Читать книгу Was ist Realität und/oder Wirklichkeit? - Peter Schlabach - Страница 9
ОглавлениеKapitel I Neue Wahrnehmung der Menschen
Beginnen wir hier ganz grundsätzlich; für mich ist eine mir begegnende „neue“ Erkenntnis immer dann besonders zu beachten und zu prüfen, wenn sie sowohl von unterschiedlichen Menschen, als auch von unterschiedlichen wissenschaftlichen Gesichtspunkten her, zu einem vergleichbaren Ergebnis kommt. Ob diese neue Sicht allgemein wahrgenommen wird oder nicht, ist zunächst unerheblich. In solchen neuen Sichtweisen ist für mich aber unbedingt auch die Mystik einbezogen. Wie und warum dies so ist, wird sich noch zeigen. Das gilt durchaus gerade auch für eine neue Sichtweise auf uns in Bezug auf die inzwischen sowohl von einer ganzen Reihe von Psycholog*innen festgestellten umfassenderen Sicht auf uns Menschen, als auch solcher, die schon sehr lange existieren. Dies gilt vor allem dann, wenn diese im modernen Denken übersehen oder gar missachtet wurden und werden.
Es gibt aber gerade „alte“ Sichtweisen auf die Wirklichkeit, die ebenfalls meist übersehen werden. Eine dieser „alten“ Sicht auf alles, was ist, ist die der Großen Kette des Seins. Diese wird in ihrer Grundstruktur seit Jahrtausenden immer wieder eben gerade auch von Mystiker*innen bestätigt. Da ich aber die hier jetzt darzustellenden Sachverhalte schon in allen meinen bisher veröffentlichten Büchern teils umfassend begründet niederschrieb, will ich es hier weitgehend mit einer reinen Aufzählung bewenden lassen. Was ist also die Große Kette des Seins, oder wie es manche auch nennen, der Wesen? Die Hälfte dieser Sicht geht zurück bis auf Platon, nämlich das, was inzwischen als „Abstieg“ benannt wird. Dieser beginnt bei der großen, umfassenden schöpferischen Potenz, oder das, was viele Menschen Gott nennen. Dieser Begriff ist allerdings sehr anthropologisch belastet, siehe das AT. Ich bevorzuge daher entweder den Begriff Plotins, das Ein-Eine, „das Alles was Ist“, oder GOTT, speziell in dieser Form geschrieben.
Aus diesem Alles was Ist geht nun in einem
ersten Schöpfungsakt der GEIST hervor,
aus diesem die umfassend schöpferische Seele
und aus dieser die Materie.
Das wäre sozusagen der „unterste“ Punkt, von dem aus dann wieder durch die Evolution der „Aufstieg“ beginnt und zwar
über das Leben bzw. Körper, den Geist (mind)
und über die Seele zum GEIST (spirit),
und damit zurück zum Ein-Einen.
Entscheidend ist aber dabei zu beachten, dass das Alles was Ist in jedem einzelnen dieser Ab- und Auf-Bewegungen, bzw. darin entstandenen Zuständen, immer umfassend anwesend ist. Daher auch für diese Wesenheit der Begriff „Alles was Ist“. Da ich mir völlig darüber bewusst bin, dass eine solche Sicht auf die Einheit des Wirklichen (C.F.v. Weizsäcker) so ziemlich allem widerspricht, was uns die derzeitigen Wissenschaften lehren, werde ich weiter unten diese spezielle Sicht ebenfalls noch umfassend begründen.
Wenn der Aufstieg aber nur über die Evolution, speziell die des Geistes möglich ist, muss es Lebewesen geben, die einen Geist – mind – nicht nur haben, sondern diesen auch immer besser anwenden können. Diese Lebewesen sind hier auf der Erde wir Menschen. Seitdem wir aber über eine abstraktionsfähige Sprache verfügen (siehe hierzu Jean Piaget), können wir nicht nur „besser“ sprechen, sondern auch immer besser denken.
Diese Entwicklung hat aber wie alles, was wir Menschen hervorbrachten und weiterhin hervorbringen, immer zwei Seiten, eine eher positive und eine eher negative. Wie wir unten noch sehen werden, werden beide Seiten immer ausgeprägter, mit immer umfassenderen Folgen in beide Richtungen für uns, aber zunehmend auch der Natur. Bevor wir uns aber mit dieser Entwicklung näher befassen können, müssen wir uns zunächst anschauen, wie es die Evolution schaffte, uns diese Fähigkeiten zu „schenken“.
Wie bei allen Fähigkeiten, über die tierische Lebewesen verfügen, gelingt dies über zwei Wege; erstens über die Gene, was aber nur über langfristige Zeiträume möglich ist. Der zweite Weg verlief zunächst über die Fähigkeit der Prägung – soweit wir bisher wissen begann dieser Prozess bei den Vögeln -, dann aber bei den Säugetieren zusätzlich über das „kindliche“ Spielen1. Entscheidend ist aber dabei, dass die bei Tieren schon immer angeborenen Instinkte in ihrer klaren Vorgabe von Verhalten parallel zu diesen Fähigkeiten in Richtung von uns Menschen immer deutlicher eingeschränkt wurden.
a. Die Linien
Dies gelang nun bei uns Menschen fast komplett. M.a.W., bei uns sind nur noch wenige Instinkte aktiv und wenn wir uns dieser Zusammenhänge bewusst werden, können wir diese auch noch beherrschen lernen. An die Stelle der eben dargestellten biologisch bedingten Vorgaben traten bei uns Menschen das, was immer mehr Psycholog*innen unter dem Begriff der Linien2 verstehen. Da diese Linien sozusagen für die früheren Instinkte stehen, muss ma´u davon ausgehen, dass diese unser Verhalten repräsentieren, bzw. für dieses stehen. Oder noch anders; alles, was wir Menschen, wahr-nehmen und dann in Verhalten umsetzen „können“, kann einem der hier vorzustellenden Linien zugeordnet werden. Um diese Aussage nachvollziehen zu können, wollen wir uns einige davon näher anschauen. Die wichtigsten seien hier kurz aufgezählt; sie beschreiben die
Diese Aufzählung umfasst nun keineswegs alle diese erforschten Linien, sondern nur die bedeutendsten.
Wie kann ma´u aber das Konzept der Linien richtig verstehen und einordnen? Entscheidend ist es als erstes festzuhalten, dass alle Linien weitgehend voneinander unabhängig sind. M.a.W., die näher beobachteten und dann definierten Linien lassen sich nicht aufeinander rückbeziehen. Sie haben alle ihre eigene, in der jeweiligen Definition beschriebene Kompetenz.
Noch entscheidender ist aber, dass sie sich alle eigenständig, „in unterschiedlichen Tempo, mit einer unterschiedlichen Dynamik und nach einem unterschiedlichen Zeitplan“ entwickeln. „Auf jeden Fall hat der größte Teil der Forschung herausgefunden, dass jede Entwicklungslinie selbst die Tendenz hat, sich in einer schrittweisen, holarchischen (s.u.) Weise zu entfalten. Höhere Stufen in jeder Linie tendieren dahin, auf den früheren Stufen aufzubauen oder sie mit einzubeziehen, keine Stufe kann übersprungen werden, und die Stufen treten in einer Ordnung in Erscheinung, die durch Konditionierung durch die Umwelt oder soziale Verstärkung nicht verändert werden kann. Bisher spricht beachtliches Belegmaterial dafür, dass das für alle Entwicklungslinien gilt“4. Die eben angesprochenen Stufen – zunächst drei an der Zahl - werden bei allen Linien in gleicher Weise erkannt. Diese sind
eine erste sensomotorische – also durch Reize angeregte Bewegung und/oder Reaktion -,
eine zweite konkrete Stufe, bei der es um konventionelle Handlungen, oder die Übernahme von Rollen geht
und eine dritte abstraktere, formalere post(nach)konventionelle Stufe.
Wilber macht hier noch den Vorschlag, entsprechend der Weiterentwicklung unseres Denkens (s.u.) eine vierte Stufe ins Auge zu fassen, die er post-postkonventionell nennt. Interessant ist hier aber seine Begründung; so rückbezieht er hier diese vier Stufen auf den „Aufstieg“ in der großen Kette des Seins nämlich erneut
Körper, Geist, Seele zum GEIST.
Wie aber „erwerben“ wir uns alle diese Fähigkeiten? Fallen uns diese sozusagen ganz einfach zu? Natürlich nicht. Alle diese Fähigkeiten müssen wir erlernen, oder m.a.W., hier kommt zum Vorschein, dass wir als Menschen eben absolut umfassende Lernwesen sind. Wie aber geschieht das? Bevor wir uns aber diesem Thema näher widmen, müssen wir uns vorab die Evolution der wichtigsten Linie überhaupt näher anschauen, die kognitive Linie.
b. Weltsichtebenen
Die Evolution dieser Linie ist die wohl am umfassendsten untersuchte. Insonderheit aber wurde ihre Evolution von einer ganzen Reihe weiterer Wissenschaftler*innen und Philosoph*innen ansatzweise erkannt und in ihren Grundzügen entweder angedeutet5 , oder direkt erforscht und beschrieben. Neben den Psychologen Jean Piaget und Claire Graves gilt dies besonders für Jean Gebser in seinem dreibändigen Werk „Ursprung und Gegenwart“. Die Arbeit von Graves ist wohl die bekannteste. Wichtig ist aber, dass er nicht die vier Stufen Piagets anführt – den er wahrscheinlich gar nicht kannte -, sondern insgesamt acht, die er auch umfassend belegt. Diese seine Erkenntnisse wurden nach seinem überraschenden Tode von seinen Schülern Beck und Cowan unter dem Titel „Spiral Dynamics“ veröffentlicht. Im Folgenden will ich im Rückgriff auf diese die wichtigsten Grundzüge kurz darstellen. Dies geschieht auch hier so kurz wie möglich, da ich dies in allen meinen Büchern teils recht umfassend getan habe. Beck und Cowan haben bei dieser Veröffentlichung aber die Benennungen dieser „Ebenen“ von Graves geändert. So verwenden sie den Begriff Wissens-Meme oder abgekürzt W-Meme. Darüber hinaus benennen sie jede dieser Ebenen mit Farbnamen. Dies tun sie, um zu verhindern, dass sich verschiedene Menschen mit einer vermeintlichen Ebene über andere Menschen „erhaben“ fühlen. Daraus ergibt sich nun folgende Darstellung:
Beige: (Grundtenor) Tu, was Du für dein Überleben tun musst benutzt seinen Instinkt und seine Gewohnheiten, um zu überleben
ein klar getrenntes Selbst ist noch kaum erwacht oder gar beständig
Nahrung, Wasser, Wärme, Sex und Sicherheit haben Priorität Bildet Überlebensverbände, um das Leben zu erhalten und weiterzugeben
Zu finden: bei den ersten Menschen, Neugeborenen, senilen alten Menschen, Alzheimerkranken im letzten Stadium, geistesverwirrten Obdachlosen, verhungernden Massen.
