Читать книгу 5- Minuten Schmunzelgeschichten für Senioren und Seniorinnen: Sauer macht lustig! - Petra Bartoli y Eckert - Страница 8
ОглавлениеRICHARD IST EIN ECHTER ROSENKAVALIER
In der Redaktion der Zeitung „Tagesfenster“ geht es wie jeden Tag hoch her. Die Reporter haben alle Hände voll zu tun, um die wichtigsten und interessantesten Nachrichten zusammenzutragen. Richard, der in der großen Halle nebenan die Druckmaschinen bedient, kommt selten hierhier. Doch heute hat er in der Redaktion etwas zu erledigen. Verstohlen sieht er sich um. Er hofft, dass ihn niemand bemerkt.
„Richard, was machst du denn hier?“, wird er angesprochen.
Erschrocken fährt er herum.
„Ach, Jakob, du bist das nur“, stößt er erleichtert aus.
Jakob sieht ihn an und droht zum Spaß mit dem erhobenen Zeigefinger.
„Was heißt hier: nur?“
Richard holt seine rechte Hand hinter dem Rücken hervor. Ein üppiger Strauß Rosen taucht vor Jakobs Gesicht auf.
„Das heißt, dass ich schon Angst hatte, Erika könnte die Überraschung zu früh entdecken“, meint Richard.
Jakob grinst.
„Womit hat die liebe Erika denn so schöne Blumen verdient? Hab ich da etwas versäumt?“, fragt er verschmitzt.
„Ich war gestern bei ihr zu Hause eingeladen. Es gab ‚Toast Hawaii‘. Und jetzt möchte ich mich bei ihr bedanken“, erklärt Richard und wird dabei ein bisschen rot.
Jakob grinst noch breiter.
„Aha. Bedanken also. Ich glaube ja eher: Du willst sie liebkosen, drum schenkst du ihr Rosen.“
Richard tritt verlegen von einem Fuß auf den anderen.
„Soll ich dir die Rosen abnehmen? Und eine Vase holen? Oder willst du die Blumen auf Erikas Schreibtisch streuen?“, fragt Jakob lachend nach.
Richard tippt sich an die Stirn. Aber dann drückt er Jakob die Rosen in die Hand.
„Stell sie auf den Schreibtisch“, sagt er.
Dann bedankt er sich für Jakobs Hilfe und huscht, von Erika unentdeckt, aus der Zeitungsredaktion.
Keine Viertelstunde später kommt Richard pfeifend in der Druckerei an. Zufrieden schlüpft er in seinen Arbeitsmantel. Eigentlich schade, dass Richard Erikas Gesicht nicht sehen kann, wenn sie die Rosen entdeckt. In dem Strauß steckt eine Karte. Darauf hat Richard eine Botschaft notiert: „Du schönste aller Blumen! Ich warte auf dich in der Mittagspause beim Tor.“
Ach, wenn doch schon Mittag wäre … Richard macht sich an die Arbeit. Die Zeit zieht sich heute wie Fensterkitt. Alle zehn Minuten schaut Richard auf seine Armbanduhr. Als der Stundenzeiger sich endlich der zwölf nähert, beschleunigt sich Richards Herzschlag. Hastig schlüpft er aus seiner Arbeitskleidung. Er wirft einen letzten prüfenden Blick in den angelaufenen Spiegel, der neben der Hallentür hängt. Aus der hinteren Hosentasche holt er seinen Kamm und zieht einen akkuraten Scheitel.
„Erika, ich komme“, murmelt er und eilt hinaus.
Schon von Weitem kann Richard die schöne, junge Frau sehen, die am Tor steht und ihm den Rücken zuwendet. Sie trägt einen beigefarbenen Mantel. Ihre Haare hat sie unter einem geblümten Kopftuch verborgen. So leise wie möglich schleicht sich Richard an. Als er direkt hinter ihr steht, schlingt er seine Arme um ihre Taille.
