Читать книгу Meno-Balance. Mit gutem Gefühl durch die Wechseljahre - Petra Neumayer - Страница 8

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Wenn die Hormone verrücktspielen …

Das Hormonsystem ist ein äußerst sensibles Netzwerk. Ein Schwinden oder Schwanken einzelner Hormone kann schnell die Gesamtharmonie stören. Diese Dysbalance äußert sich dann an psychischen oder körperlichen Symptomen und Befindlichkeiten. Und die begleiten uns Frauen ja bereits ein Leben lang, und die meisten können ein Lied davon singen: Pickel und Stimmungstiefs in der Pubertät, Brustspannen, Herzrasen, Bauchweh und Kopfweh an den leidigen Tage vor den Tagen (prämenstruelles Syndrom), Myome, Endometriose, zu schwache, zu starke oder unregelmäßige Blutungen – und jetzt kommen schließlich noch die Wechseljahre daher mit ihren verschiedensten Symptomen …

Wann geht es eigentlich los?

Im Durchschnitt sind die Wechseljahre für die meisten Frauen ab einem Alter von ungefähr 45 Jahren wahrnehmbar (Prämenopause). Sind unsere rund 400 000 von Geburt an angelegten Follikel (Eizellen) aufgebraucht, schaltet der Organismus auf Drosselung der Hormonproduktion um, da sich die fruchtbare Phase im Leben einer Frau dem Ende zuneigt. Frauen, die früher sehr am prämenstruellen Syndrom litten, spüren die klimakterisch bedingte Hormonumstellung häufig besonders intensiv. Nach der SWAN-Studie aus dem Jahr 20191 können Wechseljahresbeschwerden wie etwa Hitzewallungen im Durchschnitt bis zu 7,4 Jahre anhalten, viel länger, als man bisher vermutet hatte. Heutzutage setzen die Wechseljahre häufig auch in den Dreißigern ein (→ auch Seite 65).

Die Prämenopause – die Zeit vor der Menopause

Nach und nach stellen die Eierstöcke ihre Produktion ein, die Zeit der Fruchtbarkeit geht langsam vorüber. Ist das Keimgewebe in den Eierstöcken aufgebraucht, gilt dieser Moment als Startschuss für die Wechseljahre, man spricht von der Prämenopause oder auch Perimenopause.

Zuerst lässt die Produktion von Progesteron in den Eierstöcken nach, ein Hormon, das in der fruchtbaren Phase dafür zuständig ist, die Gebärmutter auf eine mögliche Schwangerschaft vorzubereiten. Als Botenstoff ist es aber auch für die Gehirnfunktion unerlässlich, wirkt angstlösend und fördert den gesunden Schlaf. Dann lässt auch die Produktion von Östrogen nach, und schließlich bleibt die Regelblutung ganz aus. Östrogen, das in den Eierstöcken gebildet wird, steuert als Botenstoff nicht nur die Funktion der Geschlechtsorgane, sondern ist bei vielen Stoffwechselvorgängen im Körper wichtig: Östrogen ist beteiligt am richtigen Funktionieren von Darm, Schleimhäuten, Bindegewebe, Knochen, Leber, Gehirn und Blutgefäßen. Zudem wirkt es sich günstig auf das seelische Wohlbefinden aus.

Der Beginn der Wechseljahre ist zunächst ein schleichender Prozess, die meisten Frauen spüren ihn nicht. Erst im Laufe der Zeit kann die Perimenopause auch mit starken Hormonschwankungen einhergehen. Ein Eisprung findet oft nur noch jeden zweiten Monat statt.

Erkennbar sind die sich anbahnenden Wechseljahre von den meisten Frauen an den veränderten Monatsblutungen: Der Zyklus wird unregelmäßiger, die Abstände der Monatsblutungen können kürzer oder länger sein. Oft treten sehr starke Blutungen auf, manchmal bleibt eine Blutung bereits aus. Nur etwa 10 Prozent aller Frauen durchlaufen diese wechselhafte Phase nicht, bei ihnen kommt es abrupt zum Ausbleiben der Monatsblutung.

Im Mittel beginnt die Prämenopause mit 45 Jahren. Bereits in dieser Übergangszeit kann es zu unspezifischen »Befindlichkeitsstörungen« kommen wie Reizbarkeit und Müdigkeit, Herzrasen, Scheidentrockenheit, Schlaflosigkeit oder Stimmungsschwankungen. Auch können jetzt erste Hitzewallungen auftreten. In diesem Zeitfenster bilden sich auch häufiger als in einem anderen Alter Myome in der Gebärmutter oder Zysten an den Eierstöcken. In der Laboranalyse kann die Perimenopause deutlich erkannt werden: Die Progesteron- und Östrogenwerte sind gesunken, die FSH-Werte (follikelstimulierendes Hormon) sind erhöht. Im Durchschnitt dauert diese Phase ein bis zwei Jahre – bis zum Zeitpunkt der letzten Monatsblutung, der Menopause.

