Читать книгу Knallharte Schale – zuckersüßer Kerl - Poppy J. Anderson - Страница 12

4. Kapitel

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„Blake, beweg’ endlich deinen Arsch! Was hast du in den letzten Monaten bloß getrieben?“

Blake keuchte wie verrückt und war so verschwitzt wie ein Käse in der prallen Sonne, dennoch schaffte er es, seinen Coach mit einem großspurigen Lächeln zu bedenken, während er genauso wie die anderen Spieler der Titans Liegestütze ausführte.

„Ich trage einen Superbowlring, Coach, der die Weiber ganz scharf macht. Getrieben habe ich es also ziemlich oft ...“

Ein kollektives Stöhnen ging durch den Trainingsraum.

„Deiner Kondition hat es nichts genützt, also würde ich mal sagen, dass du irgendetwas falsch machst“, ätzte der Coach John Brennan und erntete prustendes Gelächter der anderen Spieler.

„Hey“, beschwerte sich Blake und hätte sich erhoben, wenn ihm der Trainer nicht den Fuß auf den Rücken gestellt und ihn auf diese Weise nach unten gedrückt hätte.

„Wenn du so weiter machst, hauen die Frauen sofort ab, sobald du dich ausgezogen hast“, grollte der Trainer, womit er nach Duprees Einschätzung genau ins Schwarze traf.

„Wegen seines haarigen Rückens?“

„Nein, Eddie! Der gute Blake bekommt eine richtige Wampe und wird der holden Damenwelt zwischen den Laken nicht mehr viel bieten können, wenn er noch fetter wird.“

Blake schnappte empört nach Luft, doch sein Trainer war unerbittlich.

„Für dich erstelle ich einen eigenen Trainingsplan, damit du mich nicht blamierst, O’Neill! Und jetzt will ich fünfzig Extra-Liegestütze sehen!“

Dupree beobachtete eine ganze Weile, wie sich sein Kumpel schwitzend und fluchend abmühte, dennoch hatte er kein Mitleid mit ihm. Blake hatte seit dem Superbowlsieg im Februar weder auf sein Gewicht noch auf seine Fitness geachtet, sondern sich permanent in Clubs, Bars oder Stripteaseläden herumgetrieben, um zu feiern und einen draufzumachen. Besorgt hatte sich Dupree mehr als einmal gefragt, was sowohl Blakes Leber als auch sein bestes Stück zu den exzessiven Ausschweifungen der letzten Monate sagten. Beide bekamen momentan viel zu viel Aufmerksamkeit ihres Besitzers und mussten ziemlich abgekämpft sein. Duprees und Blakes Teamkollege Eddie hatte dies vor ein paar Tagen sehr richtig formuliert, als er Blake gefragt hatte, ob sein Schwanz wegen übermäßigen Gebrauchs schon abgefallen sei.

Nach den letzten Monaten war Dupree richtig froh, dass die Saison bald wieder beginnen würde. Auch wenn die letzte Saison extrem anstrengend und nervenaufreibend gewesen war, hielt er nicht viel von langen Pausen, in denen er kaum etwas zu tun hatte, freute sich immer darauf, dass er wieder regelmäßig zum Training fahren konnte und beinahe täglich mit dem Team zusammen war. Zwar hatte er in den Ferien seine Familie in Alabama besucht und war mit dem ganzen Team nach Hawaii geflogen, um dort eine Woche zu entspannen, aber für ihn gab es nichts Schöneres, als sich auf Spiele vorzubereiten und mit seinen Teamkollegen zusammen zu sein. Sobald ihn das Fieber, auf dem Spielfeld zu stehen und gegnerische Angriffe abzuwehren, gepackt hatte, war er voll in seinem Element, daher tat er alles, um sich auch in der Pause fit zu halten. Blake dagegen hielt von diesem Motto anscheinend nicht sehr viel. Während sie ihre Runden auf dem Übungsgelände drehten, sah Blake von Minute zu Minute abgekämpfter aus. Als dann auch noch der persönliche Yogatrainer der Titans, ein sehr schwuler ehemaliger Broadwaytänzer namens Abby auftauchte, um mit ihnen den Trainingsplan für die kommende Woche durchzugehen, schien Blake am Ende seiner Kräfte zu sein.

Entgegen seiner Art saß der Runningback schweigend auf der Bank in der Umkleidekabine und brachte es kaum über sich, sich die verschwitzten Klamotten auszuziehen.

Dupree beobachtete ihn zwischenzeitlich und schüttelte innerlich den Kopf, während er aus seinem T-Shirt schlüpfte. Er hatte wenig Verständnis für Blake, da Dupree der Meinung war, dass ein Profisportler, der ein Gehalt kassierte, von dem andere Menschen nur träumen konnten, sich dermaßen gehen ließ. Mit einem ärgerlichen Seufzer sank nun auch Dupree auf die Bank und beugte sich nach vorne, um seine Sportschuhe aufzuschnüren und die Socken auszuziehen.

