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Nachruf I

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(Bergske Blade)

Zigarrenhändler Matthias Svanholm ist nach wenigen Tagen Krankheit im Alter von siebenundsiebzig Jahren verstorben. Zigarrenhändler Svanholm hat in Hobro Kaufmann gelernt und während einer Reihe von Jahren verschiedene Konsumläden in der Gegend zwischen Hobro und Farsø geleitet, bis er 1927 die alte Nissensche Zigarrenhandlung in der Storegade erwarb und sie bis zu seinem Tode betrieb. Matthias Svanholm war ein origineller Mann, der stets eine Bemerkung oder eine Geschichte parat hatte für seine Kunden, die gern in sein Geschäft kamen, nicht nur um Tabak zu kaufen, sondern auch um mit ihm ein Schwätzchen zu machen. Svanholm, der verheiratet gewesen war, verlor schon vor einem Menschenalter seine Frau und heiratete nicht wieder. Sein Hauptinteresse galt, außer seinem Geschäft, das er nach untadligen Prinzipien und mit einer landesweit bekannten großen Auswahl führte, dem Angelsport an Flüssen und Seen sowie auf dem Meer. Jedes Jahr, wenn die Meerforelle die großen Flüsse hinaufwandert, um zu laichen, schloß Svanholm sein Geschäft für ein paar Tage und stand in Regen und Hundewetter, in Sturm und Kälte mit Rute und Fliege am Steilufer. Ob etwas anbiß oder nicht, spielte für ihn keine Rolle. »Da draußen stehen, darauf kommt es an«, sagte er oft, wenn man ihn fragte. Trotz vieler Aufforderungen hatte Svanholm kein einziges öffentliches Ehrenamt inne. Er sagte auch klipp und klar warum: »Es gibt einige, die müssen nicht nur den Rücken frei haben.« Seine charakteristische, korpulente Gestalt, die außerordentlich zierlichen, kleinen Füße und das kräftige Gesicht unter dem weichen Hut werden von allen vermißt werden, die Gelegenheit hatten, ihm zu begegnen, wenn er pünktlich wie ein Uhrwerk auf dem Weg ins Geschäft war, das er eigensinnig schon morgens um sieben öffnete. Er vertrat die Überzeugung, daß die Leute die Möglichkeit haben müßten, sich schon vom frühen Morgen an Tabak kaufen zu können.

Konrektor Hans Emil Hansen ist nach jahrelanger schmerzhafter Krankheit im Alter von achtundsechzig Jahren verschieden. Konrektor Hansen stammt aus einer hiesigen Fabrikarbeiterfamilie. Hansen sprach mit Stolz von der guten Erziehung, die ihm seine fleißigen Eltern hatten zuteil werden lassen. Nach dem Examen der Mittleren Reife an der Bürgerschule besuchte er das Nørre Nissum Lehrerseminar, das er 1924 abschloß. Nach einigen Jahren Vikariatsdienst in Lemvig und Ulfborg wurde er am 1. November 1929 im Schulwesen seiner Heimatstadt angestellt. Am 1. April 1948 wurde er Konrektor. Hans Emil Hansen ehelichte 1930 die Haushaltslehrerin Martha Jungshoved. Gemeinsam bauten sie sich ein selten glückliches Heim auf, zuerst in einer Wohnung auf dem Godthåbsvej, später in der kleinen Villa, die sie sich auf dem Næssevej errichteten. Der Garten, Konrektor Hansens große Liebe, wurde mit vielen seltenen Pflanzen angefüllt und entwickelte sich zu einem wahren Vogeleldorado. Nicht selten unternahmen Fachgruppen Exkursionen durch diesen Garten, den Konrektor Hansen stolz und gern vorzeigte. Hansen war ein Christ vom alten Typ, heiß im Glauben, fest und treu in seinem Wirken, sanft und nachsichtig gegenüber den Übertretungen anderer. Seine Schüler liebten ihn wegen der Freundlichkeit und Heiterkeit, die seine Arbeit an der Schule prägten. Den neuen Gedanken begegnete er mit Wohlwollen. »Warum nicht«, sagte er stets, wenn manche Bedenken äußerten. Hansen war ein bescheidener Mann, doch er stellte sich seiner Verantwortung, wenn er sah, daß es von ihm verlangt wurde. Vom ersten Jahr an nahm er an der illegalen Arbeit in der Stadt teil, nach dem Krieg ließ er sich bei mehreren Stadtratswahlen für die Sozialdemokratie aufstellen, wurde aber nie gewählt. Außer seiner Witwe hinterläßt Hansen drei erwachsene Kinder: Physiotherapeutin Ellen Gall, verheiratet mit Anwalt Gall, Gentofte, Diplomingenieur Peter G. Hansen, Frederikshavn, Redakteur Mogens Prehn, Tageszeitung »Aktuelt«, Kopenhagen.