Auch wenn Blutungen unregelmäßig auftreten, ist es in dieser Zeit immer noch möglich, schwanger zu werden. Deshalb sollten Sie eine geeignete Verhütungsmethode anwenden, wenn Sie kein Kind mehr bekommen wollen.

Was hilft bei zu starken Blutungen?

Viele Frauen erleben in der Perimenopause Blutungen, die länger als zwei Wochen anhalten (Dauerblutungen) oder sturzbachartige, sehr heftige Blutungen mit hohem Blutverlust. Die Ursachen sind zwar in den meisten Fällen harmlos und hängen mit den Hormonveränderungen zusammen, für das Gesamtbefinden sind sie jedoch äußerst belastend. Ein starker Blutverlust kann auch einen Eisenmangel bedingen, der Müdigkeit, Schwindel oder Erschöpfung verursacht. Eisenreiche Nahrungsmittel, wie Weizenkleie, Kürbiskerne, Hirseflocken oder Kichererbsen, sind in dieser Zeit ideal. Vermutlich löst der plötzlich gesunkene Progesteronspiegel die starken Beschwerden aus. Daher können Heilpflanzen mit einer progesteronartigen Ausrichtung hier wertvolle Helfer sein: Mönchspfeffer, Hirtentäschelkraut, Macawurzel, Schafgarbe, Frauenmantel und Yamswurzel. Auch die Homöopathie hat wirksame Arzneien zur Regulierung der Monatsblutung. Bei zu starker und zu langer Periode haben sich Calcium carbonicum Hahnemanni, Kalium carbonicum und Calcium phosphoricum bewährt. Auch eine Substitution mit Eisentabletten und Vitamin E kann sinnvoll sein. Bei sehr schwerwiegenden Beschwerden oder wenn Schmerzen hinzukommen, sollten Sie in jedem Fall Ihren Frauenarzt um Rat fragen.

Die Menopause – die Zeit nach der letzten Monatsblutung

Menopause bedeutet das Ausbleiben der Regelblutung. Nach der letzten Regelblutung, durchschnittlich zwischen dem 49. und dem 55. Lebensjahr, spricht man von der Menopause. Das mittlere Alter liegt bei 51 Jahren. Das Reservoir an Eizellen ist aufgebraucht, daher hören die Monatsblutungen auf, und die fruchtbare Phase im Leben einer Frau ist beendet. Den Zeitpunkt der Menopause kann man tatsächlich erst im Nachhinein bestimmen, nämlich wenn es innerhalb eines Jahres zu keiner Blutung mehr gekommen ist. Die Wissenschaft geht davon aus, dass der Zeitpunkt der Menopause erblich bedingt ist. Es gibt aber viele Gründe, warum es heutzutage auch zu einer frühzeitigeren Menopause kommen kann. Das ist häufiger bei starken Raucherinnen der Fall oder bei Frauen mit Über- oder Untergewicht. Aber auch weitere äußere Faktoren wie Umweltgifte können dazu beitragen, dass die fruchtbare Phase im Leben einer Frau früher endet, als das im Durchschnitt der Fall ist (→ »Frühe Wechseljahre«, Seite 65 f.).

Für manche Frauen bedeutet das Ende der Fruchtbarkeit einen tiefen Lebenseinschnitt. Denn oft setzen sie die Menopause mit dem Ende der Attraktivität und weiblicher Anziehungskraft gleich. Doch auch nach der Menopause werden natürlich weiterhin Sexualhormone produziert, nur nicht in so hohen Mengen, wie sie für Fruchtbarkeit, den Schwangerschaftseintritt und -erhalt benötigt würden. Viele Frauen begrüßen es aber auch sehr, wenn die Monatsblutungen ausbleiben. Für sie bietet dieser Zeitpunkt eine ganz neue Freiheit. Keine lästigen Monatsblutungen mehr im Urlaub … Welche Frau schätzt das nicht?

