Читать книгу Mehnerts Fall - Peter Schmidt - Страница 10
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ОглавлениеSie warf einen prüfenden Blick an seiner Schulter vorbei ins Treppenhaus, in dem das Licht der Dreiminutenschaltung erloschen war.
„Wir kaufen nichts …“
Iven dachte, dass sie noch knochiger wirkte als auf den Fotos, die er gesehen hatte – aber immerhin: nicht ohne Reiz. Ihre Stimme klang weiblich.
Sie trug einen schwarzen Seidenkimono mit Goldschlangenmuster, den ein ebenfalls goldener Kunstledergürtel zusammenhielt. Sie hatte nervöse Hände.
„Also? – Noch was?“ Ihre Stimme nahm einen kehligen Klang an, weil er nicht antwortete. “Dampfen Sie ab!“
Iven setzte den Fuß zwischen die Tür, bevor es ihr gelang, sie zuzudrücken.
„Ich komme wegen – M –“‚ sagte er übertrieben deutlich artikuliert.
Das schien sie zu überraschen.
„Sie werden mich doch nicht die Treppe herunterwerfen?“
„Kommen Sie rein.“
Er folgte ihrem etwas übertrieben wackelnden Hintern in die Küche. Dabei warf er einen Blick in das Zimmer, das jenseits der Türöffnung hinter der großblumig tapezierten Korridorwand lag: Es war kleinbürgerlich ausgestattet; Nippsachen auf runden Chippendale-Tischchen, ein Rundsofa, aber übersät mit Büchern, billigen Taschenbuchausgaben und Paperbacks in Drahtregalen, auf den Ablagen und der Kommode, über der ein ungerahmtes Plakatfoto Gustav Gründgens‘ hing. Seltsame Einrichtung, dachte er. Falsch wie der ganze Hanno.
Sie schob ihm einen Stuhl hin.
„Setzen Sie sich. Haben Sie schon gegessen? – Ich meine, sind Sie doch eben erst aus Ost-Berlin …?“
Iven legte den Zeigefinger vor die Lippen und warf einen fragenden Blick zum Schlafzimmer, durch dessen Türöffnung gelber Lichtschein fiel.
„Nein, nein, da ist niemand. Ich bin allein in der Wohnung. Wir können offen sprechen.“
„Gut, kommen wir zur Sache.“
„Ja, reden wir endlich Klartext“, sagte sie, und ihre Stimme war plötzlich tief wie die eines Mannes. Ihr Klang ließ Iven einen Schauer über den Rücken laufen.
„Ich tu‘s nur wegen des Geldes. Wegen der Operation, die ihr mir bezahlt habt.“
Sie nutzte die Pause, um ihn argwöhnisch zu mustern. “Ich hab einen Freund – und jetzt auch einen Job …“
„Den wir Ihnen beschafft haben.“
„Ich bin für den Sozialismus, nicht gegen ihn. Aber ich hab was gegen Kommunisten – gegen Kommunistenschweine“, sagte sie aufgebracht.
Sie ging zum Küchenschrank, nahm ein verkorktes Gläschen heraus und schluckte mit der flachen Hand und zurückgeworfenem Kopf eine der kleinen weißen Pillen. “Gegen Bartwuchs“, sagte sie sarkastisch.
Iven betrachte ungerührt seine Fingernägel.
„Wenn Sie sich so gehen lassen, kommen wir nicht ins Geschäft“, sagte er.
„Wäre mir ganz recht. Ich pfeife auf diese Art von Geschäft.“
„Und Ihre Schulden? Die laufen über eine seriöse westdeutsche Firma.“
Er ging zum Fenster, schob die Gardine beiseite und sah auf die nachtdunkle Straße hinunter. Drei Viertel neun … Die Laterne vor dem Haus war ausgefallen… Splitter des Glaszylinders lagen auf dem Gehsteig …
Wie er sich eingestand, hatte er nicht mit Problemen gerechnet. Ihre Reaktion überraschte ihn.