„Wie schön, dass du meiner Bitte gefolgt bist“, haucht er in ihr Ohr.
Die Schöne stößt einen spitzen Schrei aus und dreht sich ruckartig um. Aber das ist doch …
„Gertrud?“, keucht Richard und reißt die Augen auf.
„Wieso schickst du mir Rosen? Du Schuft! Dabei hast du bisher immer Erika schöne Augen gemacht. Du bist wohl hinter jedem Rock her!“, fängt Gertrud an, zu schimpfen. Dann holt sie mit ihrer Handtasche aus und schlägt Richard mit voller Wucht gegen die Brust.
„Aber ich …“, versucht Richard, zu erklären.
Doch Gertrud lässt ihn gar nicht zu Wort kommen. Sie holt erneut mit ihrer Tasche aus. Ihre Augen sind schmal wie Schlitze und es sieht aus, als würden daraus Funken sprühen. Plötzlich nähern sich schnelle Schritte. „Halt! Aufhören!“, ruft jemand.
Tatsächlich lässt Gertrud von Richard ab. Beide sehen in die Richtung, aus der die Stimme kommt. Es ist Jakob. Er läuft auf sie zu. Und er hat jemanden im Schlepptau.
„Das ist ein Missverständnis!“, presst Jakob atemlos hervor.
Hinter ihm steht Erika. Sie sieht verwirrt zwischen Gertrud und Richard hin und her.
„Kann mir mal bitte jemand erklären, was hier los ist?“, fragt sie in scharfem Ton.
Richard zuckt mit den Schultern. Dafür nickt Jakob.
„Das ist alles meine Schuld“, gibt er zerknirscht zu.
„Jetzt bin ich aber gespannt“, sagt Richard, stemmt seine Arme in die Seiten und schaut seinen Kollegen eindringlich an.
„Ihr beide habt doch eure Schreibtische getauscht. Gertrud und du“, meint Jakob und sieht zu Erika.
„Und da habe ich Richards Rosen aus Versehen auf Gertruds Tisch gestellt“, sagt Jakob kleinlaut.
„Du hast was?“, fährt Richard ihn an.
Da fängt Gertrud zu kichern an.
„Dann habe ich dich ganz zu Unrecht als Frauenheld beschimpft“, lacht sie laut.
„Tut mir leid. Ich hoffe, die Attacke mit meiner Handtasche hat nicht allzu weh getan.“
Richard reibt sich über die Brust.
„Ich glaube, wir sollten uns jetzt verabschieden“, raunt Jakob Gertrud zu.
Einige Augenblicke später stehen sich Richard und Erika gegenüber.
„Du solltest mir das nächste Mal die Blumen persönlich geben“, schmunzelt Erika.
„Damit es nicht noch einmal zu Verwechslungen kommt.“
Richard nickt. Dann spürt er plötzlich Erikas Lippen auf seinen. Und da denkt er, dass das der beste Ausgang einer Verwechslung ist, den man sich nur wünschen kann.
LASSEN SIE ER ZÄHLEN
• Welche Blumen mögen Sie gerne?
• Wem haben Sie schon einmal Blumen geschenkt oder von wem haben Sie Blumen bekommen?
• Welche Verwechslung haben Sie schon einmal erlebt?
WAS SIE NACH TUN KÖNNEN
Besorgen Sie verschiedene, möglichst duftende Blumen. Lassen Sie alle Sorten von den Teilnehmenden benennen. Anschließend geben Sie die Blumen herum, damit jede*r daran riechen kann. Fragen Sie nach: Kennen Sie die Bedeutungen verschiedener Blumen?
• rote Rose: Liebe
• weiße Rose: Unschuld, Reinheit
• Vergissmeinnicht, Nelke: Treue
• Margerite: Glück
• Lilie: Hochachtung
• Anemone: Sinnlichkeit
• Sonnenblume: Freude
Anschließend darf sich jede*r eine Blume aussuchen und mitnehmen.