Читать книгу Mafia. 100 Seiten - Petra Reski - Страница 4

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Anstelle eines Vorworts

Lieber Leser,

ach die Mafia, haben Sie vielleicht gesagt, müssen wir uns darum auch noch Sorgen machen? Haben wir nicht schon genug am Hals? Klimawandel und Globalisierung, Paradise und Panama-Papers und amerikanische Problempräsidenten?

Außerdem: diese Sache mit den Regeln und Geheimbünden, mit den Blutstropfen hier und da – und den Namen, die kein Mensch auseinanderhalten kann: Totò Riina, Marcello Dell’Utri, Matteo Messina Denaro. Cosa Nostra, Camorra, ’Ndrangheta.

Und: Armut. Und Rückständigkeit auch. Süditalien eben. Klar, dass sich die Mafia da halten kann. Hat nicht jeder, der mal Urlaub in Süditalien gemacht hat, diese Geschichten von Leuten gehört, die sich nicht an die Polizei wenden, wenn ihnen das Auto geklaut wird, sondern an den örtlichen Boss?

Außerdem: Berlusconi und so, da war doch auch was mit Mafia? Na ja. Italien eben.

Wobei, war da nicht doch mal was gewesen, mit der Mafia in Deutschland? Diese Sache in Duisburg … Auch schon lange her. Spricht niemand mehr darüber. Letztlich waren es doch Italiener, die andere Italiener umgebracht haben? Oder nicht? Das war doch damals sogar vom Düsseldorfer Innenministerium verkündet worden: »Die unmittelbare Drohung und die Ausübung von Gewalt richten sich nach polizeilichen Bewertungen vorwiegend gegen italienische Landsleute.« So die Antwort auf die parlamentarische Anfrage der damaligen SPD-Opposition.

Auf jeden Fall war in den Zeitungen schon länger nichts mehr über die Mafia in Deutschland zu lesen. Weshalb Sie dachten: Dann kann da nicht so viel dahinter sein. Denn wenn es sie gäbe, diese Mafia in Deutschland, dann würde doch sicher auch über sie berichtet. Journalisten finden doch immer etwas heraus, wenn was faul ist. Die Mafia ließe sich doch nicht einfach verschweigen, oder?

Okay, Sie haben sich neulich auch darüber gewundert, wie es der Besitzer der Eisdiele in Ihrem kleinen Ort schaffen konnte, dieses supermoderne Tagungszentrum mit Golfplatz zu bauen, allein mit dem Verkauf von Eisbällchen doch wohl nicht. Und als Sie ihn gefragt haben, nachdem Sie sich wie üblich ein Spaghetti-Eis bestellt haben, lächelte er so, als hätte er ein etwas begriffsstutziges Kind vor sich und sagte, dass er glücklicherweise einen Investor gefunden habe und es überhaupt langsam an der Zeit sei, etwas Schwung in Ihre kleine Stadt zu bringen.

Tatsächlich können Sie sich nicht daran erinnern, dass ein deutscher Politiker das Wort »Mafia« jemals in den Mund genommen hätte. Was ja im Grunde nur zwei Dinge bedeuten kann: Entweder ist diese Mafia kein Problem für Deutschland.

Oder …

Mafia. 100 Seiten

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