Читать книгу Am Rand (ein Protokoll) - Philipp Löhle - Страница 17
14.
ОглавлениеROBERT
Ich habe Pfefferminz ... Aber keinen Wasserkocher.
14.10h. Vor einem schweren Schreibtisch aus dunklem Holz sitzt Frederick Kaufmann.
FREDERICK
Dann Wasser.
ROBERT
Mit oder ohne?
FREDERICK
Egal.
ROBERT
Dann mit.
Robert Fogel (44), Fogel mit F, Bürgermeister von Randhausen und im hiesigen Postamt tätig, schenkt hart sprudelndes Quellwasser in zwei Gläser.
ROBERT
Dann sag ich mal so: Herzlich Willkommen.
Frederick Kaufmann trinkt. Die Kohlensäure kitzelt seine Augen von hinten.
ROBERT
Ehrlich gesagt wusste ich natürlich, dass Sie kommen, nur nicht, dass es heute ist. Also, dass heute schon heute ist. Verstehen Sie? Ich habe eigentlich auch manchmal eine Sekretärin. Die ist aber jetzt beim Yoga in Fahrbach. Macht den Hund und so.
(Er lacht.)
ROBERT
Ich hätte Sie ja auch in Empfang nehmen können.
Frederick Kaufmann sieht auf dem großen Schreibtisch einen kleinen zum dreieckigen Aufsteller klappbaren Kalender. Darauf: Der 7. Mai. Darunter in geschwungener Schrift: „Und der Städte größte Not, ist und bleibt der Hundekot“ Manfred Rommel1 Robert Fogel wird blass.
ROBERT
Entschuldigung: Weinen Sie? Ich wusste nicht, dass Sie das so trifft ... Ich, äh ...
FRED
Was?
ROBERT
Sie ... Ihre ...
Robert Fogel deutet auf Frederick Kaufmanns Augen.
FRED
Äh? Das ist die Kohlensäure.
ROBERT
Ah...ch ...
FRED
Okay. Das ist ein Saustall. Ich soll hier einen Posten beziehen und ich finde ein verdrecktes Loch. Da ist nichts mit anzufangen. Das ist total zugemüllt. Ich soll da drin sogar schlafen. Da ist nicht mal ein Bett. Wie soll denn das gehen? Der Tisch fällt fast zusammen. Einen Stuhl gibt es auch nicht. Hallo?
ROBERT
Puh ...
FRED
Wissen Sie, was ich dachte? Ich dachte, ich schließe die Tür auf und es riecht nach Zitrone. Nach so Putzmittelzitrone. Und auf einem frisch gewischten Tisch steht ein neuer Rechner, eingeschaltet mit einem Grußwort als Bildschirmschoner.
ROBERT
Oh.
FRED
Oh ja. Und in einem Spind hängt meine Uniform. Und ich kann sofort anfangen. Zum Beispiel gegen die Raser vorzugehen. Mich hätte heute fast einer übern Haufen gedonnert, als ich hergelaufen bin.
ROBERT
Bitte?
FRED
Ja.
ROBERT
Sie sind gelaufen? Von ... Von wo?
FRED
Eslarn.
ROBERT
Von Eslarn hier her? Ha!
FRED
Ja, klar.
ROBERT
Das müssen Sie nicht.
FRED
Doch.
ROBERT
Nein.
FRED
Fährt kein Bus.
ROBERT
Nee, da fährt kein Bus, aber wenn Sie in dem kleinen Kiosk bei der Tankstelle in Eslarn nach Mattes fragen, der fährt Sie.
FRED
Mattes?
ROBERT
Ja.
FRED
Du blöder Depp.
Denkt Fred.
FRED
Hättest du mir ja sagen können. Wie wär´s? Dann hätte ich nicht diesen Scheißkoffer durch den ganzen Wald getragen.
Und die Umhängetasche!
Frederick Kaufmann trinkt Wasser. Kneift die Augen zusammen.
ROBERT
Das hätte ich Ihnen sagen können. Aber jetzt haben Sie ja ein Auto.
FRED
Ja. Auch so was. Wo ist das?
ROBERT
Das Auto? Das ist hier.
1 Manfred Rommel (* 24. Dezember 1928 in Stuttgart; † 7. November 2013 ebenda) war ein deutscher Politiker (CDU). Er war von 1974 bis 1996 Oberbürgermeister von Stuttgart. Von ihm stammt das Lied „Rommel Bommel ging spazieren“. Sein Vater Erwin Rommel war Generalfeldmarschall in der Zeit des Nationalsozialismus.