„Achtundvierzigtausend Mark sind kein Pappenstiel“, sagte er vom Fenster her. “Wenn Sie heute Nacht zur Polizei oder zum Verfassungsschutz gingen – einmal angenommen – niemand würde Ihnen glauben! Wir hinterlassen keine Spuren. Das Geschäft war absolut korrekt. Es handelt sich um einen legalen Kredit, der Ihnen freundschaftshalber gewährt wurde. Diese Beziehung lässt sich nachweisen.“
„Na und?“, sagte sie kleinlaut.
Er musterte sie abschätzig. Sie hatte den Gürtel ihres Kimonos straffer gezogen und schlug die Beine übereinander. Von Anfang an schien sie es darauf angelegt zu haben, Boden zu gewinnen – das spürte er. Sie wollte soviel wie möglich herausholen. Das konnte ihm nur recht sein.
Die finanzielle Seite war kein Problem. Man plänkelte herum, lenkte Widerspruch auf einen Punkt, der längst erledigt oder völlig irrelevant war, um dem Gegenüber Gelegenheit zu geben, sich als “Partner“ zu behaupten.
„Es ist recht großzügig, Ihren Dienst mit einer so hohen Summe zu honorieren. Vielleicht sind Ihre Informationen gar nichts wert, wer weiß. – Aber das hindert uns nicht daran, Sie erstklassig zu bezahlen.“
„Bitte setzen Sie sich doch!“, erklärte sie schwach. “Ihr Stehen macht mich nervös.“
Iven tat ihr den Gefallen.
„Falls Sie glauben, ich hätte Skrupel wegen der sogenannten ‚Amoralität’ des Auftrags, oder wie auch immer Sie es nennen wollen. Für mich ist es nicht unmoralisch. Wir sind vollwertige Menschen mit gleichen Rechten. – Es ist nichts, was man sich aussuchen könnte.“
Daran hatte er nichts auszusetzen.
„Man kommt schließlich so auf die Welt.“
Auch das hätte er nicht geleugnet.
„Unsereins hat es nicht leicht“, fuhr sie fort. “Wenn wir manchmal wenig umgänglich wirken, dann, weil wir unsere Empfindsamkeit hinter einer zerbrechlichen Maske verbergen. – Denken Sie bloß nicht, ich hätte das Gefühl, Mehnert zu täuschen. Ich spiele ihm nichts vor, ich bin, was ich bin. Ich fühle mich wirklich so“, erklärte sie leise, beinahe tonlos.
„Ich fühle mich“ – sie zögerte und sah Iven hilfesuchend an –“als Frau …“
Iven gab ihr zu verstehen, er habe nie daran gezweifelt. Die Wahl sei aus purem Zufall auf sie gefallen. “Ihre Geschlechtsumwandlung ist absolut bedeutungslos“, log er. “Stände uns im nordrhein-westfälischen Raum eine andere fähige Agentin zur Verfügung, wir würden nicht zögern. Komplikationen sind aber unwahrscheinlich. Vermutlich wird es Mehnert überhaupt nicht auffallen. – Übrigens glaube ich, dass Sie sein Typ sind.“
Das hatte gesessen. Sie musterte ihn neugierig.
„Ich bin einverstanden, unter der Voraussetzung, es ist mein letzter Auftrag. Damit wäre die Sache dann ausgestanden, okay?“
„Sie nehmen Ihr Geld und verschwinden“, sagte Iven, obwohl das gelogen war “Im Erfolgsfall, das heißt, wenn der Informationswert Ihrer Arbeit hoch genug ist, erhalten Sie noch ein Zugeld.“
„Das kann ich gut gebrauchen“, sagte sie erleichtert. “Professor Ducassé will eine Korrektionsoperation vornehmen. Ich möchte Sie nicht mit Einzelheiten belasten, es wäre zu peinlich.“
Mit einem Mal war sie folgsam wie ein Kind, das auf die Bescherung unter dem Christbaum hoffte …
„Aber die Reise nach Lyon, dann die Operation, mein Aufenthalt in der Klinik – ich rechne mit zwei bis drei Wochen. Das alles verschlingt nun mal eine Menge Geld …“
„Wir werden sehen, was sich tun lässt. Die Abteilung ist in solchen Fällen nicht kleinlich.“
Iven hatte schon früh gelernt, dass die Motivierung in solchen Fällen von entscheidender Bedeutung war. Politische – oder “moralische“ – Motive waren stärker als finanzielle, allen Unkenrufen zum Trotz, das zeigte die Erfahrung. Wenn ein Agent den Glauben an seine Ziele verlor, drohte er über kurz oder lang auf der Strecke zu bleiben.