Häusler Laust Hansen, Klatkser, verstarb plötzlich am Sonntag während eines Besuchs bei seinem Sohn, dem Hofbesitzer Laurids Jørgen Hansen, Lynager. Bei einem Spaziergang durch die Felder befiel Laust Hansen Übelkeit. Ein Krankenwagen von Falcks Rettungsdienst brachte ihn ins Zentralkrankenhaus, wo die Ärzte feststellen mußten, daß der Tod bereits eingetreten war. Laust Hansen wurde dreiundneunzig Jahre alt.

An seinem neunzigsten Geburtstag vor drei Jahren äußerte Laust Hansen gegenüber unserer Zeitung, daß das, wofür er gekämpft habe, offenbar nichts mehr tauge. Ja, sagte er, die Zeit stehe bevor, wo Häusler seltener würden als Fledermäuse im Winter. Und dabei habe er nicht nur daran geglaubt, daß der, der den Boden bearbeitete, auch das Recht haben werde, darüber zu bestimmen, sagte er, sondern er habe auch daran geglaubt, daß das Häuslerleben, ja, daß dies ein Menschenleben von großer Bedeutung sei. Wenn die Menschen selbst für das sorgten, womit sie auskommen konnten und dafür auch die Verantwortung trugen, nun, dann war das für Laust Hansen ein bedeutenderes Leben als jenes, das auf große Unternehmen aufbaute, wo der Mann Direktor war und alle anderen rings um ihn her seine Sklaven waren. Solch starke Worte fand Laust Hansen. Aber, so sagte er, jetzt wolle ja keiner mehr selbständig sein, mit einem Pferd und einem Pflug vor und einem blauen Himmel über sich. Jetzt wollten alle abhängig und obendrein sorglos sein. Das sage ihm nicht zu, aber diesen Weg gehe es, und so komme es wohl nie mehr wieder, so wie er es sich erträumt habe. Die Menschheit trete sich selbst in den Weg, aber sie tue es gern, wenn es dabei nur gemütlich zugehe.

