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Das äußere Erscheinungsbild der Polizei
Оглавление• Uniform
Der Dienstmarke allein wird oft nicht geglaubt („Da könnte ja jeder kommen“; „So eine Hundemarke habe ich auch noch im Keller herumliegen.“) Deshalb tragen Polizisten nach Art und Farbe einheitliche Markenklamotten, damit man sie als Vertreter des Staates erkennt und nicht jedesmal fragen muss: „Sind Sie von der Polizei?“. Außerdem soll die Uniform die Legitimität ihrer Diensthandlung unterstreichen. In dieser Hinsicht unterscheiden sich Polizisten nicht von Museumswärtern, Straßenbahnschaffnern und Türstehern.
Die Uniform war früher potthässlich (senffarben) und stellte eine Bestrafung dar, weil Polizisten sich dazu herablassen, niedere Dienste zu verrichten (Fahrzeuge kontrollieren/Verkehr regeln/Objekte bewachen), während die Bürger schön im Warmen sitzen dürfen. Außerdem erinnerte die grün-gelbe Uniform zu sehr an Kanarienvögel und verstieß damit gegen die Menschenrechte (Grundgesetz, Artikel 1), deshalb wurde sie aussortiert. Heute erstrahlt die EU-einheitliche Polizeiunifom in schönem Blau und ähnelt der Pfadfinderuniform. Sie wertet die Beamten ästhetisch auf, womit auch deren Selbstwertgefühl steigt. Vor allem zwickt sie die männlichen Beamten nicht mehr so im Schritt.
Zur Uniform gehört zwingend eine Kopfbedeckung, die Schirmmütze. Die weißen Deckel leuchten dem Bürger schon von weitem entgegen, fliegen bei Wind vom Kopf und unter dem Kunstleder schwitzt der Beamte. Sie sind auch Aufhänger für Querulanten, die den Beamten lächerlicherweise vorwerfen, solange sie nicht ihre Polizeimütze tragen, dürften sie dem Bürger keine Anweisungen erteilen, d.h. ihr polizeiliches Handeln sei nicht legitimiert. Diese absurde Legendenbildung erkennt man schon daran, dass der Staat seine hoheitlichen Befugnisse auf Personen überträgt, nicht auf Kleidungsstücke
Ausrüstung
• Handschellen: Auch „Stahlacht“, „Schließacht“ oder „Acht“ genannt. Beliebtes SM-Spielzeug zur Fixierung potenieller Sexualpartner. Polizisten sind die Einzigen, die sich trauen, das Accessoire während der Dienstzeit ungeniert am Gürtel zu tragen und damit ihre Vorlieben offenbaren. Je nach Veranlagung und aktueller Stimmung sind die Handschellen aktiv oder passiv verwendbar. Als besonderer Kick gilt der vorsätzliche oder grob fahrlässige Verlust der Schlüssel und das Schreiben der Verlustmeldung.
• RSG / Reistoffsprühgerät: Ausrüstungsgegenstand für Beamte, die trotz Einzelkämpferausbildung, Schwarzgurt und Gefahrenzulage den Messerstecher nicht mit bloßen Händen kampfunfähig machen können. Obwohl das RSG eine Reichweite von mehreren Metern hat, brennt das Pfefferspray zuerst dem Sprüher selbst in den Augen.
• Dienstpistole: Ähnlich wie beim Sheriff im Wilden Westen glänzt das Phallussymbol am Gürtel der Polizisten und soll Eindruck schinden. Sobald der Beamte auch nur einen Schuß abfeuert, sitzt er drei Tage lang an dem Schreibkram zu diesem Vorfall. Die Dienstpistole erfüllt ihren Zweck am besten dadurch, dass sie zwar von allen gesehen, aber nie benutzt wird. Ziel der Beamten: Ohne einen einzigen Schuss abzugeben, in Rente gehen.
• Polizeikelle: Beleuchteter Anhaltestab mit der Aufschrift „Halt Polizei“. Dient zum Herauswinken eines Fahrzeuges aus dem fließenden Verkehr (wenn der Polizist zu Fuß ist) oder zum Heraushalten aus dem Beifahrerfenster. Die Aufforderung zum Anhalten erfolgt mittels Hin- und Herschwenken der Kelle. Notfalls kann sie als Schlagwaffe gegen körperliche Angriffe zweckentfremdet werden oder um Rasern während des Überholsvorganges Beulen ins Auto zu hauen.