Er hatte während seiner Zeit in der Abteilung zwei Abgänge und fünf Zugänge erlebt.
Der Marxismus besaß immer noch genügend Anziehungskraft. Und stets waren für den Wechsel andere als finanzielle Motive verantwortlich gewesen – oft bizarre, krause, manchmal idealistische Vorstellungen –‚ wobei sich in der Regel weder die Ideen noch die Wirklichkeit darum scherten, einander auch nur annähernd zu entsprechen …
„Und im gegenteiligen Fall?“, erkundigte sie sich – vielleicht wegen seines Schweigens argwöhnisch geworden.
„Wird Ihnen nichts abgezogen.“
„Sie wollen sagen, es genügt, wenn ich …?“
„Wenn Sie Ihre Rolle bis zum Ende durchhalten.“
Als er ihren fragenden Gesichtsausdruck sah, wusste er, dass er gewonnen hatte.
Gut, gut …“, sagte er zufrieden. “Ausgezeichnet! Es freut mich, dass wir unsere Kontroverse begraben können. Klären wir jetzt die Einzelheiten der Operation. Wie Sie bereits wissen, nennen wir es das ‚M’-Projekt.“
Er hatte richtig vermutet! Nach den Pflichtprotesten, den Vorbehalten und Bedenken, in deren Schutz man sich selbst die Notwendigkeit vorgaukelte, sich zu einem – aus westlicher Sicht – ziemlich miesen Geschäft durchringen zu müssen, war sie willig auf die Linie der Abteilung eingeschwenkt.
Sie hatten sich in das mit Büchern und Zeitschriften überladene Zimmer unter die Mansardenschräge der Fensterseite gesetzt; sie ihm gegenüber auf das veloursbezogene Rundsofa – mit spitzen Knien, über denen der krampfhaft zusammengeraffte Seidenkimono immer wieder aufsprang, er neben der Stehlampe in den Ohrensessel, unter deren kreisrundem Lichtschein er seine Skizzen, Notizen und Zeitpläne ausbreitete, von denen nachher nur verbranntes Papier im Ascher übrig blieb.
Die Leichtigkeit, mit der sie ihm folgte, die Selbständigkeit, mit der sie nicht Selbstverständliches vorwegnahm, nötigte ihm Hochachtung ab.
Sie war viel mehr als nur der kleine, seinem Hang zur Lust verfallene Schwule, den Agenten aus Mehrholds Abteilung, dem Vorgänger Störtes, der jetzt in der SED das Amt des Chefinquisitors innehatte, im Rotterdamer Hafenviertel auflasen. Man munkelte, er sei der Sohn eines französischen Dorfschullehrers und einer deutschen Industriellen.
Diese und andere Versionen blieben jedoch im Dunkeln, da sich Hanne über ihre Vergangenheit ausschwieg. Als man ihn – als “Hanno“ – aufgabelte, war er ungefähr so weit unten, wie ein Mensch nur sein kann, ehe er sich vor einen Güterzug wirft oder von der nächsten Brücke springt …
Möglich, dass van Megeren, ein holländischer Spitzel, ihm durch seinen Antrag das Leben rettete! Über ein halbes Jahr lang lebten sie in dem holländischen Küstenbadeort Domburg nahe der belgischen Grenze und führten etwas, das man laut van Megerens Auskunft nur mit einer gehörigen Portion Ignoranz nicht als“ glückliche Ehe“ bezeichnen konnte.
Er war es auch, der herausfand (vielleicht hatte er es ihm in einer schwachen Stunde entlockt), dass Hanno nach dem Tode der Mutter zu einem Onkel zog, einem haltlosen Trinker, wo er den Rest seiner Kindheit als Junge verbrachte; er war technisch begabt, auch ansonsten ein aufgewecktes Bürschchen, und sein Hang, sich Frauenkleider anzuziehen, belustigte den alten Säufer eher, als dass er ihn nachdenklich stimmte.
