Читать книгу Die Katholische Grundschule NRW Öffentliche Grundschule im konfessionellen Gewand - Petra Lillmeier - Страница 27
2.5Erkenntnisse
ОглавлениеIn gewisser Weise hat Wittenbruch in seiner Untersuchung „Innenansichten“ schon selbst richtig festgestellt, dass die wissenschaftliche Reflexion der Schulart KGS, ihre Legitimation und die Herausarbeitung ihrer Propria, bis heute ein Desiderat darstellt. Der Beitrag „Bericht zur ‚Situation der Grundschule‘: Katholische Grundschule im Spannungsfeld ‚Staat – Kirche –Gesellschaft‘ von Gerhard Fuest innerhalb des Buches „Innenansichten“ zeigt auf: „Letztlich hängt die Zukunft der staatlichen Bekenntnisschule in NRW entscheidend davon ab, ob es den Lehrern und Erziehern in Eigenverantwortung vor Ort an der einzelnen Schule gelingt, neben einer ständigen und weiterführenden Reflexion über die Theorie katholischer Grundschule glaubwürdig die praktische Erziehungs- und Bildungsarbeit in Gemeinschaft mit den Kindern, den Eltern (und der Kirchengemeinde) in lebendigen Formen zu pflegen, zu entwickeln und weiterzuführen.“187
Die äußere Legitimation einer KGS allerdings, von der Fuest noch ausgehen konnte,188 kann vor dem Hintergrund schwindender gesellschaftlicher Akzeptanz und des Bedeutungsverlustes der Institution Kirche und damit möglicherweise einhergehender staatlicher Bestrebungen zur Veränderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht mehr als gesichert gelten.
So führt der Durchgang durch die Geschichte der Katholischen Bekenntnisgrundschule unter der Frage nach dem Proprium dieser Schulart zu einem immerhin bescheidenen Resultat. Es kann wie folgt gebündelt werden:
•Die Frage nach dem Für und Wider einer konfessionellen Ausrichtung einer staatlichen Regelschule ist der Grundschule quasi in die Wiege gelegt.
•Die Auseinandersetzungen um einen kirchlichen Einfluss auf die Erziehung und Bildung von Kindern im Raum staatlicher Schulen prägten die geschichtliche Entwicklung der Grundschule als Bekenntnisschule. In den Verbänden und politischen Parteien verfügten Katholiken über großen Einfluss bis in die Spitzen politischer Entscheidungsgremien hinein. Die Autorität der Kirche in Politik, Staat und Gesellschaft führte letztlich zur rechtlichen Sicherung der Bekenntnisschule neben der Gemeinschaftsschule. Sie ist, vorsichtig ausgedrückt, gesellschaftspolitisch wohl nicht verschwunden, aber wohl deutlich schwächer ausgeprägt, als sie es insbesondere in den Nachkriegsjahren war.
•Dem Klerus gelang es an zentralen schulhistorischen Schnittstellen, katholische Eltern zu mobilisieren, die über ihr Elternrecht für die Bekenntnisgrundschule stritten. Leschinsky konnte nachweisen, dass Konfessionsschulen letztlich ein Resultat der Wahlmöglichkeit der Eltern für oder gegen eine Bekenntnisschule und der damit verbundenen Möglichkeit, alternativ „bekenntnisfreie“ Schulen zu gründen, sind.189 Dies ergibt sich daraus, dass ihr Besuch vorher eben nicht Resultat einer Entscheidung war. Dies wirft die Frage auf, inwiefern man heute dort von einem impliziten Einverständnis der Eltern ausgehen kann, wo die KGS im Ort / im Stadtteil ein Alleinstellungsmerkmal aufweist.
•Es fehlt der KGS auch historisch an einer religionspädagogischen Grundkonzeption.