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Vorwort

Der Kapitalismus, bzw. die angeblich „Freie Marktwirtschaft“, ist die derzeit weltweit herrschende Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung. Darüber ist ma´u (ab hier für man/frau) sich sowohl in weiten Kreisen der Ökonomie, als auch Soziologie allgemein einig. Es ist daher nur konsequent, wenn die von uns gewählten Politiker*innen durch die derzeitig verhandelten Freihandelsabkommen1, ihre gesellschaftlichen Macht- und Herrschaftsmöglichkeiten, an die Konzerne, bzw. an diejenigen, die über das Kapital verfügen, abtreten. Da wir aber als Volk einem solchen Umstand wohl niemals zustimmen würden, werden wir weder informiert und natürlich erst recht nicht gefragt.

Eigentlich müsste ma´u alle Regierungschefs der beteiligten Regierungen, die ja alle bei ihrem Amtsantritt geschworen haben „ von dem Volke Schaden abzuhalten“, verklagen. Denn es ist ja allzu offensichtlich, dass Organisationen, die alleine dem Profit verpflichtet sind, einen solchen nur erwirtschaften können, wenn sie sowohl „dem Volk“, als auch der Natur Schaden zufügen werden, ja letztlich müssen. Carl Amery hat dies in seinem Buch mit dem sehr bezeichnenden Titel „Global Exit“ deutlich beschrieben.

Nun ist es ja nicht so, dass dieser Sachverhalt sonst niemandem auffiele und keine Sorgen bereitete. Was kann ma´u also tun? Einfach resignieren und „Gott einen guten Mann“ sein lassen? So etwas hat noch niemals etwas gebracht. Also sollte ma´u im Sinne möglicherweise besserer Lebensumstände für uns und die Natur immer erneut auf diesen Sachverhalt aufmerksam machen und ihn deutlich benennen. Aber geschieht dies denn bisher nicht schon? Hat dies z.B. Amery und viele andere nicht getan? Oder anders gefragt: sind die bisher angebotenen Beschreibungen und Analysen denn überhaupt so deutlich, dass sie unsere derzeitige Wirklichkeit „richtig“ beschreiben würden? Liegt es vielleicht daran? Und wären sie dann geeignet ein Umdenken in Bewegung zu setzen?

Nach allem was mir bisher an Belegen begegnete, muss ich feststellen, dass es nur wenige gibt, die wirklich die „Oberfläche“ des Sichtbaren, bzw. uns Dargebotenen durchbrechen. Oder gar die tatsächlichen Wirkmechanismen und dahinter stehenden Absichten benennen, aufzeigen und belegen. Es gibt sehr wohl gute Analysen in Bezug auf bestimmte Lebensumstände und gesellschaftliche Zusammenhänge. Aber diese sind in der Regel durch zuvor festgelegte „Blickrichtungen“ beengt. Genauer gesagt, durch bestimmte Sichtweisen der vertretenen Wissenschaft oder der/s jeweiligen Autors/in. Nach der im Folgenden vertretenen Überzeugung kann eine wirklich zutreffende Analyse der derzeit erlebbaren Verhältnisse nur durch einen umfassenderen Blick sowohl historischer, als auch fachbereichsüberschreitender Art auch nur annähernd die diese Verhältnisse hervorrufenden Zusammenhänge in den Blick bekommen.

Dabei ist es natürlich immer wichtig die eigenen „Bilder im Kopf“2 nicht nur zu kennen, sondern auch Ihnen, verehrte Leser*innen an den wichtigsten Stellen mitzuteilen. Dies ist deshalb wichtig, damit Sie ein entsprechendes Argument, oder eine bestimmte Bezeichnung nachvollziehen und verstehen und dann möglicherweise auch akzeptieren können. Um es auf den Punkt zu bringen; hier besteht die Absicht klar und deutlich darin zu zeigen, dass dieser Kapitalismus aufgrund seiner eigenen Bedingungen dringend überwunden werden muss - das Thema der Holons also -. Aber auch, dass dies in einer leider nicht eindeutig zu bestimmenden Zukunft auf jeden Fall geschieht - das Thema Weltsichtebenen -. Ich kann nur hoffen, dass mir dies so gelingt, damit Sie auch die angekündigte Absicht verfolgen können. Vor allem aber sollen Ihnen diese neuen Einblicke ein daraus herkommendes Verständnis der zugrundliegenden Zusammenhänge ermöglichen.

Allerdings ist von Beginn an auf einen wichtigen Sachverhalt zu verweisen. Alle Kritiker*innen, die in der jeweiligen geschichtlichen Situation die darin herrschenden Vorstellungen oder gar Ideologien kritisierten oder gar angriffen, wurden entweder schlicht ignoriert, oder durch umfassendes Verschweigen mundtot gemacht. In früheren Zeiten manchmal sogar im doppelten Wortsinne. Gerade im Zusammenhang mit dem derzeit herrschenden kapitalistischen und oder markt3- und technikeuphorischen Denken kann ma´u dies sehr gut beobachten.

Die Reaktionen auf Marx, dann die völlige Unkenntnis über Gesell, dann in bestimmten Zeiten die Sicht auf Keynes und seine Anhänger, oder auch Polanyi, um nur wenige zu nennen, belegen dies deutlich. Alle zuzeiten dominierenden Ideologien waren sich in solchen Reaktionen schon immer gleich und dies gilt insbesondere für die derzeit herrschende markteuphorisch-kapitalistische. Da deren Auswirkungen aber immer bedrohlicher werden4, ist es dringend erforderlich, diese so deutlich, aber auch so begründet wie möglich zu benennen. Da aber die wesentlichen Begründungslinien mit bisher wenig bekannten - siehe das Thema der Holons - oder teils übersehenen Erkenntnissen5 erfolgt, könnte es umso leichter fallen, diese erneut schlicht zu ignorieren oder gar lächerlich zu machen. Es wird sich zeigen, was geschieht.

1 insbesondere wenn die darin vorgesehenen geheimen Schiedsgerichte Wirklichkeit werden sollten.

2 also die Umstände meiner derzeitigen Sichtweise auf die Welt, die durch meine gesamte Ontogenese entstanden. In der modernen Philosophie benutzt mau hier eher den Begriff Qualia = phänomenalem Bewusstsein, wobei wir aber nicht erst seit Heidegger um die Probleme der modernen Phänomenologie wissen.

3 siehe hierzu Bachinger/Matis.

4 die umfassende Begründung für diese Aussage erfolgt im folgenden Text.

5 siehe das Thema Weltsichtebenen (Graves) oder Bewusstseinsstrukturen (Gebser), eventuell auch der digitalen Revolution

Der Mythos des Freien Marktes oder der real existierende Finanzkapitalismus

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