Als Hanno sechzehn Jahre alt war, zogen sie aus der westfälischen Kleinstadt fort.
Danach verlor sich seine Spur. Soviel man wusste, landete er nach einem abgebrochenen Studium des Maschinenbaus in Rotterdam. Während der Zeit mit van Megeren musste er die ganze Tragweite seiner Veranlagung erkannt haben.
Er hörte von Kliniken in den USA und Frankreich, wo man Geschlechtsumwandlungen vornahm.
Durch Hormonbehandlungen und eine aus den Resten der entfernten Genitalien nachgebildete Vagina ließen sich Menschen fabrizieren, die sich zumeist ohne viel Aufhebens in ihre neue Rolle einfügten. – Van Megeren setzte ihn auf einige kleinere Projekte an; und eines Tages präsentierte er ihn der Abteilung.
Mehrhold begriff, dass er sich mit geringem Aufwand – den Kosten für eine Operation – ein dankbares und gefügiges Werkzeug verschaffen konnte:
Hanno besaß einen westdeutschen Pass; seine Vergangenheit war nicht gerade sauber – aber sie ließ sich leichter schönen als sich ein im Osten gedrillter Agent unter den Augen der westlichen Abwehrdienste in die Bundesrepublik schleusen lässt.
Nach der unerwarteten Übernahme der Abteilung durch Störte lag sie wochenlang in einer südfranzösischen Spezialklinik, auf DDR-Staatskosten, um sich auszukurieren.
Danach lebte sie in einem Schweizer Sanatorium – van Megerens Aufträge hatten ihr etwas Geld eingebracht, aber sie begann sich schon nach einer Arbeit umzusehen –, wo sie später auch von Psychologen auf ihre neue Rolle als “Hanne“ Wessling vorbereitet wurde.
Sie entschied sich, das abgebrochene Maschinenbaustudium – das so etwas wie ein letzter verzweifelter Versuch gewesen war, die männliche Rolle durchzuhalten – nicht fortzusetzen.
Und nach einer weiteren Ruhepause ließ sie sich in Kursen zur Sekretärin umschulen.
Dass die Abteilung sich in der Folgezeit weder meldete, noch je eine Rückvergütung der vorgestreckten Summe verlangte, nahm sie dankbar hin. Sie verlebte einige glückliche Tage in Spiez am Thuner See und in Wengen in den Alpen, wo Freunde in 2300 Metern Höhe eine Hütte besaßen.
Ihre spätere Arbeit als Sekretärin in Bonn verlief ohne Komplikationen, da man nichts von ihr verlangte. Sie blieb sozusagen auf Wartestation …
„Was ist an dem Kerl so wichtig?“, fragte sie Iven um halb zwei Uhr nachts, als er ihr die restlichen Einzelheiten des Plans eingeschärft hatte. “Warum er? Warum nicht ein beliebiger anderer Politiker in Bonn?“
Das war eine berechtigte Frage – und es gab eine plausible Antwort darauf; doch Iven würde sich hüten, ihr den wahren Grund für ihre Liaison mit Mehnert zu verraten. Damit hätte er zugegeben, dass sie geopfert werden sollte. Es ließ sich auch zynischer ausdrücken:
Danach war sie auf immer ihren Pflichten gegenüber der Abteilung entbunden und in die Freiheit entlassen.
Er gab eine ausweichende Antwort, sprach von der Bedeutung Mehnerts in der Partei, von wichtigen Persönlichkeiten, mit denen er verkehrte, von seiner Vertrauensstellung … er redete so lange von Nichtigkeiten, bis sie schläfrig wurde und er durch seine eigenen Plattheiten zu gähnen begann.
Die angebrochene Nacht verbrachte er mit angezogenen Beinen auf der Kücheneckbank. Es gab keine weitere Schlafgelegenheit. Hanne reichte ihm ein Plüschkissen und eine braune Wolldecke. Sie lächelte sybillinisch, weil er abrupt seine Hand zurückzog, als die ihre sie streifte.