Purpur: Die Geister zufrieden stellen und das Nest des „Stammes“ warm und sicher halten.
den Anweisungen von Geistwesen und mystischen Zeichen Folge leisten (Strafen wie Krankheit oder gar Tod könnten folgen)
den Alten, Ahn*innen und dem Stamm gegenüber treu ergeben sein (eigene Interessen sind gegenüber den Stammesinteressen weniger wichtig)
heilige Gegenstände, Orte, Vorkommnisse und Erinnerungen in Ehren halten
Übergangsriten, Jahreszeitenzyklen und Stammesbräuche erhalten
Zu finden: bei dem Glauben an Schutzengel und voodooähnlichen Flüchen, bei Blutschwüren und über Generationen weitergegebenen Rachegefühlen, religiösen Gesängen und Trancen, Glücksbringern, Familienritualen, magischen ethnischen Glaubensvorstellungen und Aberglauben, in Gangs, Sportmannschaften und Unternehmen, in „Clans“ stark verbreitet.
Rot: Sei ohne Rücksicht das was du bist, und tu was du willst. die Welt ist ein Dschungel voller Räuber und Gefahren (nur mein Eigeninteresse zählt)
reißt sich von jedweder Herrschaft und jedwedem Zwang los, um sich selbst zu gefallen (um aber eventuell durch Gewalt Zwang auszuüben)
steht groß da, erwartet Aufmerksamkeit, fordert Respekt und hat das Sagen
genießt sein Selbst mit vollstem Recht und ohne Gewissensbisse und Schuldgefühle (setzt sein „Recht“ mit Gewalt durch) überwindet, täuscht und beherrscht andere aggressive Persönlichkeiten (Macht geht über alles)
Zu finden: bei Kindern in der „Trotzphase“, rebellischen Jugendlichen. Grenzlandmentalitäten und feudalen Königtümern, bei James-Bond-Bösewichten, epischen Helden, Glücksrittern, wilden Rockstars, Attila und „Herr der Fliegen“, es ist die Basis des patriarchalen Denkens.
Blau: Das Leben hat eine Bedeutung, eine Richtung und einen Zweck mit vorbestimmten Ergebnissen.
das Selbst für das transzendente Ziel, „Die Wahrheit“ oder den „rechten Weg“ opfern (z.B. auch durch Selbstmord) die Ordnung erzwingt einen Verhaltenscode, der auf ewigen, absoluten Grundsätzen beruht (z.B. die 10 Gebote) rechtschaffenes Leben schafft gegenwärtige Stabilität und sichert zukünftigen Lohn (eventuell erst im Jenseits)
Impulsivität wird von Schuldgefühlen kontrolliert, jeder hat seinen ihm gebührenden Platz (Gewissen, Über-Ich)
Gesetze, Vorschriften und Disziplin bilden den Charakter und den Grundstoff der Moral (oft durch Beichte, meist durch Strafe und/oder Buse abgesichert)
Zu finden: dem puritanischen Amerika, dem China des Konfuzius, dem Chassidismus, dem Dickens´schen England, singapurischer Disziplin, dem ritterlichen Ehrenkodex, wohltätigen, guten Taten, der Heilsarmee, bei islamischen Fundamentalisten, bei Pfadfindern und im Patriotismus, Basis der Großreligionen.
Orange: Handle im eigenen Interesse und spiele so, dass du gewinnst.
Veränderung und Fortschritt liegen in der Natur der Dinge (vor allem aber im eigenen Interesse)
Fortschritt, indem wir die Geheimnisse der Natur in Erfahrung bringen, bzw. sie der Erde „entreißen“ und die besten Lösungen für uns finden
Die Schätze der Erde so verarbeiten, dass ein Überfluss an gutem Leben geschaffen und verbreitet wird (Ausbeutung der Erde ist unwichtig)
Optimistische, risikofreudige Menschen, die sich auf sich selbst verlassen können, verdienen Erfolg (in manchen Fällen überdimensionalen Reichtum und Macht)
Gesellschaften gedeihen durch Strategien, Technologie und Konkurrenzdenken, das immer nur im eigenen Interesse liegt. Zu finden: im Zeitalter der Aufklärung, „Erfolgs“-Ministerien, an der Wall Street, bei Motorrad, Autorennen und Mannschaftssportarten, an der Riviera, in einer entstehenden Mittelklasse, der Kosmetikindustrie, Handelskammern, dem Kolonialismus, Werbefernsehen, dem Kalten Krieg, Debeers Diamantenkartell, Brustimplantaten, der Mode, der Religion des Kapitalismus.
Grün: Suche nach Frieden im inneren Selbst und erkunde mit anderen die fürsorglichen Dimensionen von Gemeinschaft. der menschliche Geist muss von Habgier, Dogma und Entzweiung befreit werden
Gefühle, Sensibilität und Fürsorge ersetzen kalte Rationalität Die Schätze und Möglichkeiten der Erde gleichmäßig unter allen verteilen
Entscheidungen durch Versöhnung und Konsensprozesse erreichen, wobei oft uferlose Diskussionen in Kauf genommen werden
Spiritualität auffrischen, Harmonie bringen, die menschliche Entwicklung bereichern
Zu finden: in klientenzentrierten Therapien, der Theologie der Befreiung, bei Ärzte ohne Grenzen, im kanadischen Gesundheitssystem, in der amerikanischen Bürgerrechtsunion, dem Weltkirchenrat, Sensibilitätstraining, Greenpeace, der Tiefenökologie, der Tierrechtsbewegung.
Diese sechs w-Meme gelten als diejenigen der sog. ersten Ordnung oder Grades. Ihre Problematik besteht darin, dass sie sich untereinander, - vor allem gegen das Vorgänger-w-Mem -, eher bekämpfen. Darauf folgen diejenigen der sog. zweiten Ordnung, bisher zwei bekannt.
Gelb: Lebe umfassend und verantwortlich, als der, der du bist und lerne zu werden.
das Leben ist ein Kaleidoskop natürlicher Hierarchien, Systeme und Formen
die Großartigkeit der Existenz wird höher geschätzt, als materielle Besitztümer
Flexibilität, Spontaneität und Funktionalität haben höchste Priorität
Wissen und Kompetenz, sollen Rang, Macht und Status ersetzen
Unterschiede können in interdependenten, natürlichen Fließprozessen reguliert werden
Zu finden: in Carl Sagans Astronomie, der Chaostheorie, angepasster Technologie, Ökoindustriegebiete (die den Abfluss des jeweils anderen als Rohmaterial verwenden), Fred Alan Wolfs „neuer Physik“, Deepak Chopras „Die Körperzeit“.
Türkis: Erfahre die Ganzheit der Existenz mit dem menschlichen Verstand und dem höheren Geist.
die Welt ist ein einziger dynamischer Organismus mit kollektiver Vernunft
das Selbst ist sowohl ein klar unterschiedener als auch ein mit einem größeren, mitfühlenden Ganzen verbundener Teil alles verbindet sich in ökologischer Ausrichtung mit allem Energie und Information durchdringen die gesamte terrestrische Umwelt
Holistisches, intuitives Denken und kooperatives Handeln sind zu erwarten
Zu finden: in Theorien von David Bohm und H.P. Dürr, McLuhans „globalem Dorf“, bei Rupert Sheldrake und den morphogenetischen Feldern, in Gandhis Ideen einer pluralistischen Harmonie, Ken Wilber „Eros, Kosmos, Logos“, James Lovelocks „Gaia-Hypothese“, Pierre Teilhard de Chardins „Noosphäre“.
Inzwischen wird von anderen Autoren, die diese Zusammenhänge erforschen eine weitere Ebene, Koralle vorgeschlagen. Aber diese ist diesen beiden Autoren noch immer unklar. Es ist insbesondere Ken Wilber, der sich sehr für die Verbreitung dieser neuen Erkenntnisse in seinen Büchern einsetzt. Nach ihm führt der Weg, den ma´u am Ende dieser Entwicklung einschlagen kann, in verschiedene Ebenen dessen, was üblicherweise Erleuchtung genannt wird. Ob das dann irgendwann „Koralle“ genannt wird, bleibt offen. Dies gilt vor allem deshalb, weil es dann wahrscheinlich nicht nur eine, sondern vier weitere solcher Ebenen geben müsste, also insgesamt 12. Aber das ist ein eigenes Thema, allerdings ein mehr als interessantes, verliefe es doch dann parallel zu den 12 Dimensionen der Wirklichkeit Burkhard Heims. Aber auch darauf ist nochmals zurück zu kommen.
