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Depressive Phasen
ОглавлениеDepression?…Du kannst mich mal! von Petra Reichert
Impressum
2. Auflage
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Petra Reichert
Schmelingstraße 56
27232 Sulingen
E-Mail: autorin.petra.reichert@gmail.com
USt-IdNr. DE316442041
Es ist erlaubt, den Urheber persönlich über die E-Mail-Adresse zu kontaktieren.
Buchrechte:
Petra Reichert
Copyright Cover:
Tom Wagner
Deutschlandweit leiden etwa 5,3 Millionen Menschen an einer Depression. Tendenz steigend.
Typisch bei einer depressiven Verstimmung ist das Gefühl der inneren Leere. Wir fühlen uns antriebslos und haben keine Freude mehr. Eine depressive Verstimmung bedeutet aber nicht nur, dass wir traurig sind und viel grübeln. Manche beklagen eher eine Gefühllosigkeit, andere wiederum fühlen sich unruhig und bekommen Ängste. Menschen, die an Ängsten leiden, leiden auch oft an depressive Phasen und Menschen, die an depressiven Phasen leiden, lernen auch oft Ängste kennen.
Bei einer depressiven Phase sind wir schnell in einem Gedankenkreis gefangen, in dem sich immer nur alles um das Gleiche dreht und an dessen Ende wir aber zu keinem Ergebnis kommen.
Auch Unzuverlässigkeit ist ein Symptom während einer depressiven Phase. Die Unzuverlässigkeit resultiert oft aus unserer Antriebsschwäche, die auch zu einer Art Erstarrung führen kann. Wir fühlen uns nicht mehr in der Lage etwas auszuführen.
Es kann auch passieren, dass wir plötzlich an Gefühlsausbrüchen leiden, was ein Zeichen von Hilflosigkeit sein kann. Uns wird alles zu viel und wir möchten uns am liebsten in irgendein Loch verkriechen.
Eine depressive Phase bedeutet nicht, dass wir nur traurig sind und uns verkriechen möchten. Auch Stimmungsschwankungen können Anzeichen einer Depression sein.
Psychische Symptome können sein:
Gereiztheit
Impulsivität
Aggressivität
Wut
Trauer
Emotionskälte
»Mir egal« Stimmung/Gleichgültigkeit
Körperliche Symptome können sein:
Reizdarm, Durchfall, Sodbrennen, Magenkrämpfe, Übelkeit und Erbrechen
Erschöpfung, unerklärliches Unwohlsein
Chronische Schmerzen (z.B. Rücken/Kopf), Muskelverspannungen
Appetitlosigkeit, Heißhunger, Schlafstörungen
Schwindel, Atemnot, Tinnitus, Herz-Kreislauf-Beschwerden
Einige Symptome sind widersprüchlich, was daran liegt, dass sich eine depressive Phase bei jedem anders äußert. Dem einen vergeht der Appetit, während der andere nicht genug in sich hineinstopfen kann, um die innere Leere zu füllen.
Jeder Mensch geht anders mit sich und seinen Gefühlen um. Eines hat die depressive Phase jedoch bei allen gemeinsam: Die Gefühle befinden sich nicht mehr im Gleichgewicht.
Wenn wir geliebte Menschen oder das, wofür wir ein Leben lang gearbeitet haben, verlieren, kann uns das in ein gefühlt bodenloses Loch reißen. Wir verspüren eine Leere in uns, von der wir glauben sie nicht mehr zu füllen zu können. Alles andere um uns herum macht plötzlich überhaupt keinen Sinn mehr. Was uns vorher Freude bereitet hat, ist plötzlich nicht mehr von Bedeutung. Worte von außen, die helfen wollen, werden zu leeren Phrasen und wir haben keine Hoffnung mehr.
Je tiefer wir in eine depressive Phase rutschen, desto weniger ruhen wir noch in uns. Es ist enorm wichtig sich aus so einer Phase wieder nach oben zu kämpfen, da wir sonst in eine klinische Depression rutschen können.
Sich von Ängsten zu befreien kostest sehr viel Mut. Sich aber von einer depressiven Phase zu befreien bedeutet, den inneren Schweinehund aufs Übelste zu überlisten.
So etwas erfordert sehr viel Kraft. Aber diese Kraft steckt in Dir auch wenn Du das gerade nicht glaubst. Du musst sie nur anzapfen.
