Читать книгу Sardinien mit dem Wohnmobil - Petra Lupp - Страница 17

NURAGHENKULTUR UND WEITERE GESCHICHTE

Оглавление

Wem der Begriff zuvor noch nicht bekannt war, für den ist spätestens mit dem ersten Inselaufenthalt die Nuraghe untrennbar mit Sardinien verknüpft. Die nachweisbare sardische Prähistorie geht bis in das 3. Jahrtausend v. Chr. zurück, mehrere Funde belegen menschliches Leben auf Sardinien bereits in der Jungsteinzeit. Die bis dato vorherrschende Nomadenkultur ging in dieser auch Neolithikum genannten Zeit über in eine Lebensweise, die von Viehhaltung und Landwirtschaft bestimmt war.

Mannigfaches Zeugnis dieser neuen Sesshaftigkeit legen die über 7000 Nuraghen ab, die über ganz Sardinien verteilt und teilweise noch in erstaunlich gutem Zustand sind. Sie zeichnen sich durch eine kegelförmige Konstruktion großer, aufeinandergeschichteter Steine aus und dienten als sichere Wohnstätte, aufgrund ihrer oftmals strategisch günstigen Lage aber auch militärischen Zwecken. Sich einen persönlichen Eindruck dieser frühen Zivilisationssiedlungen zu machen, ist äußerst empfehlenswert. Zwei herausragende Beispiele werden im Verlauf der Touren in diesem Buch angefahren: Su Nuraxi bei Barumini (Tour 3) und Losa bei Abbasanta (Tour 6).

Der Blütezeit der nuraghischen Kultur (8. bis 6. Jahrhundert v. Chr.) folgte eine leidvolle Invasionsgeschichte. Zahlreiche Kriege mit Phöniziern, Karthagern und Römern hinterließen zeitgeschichtliche Spuren, die noch heute eindrucksvoll vorhanden und begehbar sind, beispielsweise in den großflächigen antiken Städten Nora bei Pula (Tour 2) und Tharros bei Oristano (Tour 4).

Mit dem Niedergang des Römischen Reiches endete im 5. Jahrhundert n. Chr. die Herrschaft Roms über Sardinien. Es folgten sogleich weitere kriegerische Auseinandersetzungen mit den Volksstämmen der Vandalen, Goten, Byzantiner, Langobarden, Araber, Sarazenen – bis die Sarden endlich im 11. Jahrhundert mit der Gründung der vier Gerichtsbarkeiten (Giudicati) eine fünf Jahrhunderte währende Phase der weitgehend politischen Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und Lebensverbesserung erzielen konnten.

Die wechselvolle Rolle Sardiniens, wobei sich im weiteren Verlauf auch die Spanier, Österreicher und Franzosen in das Geschichtsbuch eintrugen, fand ihren Niederschlag in Architektur, Brauchtum und Sprache. Wer, um ein Beispiel zu nennen, heutzutage durch das Zentrum von Alghero (Tour 5) schlendert, entdeckt genügend katalanische Relikte aus der Herrschaftszeit Aragoniens.

Im Rahmen der sogenannten italienischen Einigung (Risorgimento) wurde Sardinien schließlich unter der Regentschaft von Viktor Emanuel II. an das Königreich Italien angegliedert. Seit 1948 ist es eine autonome Region Italiens.

KURZER FAKTENCHECK

›Mit ca. 24 000 Quadratkilometern ist Sardinien die zweitgrößte Mittelmeerinsel nach Sizilien.

›Auf Sardinien leben weniger als zwei Millionen Einwohner.

›Sardinien zählt acht Provinzen, der Regierungssitz ist in Cagliari, die zugleich größte Inselstadt mit ca. 160 000 Einwohnern.

›Die größten Entfernungen von Nord nach Süd messen ca. 270 Kilometer, von West nach Ost ca. 145 Kilometer.

›Es gibt keine Autobahn, die schnellste Nord-Süd-Verbindung ist die zweispurige, gebührenfreie Schnellstraße SS 131.

›Die Küstenlänge inklusive vorgelagerter Inseln beträgt ca. 1900 Kilometer.

›Sardinien besitzt unzählige traumhafte Sand- und Steinstrände; neben beliebten, gut frequentierten Touristenstränden finden Individualisten auch immer wieder einsame Buchten.

›Die kürzeste Entfernung zur Nachbarinsel Korsika beträgt ca. zwölf Kilometer (Straße von Bonifacio), zum italienischen Festland und Tunesien sind es je knapp 200 Kilometer.

›Der höchste Berg mit 1834 Metern ist der Punta La Marmora im Gennargentu-Gebirge.

›Der längste Fluss mit 150 Kilometern ist der bei Oristano ins Meer mündende Tirso.

›Amtssprache ist Italienisch. Sardisch, mit zahlreichen regionalen Dialekten, ist offiziell anerkannte Sprache. Wer nicht Italienisch spricht, kommt mit Englisch und Deutsch, zumindest in den touristischen Hotspots, gut zurecht.

›Die prägnante Flagge Sardiniens zeigt ein rotes Kreuz auf weißem Untergrund, in jeder der vier Ecken ist ein Maurenkopf mit Haarband zu sehen. Die Symbolik fußt auf den zuvor angesprochenen vier Giudicati und der aragonesischen Herrschaft.

›Beste Reisezeiten sind Frühjahr und Frühherbst mit mediterran warmen Temperaturen. Im Hochsommer, insbesondere im italienischen Ferienmonat August, wird es in den Touristengebieten sehr voll, bei Temperaturen bis zu 40 °C. Die mittlere Wassertemperatur beträgt von Juni bis Oktober 20 °C mit Spitzenwerten im August/September von bis zu 24 °C.

›In den Küstenregionen sind eine sehr gute Campingplatz-Abdeckung in allen Kategorien sowie zahlreiche campingplatzähnliche Stellplätze (Area di Sosta Camper) vorhanden. Im Inselinneren ist das diesbezügliche Angebot hingegen unterentwickelt. Freistehen ist in Sardinien offiziell verboten.

›Ein Überwintern mit dem Wohnmobil ist möglich, allerdings nur an sehr ausgewählten Stellen mit eingeschränkter Infrastruktur. Das Wetter ist dann durch zahlreiche Regentage gekennzeichnet, mit Höchsttemperaturen von bis zu 20 °C. Nachts ist es jedoch kalt bis hin zu Minusgraden.

›Weitere nützliche Tipps rund um den Sardinien-Aufenthalt finden sich im Abschnitt »Reiseinformationen von A bis Z«.

KLEINES WÖRTERBUCH

Sardinien mit dem Wohnmobil

Подняться наверх