Diese Aufzählung stellt zweifellos ein beeindruckendes Bild menschlicher Realitäten dar. Am Ende ist aber noch auf wenigstens drei grundlegende Umstände hinzuweisen, die bei der Beurteilung sowohl der Theorie selbst, als auch ihrer Reichweite und Erklärungskraft zu beachten sind:
alle Menschen durchlaufen in ihrer je eigenen geistigen Entwicklung ab ihrer Geburt alle Stufen bis zu der Stufe, die sie aktuell leben können. Beim Erreichen einer neuen Stufe, wird die vorherige „mitgenommen“ und eingeschlossen. Es kann keine Stufe ausgelassen oder übersprungen werden. Dieser Prozess verläuft damit emergent6. Solche Stufen sind eben Holons. Ein Holon ist ein Ganzes, das Teil eines anderen Ganzen ist7. Es wird auch als "Ganzes/Teil" umschrieben. Eine Hierarchie von Holons nennt ma´u daher Holarchie (s.o.) (teils Wik). In diesem so dargestellten stufigen Prozess liegt auch ein direkter Zusammenhang mit den Erkenntnissen Piagets und Jean Gebsers, wobei dieser den Begriff der Struktur bevorzugt. Die anderen Begriffe - also Stufe, Ebene oder Stadie – sind Gebser zu „unbeweglich“.
In dieser immer wieder bestätigten stufigen Entwicklung zeigt sich ein weiterer wichtiger Umstand. Der jeweilige Schwerpunkt des geistigen Bezuges bewegt sich wie ein Pendel von der Seite des Individuums auf die Seite der Sozialität oder dem Wir und wieder zurück zum Individuum, dem Ich oder Ego. Allerdings erreicht dabei jeder „Pendelausschlag“ eine neue umfassendere Klarheit des jetzt möglichen Blickes aus dem Geist auf die Welt und damit des möglichen Verständnisses von Realität und/oder Wirklichkeit.
Die „Bewegungen“ der einzelnen Ebenen zeigen dies deutlich. So gilt für
Beige – Überleben des Einzelnen = Ich – zu
Purpur – Identifikation und Überleben des Stammes oder Clans= Wir – zu
Rot – erneute Identifikation mit dem Individuellen, jetzt vor allem im Sinne von Herrschaft über die „Welt“ und andere = Ich – zu
Blau – Identifikation mit dem Mythos, der Religion, der Partei usw. = Wir
über Orange = Ich - bis letztlich Koralle Hier zeigt sich nebenbei auch erneut die Erklärungskraft des Holon-Begriffs.
Diese Stufen geistiger Präsenz, Sichtweisen und Erklärungsmöglichkeiten von Individuum und Welt beschreiben jetzt aber keineswegs ein System von Kammern oder Schubladen, in die ma´u Menschen „packen“ und dann „ablegen“ könnte. M.a.W., diese Theorie ist in gar keinem Sinne und keiner Richtung starr. Das Gegenteil ist der Fall, wie ja auch ihre Benennung durch Beck und Cowan, aber auch Gebsers Strukturbegriff anzeigen. Erstens ist eine Person höchst selten bis nie eindeutig einer dieser Stufen zuzuordnen. Er/sie hat ja immer alle vorigen Stufen durchlaufen und kann sehr wohl bei entsprechendem „Bedarf“8, auf das Denken und die Verhaltensweisen früherer Stufen „zurückgreifen“. In den Stufen des ersten Ranges geschieht dies wohl eher unbewusst. Aber ab den Stufen des zweiten Ranges können diese Möglichkeiten von solchen Menschen ganz bewusst eingesetzt werden, was ja in der Praxis bereits von einer neuen Art von „Spiralberatern“ geschieht.
Damit ist natürlich weder die Spirale und damit die kognitive Linie selbst, noch die Möglichkeiten ihrer Anwendungen umfassend oder gar eindeutig beschrieben. Dies würde den hier beabsichtigten Rahmen auch weit überschreiten. Aber bevor wir diese Darstellung verlassen, gilt es noch auf einige Zusammenhänge hinzuweisen, die unbedingt bei einem Blick darauf zu beachten sind. Wie geschieht eine solche Entwicklung geistiger Fähigkeiten überhaupt und gelingt diese immer und überall? Oder anders gefragt: wie gelingt der Zugang zu den weiteren, umfassenderen Stufen oder Strukturen?
Beck und Cowan behaupten, dies sei sozusagen eine willentliche Fähigkeit der Menschen selbst. Wie könnte ma´u das verstehen? Menschen haben ein Problem mit ihrer Umgebung. Sie sind aber auch nach der Aussagen von Beck und Cowan auf einer bestimmten Weltsichtebene unfähig ihre Umwelt so zu verstehen, dass alle diese hier neu entstandenen Probleme erkannt werden könnten. Als Beispiel kann ma´u durchaus unsere derzeitigen Probleme9 heranziehen, die ja gerade durch die derzeit herrschende Ebene hervorkommen. Die beiden Autoren sind nun der Überzeugung, dass einige Menschen in der Lage wären ihre Umwelt durch neue konzeptionelle Modelle10 diese Probleme nicht nur dadurch wahrzunehmen, sondern diese dann auch zu lösen. Anders formuliert könnte ma´u sagen, eine von diesen Menschen selbst angesteuerte neue Ebene, sei die Lösung für solche Probleme. Diese Sicht ist zwar im Grundsatz durchaus zutreffend11, wie die Reaktionen einer neuen Weltsichtebene auf zuvor existierende Probleme so deutlich zeigen. Aber können Menschen dies einfach „aus sich heraus“ so einfach hervorbringen?
Natürlich nicht, wie die beiden Autoren ja an anderer Stelle selbst betonen. Auf einer bestimmten Ebene sind die darin auftauchenden Probleme schlicht nicht zu erkennen. Nach allem, was wir bisher über die geistige Entwicklung wissen - siehe z.B. auch Piaget -, erfolgt diese gerade nicht aufgrund solcher persönlicher Möglichkeiten, sondern emergent12. Oder anders ausgedrückt; nach den Ergebnissen Piagets beginnt die geistige Entwicklung der Menschen immer nur bei einzelnen Individuen. Und das hat nicht das Mindeste mit historischen Umständen oder gar Problemen13 zu tun.
Um aber diesen Umstand in seinen derzeitigen besonderen Voraussetzungen und daher kommenden Folgen wirklich zu verstehen, muss kurz eine Bedingung erwähnt werden, die in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielt. Es handelt sich insonderheit um die Folgen der ja immer noch allgemein üblichen patriarchalen Erziehung. Diese behindert, ja blockiert in manchen Fällen geradezu solche Entwicklungen (s.u.). Hier kurz meine Erklärung für den Umstand der hier einsetzenden Emergenz: Übergänge in neue Weltsichtebenen bleiben ein Leben lang möglich Sie setzen aber immer geistige Unabhängigkeit von jeweiligen Autoritäten, insbesondere jeweiliger Eltern voraus (s.u.). Bei näherer Kenntnis der Theorie der Weltsichtebenen und von da herkommender Beobachtung von Menschen, kann ma´u eben in manchen Familien deutliche Begrenzungen beobachten. Wenn ein Elternteil die Erziehung in einem patriarchalen Sinne besonders dominiert – das kann sowohl der Vater, aber auch die Mutter sein – dann können sich diese Kinder - in der Regel – durch ihre Identifikation mit dieser Person niemals über deren Ebene hinaus weiterentwickeln. Solche Vorgänge kann jederma´u bei entsprechender Kenntnis jederzeit beobachten.
An dieser Stelle sei noch kurz erwähnt, dass auch unser derzeitiges allgemeines Bildungssystem und dessen Ausrichtung an der Gehorsamserziehung, einer solchen Entwicklung nicht besonders „förderlich“ ist, um es ganz vorsichtig auszudrücken. Auch darauf wird gleich noch näher eingegangen. Aber im Zusammenhang mit den Weltsichtebenen vorab noch einige weitere wichtige Bemerkungen.
Für mich ist inzwischen eines absolut sicher. Wenn ma´u von der Kenntnis der Weltsichtebenen her ausgeht, sind deren Schlussfolgerungen in aller Regel zutreffend und deutlich bei allen Menschen zu beobachten. Dieser Umstand eines besseren Verständnisses unserer gesellschaftlich-geschichtlichen Imaginationen14 und daraus herkommenden allgemeinen Verhaltensweisen wird besonders deutlich, wenn ma´u sich von daher unsere Geschichte ansieht. Dies gilt ganz besonders bei der Beobachtung der Entwicklung unserer Kultur und Zivilisation. Erst diese neuen Sichtweisen bestätigen und bewähren sich gerade in diesem Zusammenhang immer erneut. Nein, erst von hier aus sind diese erst wirklich zu verstehen. Umso erstaunlicher ist es, dass diese neuen Kenntnisse trotz unbehindertem Zugang dazu praktisch immer noch unbekannt sind. Selbst Hinweise an Journalisten, ob bei der schreibenden Presse oder im Fernsehen führten bisher nie dazu, dass darauf eingegangen wurde, wie ich anhand vieler Versuche belegen kann.
Aus meiner bekannt kritischen Sicht auf unsere derzeitigen gesellschaftlichen Umstände, kann es in Bezug auf diese Ablehnung, bzw. öffentliches „Übersehen“ nur wichtige gesellschaftliche Gründe geben. Ich werde weiter unten noch kurz näher auf einige dieser Gründe hinweisen.
Aber hier noch einen letzten Hinweis in Bezug auf die Weltsichtebenen, nämlich wie Graves selbst seine Ergebnisse sieht. Dazu hier eine von ihm selbst noch verfasste Vorabstellungnahme zu dem dann von seinen Schülern veröffentlichten Buch: „Wenn der Mensch in einem Existenzzustand zentralisiert ist (wenn sich also das Ich-Bewusstsein auf einer bestimmten Weltsichtebene befindet), dann hat er oder sie eine Psychologie, die diesem Zustand eigen ist. Seine oder ihre Gefühle, Motivationen, Moralvorstellungen und Werte, Biochemie, Grad neurologischer Aktivierung, Lernsystem, Glaubenssystem, Begriff geistiger Gesundheit, Vorstellungen davon, was eine psychische Störung ist und wie sie behandelt werden sollte, Konzepte/Vorstellungen von und Vorlieben für Management, Erziehung, Ökonomie und politische Theorie und Praxis sind alle für diesen Zustand passend“15.