Finde die Kraft in Dir!
Wurde Dir durch die Coronakrise alles genommen, was Du Dir aufgebaut hast? Ist vielleicht ein geliebter Mensch verstorben und Du kommst nicht über seinen Tod hinweg? Hat das Leben in Deiner Kindheit es nicht gut mit Dir gemeint und Du leidest bis heute darunter?
Dann stelle Dir einmal folgende Fragen:
Ist nicht jedes Ende auch ein neuer Anfang?
Würde der geliebte Verstorbene es wollen, dass Du heute so traurig bist?
Wenn es ein Kindheitstrauma oder ähnliches ist, musst Du heute wirklich noch dafür büßen, was irgendwann einmal passiert ist?
Nur weil Dir eingeredet wird, dass Du es nicht verdient hast glücklich zu sein, heißt es noch lange nicht, dass es auch stimmt.Jeder, wirklich jeder hat es verdient, ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen. Auch Du!Ganz egal was der Grund für Deine jetzigen Gefühle ist, schäme Dich niemals dafür. Egal ob Du an Ängsten, depressiven Phasen oder anderen Erkrankungen leidest, denn bei einer Erkältung sagt Dir auch niemand »Schäm Dich, Du bist erkältet«.Du musst Dich nicht in einer dunklen Ecke verstecken und darauf hoffen, dass niemand dahinterkommt, was mit Dir nicht stimmt. Denn mit Dir ist alles in Ordnung, Du bist gut so wie Du bist. Lass Dir von niemanden das Gegenteil einreden. Engelbert Schinkel sagte einmal:»Anders zu sein ist ein Geschenk, das oft sehr spät geöffnet wird.«Das, was Du jetzt gerade als Problem siehst, ist auch ein Geschenk, denn es hat Dich zu dem Menschen gemacht, der Du jetzt bist oder noch werden wirst. Menschen mit Erkrankungen gehen oft andere Wege als gesunde Menschen und entdecken dadurch neue Horizonte für sich.Darum fange noch heute an umzudenken!Wer sich mit Ängsten auseinandersetzt, wird sich automatisch auch mit sich selbst auseinandersetzen müssen. In einer depressiven Phase ist es nicht anders. Es ist vielleicht das erste Mal in unserem Leben, dass wir anfangen nach Antworten zu suchen.
Warum ich?
Warum passiert mir sowas?
Wo kommt das her?
Was kann ich dagegen tun?
Warum verändert es mich so?
Was habe ich falsch gemacht?
Welcher Mensch bin ich wirklich?
Je mehr wir uns damit auseinandersetzen, umso tiefer dringen wir in unser Unterbewusstsein ein. Wir lernen uns quasi neu kennen. Und wir lernen neue Wege zu beschreiten.
Und diese Phase des Kennenlernens mag nicht immer angenehm sein, weil wir manchmal auch Dinge über uns erfahren, vor denen wir vorher lieber die Augen verschlossen haben.
Doch es ist wichtig, sich auch den unangenehmen Tatsachen zu stellen, um es in Zukunft besser machen zu können. Vielleicht ist es noch ganz tröstlich zu erfahren, dass wir auf dieser Reise nicht nur Unangenehmes in uns finden, oft entdecken wir auch Eigenschaften, Wünsche oder Talente in uns, die lange verborgen waren.
Dann ist es an der Zeit, diese auch endlich hervorzuholen.
Alle Antworten, die Du brauchst, stecken bereits in Dir. Du musst nur anfangen, die richtigen Fragen zu stellen. Denke immer daran: Deine Gefühle sind immer echt. Egal, ob es gute oder schlechte Gefühle sind.
Wer Wut empfinden kann, kann auch lieben.
Wer trauert, weiß was Glück ist.
Wer ängstlich ist, weiß was Mut ist.
Wer Frust verspürt, weiß was Spaß ist.
Warum verbringen wir also so viel Zeit unseres Lebens damit, auf der traurigen Seite zu leben, wenn wir doch auf der anderen Seite so viel glücklicher sein können. Ist ein Leben voller Wut, Trauer, Angst und Frust so viel einfacher zu leben als ein Leben voller Liebe, Glück, Mut und Spaß?
