwaldes‹ vorangestellt (Meischner 1991), die damals die neueste Zusammenfassung gab (Abb. 25). Diese Formulierung unterbindet eigentlich schon von vornherein die Absicht, die geologischen Verhältnisse mit einfachen Worten verständlich machen zu wollen; deshalb hier nur ein paar Anmerkungen.

Abb. 25: Zwei Meister des Rhenohercynikums: Die Kollegen Meischner (rechts) und Franke (links) mit einem der komplizierten Profile des Kellerwalds. Exkursion des Oberrheinischen geologischen Vereins 1991.

In dem quer zum NE-Streichen nur etwa 20 km breiten Gebirge sind silurische, devonische und unterkarbonische Gesteine von unterschiedlichster Fazies eng miteinander verfaltet und verschuppt. Dazu gehören Grauwacken, Kieselschiefer, Tonschiefer, Karbonate (auch der Kellwasserkalk, vgl. Abb.3) und reife reine Quarzsandsteine (Kellerwald-Quarzit), außerdem unterschiedliche Diabase in Form von Schicht- und Pillowlaven, wie sie auch aus der Dillmulde bekannt sind und die ihre Fortsetzung im Oberharzer Diabaszug finden. Großräumig lassen sich diese Gesteine einem über 300 km weit reichenden Zug zuordnen, der vom Westerwald bzw. von der südwestlichen Dillmulde und der Hörre über das Marburger Bergland und den Kellerwald bis über den Harz (Acker-Bruchberg-Zug) hinaus in das Gebiet der Flechtingen-Roßlauer Scholle, d.h. bis Gommern bei Magdeburg verläuft.

Eckelmann et al. 2014, Mende et al. 2018, dort umfangreiche Literatur, Meischner 1991, Nesbor 2019, Thews 1996

Inzwischen ist auch für den Kellerwald, wie früher schon von Kossmat vermutet, Deckentektonik nachgewiesen, wobei sich mit Ausnahme der aus der Lahnmulde bekannten Einheiten alle anderen in den Kellerwald hinein fortsetzen; dazu gehören die als Lohra- und Steinhorn-Decke bezeichneten Einheiten und der in sich stark verschuppte Kammquarzit (Abb. 10). (Diskussion bei Eckelmann et al. 2014, Nesbor 2019).

Dieser Zug wurde einmal als stabiler Schwellenbereich aufgefasst, dessen Ablagerungen durch eine komplizierte, aber ortsgebundene Tektonik verfaltet, verschuppt und teilweise überschoben wurden, sodass insgesamt das komplexe Bild eines Schuppenstapels auf engstem Raum entstand; das gilt zwar noch immer, ist aber nun durch die Deckenstapel erweitert worden.

Das vermag auch das unmittelbare Nebeneinander von Flach- und Tiefwasserablagerungen zu erklären, die vor der tektonischen Einengung in jeweils voneinander getrennten Becken- und Schwellenbereichen gebildet worden waren. Zu den Flachwasserbildungen gehören Cephalopodenkalke und sandige Ablagerungen, zu denen des tiefen Wassers Alaun- und Kieselschiefer bzw. die Grauwacken, die bereits vom Oberdevon an aus dem Gebiet der südlich gelegenen Mitteldeutschen Kristallinschwelle, meist als Turbidite, geschüttet wurden.

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