Deutlicher kann ma´u die Bedeutung und die Reichweite der Möglichkeiten einer Beurteilung eines Menschen, oder gar der Gesellschaft allgemein mit Hilfe dieser Erkenntnisse nicht charakterisieren. Aber kehren wir nun zu dem nächsten Schritt unserer Bemühungen, alle diese Zusammenhänge richtig wahrzunehmen und ihre Folgen besser zu verstehen, zurück. Hier geht es jetzt um die derzeit allgemein geübte Erziehungspraxis, zumindest in den Gesellschaften, die durch patriarchales Denken geprägt sind.
c. Lernen durch Erziehung
Ja, wir sind im Unterschied zu allen vergleichbaren Lebensformen auf der Erde umfassende Lernwesen und dies ein Leben lang. Alles was wir zum Zusammenleben und zur Lebensbewältigung im umfassendsten Sinne brauchen, müssen wir erlernen. Ma´u vergleiche das Thema der Linien oben, die das ja umfassend bestätigen, bzw. diesen Zusammenhang belegen. Wie aber geschieht das, wie laufen solche Lernprozesse ab? Um einen solchen Sachverhalt wirklich zu verstehen, ist es oft sehr sinnvoll, sich das hier üblicherweise verwendete Wort genauer anzuschauen. In unserem Zusammenhang ist dies das Wort Er-Ziehung. Nun werden Sie sich verehrte Leser*innen fragen, was nun diese Wendung wieder soll. Jederma´u weiß doch nun wirklich was dieses Wort bedeutet. Wir haben es doch alle selbst erlebt und sehr oft, je nach Alter, auch selbst praktiziert. Aber trifft diese Meinung wirklich zu? Ist es nicht so, dass so allgemein verwendete Begriffe oft genug das darin verborgene Problem, gerade wegen ihrer allgemeinen Präsenz, verschleiern bis verschwinden lassen? Schauen wir also genauer.
In dem Substantiv Er-Ziehung steckt das Verb er-ziehen. Hier an diesem Beispiel kann ich zum ersten Mal aufzeigen, wie Substantive zu solchen Verschleierungen beitragen können. Weitere werden unten folgen. Schauen wir also. Er-Ziehung bezeichnet ja nicht nur den je einzelnen Vorgang des Er-Ziehens eines Kindes. Was hier wirklich „dahinter“ steckt zeigt das Substantiv Er-Ziehen als das Abstraktum. Es benennt zunächst das gezielt „er-ziehenden“ Verhalten von erwachsenen Menschen Kindern gegenüber überhaupt. Schließt aber auch die Aktivitäten größerer Gemeinschaften16, ja letztlich die eines Staates17, oder Drill generell mit ein. Alles, was in den staatlichen Bildungssystemen abläuft, kann hier ebenfalls subsumiert werden. M.a.W., dieses Substantiv Er-Ziehung benennt nicht nur das ganz konkrete er-ziehende Verhalten der Eltern18, sondern schließt alle vergleichbaren Aktivitäten, die Kindern und später auch Erwachsenen widerfahren ein. Wenn ma´u sich diesen Umstand ansieht, kann ma´u deutlich erkennen, dass diese letzteren, Erwachsenen gegenüber angewandten Aktivitäten, mehr oder weniger aus der Aufmerksamkeit „verschwinden“. Er-Ziehung ist ja eine so „wichtige“ Aktivität den Kindern gegenüber, dass diese Auswirkungen in Bezug auf Erwachsene in aller Regel übersehen werden.
Aber wissen wir denn dadurch, was die Aktivität des Er-Ziehens, jetzt im Sinne des ganz konkreten Verhaltens einem oder mehreren Kindern gegenüber, darstellt und was sie durch genau diese Aktivität bewirkt? Vor allem welche – verborgene - Absicht damit ganz konkret verfolgt wird? Mitnichten. Diese eigentlich unglaubliche Aussage will ich Ihnen in den folgenden Texten aufzeigen und durch wissenschaftliche Texte belegen.
Bevor wir uns aber mit der Er-Ziehung näher beschäftigen, sollten wir uns doch vorab ansehen, wie eigentlich selbständiges und damit erfolgreiches Lernen wirklich vor sich geht. Vor allem aber wie eine optimale, an den wirklichen Bedürfnissen eines Kindes ausgerichtete „Begleitung“ des Heranwachsens eines Kindes vonstattengehen sollte. Beginnen wir bei dem Lernen. Spätestens die lebenslangen Forschungen Jean Piagets haben gezeigt, dass alles was ein Kind wirklich erlernt, nur durch eigen-ständige, sprich eigen-beabsichtigte, eigen-gesteuerte und eben daher eigen-aktive Handlungen ermöglicht wird. Der Grund dafür liegt darin, weil es nur dadurch zu eigengewonnenen Konstruktionen im Kopf dieses jeweiligen Kindes kommt. Diese eigenen Konstruktionen entstehen im ersten Schritt nur durch Assimilationen19. Werden dabei die bestehenden Bilder im Kopf20 bestätigt, entstehen keine Veränderungen an den bisherigen Konstruktionen. Macht er/sie dabei aber neue Erfahrungen, werden die dann mit Hilfe der Akkomodationen21 zu neuen, je eigenen „Bildern im Kopf“. M.a.W., wenn ein Mensch über seine Sinne neue Eindrücke oder gar Erfahrungen macht, entsteht in seinem/ihrem Kopf ein dieser Erfahrung entsprechendes kognitives Schema, das was Piaget eben eine Konstruktion nennt. Der alles überragende Punkt, um den es hier geht, ist nach den Erfahrungen und Forschungsergebnissen von Piaget der Umstand, dass dieser Prozess zunächst – bei Kleinkindern – immer nur funktioniert, wenn er die Folge freiwilliger Handlungen ist.
Dieser Umstand gilt aber auch später22, ab ca. 12 Jahren. Auch hier gilt; gerade wenn heranwachsende Menschen abstrakt denken können, sind wirkliche Lernerfolge nur dann in einem umfassenden Sinne möglich, wenn sie eigen-aktiv auf die zuvor eigen-aktiv entstandenen und damit vorhandenen Konstruktionen bezogen werden können. Diese Erkenntnis Piagets kann ma´u auch so verstehen; je eigen-ständiger ein heranwachsendes Kind diese seine ersten Konstruktionen in seinem Kopf hervorbringen, konstruieren kann, desto umfangreicher sind seine späteren Lernmöglichkeiten. Dies gilt ganz besonders für seine von daher begründeten Verstehensmöglichkeiten. Oder noch anders; ein Kind sollte möglichst umfassend, wenn irgend machbar so früh wie möglich, seine Umwelt eigen-ständig erkunden können, um sich somit und damit eine eigene Welt, seine je eigenen „Bilder im Kopf“ erschaffen zu können.
Nur solche Möglichkeiten können eigen-ständige Menschen mit selbständigem Denken hervorbringen. Oder um es mit der Analyse zu beschreiben und damit einen ersten Hinweis auf die „Begleitung“ des Heranwachsens eines Kindes zu erhalten. Für ein psychisch und geistig gesundes Heranwachsen eines Neugeborenen ist eine von Beginn an existente absolut umfassend liebevolle Zuwendung gegenüber dem Neugeborenen Grundvoraussetzung. Kann diese, aus welchen Gründen auch immer, nicht gewährt werden, müssen sich die Kinder, um überleben zu können, gegen ihr eigentliches Selbst „zur Wehr“ setzen, bzw. dieses bekämpfen23. Das Schlimme daran ist, dass das dann zu einer inneren Leere führt. Wie aber kommt es dazu, bzw. wie funktioniert Er-Ziehung heutzutage in der Regel immer noch?
Oben schon habe ich in diesem Zusammenhang auf das Verbum er-ziehen hingewiesen. Betrachtet ma´u sich dieses Wort näher, kann ma´u erkennen, dass es aus der Vorsilbe „er-„ und dem Verb ziehen besteht. Aber wer oder was zieht hier wen? Vor allem aber, warum und mit welcher Absicht, und in welche „Richtung“ wird hier ge-zogen? Vorab sind es zunächst – zumindest in der Regel – die Eltern des Kindes, die hier an dem Kind „ziehen“. Aber warum und in welcher Absicht werden Kinder ge-zogen, wohin sollen sie ge-zogen werden? Um diesen Vorgang zu verstehen und in seiner umfassenden Präsenz wahrnehmen zu können, muss ma´u sich vergegenwärtigen, wann solches Verhalten in Bezug auf Kinder entstand.
Es war das egoische Denken, das erstens die Voraussetzung dafür lieferte, alles Begegnende nur auf sich selbst zu beziehen. Um das nachvollziehen zu können, sollte ma´u sich nochmals die obige Darstellung dieses Denkens näher anschauen. Damit zusammen hing aber zweitens die Überzeugung, dass ein so denkender Mensch in der Lage und damit auch „im Recht“ war24, anderen Menschen ihre Handlungen und damit ihr Verhalten vorzugeben. Das gelingt im ersten Schritt25 natürlich nur durch Anwendung von Gewalt. Es kann jetzt hier natürlich nicht die Absicht sein, den ganzen historischen Verlauf dieser Entwicklung aufzuzeigen, der ja mehrere Tausend Jahre dauerte. Bei Interesse können Sie das in meinem Buch „Das Patriarchat“, oder noch deutlicher in „Patriarchales Denken – getreu bis in den Tod“ nachlesen. Um was es aber hier geht, gilt es kurz darzustellen, insbesondere wie sich dieses Denken auf die Behandlung von Kindern auswirkte.
Nochmals ganz deutlich; es ging und geht von Beginn des patriarchalen Denkens an darum, anderen Menschen den Willen des „Stärkeren“ aufzuzwingen. Diese Art des Denkens war ab jetzt die in den daraus entstehenden Gesellschaften die gültige gesellschaftlich-geschichtliche Imagination. Allerdings ist es unbedingt wichtig sich darüber bewusst zu sein, dass es etwa 3000 Jahre dauerte, bis sich dieses Denken durchgesetzt hatte. Der Grund für diese unglaubliche Dauer liegt darin, dass zuvor
erstens in diesen früheren Gesellschaften das am Wir orientierte Stammesdenken vorherrschend war, also absolut keine Orientierung an einer einzelnen Person existierte und
zweitens die Frauen in diesen früheren Gesellschaften26 die dominanteren Positionen innehatten.
