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Rituelle Körperbemalungen

Auch die Körperbemalungen in vielen Kulturkreisen enthalten Informationen. Sie dienten dem Jagd- oder Fruchtbarkeitszauber, religiösen Ritualen, signalisierten die Zugehörigkeit zu einem Stamm oder die spirituelle Verbundenheit mit dem Jenseits, wurden für Heilzwecke aufgemalt oder sollten böse Geister fernhalten. Die rituellen Körperbemalungen sind weltweit in allen Kulturen zu finden, etwa bei den Maori, den Ureinwohnern Neuseelands, mit den Gesichtstätowierungen aus geometrischen Zeichen, oder bei den Indianern Nordamerikas – bei ihnen kamen häufig Tätowierungen mit Tiersymbolen vor; oder man denke an die Linientätowierungen beim europäischen Steinzeitmenschen Ötzi und bei ägyptischen Mumien von hohen Priestern und Pharaonen …

Auch das „Bindi“, die rituelle Bemalung des dritten Auges auf der Stirn bei Hindus und Buddhisten, enthält reichlich Information: Mit seiner Hilfe soll man die Wirklichkeit hinter dem Schein erkennen können, es soll Schutz bieten vor Menschen, die nichts Gutes im Sinn haben, und es soll den Träger selbst davor bewahren, anderen Schaden zuzufügen.

Rituelle Körperbemalungen auf Henna-Basis existieren heute noch von Marokko bis Pakistan, von der Türkei bis Indien. Die Tradition ist uralt. Den Gebrauch der Hennapflanze kann man durch Mumienfunde in Ägypten bis auf das Jahr 3000 v. Chr. nachweisen. Neben der rein kosmetischen Funktion sollen Henna-Paintings (Mehndi) auch eine schützende Wirkung entfalten. Klassisch ist die rituelle Körperbemalung im Rahmen von Verlobungs- und Hochzeitsfeierlichkeiten. In jedem Land des Orients haben sich dabei eigene Muster und Symbole herausgebildet. Bei manchen nordafrikanischen Völkern gehen die Bemalungen einher mit Heilungszeremonien. Viele Schamanen wissen durch Überlieferungen noch um die Kraft der Symbole und beziehen sie in ihre Rituale ein.

Bindi – traditionelle Betonung des dritten Auges.

In Indien lässt sich heute noch das „Mehndi-Ritual“ beobachten, das die hinduistische Neujahrsfeier, vor allem aber Hochzeiten einleitet. Dabei kommen die Frauen zusammen, um die Braut an Händen und Füßen, Unterarmen, Schienbeinen und Waden zu bemalen. Während des sieben bis acht Stunden dauernden Vorganges wird die Braut über die Ehe und die Spielarten der Sexualität aufgeklärt. Die verwendeten Symbole sollen Braut und Bräutigam schützen, die Fruchtbarkeit fördern und die Ehe glücklich gestalten. Bei manchen Zeremonien wird der Name des Bräutigams in den floralen Ornamenten versteckt. Die Trauung darf erst stattfinden, wenn die Braut die Buchstaben im Mehndi entdeckt hat.

Im Islam wird das Mehndi vorwiegend auf Hände und Füße aufgetragen, die Muster sind im Gegensatz zu Indien eher abstrakt-geometrisch. In Marokko treffen sich in der „Henna-Nacht“ vor der Hochzeit Männer und Frauen getrennt voneinander und bemalen Braut und Bräutigam. Dabei hat das Ritual der Bemalung eine wichtige soziale Funktion. Das Verschütten der Henna-Farbe am Ende dient auch dazu, die bösen Geister zu vertreiben.

In der westlichen Welt haben Tattoos und Bodypaintings seit einigen Jahren Hochkonjunktur. Wenngleich dabei häufig die rituelle Ausrichtung fehlt, dienen sie doch seit Tausenden von Jahren dazu, Rangordnungen innerhalb einer sozialen Gruppe festzulegen. Das trifft für die australischen Ureinwohner ebenso zu wie für die Yakuza, die japanische Mafia. In unserem Kulturkreis braucht man nur an Rocker, Punker oder Gruftis zu denken, die sich durch Körperbemalungen von ihrer Umwelt abgrenzen. Daneben transportieren die benutzten Symbole auch noch andere Botschaften, und sei es nur: Ich bin cool, ich bin sexy, ich bin stark. Doch Vorsicht: Wer um die Kraft von Tattoos weiß, sollte sich genau überlegen, welches Symbol er sich dauerhaft an welche Stelle tätowieren lässt. Es besteht die Gefahr, dass es dabei zu energetischen Blockaden kommt. Auch die Akupunktur sieht viele dieser Eingriffe kritisch. Eine Dauerstimulation durch ein Piercing, das möglicherweise gerade einen Akupunkturpunkt trifft, kann alles andere als heilbringend sein.

Medizin zum Aufmalen 2

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