Fahrzeuge
• Funkstreifenwagen: Klobiges und sperriges KFZ der oberen Mittelklasse in Form eines Kombis, dessen Heck mit Ausrüstungsgegenständen bis unters Dach voll gestopft ist und das aufgrund seiner Abmessungen für Verfolgungsjagden völlig ungeeignet ist. Wird jemand im Polizeiwagen abtransportiert, kann er froh sein, wenn er zwischen Schutzhelmen, Schutzwesten, Atemschutzmasken, Schlagstöcken, Maschinenpistolen, Warnleuchten, Faltsignalen, Handscheinwerfern, Nagelsperren, Sandsäcken, Feuerlöscher, Nothammer, Anhaltestab, Absperrband, Messrad, Digitalkamera, Markierungstafeln, Verkehrsleitkegeln und Spurensicherungskoffer noch ein schmales, sauberes Plätzchen auf der Rückbank ergattert. Als Gipfel der Geschmackslosigkeit gilt das schrille Design mit gelben Neonstreifen, das vorgeblich der besseren Erkennbarkeit der Bullenkarosse dient, tatsächlich aber der späteren Weiterverwertung als Zivilfahrzeug geschuldet ist und auf spätpupertierende, geltungssüchtige Käufer zielt. Denen ist auch egal, dass die Karre dann 500.000 Kilometer auf dem Buckel hat, innen beschissen aussieht und außen vermackt ist.
• Providawagen: Zivilfahrzeug der Polizei, mit dem Jagd auf Raser und Drängler gemacht wird. Per Videoaufzeichnung werden Geschwindigkeit und Sicherheitsabstand gemessen. Unter dem Innenspiegel befindet sich eine kleine Kamera, die nach der Regie-Anweisung „Aufnahme läuft“ alles auf einen Monitor überträgt. Danach erfolgt der freundliche Leuchthinweis „Polizei, bitte folgen“. Meist leugnet der Delinquent hartnäckig, wenn er angehalten und auf seine Fahrweise hingewiesen wird. Polizist und Verkehrssünder sehen sich dann zusammen einen Kurzfilm an, indem der Straßenhulk bei 220 km/h ans Heck des Vordermannes auffährt, ständig die Lichthupe betätigt und zwischen den Überholvorgängen hektisch die Spur wechselt.
• Mannschaftswagen: Kfz für Hundertschaften, die gemeinsam und kostenlos zu Fußballspielen fahren, vom Spiel wenig sehen, bis in die Morgenstunden Gewalteinsätze fahren und sich wegen mangelhafter Ausrüstung von den Ultras auf die Mütze hauen lassen müssen. Nach empfangener Körperverletzung und medizinischer Erstversorgung im Rettungswagen geht es aus dem Kriegsgebiet zurück zur Polizeikaserne. Bis zum nächsten Wochenende.
• Wasserwerfer: Auf ein Großfahrzeug der Polizei montierte Wasserspritzpistole in XXL-Format. Ausdruck der frühkindlichen Sehnsucht nach Neckereien und dem Spaß am gegenseitigen Nassspritzen. Je nach Dauer der Einwirkung und Stärke des Wasserstrahls entstehen veritable Körperverletzungen, wobei „Auge to go“ und Enthauptung noch die harmlosesten sind.
• Räumfahrzeug: Sonderwagen der Polizei, auch Polizeipanzer genannt. Findet seine Verwendung bei kriegsähnlichen Zuständen im Innern wie Demonstrationen, Amokläufen, Umweltkatastrophen, Explosionen und Terroranschlägen. Kann mit einem Maschinengewehr aufgerüstet werden, falls der Parksünder der Aufforderung der Polizei nicht nachkommt.
• Lichtmastwagen: Vehikel zum Zweck der sinnlosen Energieverschwendung, das die Nacht zum Tag macht. Die fahrbare Flutlichtanlage wird gerne genutzt, um in der Spät- oder Nachtschicht auf dem Polizeihof Fußballspiele auszutragen, während drinnen keiner ans Telefon geht, weil gerade „viel zu tun“ ist.