Laust Hansen war der Sohn eines Tagelöhners ganz weit draußen in den Dünen. Er dachte gern an die Dürftigkeit, aber auch die Reinlichkeit und Gemütlichkeit zurück, die in seinem Elternhaus herrschten. Seine Mutter, die über hundert Jahre alt wurde, erinnerte sich noch an den Tag, als das Gerücht aufkam, Olaf Rye und sein Fußvolk seien aus Fredericia ausgebrochen und die Deutschen seien auf der Flucht nach Süden. Olaf Rye sei leider für das Vaterland gefallen. Da weinten alle vor Freude. Als Junge hütete Laust Hansen Schafe, und aus dieser Zeit stammte seine Fähigkeit, Schalmeien zu schnitzen und darauf zu spielen, ein paar von den alten Melodien, die ihm seine Großmutter beigebracht hatte. Mehrere dieser Melodien sind von der Volkskundesammlung aufgezeichnet worden. Später bekam Laust Hansen auf verschiedenen Höfen der Gegend eine Stelle und war auch eine Zeitlang auf Seeland auf dem Wirtschaftshof von Bregentved. Anschließend besuchte er für ein halbes Jahr die Landwirtschaftsschule und kehrte genau zu dem Zeitpunkt in seine Heimatgegend zurück, als mit der Parzellierung von Klatkær angefangen wurde. Laust Hansen verlebte hier ein paar harte Jahre, »hart und herrlich«, sagte er. Er verbesserte den Boden, erweiterte die Gebäude und befaßte sich mit Rinder- und Schweinezucht, so daß er schon bald auf den Tierschauen der Umgebung und dieses Landesteils ein bekannter Mann wurde. Er erhielt mehrere Jahre hintereinander auf Bellahøj den ersten Preis für rotbuntes dänisches Milchvieh. Laust Hansen beteiligte sich schon früh an der Arbeit für die Häuslersache, er wurde 1909 Kreisvorsitzender, 1922 Vorsitzender der jütländischen Häuslervereinigung, 1928 Mitglied des Hauptvorstandes und des Bauausschusses, wo er bis zu seinem achtzigsten Geburtstag im Jahre 1960 mitarbeitete und für seine langjährige hervorragende Arbeit für die Sache der Häusler das Ehrendiplom der Vereinigung erhielt. Aufgrund seiner Bedeutung für die Häuslersache war Laust Hansen viele Jahre lang Mitglied des Staatlichen Gesetzesausschusses zur Verteilung von Grund und Boden sowie Mitglied der Landgewinnungskommission.

Laust Hansen kämpfte nicht nur für sich selbst; sondern auch für eine Menschensicht, die er heutzutage für verlorengegangen hielt. »Freiwillig hat man aus den Händen gegeben, was einst das Adelszeichen des Menschen war«, sagte er barsch. Er war von 1924 an Folketingskandidat der radikalen Venstre und zog 1934 als Nachfolgekandidat ins Folketing ein, blieb dort zwei Jahre lang, wurde jedoch nicht wiedergewählt. Laust Hansen nutzte das Folketing, um ohne Umschweife seine Ansicht von den Dingen darzulegen. Parteidisziplin war nicht seine Sache. »Wer allein steht, kann nicht besiegt werden«, sagte er. »Wer allein geht, kann nur auf sich selbst vertrauen.« Sein Kampf für andere war ein Kampf für freie Menschen. »Eine Zusammenarbeit auf der Grundlage klarer, abgesprochener Bedingungen, da bin ich dabei, aber diese ewigen Umarmungen, davon halte ich mich weg. Der eine ist nicht besser als der andere«, sagte er auch, »aber deswegen braucht er sich doch nicht geringer zu machen, als er ist. — Ach«, sagte er, »warum ich so viel für die andern getan hab, warum hätt ich das nicht tun sollen?« Laust Hansen war beliebt und gefürchtet, am beliebtesten bei all jenen, die mit ihm zusammengearbeitet haben. In den schweren Zeiten der dreißiger Jahre war er derjenige, der nicht jammerte. Während der Besetzung hißte er jeden Sonntag den Dannebrog. In seinem Heim war er ein liebevoller Ehemann und seinen acht Kindern, die er mit seiner Ehefrau Georgine Hansen, geb. Dragstrup, in die Welt setzte, ein guter Vater. Obgleich Laust Hansen dank seiner Tüchtigkeit und Sparsamkeit ein wohlhabender Mann wurde, erzog er seine Kinder in Armut und Genügsamkeit.

Laust Hansen blieb nach dem Tode seiner Ehefrau allein in seinem Heim. Er wollte sich nicht von Fremden betreuen lassen, auch nicht von seinen Kindern. Er brachte sich selbst bei, wie man Essen kocht und den Haushalt führt, und amüsierte sich sehr, wenn er von den Dummheiten erzählte, die er beging, bevor er das Ganze in den Griff bekam.

Während Laust Hansens langer Lebenszeit ist die Gegend eine andere geworden. Er selbst hat dazu beigetragen, das Leben für viele reicher zu machen. Sein Blick, sein Falkenblick drang bis in die Seele, und fast niemand fühlte sich dessen würdig.

