Читать книгу Du bist doch nur so ein Hauptschul-Assi! - Petra Bartoli y Eckert - Страница 6

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„Wir machen jetzt Schluss für heute. Denkt an die Hausaufgaben“, verabschiedete sich Herr Weidner. Alle Schüler stopften ihre Hefte und Mäppchen in die Taschen. Kadir stupste Timo an. Seit vier Wochen teilten sie sich nun eine Bank in der neuen Klasse. Eigentlich war Kadir ganz nett. Aber irgendwie hatte Timo keine Lust, ihn näher kennenzulernen.


„Hey, lass los!“, brüllte Ahmed. Von vorne war ein Rumpeln zu hören. Timo blickte auf. Philip hatte Ahmed in den Schwitzkasten genommen und dabei einen Stuhl umgeschmissen.

„Hört sofort auf. Sonst könnt ihr gleich euren Nachmittag mit einer Zusatzaufgabe verbringen!“, mischte sich Herr Weidner ein. Er zog an Philips Schulter. Timo schüttelte den Kopf. Ihm war es eigentlich völlig egal, was die Typen aus seiner Klasse machten. Er konnte hier sowieso keinen richtig leiden. Mit Philip hatte er gleich am ersten Schultag nach den Ferien Ärger.

„Was glotzt du so blöd? Willst du eine aufs Maul?“, hatte er ihm zugezischt. Und dabei hatte sich Timo nur nach einem Sitzplatz im neuen Klassenzimmer umgesehen. Ahmed war einer, der immer cool tat. Und in der Pause brüllte er dann über den ganzen Schulhof:

„Ey, ich hab’ schon wieder ’ne Fünf.“

Als ob das was zum Angeben wäre! Und die Mädchen standen immer nur in kleinen Gruppen zusammen und kicherten blöd.

Aber Timo wollte natürlich sowieso nichts mit den Mädchen zu tun haben.

Er wollte mit niemandem zu tun haben.

Ihm reichte es schon, dass die Lehrer hier an der Schule alle ziemlich streng waren. „Gleich gibt’s einen Verweis“, meckerte Frau Bogner in Englisch bestimmt zweimal in jeder Stunde. Darum konnte er sich wahrscheinlich ihren Namen auch so gut merken. Aber weil er in beinahe jedem Fach einen anderen Lehrer hatte, brachte er sie zu Anfang immer durcheinander. Und dann die vielen neuen Fächer und Stunden! Das war echt ziemlich stressig, fand Timo.


Plötzlich tippte ihm jemand auf die Schulter.

„Was ist los? Willst du hier in der Schule Wurzeln schlagen?“, fragte Kadir. Er hatte sich schon seinen Rucksack auf den Rücken geschnallt. Timo schüttelte den Kopf. Er ließ sich Zeit. Er wollte nicht wie die anderen aus seiner Klasse an der Tür drängeln. Die konnten alle nicht schnell genug draußen sein, um dann einen guten Platz im Bus zu bekommen. Aber darüber brauchte sich Timo keine Sorgen zu machen. Er musste sich nicht beeilen. Schließlich würde ihm Nico wie immer einen Platz freihalten. Die Hauptschule und die Realschule lagen ganz nahe beieinander, und sie wohnten in der gleichen Gegend.

„Wenigstens fahren Nico und ich mit demselben Bus“, dachte Timo, als er endlich alles in seine Schultasche geräumt hatte. Die Rauferei zwischen Ahmed und Philip war längst vorbei.

Und Kadir war mittlerweile auch verschwunden. Timo ging als letzter Schüler aus dem Klassenzimmer. Nur sein Lehrer war noch da.

So wie an den meisten Tagen bisher.


„Du hast es nicht gerade eilig“, stellte Herr Weidner fest. Er schloss die Tür hinter Timo.