Eine solche absolute Umkehrung der zuvor existierenden gesellschaftlich-geschichtlichen Imagination konnte sich daher nur absolut langsam, von Generation zu Generation durchsetzen. Wenn ma´u darüber hinaus noch bedenkt, dass die damalige Lebenszeit wenig über 30 Jahren lag, kann ma´u davon ausgehen, dass die einzelnen Menschen diese schleichende Veränderung gar nicht wirklich bemerkten.
Wenn ma´u nun von dieser Voraussetzung her ausgeht, kann ma´u leicht erkennen, in welchem Zusammenhang das alles begann. Wie z.B. ein Mann namens Malinowski bei dem Stamm der Trobriander noch Ende des 19.Jh. beobachtete, war es der Häuptling dieses Stammes, der mit Zustimmung seiner Schwester eine seiner Nichten dazu zwang, entgegen der üblichen Tradition, „keusch“ zu leben seinen Sohn zu heiraten. Es ging hier schlicht darum, seinem Sohn sein Erbe27 zu sichern, das in diesem Stamme noch wie früher generell, nur über die weibliche Linie weitergegeben wurde. M.a.W., ab hier begannen sich die Interessen der ersten Männer gegenüber denen von Frauen durchzusetzen. Die Folgen dieser Veränderungen führten aber seit etwa 8-7 000 Jahren zu dem Umstand, dass sich dann männerdominierte Familien-, Gesellschafts- und dann seit etwa 6 000 Jahren männerdominierte Staatsstrukturen bildeten, die wir bis heute leben.
Kehren wir aber zu dem hier zu verdeutlichenden Umstand zurück, nämlich das Verhältnis Eltern - Kind. In einer Familie ist dieser „Stärkere“ nun natürlich einem neugeborenen Kind gegenüber immer der Elternteil, der sich um dieses Kind kümmert, also in der Regel die Mutter. Bevor ich aber mit der weiteren Darstellung dieser ganzen Umstände bei Ihnen verehrte Leser*innen Ärger oder gar Wut auslöse, muss ich vorab deutlich betonen, dass das, was wir heute als Er-Ziehung praktizieren eben seit rund 7000 Jahren vorgelebt wird. Daher kommt es, dass wir in der Regel weder erkennen was wir hier eigentlich - in seinen Folgen gesehen - tun, noch diese dadurch hervorgebrachten negativen Folgen mit Absicht hervorrufen wollen. Oder m.a.W., das, was wir unseren Kindern antun, wird allen Kindern seit vielen Generationen angetan, mit den Folgen die ich hier gleich aufzeigen werde.
Wie dieser Er-Ziehungs-Zustand in jeder Familie abläuft und welche Folgen er hat, dazu gibt es natürlich eine Vielzahl von Literatur. Ich will hier, der Deutlichkeit und Klarheit geschuldet, zunächst ein Zitat des deutschen Philosophen Günter Dux anführen. Ich wähle deshalb diesen Weg, um die übliche Ablehnung gegenüber Analytiker*innen, die ja ebenso umfassendes Material anbieten, zu umgehen. Dux schreibt klar und deutlich: „…. sind sie (die Anderen bzw. die Eltern) es, durch die sich der Erwerb soziokultureller Kompetenzen (bei dem Kind) und der mit ihnen verbundenen Welt vermitteln. Die anderen (also die Eltern) werden deshalb in diesem Prozess zu Mitmenschen in einer Welt, die dem Subjekt (also dem Kind) und den anderen gemeinsam ist. Die gemeinsame Welt wird als eine Welt der Wir-Beziehungen erfahren, im strengen Sinne als eine Wir-Welt. Doch das ist nicht alles. Die anderen gehören der gemeinsamen Welt nicht nur hinzu, die Welt (also die neu entstehenden „Bilder im Kopf“ des Kindes) ist eine durch sie vermittelte Welt. Das Subjekt hat Welt immer nur in der Anbindung an andere und in der Vermittlung durch sie“28.
Oder m.a.W., alle unsere je existenten „Bilder in unseren Köpfen“ sind umfassend, ja alleine das Ergebnis dessen, was uns unsere Eltern und andere Personen vor-leben. Noch genauer; wohin uns „die anderen“ hin-ziehen, allerdings ohne dass diesen dieser Vorgang - in der Regel zumindest - bewusst wäre. Dux bringt diesen Vorgang mit folgenden, besonders hervorgehobenen Worten umfassend auf den Punkt: „Die Internalisierung (also dieser Erziehungsvorgang) alters_(durch die Erwachsenen) besteht nach allem (was wir beobachten und daher wissen können) darin, die anderen (also hier die Kinder) dem eigenen Dasein in einer Weise zu verbinden, dass die Lebensführung in der (eigenen) Welt durch ihn (diesen Erziehungsvorgang) vermittelt und garantiert erfahren wird“29. Der eben erwähnte griechisch französische Philosoph Cornelius Castoriadis beschreibt diesen Vorgang in seinem Buch „Gesellschaft als imaginäre Institution“ sogar als Dressur.
Also nochmals ganz deutlich, selbst wenn es nerven sollte; jede Art und Weise der Heranführung eines neugeborenen Kindes an die Welt, in die es hineingeboren wurde, ist eine durch Erziehungspersonen vorgegebene Vermittlung der in dieser Welt existierenden Vorstellungen. Oder nochmals mit den Worten von Castoriadis, sie ist die Vermittlung der imaginären30 Institutionen, die in dieser Welt gelten. Wir müssen uns weiter unten noch umfassend mit diesen Begriffen beschäftigen.
Das Problem aber, das hier im Hintergrund auftaucht ist erstens, welche „Imaginationen“ – also Vor-Bilder - in dieser Welt als derzeit gültige existieren? Oder anders gewendet, seit wann werden diese dem jeweiligen Kind vermittelt? Die Antwort auf diese Frage ist jetzt aber ziemlich einfach; seit der Existenz des patriarchalen Denkens und das durch dieses Denken hervorkommende machthierarchische Denken, durch das ab dann ja auch Staaten und die Zivilisation entstanden. Seither ist es die Aufgabe jede Form von Er-Ziehung diese so zu gestalten, bzw. umzusetzen, dass die dadurch er-zogenen Menschen angepasste, weil gehorsame Untertanen sind. Der alles entscheidende Vorgang, durch den diese Absicht erreicht wird besteht darin, alle Kinder eben zum Gehorsam zu er-ziehen.
M.a.W., es ist die Absicht der jeweiligen Imagination jedes Staates jedem heranwachsenden Kinde von frühester Kindheit an beizubringen, jedem ihm gegenüber überlegenen Menschen Gehorsam zu erweisen, also umfassend gehorsam zu sein. Dabei ist es völlig unerheblich, ob dieser Mensch diesen Gehorsam verdient. Ein Kind hat einfach in jedem Falle zu gehorchen, Punkt. Oben haben wir doch aber gesehen, dass Kinder von Natur aus ganz einfach eigenständige und vollwertige Menschen sind. Wie passt das denn zusammen? Eben überhaupt nicht.
Seit dem Zeitpunkt, als sich das Patriarchat als die alleinige gesellschaftliche Imagination durchgesetzt hatte, wurde und wird jeder heranwachsende Mensch31 durch Anwendung von Gewalt32 zum Gehorsam er-zogen, daran führt einfach kein Weg vorbei. Da ich aber sowohl die hieraus entstehenden Voraussetzungen in der Entwicklung seither, aber auch deren Folgen schon mehrfach umfassend darstellte33, will ich dies hier nicht erneut tun.
Aber hier gibt es ein anders Problem. Sie, verehrte Leserinnen, werden sich vielleicht fragen, wieso ich so sicher in der Beurteilung dieses Denkens und seiner Folgen bin. Immerhin sind dies Aussagen, die Sie bisher ja nirgendwo gehört oder gelesen haben. Und ein Buch, also eine Theorie zu lesen ist eine Sache. Aber dies so als Realität darzustellen ist eine ganz andere. Um zu belegen, dass ich mich hier auf ganz persönliche Erfahrungen beziehe, will ich kurz auf ein persönliches Erlebnis mit einem egoisch denkenden Menschen eingehen. Dies geschieht deshalb, um Ihnen zu zeigen, wie dieses Denken ganz konkret im Alltag funktioniert und welche Folgen das hat.
Vor etlichen Jahren machte ich mit einer Person eine mehrwöchige Rundfahrt durch ein anderes Land. Diese Person war um etliches jünger wie ich und erhob deshalb den Anspruch, das Auto zu fahren. Es zeigte sich aber sehr schnell, dass diese Person damit so seine Probleme hatte. Als ich an einem der ersten Tage selbst fuhr, schien sie das zu merken, was aber dazu führte, dass sie jetzt nachdrücklich darauf bestand, wieder selbst zu fahren. Bei den in der Folgezeit während den Fahrten immer wieder aufkommenden Gesprächen, zeigte es sich sehr schnell, dass diese Person alles besser wusste und ihre Positionen auch meist leicht bis deutlich aggressiv vertrat. Da ich mich zu diesem Zeitpunkt schon mit dem Thema der Weltsichtebenen beschäftigt hatte, wurde mit immer deutlicher bewusst, dass diese Person eindeutig egoisch dachte. Ab diesem Zeitpunkt hielt ich mich mit meinen Meinungen deutlich zurück, beobachtete aber das tägliche Verhalten dieser Person absolut aufmerksam.
Dabei wurden zwei Umstände immer wieder bestätigt;
ersten hatte diese Person immer Recht und beurteilte auch alle uns begegnenden Umstände immer „richtig“, sprich von ihrer Sichtweise her, die allerdings keineswegs immer zutreffend war;
zweitens; wenn sich mal die Aussagen, Vorhersagen oder manchmal auch die Umstände als der Meinung der Person nicht entsprechend erwiesen, waren natürlich immer andere, oder die Umstände schuld. Natürlich erhob sie solche „Vorwürfe“ immer häufiger auch mir gegenüber, wenn dabei auch die vorgebrachten Begründungen meist schlicht lächerlich waren.