Die frühere Heimpflegerin Frederikke Hovalt ist vierundachtzigjährig im Bezirkspflegeheim verschieden. Fräulein Hovalt, die auf Frederiksberg als Tochter des Reichsgerichtshofspräsidenten Francois Hovalt geboren wurde, wollte ursprünglich klassische Sprachen studieren, die sie während ihrer Gymnasialzeit — sie besuchte den altsprachlichen Zweig der Metropolitanschule — sehr beschäftigt hatten, doch bei einem zufälligen Spaziergang durch die dunkelsten Straßen der Slums von Vesterbro erweckte das plötzliche Erleben einer Not, die sie in ihrem Milieu nie selbst kennengelernt hatte, in ihr die Überzeugung, sich in den Dienst von Menschen stellen zu müssen, die dieser Hilfe bedurften.

Fräulein Hovalt war ein vornehmer, selbstaufopferungsvoller Mensch, der stets mehr gab, als man verlangen durfte. Von ihrem persönlichen, recht bedeutenden Vermögen machte sie Schenkungen an Privatpersonen, die sich in ihrer Not an sie gewandt hatten, und an Institutionen, die, wie sie meinte, der Liebe und Barmherzigkeit dienten. Vor allem die Seemannsheimbewegung fand ihre große Unterstützung.

Fräulein Hovalt wird stets um der Aufopferung willen, die bei ihr keine Grenzen hatte, in Erinnerung bleiben.

Der Schlosser Egon Schmidt ist im Alter von sechsundvierzig Jahren verstorben. Egon Schmidt war seit seiner Lehrzeit bei der Fa. Rasmussen und Söhne beschäftigt und machte sich besonders bei der Gründung einer Ortsgruppe des Dänischen Arbeiter-Schachs bemerkbar, deren Vorsitzender er bis zu seinem Tode war. Er hinterläßt seine Ehefrau und drei Kinder.

Frau Cæcilie Helgoland ist im Alter von neunuhdsiebzig Jahren verstorben. Frau Helgoland verlor vor einer Reihe von Jahren ihren Mann, den Lokomotivführer Kristian Helgoland. Sie stammte aus der Gegend von Grindsted, kam aber schon 1913 in unsere Stadt. Frau Helgoland war viele Jahre lang im Soldatenheim Dannevirke beschäftigt, wo sie wegen ihres herzlichen Wesens hoch geschätzt war, nicht zuletzt bei den Wehrpflichtigen, die von Frau Helgoland stets als von Tante Cæcilie sprachen. Ein Pflegesohn, Johannes Helgoland, wanderte vor rund zwanzig Jahren nach Australien aus, wo er einen verantwortungsvollen Posten bei der Kreispolizei in Perth innehat, nachdem er viele Jahre lang in verschiedenen Stellungen innerhalb der Landwirtschaft beschäftigt gewesen war.

Oberassistent Lorenz With und Gattin ist das große Leid widerfahren, Vinka, ihre jüngste Tochter, im Alter von nur elf Jahren zu verlieren. Vinka wurde auf dem Weg zur Schule von einem ins Rutschen geratenen Lastwagenzug gerammt und starb auf der Stelle.

Die Haushälterin Dagmar Sinding ist, zweiundsechzig Jahre alt, nach längerer Krankheit gestorben. Dagmar Sinding stammt aus Roslev in Salling und wurde dort auf mehreren großen Höfen in Haushaltsführung ausgebildet. 1937 kam sie in das Haus des Automobilhändlers Vistisen; anfangs als Köchin und nach dem Tod von Frau Vistisen im Jahre 1942 als Haushälterin. Dagmar Sinding war in weiten Kreisen wegen ihrer schönen Gesangsstimme bekannt und viele Jahre lang Mitglied des Kirchenchors.

Der frühere Chausseewärter Hans Sørensen ist siebenundachtzigjährig verstorben. Er kam aus einer Chausseewärterfamilie in der Gegend von Holstebro.

Die Frau im Fluß

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