„Bis morgen“, verabschiedete sich Timo schnell. Er hatte keine Lust, seinem Lehrer etwas zu erklären. Wenn er sich jetzt nicht doch beeilte, würde Herr Weidner bestimmt wieder mal Fragen stellen. Wie es ihm mittlerweile an der Schule gefällt. Ob er denn schon Freunde gefunden hat. Dann müsste Timo Nein sagen, wenn er ehrlich sein wollte. Aber das wollte er lieber nicht. Solche Fragen stellten zu Hause Papa und Mama genug. Er brauchte keine blöden neuen Freunde an der blöden Hauptschule. Er hatte ja Nico. Warum konnten sie ihn nicht einfach damit in Ruhe lassen?


„Hallo Timo, hierher!“, rief Nico ihm durch den ganzen Bus zu. Timo stand an der Eingangstür. Er blickte sich suchend um. Da sah er Nico aus der vorletzten Sitzreihe winken. Sein Freund hatte einen guten Platz ergattert. Rasch quetschte sich Timo an den anderen Schülern im Gang vorbei.

„Hey, kannst du nicht aufpassen? Muss ich mich von so einem Hosenscheißer anrempeln lassen?“

Ein älterer Schüler baute sich vor Timo auf. Mist, an dem kam er nicht so einfach vorbei.

Arsch“, murmelte Timo.

„Was hast du gesagt?“, blaffte der Typ.

Timo machte sich ganz dünn. Dann versuchte er es noch einmal, sich an dem Großen vorbeizudrängeln.

„Jetzt lass den Kleinen doch mal durch, Fabian“, sagte ein Mädchen. Sie saß in der Reihe neben Timo und lächelte ihm aufmunternd zu.

„Bist du die Retterin der ganzen Babys, oder was?“, fragte dieser Fabian. Aber da hatte sich Timo schon vorbeigeschoben. Er flitzte zu den hinteren Reihen im Bus. Ob der große Junge noch etwas zu ihm sagte, konnte Timo nicht mehr hören. Das interessierte ihn auch nicht. Timo seufzte erleichtert auf. Dann ließ er sich auf den Sitz neben Nico fallen.


„Oh Mann, ist das ein Idiot“, regte sich Nico auf. Dabei hatte Timo die Kommentare von diesem Fabian schon beinahe vergessen.

„Der geht auf meine Schule. Achte Klasse. Hängt immer mit Tim rum. Du weißt schon. Das ist der, der beim FC Grossbach in der B-Jugend spielt und ständig foult.“

Timo nickte. Oft sah er sich mit Nico die Spiele der Älteren an. Da wusste er natürlich, wen Nico meinte. Naja, zum Glück hatte er sonst mit diesem Tim und seinem Freund Fabian nichts zu tun.

„Aber so doof können die beiden ja nicht sein. Immerhin haben sie es geschafft, auf die Realschule zu wechseln“, meinte Nico.

„Sag mal, spinnst du? Das hat doch damit nichts zu tun“, fauchte Timo. Er rückte ein Stück von Nico weg.

„Schon gut“, meinte Nico. Er hob abwehrend seine Hände in die Luft.

„Sehen wir uns nachher bei dir?“, fragte er Timo, um das Thema zu wechseln. „Du hast doch erzählt, dass deine Oma dir FIFA 12 geschenkt hat. Das müssen wir unbedingt spielen.“ Timo zuckte mit seinen Schultern.

„He, jetzt sei doch nicht gleich beleidigt. Hast du das Spiel schon ausprobiert?“, wollte Nico wissen.

Jetzt musste Timo doch grinsen.

„Klar! Ich hab’ das erste Match als Trainer vom FC Barcelona gespielt. Und gegen Real Madrid 3:1 gewonnen.“

„Cool, Mann! Ich beeil’ mich mit den Hausaufgaben. Dann kann ich bestimmt um halb vier bei dir sein. Fahr schon mal den Computer hoch, und lass die Spieler warmlaufen“, erwiderte Nico.

Timo lehnte sich zufrieden in seinem Sitz zurück. Oft hatten sie in den letzten Wochen keine Zeit gefunden, um sich zu verabreden. Immer wieder hatte Nico gemeint, er müsse lernen. Aber heute würde es klappen. Er freute sich schon sehr auf den Nachmittag mit Nico.

Du bist doch nur so ein Hauptschul-Assi!

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