Читать книгу Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten in Österreich - Peter Scherrer - Страница 10

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Die vorrömische Siedlung auf der Hohen Birga wird gerade neu untersucht – und wie so oft, ist alles anders, als es nach den Ausgrabungen rund um den Zweiten Weltkrieg schien.

05BIRGITZ – DIE RAETERSIEDLUNG AUF DER HOHEN BIRGA

Tirol

Auf der Hohen Birga in Birgitz, einem trotz seines Namens kleinen, aber steilen, stark bewaldeten Hügel am nördlichen Ortsrand, befindet sich ein archäologisches Freigelände im unmittelbaren Umkreis der Landeshauptstadt Innsbruck. Ein archäologischer Lehrpfad leitet den Besucher über den Hügel.

Noch heute sind drei künstliche Terrassen zu erkennen, mit denen ebene Siedlungsflächen geschaffen wurden. Überall im Gelände zeigen sich außerdem die Gruben der ehemals in den Hügel eingetieften Gebäude. Bereits 1937/​38 und 1954/​56 förderten erste Ausgrabungen eine Siedlung der mittleren und späten Latènezeit (3. bis 1. Jh. v. Chr.) mit etwa einem Dutzend raetischen Häusern zutage. Im Zuge der römischen Invasion 15 v. Chr. dürfte das Dorf in Flammen aufgegangen und nie mehr besiedelt worden sein. Der vom damaligen Ausgräber zu Unrecht als Zisterne gedeutete Bau VI entpuppte sich bei neuesten Untersuchungen als Wohnhaus und wird derzeit zur Konservierung vorbereitet.


Abb. 11 Birgitz, Hohe Birga: Blick in Haus X der raetischen Siedlung mit befundgestützter Nachstellung der Holzkonstruktionen im Untergeschoss.

Modern erforscht und für Besucher befundgetreu konserviert ist bisher nur Haus X mit einem typisch gewinkelten, aus schweren Steinplattenmauern gebildeten Zugangskorridor von 6,7 m Länge und 1 m Breite. Diese Trockenmauerkonstruktion mit noch immer annähernd 2 m Höhe dürfte mit großen Steinplatten abgedeckt gewesen sein. Der halb in den Naturboden versenkte Hauptraum des Untergeschosses bot etwas mehr als 20 m2 Fläche und besaß nach dem Grabungsbefund Holzbohlenwände in Blockbautechnik, nach außen wurde das Gebäude aber gegen Hangdruck und Feuchtigkeit durch schwere Steinsetzungen isoliert. Das Obergeschoss ragte wohl ebenfalls in reiner Holzbauweise etwas über das Untergeschoss vor und bildete somit gleichzeitig einen wettergeschützten Vorplatz aus. Die hier erstmals gelungene genaue Beobachtung der raetischen Bautechnik lässt wertvolle Rückschlüsse auf die gleichzeitigen ähnlichen Siedlungen in Nord- und Südtirol sowie dem Engadin zu.

Im Gemeindeamt bietet ein kleines, liebevoll gestaltetes Museum neben dem Fundmaterial auch gute Einblicke in die Arbeitsweise moderner Feldarchäologie mit ihren naturwissenschaftlichen Begleituntersuchungen.


Abb. 12 Schaubild mit dem vermutlichen Aussehen der raetischen Siedlung auf der Hohen Birga auf einer der Informationstafeln vor Ort.

Adresse

Raetermuseum Gemeindeamt

Fundamt Birgitz

Dorfplatz 1

6092 Birgitz

Tel. +43 5234/​33233

E-Mail: gemeinde@birgitz.tirol.gv.at

http://www.innsbruck.info/​axamsbirgitz-grinzens/​service/​infrastruktura-z/​detail/​infrstruktur/​birgitz-1.html

Literatur

http://www.uibk.ac.at/​zentrum-alte-kulturen/​home/​jahresbericht 2009.pdf;

http://www.uibk.ac.at/zentrum-alte-kulturen/​home/​jahresbericht 2010.pdf​

Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten in Österreich

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