Es ergab sich aber dabei noch eine weitere Beobachtung, die unbedingt wichtig ist beachtet zu werden. Es kam vor, dass die Person manchmal über einen zuvor erlebten Sachverhalt34 berichtete, natürlich immer nur von sich und ihrer Sicht her sprach. Wenn aber ein solcher Bericht manchmal ganz offensichtlich unzutreffend war und die Person das während des Berichtes merkte, veränderte sie diese Darstellung direkt im folgenden Satz, manchmal bis in ihr direktes Gegenteil. Um es nochmals ganz deutlich zu betonen; wenn die Person zunächst gesagt hatte, dieser erlebte Sachverhalt, von dem sie sprach war angenehm, war er im nächsten Satz plötzlich das genaue Gegenteil, oder auch umgekehrt.
Wenn ich mir aber zu Beginn der Reise erlaubte darauf zu verweisen, dass der Sachverhalt doch ihrer eigenen Aussage nach eben noch ganz „anders“ war, wurde die Person regelrecht wild und bestand absolut aggressiv darauf, Sie behauptete ab diesem Moment, dass sie nie etwas anderes als diese zweite Version gesagt hätte. Ab diesem Moment war diese Zweitaussage für die nähere Zukunft ihre ab da vertreten Wahrheit, die sie auch jederma´u gegenüber mit Zähnen und Klauen verteidigte.
Seither ist mir völlig klar, wieso nicht gerade wenige Personen, die egoisch denken, völlig davon überzeugt sind, immer die Wahrheit, nämlich alleine ihre Sicht zu vertreten. Es ist dabei völlig unerheblich, ob solche Aussagen auch wirklich zutreffend sind. Das gilt vor allem und gerade bei Personen, die in der Öffentlichkeit stehen und zwar immer dann, oder gerade dann, wenn andere das Gegenteil berichten und sich dabei sogar noch auf nachprüfbare Fakten beziehen. Hier entsteht das, was wir seit dem Amtsantritt von Trump als Fake News kennenlernen mussten.
Da vor allem solche Personen dies dann besonders laut und aggressiv tun, muss ma´u davon ausgehen, dass ihnen ihre autoritätsabhängigen Anhänger dabei bedingungslos folgen. Die Entwicklung in den USA seit der Präsidentschaft Trumps ist dafür ein nicht zu widerlegender Beweis. Es gibt nur einen Weg35, diesen Umstand wirklich in seiner Herkunft wahrzunehmen und ihn von daher zu erklären, wenn ma´u sich endlich mit den Erkenntnissen der Weltsichtebenen näher befassen würde. Offensichtlich liegt aber hier einer der Gründe, warum dies einfach nicht getan wird.
In dieser hier von mir geschilderten persönlichen Erfahrung, aber auch durch den Hinweis auf Trump, kommt eines zum Vorschein. Ob jemand, der patriarchal denkt, eine solche Karriere wie Trump „hinlegen“ kann, hängt schlicht von seiner Intelligenz ab. Dieser Umstand macht auf einen ganz wichtigen Faktor aufmerksam. Die Intelligenz alleine ist absolut keine Voraussetzung für die Evolution unseres Geistes. Sie ist in der Lage die Möglichkeiten der jeweiligen Weltsichtebene bis zum Äußersten zu nutzen, wie dies so viele überragende Geister der Vergangenheit belegen. Aber die Voraussetzung dieser Evolution ist sie ganz zweifellos nicht. Wie aber ist dann dieser Umstand zu erklären?
Nach allem, was ma´u inzwischen dazu weiß, ist wohl die wichtigste Voraussetzung dieser Evolution eine grundlegende geistige Offenheit des jeweils „betroffenen“ Menschen. M.a.W., nur wenn jemand dazu bereit ist auch neue Sichtweisen auf was auch immer zuzulassen, kann er auf dieser Evolution weitere Schritte erreichen. Wenn ma´u sich aber die Geschichte der Zivilisation seit ihrem Beginn näher anschaut, kann ma´u sehr schnell erkennen und nachvollziehen, warum dieser Prozess so schleppend verlief und nach wie vor verläuft. Geistige Offenheit setzt ja ihrerseits eine gewisse geistige „Freiheit“ voraus.
M.a.W., sie setzt geistige Übung durch Anwendung der eigenen Fähigkeiten voraus. Vor allem aber eine grundlegende Ausbildung dieser Fähigkeiten durch ihre praktische Eigenaktivität, die in der frühen Kindheit beginnen muss. Ich muss nochmals an Piaget erinnern. Es sind also in erster Linie Menschen, die ab ihrem Kindesalter in einem solchen Sinne sich einigermaßen „frei“ entfalten konnten, wie immer das dann auch geschah. Nach allem, was wir über die Geschichte unserer früheren Gesellschaften wissen, wurde aber eine geistige Ausbildung nur den Kindern der sog. Eliten vorbehalten. Diese orientierte sich aber in erster Linie an der üblichen Gehorsamserziehung. Siehe als wichtigsten Beleg36 hierzu Platons Vision eines idealen Staates. In diesem blieb allen Menschen, außer den Kindern der „Wächter“ und Philosophen, eine solche Ausbildung grundsätzlich verwehrt. Bekanntlich blieb dieser Umstand praktisch in allen Ländern der Welt bis zum Beginn der Neuzeit erhalten. Es sei aber nochmals unbedingt angemerkt, dass hier keine Schulung durch Lehrer im bisherigen autoritären Sinne gemeint ist, sondern das Zulassen der eigenen Aktivitäten der heranwachsenden Kinder selbst, s.o.
Es gab zwar bei uns im Westen zunächst über die Klosterschulen, dann Stück für Stück in den reichsfreien Städten immer häufiger Schulen. Unbedingt zu beachten ist aber hier, dass natürlich an der nach wie vor vorgegebenen Erziehung hin zum Untertanentum nicht das Mindeste geändert werden durfte. Dieser Umstand gilt ja selbst heute noch – siehe mein Buch „Unsere Schulen“ -. Wir haben aber heute, entgegen den Zeiten des Beginns dieser Entwicklung, kein Kaiserreich mehr, sondern angeblich eine Demokratie. Und es waren von Beginn dieser Entwicklung an die Religionen, die diesen Vorgang umfassend in diese Richtung unterstützten, da ja gerade diese keine selbständig denkenden Mitglieder brauchen konnten und weiterhin können.
Um es klar auf den Punkt zu bringen; dieser zunächst praktizierte Ausschluss der meist mehr als 90% der jeweiligen Bevölkerung und bis in die jüngste Zeit die Art der Organisation und der Lernvorgaben in den heutigen Bildungseinrichtungen führte und führt dazu, dass sich nach wie vor so viele autoritätsabhängige Menschen so schwer tun sich neuen Ideen und Vorstellungen zu öffnen. Dies dürfte einer der gesuchten Gründe für diesen langsamen Verlauf unserer geistigen Evolution darstellen. Dies betrifft aber nur die öffentlichen Aktivitäten.
Die privaten Aktivitäten sind aber natürlich durchaus vergleichbar, wobei sich beide in einem enormen Maße gegenseitig ergänzen. Der Grund dafür ist ganz einfach; sie beziehen und begründen sich ja auf die gleiche zugrundeliegende gesellschaftlich-geschichtliche Imagination. Gemeint ist hier der schon oben dargestellte Umstand, der ja aus dieser immer erneut „weitergegebenen“ patriarchalen Imagination herkommt. Autoritär erzogene Kinder müssen sich, um ihre innere Leere zu kompensieren, mit der jeweils am autoritärsten, manchmal aber auch manipulativsten Erziehungsperson identifizieren. Es sind eben die Menschen, die nicht immer direkt mit Druck oder gar Schlägen arbeiten, sondern manchmal auch mit „zugewiesenem“ schlechtem Gewissen des Kindes. Manchmal werden auch den Kindern Projektion der eigenen „Schuld“ vermittelt.
Diese Identifikation führt dann in fast allen Fällen dazu, dass sich diese Kinder später selten bis nie über die Weltsichtebene der idealisierten Person hinaus entwickeln können. Und es ist dabei völlig egal auf welcher Ebene diese Person sich selbst befindet. Es sind hier ganz besonders Menschen, die auf der egoischen oder rationalen Ebene denken, die diese „Folgen“ hervorbringen, bzw. provozieren. Aber das tun diese Personen natürlich nie ohne wirkliche Absicht, da diese Zusammenhänge ja nach wie vor praktisch unbekannt sind. Das hat damit zu tun, dass Menschen, die auf diesen Ebenen denken, völlig davon überzeugt sind, immer Recht zu haben. Wenn das dann aber mal nicht der Realität entspricht, wird die Schuld für das eigene Versagen oder die unangenehmen Folgen für sich selbst immer auf andere Personen projiziert, bzw. diesen zugewiesen.
Diesen Umstand kann ma´u auch so ausdrücken. Wenn es irgendwann gelingen sollte, diese patriarchalen, am autoritären Denken orientierten Imaginationen sowohl in den öffentlichen wie privaten Erziehungsräumen zu überwinden, könnten einerseits wirklich selbständig denkende Menschen hervorkommen. Es wären Menschen, die nicht mehr in diese bisherige Richtung er- bzw. ge-zogen werden. Insbesondere aber würde sich dadurch die Anzahl von Menschen auf früheren Weltsichtebenen umfassend vermindern. Oder anders ausgedrückt; immer mehr Menschen hätten die Chance weiterführende Ebenen zu erreichen. Um dieses Denken aber erreichen zu können, muss vor allem die Rolle der sog. Zivilisation in diesem Szenario völlig neu interpretiert werden.
d. Kritik der Zivilisation
Wie kann ich diese Überschrift, die doch allem widerspricht, was uns unser Bildungssystem bisher zu diesem Thema beibrachte, belegen? Bevor ich dazu etwas sagen kann, muss ich auch hier erneut darauf verweisen, dass ich diese Umstände in den weitaus meisten meiner Bücher schon mehrfach ansprach und teils auch deutlich belegte. Hier in diesem Buch geht es aber um ein anderes Thema. Dieses beansprucht aber einige wichtige Schlussfolgerungen aus diesen Umständen. Da es aber andererseits nicht unerheblich von diesen abweicht, kann ich hier erneut nur auf die wichtigsten Zusammenhänge verweisen. Auf Wunsch könnte dies natürlich mit Hilfe weiterer meiner Bücher erweitert werden.