„Keine Angst“, beruhigte sie ihn. “Sie sind nicht mein Typ.“
Früh am Morgen weckte sie ihn, eine Tasse in der Hand, in der etwas dampfte, das bei näherem Hinsehen entfernte Ähnlichkeit mit Kaffee besaß. Es stammte aus der Dose abgestandenen Pulverkaffees, in der sie außerdem obenauf zwei Notizzettel aufbewahrte. Großer Gott, dachte Iven nach dem ersten Schluck.
„Tut mir leid“, meinte sie, Entschuldigung heischend. “Ich gehe meist ohne Frühstück aus dem Haus. Kaffee regt mich fürchterlich auf – wegen der Hormone.“
In aller Eile verabschiedete sie sich, weil man ihr gerade heute nahegelegt hatte, pünktlich zu erscheinen.
Da die Ortsgruppe Ost der Partei durch Überlaufen einer vollständigen Bürobesatzung zu den „Grünen“ jede Handlungsfähigkeit verloren hatte, war Hannes Büro bis auf weiteres angewiesen worden, die anfallenden Arbeiten zu übernehmen.
Iven nickte. Er öffnete kaum die Augen und gähnte nur – den Kaffee ließ er stehen.
Er hörte die Tür hinter ihr ins Schloss fallen.
Als er später im Bad verzweifelt nach einem Rasierapparat suchte (ist doch nicht möglich, dachte er, es muss einer da sein), läutete irgendwo in der Wohnung das Telefon. – Er brauchte eine Weile, bis er es, schläfrig wie er war, unter aufgeschlagenen Zeitschriften im Wohnzimmer ausfindig gemacht hatte.
“Was für eine Schlampe …“, seufzte er.
Er hob ab.
„Sind Sie noch da?“, fragte sie.
„Hm, von wo rufen Sie an?“
„Aus dem Büro.“ Ihre Stimme klang erregt.
„Was ist passiert?“
„Ich weiß nicht … Da war ein Mann.“
Iven wurde hellwach. “Ja?“, fragte er.
„Als ich aus dem Haus kam, stand er vor dem Zeitungsaushang gegenüber.“
„Und er benahm sich verdächtig?“
„Ja, er folgte mir auf die andere Straßenseite.“
„Beschreiben Sie mir ganz genau, was geschehen ist“, sagte Iven mit beschwörendem Tonfall in der Stimme – er schloss nicht aus, dass man sie abhörte.
„Verstehe.“
„Er blieb hinter Ihnen?“
„Ich drehte mich zweimal um, das Büro liegt um die nächste Straßenecke, und darauf verschwand er.“
„Könnte ein Zufall gewesen sein. Irgend jemand, der Sie verwechselt hat?“
Sie schwieg. “Jedenfalls keiner meiner Verehrer“, erklärte sie spitz.
„Was passierte dann?“
„Ich ging ins Haus, er war nirgends zu sehen. Aber eine Weile später sah ich ihn zu unseren Bürofenstern hinaufblicken. Er ging dann sehr schnell weg.“
„Weil er sich entdeckt fühlte?“
„Schon möglich.“
„Wie sah er aus? Wie war er angezogen?“
„Graues Jackett, schlank, bartlos, etwa dreißig – mehr kann ich nicht sagen, vielleicht –“
„Ja?“
„Nun …“‚ sie dachte nach. “Er wirkte recht forsch. Ja, das ist es, könnte Journalist oder Fotoreporter sein. Oder Vertreter. Er hatte zwar keine Kameras umgehängt, aber so eine Art, als wisse er genau, wo es langging, was er wollte, meine ich.“
„Verstehe.“
„Hat es etwas mit uns zu tun?“
„Vermutlich. Benehmen Sie sich wie gewöhnlich. Dass wir ein Verhältnis haben, geht niemanden etwas an. Wir treffen uns wie verabredet. Wenn es ein zudringlicher Freier ist, werde ich ihm Beine machen. Bis dann.“
„Küsschen …“, sagte sie und legte auf.