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1.4 Ein Blick in den Profisport

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Eines ist klar: Der Kopf beeinflusst alles. Dazu gibt es genügend wissenschaftliche Belege. Immer mehr Athleten und Trainer sagen: Wettkämpfe oder Spiele werden im Kopf entschieden. Und da scheint etwas dran zu sein, denn wir wissen: Tennisspieler, Fußballspieler und Golfer tun es, aber auch Triathleten, Judokas, Läufer, Schwimmer, alle. Neben körperlicher Fitness und brillanter Technik bauen sie mentale Stärke auf und unterstützen so ihren sportlichen Erfolg mit der Kraft ihrer Gedanken.

Besonders in kritischen Situationen kann mentale Intelligenz das Zünglein an der Waage sein. Denken Sie an eine Sprintstrecke, da trennen den Sieger Bruchteile von Sekunden vom zweiten und dritten Platz. Wer da nicht voll im Fokus und im echten Flow ist, findet sich auf den hinteren Plätzen wieder. Jan Frodeno, Weltmeister im Triathlon, trainiert nicht nur mit seinem Fahrrad im Windkanal, sondern nutzt alle Register mentaler Prozesse, auch den inneren Dialog2, um erfolgreich ans Ziel zu kommen. Der Kickboxer Michael Smolik3, ebenfalls Weltmeister, hat festgestellt, dass er erfolgreicher ist, wenn er regelmäßig meditiert und sich kurz vor dem Wettkampf sein Erfolgsbild vor Augen führt.

Die Bedeutung von Selbstgesprächen zeigen verschiedene Studien aus dem Leistungssport. Verglichen wurden Turner, die die Qualifikation zur Teilnahme an den Olympischen Spielen erreicht hatten, mit denjenigen, die sich nicht qualifiziert hatten. Qualifizierte Sportler konnten sich vollständig auf die Situationen konzentrieren, während Nicht-Qualifizierte über tragische Konsequenzen von Fehlern nachdachten und von Selbstzweifeln sowie Versagensängsten geplagt waren. Darüber hinaus haben andere Studien zum Beispiel bei Schlittschuhläufern gezeigt, dass die für die Sportler besonders schwierigen Sprünge auf dem Eis regelmäßig durch Gedanken eingeleitet wurden, die Sorgen und Ängste wegen des nun kommenden schwierigen Sprungs zum Ausdruck brachten. Das Scheitern eines Sprungs wurde somit durch das vorher stattfindende Selbstgespräch eingeleitet. Deshalb taucht in diesem Zusammenhang der Begriff der »sich selbst erfüllenden Prophezeiung« auf. Je schwieriger die Situation, desto lauter und dramatischer ist das Selbstgespräch – inklusive schimpfen und fluchen. Das können Sie auch manchmal im Tennis beobachten. Wie man sich mental umprogrammieren kann, zeigen die Tennis-Profis. Nach einer kurzen Pause fokussieren sie sich wieder, bleiben ruhig und spielen plötzlich »wie ausgewechselt«.

Wenn Sie selbst regelmäßig Sport treiben, wissen Sie, wie die Qualität Ihrer Gedanken Einfluss auf Ihre Leistung nimmt. Wenn Sie beim Joggen daran zweifeln, auch die Anhöhe leicht zu schaffen, wird es deutlich anstrengender. Häufig schalten Sie dann auch noch vorsorglich einen Gang zurück. Wenn Sie sich selbst Mut und Kraft zusprechen, schaffen Sie auch die letzten Kilometer in guter Zeit.

Vielleicht haben Sie auch schon einmal beobachtet, dass ein Skilangläufer kurz vor dem Ziel langsamer wird. Das ist eigentlich unlogisch, denn körperlich würde er die letzten Meter genauso durchhalten wie die lange Strecke davor. Wenn man den Skilangläufer nachher fragt, was sein Ziel für diese Strecke war, kommt meist die Antwort, »die vorderen Ränge zu erreichen«. Das ist ein Beispiel für ein unklares Ziel. Wenn sich jemand auf dem Siegertreppchen stehen sieht, wird er die letzten Kräfte mobilisieren, um dies zu erreichen.

Jeder Sportler hat seine besonderen Rituale. Stellen Sie sich einen Wettkampf auf Zeit vor, zum Beispiel einen Skiabfahrtslauf. Bevor das Startzeichen kommt, gibt es bestimmte Phasen. In den letzten drei Minuten vor dem Start fährt jemand gedanklich die Strecke ab, ein anderer stellt sich sein bestes Abfahrtsrennen vor. In der letzten Minute vor dem Start macht einer eine bestimmte Atemübung, ein anderer bekommt noch mal Zuspruch vom Trainer. In den Sekunden vor dem Startzeichen stellt sich der Athlet sein Erfolgsbild, also sich selbst auf dem Siegertreppchen, vor.

Sport-Profis nutzen unterschiedliche Techniken, um ihre mentale Stärke zu trainieren:

 Meditation für die Konzentration auf den Moment,

 Selbstgespräche, die Mut machen, anspornen und damit auf Erfolg programmieren,

 klare innere Zielbilder, die alle fünf Wahrnehmungskanäle umfassen und damit auch das Unterbewusstsein auf das gewünschte Ziel fokussieren,

 innere Filme von Bewegungsabfolgen oder Standardprozessen, die die Gehirnbereiche, die für motorische Abläufe zuständig sind, für die reale Ausführung der Bewegung optimieren. Mit diesem gezielten Einsatz des Kopfkinos verbessern sie auch ihre Intuition, die für das Hineinfühlen in bestimmte Spielsituationen oder Abläufe erfolgskritisch ist.

Wie Sie diese Techniken und noch einige andere mehr für Ihren Alltag nutzbringend einsetzen können, erfahren Sie in Kapitel 3.

Mentale Intelligenz

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