Einblicke

»Ganz ehrlich. Ich bin froh, dass es vorbei ist. Gerade wenn ich jetzt an ein Erlebnis in der Prämenopause zurückdenke … Ich war damals ca. 50 Jahre alt und mit meinem damaligen Lebenspartner zum Wandern in Monterosso (!), Cinqueterre. Wandern im August bei 38 Grad ist natürlich an sich schon ein Vorhaben, das zum Scheitern verurteilt ist. Hinzu kam dann noch, dass ich (wie in fast jedem Urlaub) meine Tage bekommen hatte. Und natürlich heftigst. Ich stand in dieser Phase immer wirklich wie kurz vor dem Verbluten und brauchte mindestens stündlich neue Tampons oder Binden. Und die zu tauschen, d. h. quasi an jeder Ecke öffentliche Toiletten zu finden, das war in Italien nicht so einfach! Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich in der Mittagshitze wie ein Häuflein Elend mit Starkblutungen am Hauptplatz in Monterosso auf einer Parkbank saß, dazu gesellten sich neben der Hitze noch Kopfschmerzen und Kreislaufschwäche … Ich bin wirklich froh, dass das Geschichte ist!«

Die Postmenopause – ein Jahr danach

Ein Jahr nach der Menopause beginnt die Postmenopause. Der Organismus benötigt im Durchschnitt zwei bis fünf Jahre, bis er sich an die neue hormonelle Situation gewöhnt hat. Dann lassen die Beschwerden bei den meisten Frauen trotz niedrigerem Hormonstatus nach. Aber natürlich bestätigen wie immer Ausnahmen die Regel: Es gibt einige wenige Frauen, die auch noch in den 70igern oder 80igern unter Hitzewallungen und Co. leiden.

Die Postmenopause bedeutet für viele Frauen auch eine ganz neue sexuelle Freiheit, denn die fruchtbare Phase ist nun endgültig vorüber, und man muss sich keine Gedanken mehr über Verhütung machen. Rund fünf Jahre nach der Menopause gelten die Wechseljahre als beendet. Die Phase der Postmenopause wird jedoch in einem Fünf- bis Zehn-Jahres-Zeitraum definiert, der durchschnittlich bis zum 65. Lebensjahr reicht.

Das »Postmenopausen-Syndrom«?

In der Zeit nach dem Wechsel, der Postmenopause, kann es auch zu Beschwerden kommen, die durch einen jahrelangen Hormonmangel verursacht worden sein können. So ist beispielsweise die Einlagerung von Kalzium in die Knochen von der Anwesenheit ausreichenden Östrogens abhängig. Ein Östrogenmangel kann sich erst nach rund zehn Jahren in Knochenschwund, der Osteoporose, zeigen, mit der sich das Risiko von Knochenbrüchen erhöht. Neben der Abnahme der Hautdicke können Körpergewebe unter Östrogenmangel nicht nur austrocknen, sondern auch schrumpfen. Beispielsweise auch die Bandscheiben. Aber auch die Kieferknochen können porös werden und weniger werden, das Setzen von Implantaten ist dann schwierig, oder Brücken machen plötzlich Probleme, weil sich der Kiefer verformt hat. Ebenso wird diskutiert, dass verschiedene Erkrankungen, die vorwiegend in fortgeschrittenem Alter vorkommen, in direktem Zusammenhang mit einem Östrogenmangel stehen – wie etwa Depression, Autoimmunerkrankungen oder Alzheimer.

Das Ende der Wechseljahresbeschwerden

Natürlich empfinden Frauen es wie eine Erlösung, wenn der Körper endlich damit aufhört, mit Hitzewallungen und Co. zu signalisieren, dass ein Hormonmangel besteht. Doch wenn die Symptome nachlassen (nach einem oder vielleicht erst nach sieben Jahren), muss das nicht bedeuten, dass der Organismus jetzt über ausreichende Hormonmengen verfügt oder mit wenig Hormonen gut auskommt.

Es ist möglich, dass sich unser Körper dem Hormonmangel angepasst und nur seine Antennen dafür eingefahren hat: Ein Geliebter schreibt seiner Liebsten vielleicht auch hundert Liebesbriefe. Wenn er dann keine Antwort erhält, gibt er es irgendwann einmal auf. Daher kann nach Beendigung von typischen Wechseljahressymptomen dennoch ein Hormonmangel bestehen. Eine regelmäßige Kontrolle der Hormonspiegel kann daher auch in der Postmenopause – selbst wenn man symptomfrei ist – sinnvoll sein: im Sinne einer präventiven Medizin und für eine freudvolle und entspannte zweite Lebenshälfte.

Meno-Balance. Mit gutem Gefühl durch die Wechseljahre

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