Betrachten wir uns also zunächst den Beginn dieser Entwicklung. Ist die bisher immer wieder erhobene Behauptung der Historiker*innen – mit einigen Ausnahmen -, dass die damals lebenden Menschen am Beginn der Zivilisation mit „wehenden Fahnen“ in diese neuen Städte zogen, zutreffend, wie viele nach wie vor glauben und behaupten? Das genaue Gegenteil war der Fall, wie neuere Forschungen belegen. So schreibt der Anthropologe Stanley Diamond in seinem Buch „Kritik der Zivilisation“ klar und deutlich: „Die Zivilisation musste immer mit Gewalt durchgesetzt werden. Innerhalb dieser Zivilisationen wurden diese eingeborenen Völker (also die Mitglieder der früheren Stämme) in die <Massen> von Bauern und Proletarier verwandelt, die den Staatsapparat trugen. Ohne Rücksicht darauf, wie <notwendig> (?) die politische Struktur der Zivilisation ursprünglich gewesen sein mag, bleibt es doch eine geschichtliche Tatsache, dass die unabhängigen eingeborenen Gemeinschaften in fortschreitendem Maße unterdrückt und zerstört wurden“37.
Noch deutlicher wird hier der Anthropologe und Politikwissenschaftler aus Jale James C. Scott in seinem Buch „Against the Grain“. In einem Interview mit Zeit Online fasst er die jetzt entstandenen Nachteile, die er in seinem Buch belegt, zusammen. Einen von dem Journalisten angefangenen Satz, der die Zivilisation preist, fährt er diesen aufnehmend fort: „ …Wehrpflicht, Steuern, Zwangsarbeit und Ungleichheit. Alles Gründe, warum Menschen von dort flohen. Städte schrumpften immer wieder, weil die Bevölkerung fort ging, oder auch durch Kriege oder Epidemien. Die Sterblichkeit in den dicht besiedelten Gebieten war extrem hoch. Städte konnten nur wachsen, indem sie Leute von außerhalb aufsaugten, also entführten und versklavten. In Mesopotamien war das Wort für <Sklave> eine Kombination aus den Symbolen für Frau und Berg“. Und in Bezug auf die schon zuvor aufgekommene hochgelobte Ackerbaukultur bemerkt er auch diese relativierend: „Im Vergleich zur aufgewendeten Arbeit war der Ertrag an Kalorien aus Getreideanbau gering. Überhaupt war die Ernährung in der frühen Phase der Sesshaftigkeit schlecht. Es fehlten eine ganze Reihe Mineralien, auf die Jäger und Sammler vorher nicht verzichten mussten. Auch das Leben an einem Ort brachte Probleme mit sich. Die Menschen lebten nun in ihren eigenen Ausscheidungen und denen ihrer Nutztiere. Das war die Ursache für die Entstehung von Infektionskrankheiten, an denen wir noch heute leiden.“ Noch deutlicher geht es nicht. Was also geschah hier wirklich und welche Folgen hatte das von Beginn an bis heute?
Dieser Vorgang, den die beiden Zitate so deutlich belegen, ist bei unvoreingenommener Sicht auf die damaligen Umstände absolut verständlich. Die davor existierenden Stammeskulturen hatten über mehrere zehntausend Jahre existiert. Sie waren dabei so erfolgreich, dass selbst die Menschen, die entlang der Eisregionen lebten, diese doch wahrscheinlich nicht einfachen Lebensbedingungen gut überstanden. Dies gelang ihnen sicherlich auch gerade aufgrund ihrer ausreichenden, vor allem aber ausgeglichenen Ernährung. Dazu kommt noch, dass diese Menschen im am Wir orientierten Stammesdenken wohl eher demokratische Gemeinschaftsstrukturen ausgebildet hatten, was auch Diamond ausdrücklich betont. Es ist von daher schlicht undenkbar, dass sich von diesen Voraussetzungen her dieses neue machthierarchische Denken und Handeln so einfach mir nichts dir nichts durchsetzen konnte. Also nochmals; was geschah hier wirklich?
Wie oben schon dargestellt, war das egoische Denken die Voraussetzung, ma´u könnte auch sagen die Geburtsstunde des Patriarchates. Dass es so lange dauerte sich durchzusetzen hat mindestens drei Gründe. Erstens; nach Gebser bestehen alle Denkstrukturen – sein Begriff – aus einem effizienten, am Wir orientierten Teil und einem defizienten, am Ich orientierten. Die Struktur um die es hier geht, nennt er mythisch. Der effiziente Zeitablauf betrug als Zeit des Hackbaus und dann der Kleintierhaltung etwa 4000 Jahre. Zweitens; alle neuen Strukturen und Weltsichtebenen machen sich zunächst bei einzelnen Personen bemerkbar. Diese neue Möglichkeit des Denkens zeigt sich zwar dann im Laufe der Zeit bei immer mehr Menschen. Aber da wir es hier mit einem Umfeld des mythischen Denkens zu tun hatten, das dem Stammesdenken noch sehr nahe stand, dachten immer noch alle anderen Menschen auf dieser Ebene. Dazu kommt noch, dass, wie wir spätestens seit Jean Piaget wissen, sich jede neue Weltsichtebene erst im fortgeschritteneren Alter bemerkbar macht. Dazu muss ma´u drittens Folgendes bedenken; im zweidimensionalen mythischen Denken ist dieses am Wir orientiert und die Entscheidung über neue Ideen trafen immer noch entweder die Stammesältesten, oder die Ahnen. Möglicherweise hatten wir daher zu Beginn dieser Entwicklung Menschen, die selbst über ihre Denke erschraken und davor Angst bekamen.
Belegt wird diese meine Aussage durch neuere Forschungen einiger Anthropolog*innen, woher wir inzwischen einige dieser ersten Übergangsformen kennen. Hierzu zählt der Hackbau, alleine von Frauen betrieben, bei gleichzeitiger Jagdaktivitäten der Männer. Dauer ca.2000 Jahre. Dann die beginnende Haltung von Kleintieren, ca. 1500 Jahre. Entscheidend zur Entwicklung hin zum patriarchalen Denken ist, dass hier in dieser Phase die Rolle der männlichen Tiere und damit auch der Männer bei der Zeugung bekannt wird, siehe das Thema der Heiligen Hochzeit, die in dieser Phase beginnt. Die Männer sind auch hier noch „nur“ Jäger.
Der wirklich ganz entscheidende Abschnitt setzt mit der „Erfindung“ der Rinderzucht ein, die sich dann über mehr als 2000 Jahre weiterentwickelt und in der sich zunehmend eine männliche Dominanz durchsetzt. Diese Entwicklung, teils mit Eroberung neuer Wohngebiete dieser Züchter mit Hilfe zunächst der Zugschlitten, war die entscheidende Wende. Diese Entwicklung wird dann noch durch die Zucht von Pferden und Eseln getoppt, in denen sich jetzt die Männer die alleinige Befehlsund Entscheidungsgewalt angeeignet hatten.
Diese Darstellung ist natürlich absolut auf die Aufzählung der wichtigsten Fakten beschränkt. Entscheidend ist aber dabei, dass ma´u sich die enormen Zeiträume bewusst machen muss, in denen diese Prozesse abliefen. Das sind Zeiträume, die vorzustellen selbst wir uns heute enorm schwer tun, obwohl wir eine gewisse Zeitvorstellung kennen. Eine solche gab es aber in den hier angesprochenen Umständen noch gar nicht. Oder anders formuliert; für diese Menschen war in den jeweiligen „Momenten“ ihrer Existenz alles das richtig und selbstverständlich, was das jeweilige gesellschaftlich-geschichtlich Imaginäre an Bildern im Kopf hervorgebracht hatte. Es sind immer noch die selben, die der je einzelne damals lebende Mensch von Geburt an erworben hatte.
M.a.W., alle diese Veränderungen, die wir hier ansprechen, dauerten einerseits enorm lange, um sich gegen die jeweils existierenden Imaginationen durchzusetzen. Vor allem aber waren diese konkret absolut langsamen Veränderungen immer relativ marginal, wie gerade auch die Entwicklung der „Heiligen Hochzeit“ zeigt. Diese war ja ab dann eine jährlich gefeierte „religiöse“ Zeremonie, die letztlich den jeweiligen Stand des gerade herrschenden Denkens verdeutlicht. Das kann ma´u relativ gut an Statuen und Statuetten aus der damaligen Zeit erkennen. Bei diesen sind die weiblichen Göttinnen zu Beginn alleine durch die Größe der Darstellung klar als dominierend erkennbar. Vor allem aber waren alle diese Veränderungen den jeweils lebenden und davon betroffenen Menschen aufgrund der enormen Zeiträume dieses Ablaufs schlicht unbekannt.
Dieser Umstand änderte sich aber jetzt in den neu entstehenden Städten umfassend. Schon oben habe ich die ersten und wichtigsten dieser Veränderungen mit Diamond und Scott zitiert. Es waren
erstens die völlige Zerstörung aller überkommener Gemeinschaften.
Zweitens die umfassende Unterdrückung und Ausbeutung aller unteren Bevölkerungsteile, die sowohl deren Gegenwehr, aber dann insonderheit die permanente Flucht der Stadtbewohner bewirkte.