Wenn wir traurig sein können, können wir auch glücklich sein. Diese Gefühle gehen immer Hand in Hand, aber niemals zur gleichen Zeit. Das eine existiert nicht ohne das andere. Es ist völlig in Ordnung traurig zu sein oder Wut zu empfinden. Doch ist es genauso in Ordnung, diese Gefühle nach ihrem Höhepunkt auch wieder gehen zu lassen. Wir müssen sie nicht mit aller Gewalt bei uns behalten. Genau wie jedes andere Gefühl ist auch Glück ein Gefühl für den Moment. Es kommt und es geht auch wieder.
Am einfachsten kannst Du Dir Deine Gefühle in einem Bild vorstellen. Stell Dir vor, Deine Gefühle sind wie Wellen, die auf den Strand zulaufen. Die negativen Gefühle sind grün und die positiven Gefühle sind blau. Wie sieht Dein Strand aus? Wird nur noch grünes Wasser angespült? Ist hier und da noch etwas blaues Wasser vorhanden? Wenn unsere Gefühle im Einklang sind, bestehen sie aus zu gleichen Teilen aus grün und blau, was zusammen türkisfarbenes Wasser ergibt.
Jeder Mensch erlebt mal depressive Phasen in seinem Leben (mehr grün als blau), im Normalfall vergehen diese Phasen jedoch wieder.
Bei einer anhaltenden depressiven Phase bleibt man in dem negativen Gedankenkreis gefangen und es wird immer schwieriger diesen Kreis zu durchbrechen.
Wenn Dein Meer aber überwiegend grün ist und blau keine Chance mehr hat, ist das Gleichgewicht Deiner Gefühle aus den Fugen geraten. Darum ist es wichtig, diese Gefühlswelt wieder in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen, um einen türkisfarbenen Ozean zu erreichen.
Das Geheimnis sich von einer depressiven Phase zu befreien, liegt darin, den Kreislauf der negativen Gedanken zu durchbrechen.
Wenn Du es schaffst, Deine Gedanken neu auszurichten, werden die depressiven Gedanken von alleine weniger, bis sie irgendwann nur noch ein Teil Deiner Vergangenheit sind.
Indem Du Dir Deiner jetzigen Gedanken bewusst wirst und anfängst sie auch mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten, kannst Du Deine Gedanken neu ausrichten. So kannst Du sie bewusst umlenken. Ein Beispiel: Als im März 2020 der Lockdown verhängt wurde, war ich nur noch wütend. Wütend auf die Regierung. (Ich hatte geplant auszuwandern, was damit hinfällig war) Wütend auf die Menschen. (Sie haben alles Toilettenpapier weggekauft, viele wurden komisch) Wütend auf das Virus. (Schließlich war es an allem schuld) Ich konnte täglich spüren wie die Wut immer größer wurde. Obwohl ich recht gut darin bin mich und meine Gefühle zu reflektieren, merkte ich in dieser Zeit nicht, wie mich die Wut regelrecht zerfraß. Bis der Punkt kam, an dem ich es nicht mehr aushielt. Ich musste etwas unternehmen, wenn ich nicht daran kaputt gehen wollte. Also fing ich damit an Fragen zu stellen. Warum bin ich so wütend? Weil… jaja ich weiß, Virus, Regierung, Menschen. Nochmal, warum oder worauf bin ich wirklich wütend? Auf mich! Auf mich? Warum bin ich auf mich wütend? Weil…, weil ich mich so hilflos fühle. Es passiert gerade so viel um mich herum und ich kann nichts tun. Ich fühle mich machtlos, hilflos und einsam. Als ich mir dieser Gefühle bewusst wurde, verflog meine Wut. Der Ursprung war nicht die Wut, sondern die Hilflosigkeit, die ich nur durch die Wut ausdrücken konnte. Sich der Ursache bewusst zu sein, reicht in vielen Situationen schon aus, um seine Gefühle neu auszurichten. Oft lassen sich Dinge dann auch ändern, weil wir endlich wissen was das Problem ist. Zu Anfang mag es noch sehr schwer erscheinen in den eigenen Dialog zu gehen, um herauszufinden, was Dich wirklich beschäftigt, doch mit der Zeit wirst Du Übung darin bekommen und es wird leichter und leichter bis es irgendwann zu einem Automatismus kommt.