Dieser Umstand wurde nun Stück für Stück durch eine neue Erfindung bekämpft. Nämlich eine „von Oben“ vorgenommene Gesetzgebung, mit den damit ein- und angeführten Strafen. Dieses Vorgehen bestätigen rund 2000 Jahre später noch die Gesetze des Hammurapi, in denen die Todesstrafe für alle möglichen „Vergehen“ gegen den Staat selbstverständlich war. Aber auch grausamste Strafen für recht einfache „Gesetzesverstöße“. M.a.W., selbst noch nach so langer Zeit wehrten sich die Menschen gegen diese Verhältnisse. Gesetze wurden eben von Beginn an vor allem und zuerst – übrigens weitgehend bis heute – im Interesse der jeweiligen Eliten erlassen, wie noch rund weitere 1000 Jahre später Thrasymachos in einem Dialog mit Sokrates mit folgenden Worten auf den Punkt bringt: „Ich behaupte, dass das Gerechte das den Überlegenen Zuträgliche ist“38. Es ist übrigens enorm wichtig zur Beurteilung selbst noch unserer heutigen Situation, dass nach der Überzeugung kritischer Theologen die „Gesetze“ Gottes im AT39 eine weitgehende Kopie dieser Gesetze des Hammurapi sind.
Diese Entwicklungen waren aber nicht die einzigen wichtigen Folgen dieses neuen Denkens. Da waren zunächst deren daraus herkommenden unterdrückenden und ausbeuterischen Folgen. Aber auch der zeitweilige Kampf dagegen, der ja letztlich, wenngleich eher verdeckt, bis heute andauert. Vor allem aber „erfanden“ die neuen männlichen Eliten neue männlich dominierte Religionen. Damit konnte ma´u besser als zuvor die unterdrückten Menschen kontrollieren. Es handelt sich hierbei zunächst um die sich in dieser Zeit „bildenden“, aber ab dann geltenden Götterhimmel. Auch in diesen schalteten und walteten die in den Himmel „projizierte Herrscher“ nach Gutdünken, ganz wie ihre „Vorbilder“ auf der Erde.
Hier sind aber zwei Umstände besonders interessant. Erstens enthalten die „sagen“-haften Vorgeschichten dieser Religionen generell Hinweise auf die langandauernden Kämpfe gegen die zuvor herrschende weibliche Göttin. Diese repräsentierte ja die zuvor existierende matrilinear definierten Blutsfamilien unter der Vorherrschaft der Frauen. Nach dieser entwickelte sich dann zunächst die Dominanz der Männer. Diese jetzt dominierenden Männer begründeten die patriarchal bestimmte Ehe und die daraus herkommende patrilineare, sprich alleinige Herkunft neugeborener Kinder vom Vater. Zweitens aber zeigt sich in diesen neuen Sicht- und daher kommenden Denkweisen auf alle Existenz die seither bis heute immer noch gültige Missachtung alles Weiblichen und letztlich Körperlichen und Materiellen.
Das hervorbringende, bzw. schöpferische Grundprinzip war ab jetzt nicht mehr der gebärende Körper, sondern der alleskönnende Geist. Selbst Geburten versuchte Mann in den männlichen Kopf zu verlegen, siehe die Geburt der Athene aus dem Kopf des Zeus. Noch umfassend deutlicher wird dieses Denken im AT. Der All- (im doppelten Wortsinne gemeint) schöpferische Gottvater, der sich ja auch selbst hervorgebracht hatte, erschafft mit dem Universum alle Existenz überhaupt und zwar mit Hilfe seines Logos. Gott sprach und daraus entstand jedwede Existenz. Wie abwertend in dieser Darstellung des AT die Geburt Evas aus der Rippe des Adams dargestellt wird, kann jederma´u jederzeit in Genesis 2 selbst nachlesen. Hier wird deren umfassend minderwertig verstandene zukünftige Rolle als dessen immer von ihm, Adam, bestimmten „Gehilfin“ absolut deutlich.
Noch schlimmer wird das Ganze dann durch den sog. ersten Sündenfall, den ja angeblich Eva ganz alleine verschuldete, siehe Genesis 3. Die Folgen dieses Denkens werden dann besonders extrem in der am Beginn der Neuzeit durch die von Papst Innozenz VIII. (1484) erlassene Hexenbulle zur Verfolgung sog. Hexen sichtbar. Das ist aber ein eigenes Thema, das ich schon an anderer Stelle darstellte. Diese umfassend neue Sichtweise auf die Welt wird in dem Satz aus dem AT: „Machet euch die Erde untertan“ besonders deutlich. Dieser Satz ist allerdings bereits die Folge des zu dieser Zeit neu entstehenden dreidimensional mentalen (s.u.), bzw. mythologischen Denkens. Welche gravierend negativen Folgen das Alles hatte und besonders derzeit immer deutlich sichtbarer hat, werden wir uns jetzt gründlich anschauen müssen.
Aber zum Abschluss dieses Kapitels noch einmal ganz deutlich. Alle diese Umstände bezeichnen das, was wir bis heute als Zivilisation hochjubeln. Natürlich hatte diese daneben auch viele positive Folgen hervorgebracht, das sollte ma´u keineswegs übersehen. Aber auch hier muss ma´u genauer hinschauen. Die weitaus meisten davon, waren und sind, teils auch bis heute, immer nur den jeweils herrschenden Eliten vorbehalten geblieben. Aber für die für die immer absolute Mehrheit der Menschen – meist mehr als 90% - hatte dies schlimme bis oft absolut grausame Folgen40. An diesem Umstand führt einfach kein Weg vorbei. Und wenn wir dies nicht irgendwann wirklich zur Kenntnis nehmen, wird uns dieses dafür verantwortliche patriarchale Denken noch weiter mit vergleichbaren Folgen beherrschen und jegliche positiven Entwicklungen verhindern.
1 siehe zu beiden Möglichkeiten Konrad Lorenz, oder Adolf Portmann, aber auch andere.
2 manche verwenden auch Begriffe wie Ströme, Strukturen, Stadien oder noch andere
3 Ken Wilber „Integrale Psychologie“ S.45
4 a.a.O. S.46f Hervorh. K.W.
5 siehe z.B. B.L. Whorf, John Dewey, C.G. Jung oder Konstantin Korotkov, um nur vier von vielen zu nennen
6 Emergenz bezeichnet die Möglichkeit der Herausbildung von neuen Eigenschaften oder Strukturen eines Systems infolge des Zusammenspiels seiner Elemente. Aber, wird ein neues Subsystem in ein bestehendes System integriert, also mit den anderen Systemelementen durch Wirkbeziehungen verknüpft, kann das System neue emergente Eigenschaften aufweisen, die nicht vorhersehbar waren. Wik. Nehmen wir als Beispiel einen Menschen. Er/sie ist eine einzelne „ganze“ Person, aber eben auch Teil einer Familie, einer Dorfgemeinschaft, einer Nation, oder gar aller Menschen.
8 also besonderen Anforderungen jeweiliger Umstände
9 siehe das Thema Ausbeutung von Natur und Mensch, das Klimaproblem, die Vermüllung der Welt u.a.
10 also eine neue Weltsichtebene.
11 erst auf der neuen Stufe kann mau das Problem der früheren Stufe erkennen.
12 Beachte nochmals die Definition der Emergenz oben.
13 abgesehen von den jeweils persönlichen
14 in etwa bildhaft anschauliches Vorstellen. Siehe zur weiteren Erläuterung dieses Begriffs Cornelius Castoriadis in seinem Buch „Gesellschaft als imaginäre Institution“.
15 zitiert aus Ken Wilber „Integrale Psychologie“ S.57
16 siehe als Beispiel die Kirchen.
17 siehe als Beispiel das Militär.
18 woher es ja wohl ursprünglich herkam.
19 Damit ist die Integration eines Gegenstands menschlicher Erfahrung in ein kognitives Schema gemeint.
20 In all meinen Büchern verwende ich diese Metapher der „Bilder im Kopf“, um damit den je eigenen Bezugspunkt unserer Weltsicht und daher kommender Entscheidungen und Handlungen (s. u.) zu benennen.
21 Die Anpassung eines kognitiven Schemas, oder einer Konstruktion an neue Erfahrungen.
22 also ab der Phase form op (siehe Piaget), wenn ein Kind überhaupt dieses Stadium erreicht (s.u.).
23 siehe hierzu die Bücher „Der Fremde in uns“, oder der „Verlust des Mitgefühls“ von Arno Gruen, um nur zwei von vielen weiteren dieses Autors, aber auch vieler weiterer Autoren zu nennen.
24 natürlich sofern er die Macht hatte, dieses Recht umzusetzen.
25 also bei der Heraufkunft dieses Denkens.
26 mau beachte das Thema Matrilinearität und Matrilokalität, also kein Matriarchat im Sinne von Herrschaft von Frauen über Männer.
27 also seine Vorteile aus dem Geschenktausch und seine Prestige. Die umfassenden Zusammenhänge können Sie in meinem Buch „patriarchal denken …“ nachlesen.
28 G.Dux „Die Moral in der prozessualen Logik der Moderne“ S. 174 Einfügungen und Hervorh. PS
29 a.a.O. Einfügungen PS Hervorh. GD
30 also der aus diesen „Vorgaben“ hervorgegangenen Vorstellungen.
31 die wenigen Ausnahmen, die es hier ab und zu gibt, können diesen Umstand nur bestätigen aber nicht widerlegen.
32 durch direkter oder indirekter, ist in seinen Ergebnissen gleich.
33 insbesondere in meinem Buch „patriarchales denken und sich verhalten – getreu bis in den Tod“.
34 ob während der Reise oder zuvor war unerheblich.
35 wenn überhaupt, siehe das Thema Identifikation und daher kommende Abhängigkeit.
36 neben den bekannten historischen Fakten an sich.
37 Stanley Diamond a.a.O. S.18
38 Platon „Der Staat“ 342c
39 siehe hierzu Moses 2-22 bis Ende, und weiter Moses 3 und 4
40 siehe die ab da folgenden Kriege, aber auch Folterungen der eigenen Bevölkerung werden dabei meist „übersehen“.