Natürlich hatte auch er das Training als ziemlich hart empfunden und freute sich nun auf eine heiße Dusche, doch glücklicherweise ging es ihm nicht annähernd so dreckig wie Blake, der aussah, als müsste er vor lauter Erschöpfung gleich kotzen.

Nur mit seinen Sporthosen bekleidet saß Dupree auf der Bank und fuhr sich gähnend durch die Frisur. Er müsste wirklich mal wieder dringend zum Frisör, entschied er, während er gedankenverloren seinen Irokesenschnitt berührte und sich mit den Fingerspitzen durch die krausen Haare kämmte. Normalerweise war sein Haar an den Seiten ratzekahl abrasiert, aber er war in den letzten Wochen einfach nicht dazu gekommen, sich die Haare schneiden zu lassen, daher war der Irokese kaum mehr existent, sondern wirkte wie das Werk eines Lehrlings mit eingeschränkter Sehkraft.

„Beinahe hätte ich über die letzten Monate vergessen, dass es Abby gibt“, seufzte der Cornerback Tom Peacock und ließ wortwörtlich die Hosen runter.

„Hoffentlich bringt er in diesem Jahr nicht diese schrecklichen Musical-Soundtracks mit, mit denen er uns in der letzten Saison gequält hat“, jammerte Eddie und schlüpfte aus seinen Schuhen.

Tom, der so nackt, wie Gott ihn erschaffen hatte, neben Dupree stand und die Arme vor der Brust verschränkte, schüttelte den Kopf. „Die Musik kann ich ertragen, aber was mir schlaflose Nächte bereitet, ist ein Mann in hautengen Leggins, der mir zeigen will, wie ich mit dem Arsch zu wackeln habe, und gleichzeitig darüber nachdenkt, wie wohl mein Schwanz aussieht.“

Brian gluckste fröhlich auf und schlug seinem Kumpel auf den nackten Rücken. „Denkst du echt, dass er nur darüber nachdenkt, wie dein Schwanz aussieht? Abby wird in diesem Zusammenhang noch ganz andere Gedanken haben!“

„Rabbit, Kopfkinoalarm!“ Tom schüttelte sich vor Abscheu und wurde tatsächlich etwas blass.

Da sich Dupree aus solchen Diskussionen meistens heraushielt, spielte er den schweigsamen Zuhörer, während seine Kumpels darüber rätselten, ob Abby eher der aktive oder passive Teil einer schwulen Partnerschaft war.

„Mal abgesehen davon, dass diese Diskussion total krank ist, halte ich Abby eher für den femininen Part“, der Kapitän der Titans kratzte sich am dunklen Haarschopf. „Er heißt anscheinend nicht umsonst Abby.“

„Wenn ihr damit nicht aufhört, muss ich wirklich kotzen“, stöhne Blake gequält.

„Hey, Brian! Kannst du Teddy nicht bitten, unsere Yoga-Lehrerin zu werden?“ Julian grinste seinen besten Freund an.

„Ja, Rabbit“, schob Blake hinterher und befreite sich unter lautem Stöhnen von seiner Kleidung. „Ihr würde ich liebend gern zusehen, wie sie uns in hautengen Klamotten irgendwelche Stellungen zeigt.“

„Da ich ein körperliches Wrack wie dich nicht verprügeln will, habe ich die letzte Bemerkung überhört“, schnaubte Brian und starrte Blake warnend an.

Nun waren alle Spieler mehr oder minder nackt, da Eddie zwar weder Hosen noch Shirt trug, aber seine Socken anbehalten hatte, während Dupree noch in seiner Trainingshose auf der Bank saß. Vielleicht mutete es komisch an, dass ein Haufen nackter Kerle, die keine Skrupel besaßen, voreinander die Hüllen fallen zu lassen, gleichzeitig Schiss davor hatten, dass ihr schwuler Yoga- und Aerobictrainer eventuell unsittliche Gedanken ihnen gegenüber hegte, aber die meisten Footballspieler, die Dupree kannte, waren, was das Thema Homosexualität betraf, ziemlich empfindlich. Er selbst hatte zwar keine Scheu, nackt durch die Umkleide zu laufen, aber fühlte sich einfach wohler, wenn er sich dabei ein Handtuch um die Hüften schlang.

Glücklicherweise nahmen seine Teamkollegen darauf Rücksicht und brachten das Gespräch nie auf seine Angewohnheit, im Gegensatz zu allen anderen stets untenherum bekleidet zu sein. Außer anfänglichen Frotzeleien war Dupree bisher verschont geblieben, was ihn besonders am Anfang erleichtert hatte, da sein College-Team ganz andere Geschütze gegen ihn aufgefahren hatte.

„Teddy steht doch auf diesen Meditationskram“, Tom kratzte sich an der Brust und überlegte laut. „Und die durchgeknallten vertrauensbildenden Maßnahmen hat sie auch schon mit uns gemacht. Julians Idee klingt gar nicht schlecht.“

„Ihre vertrauensbildenden Maßnahmen sind voll in die Hose gegangen“, erinnerte ihn Brian mit einem Schnauben.

Nun fühlte sich Dupree bemüßigt, ebenfalls seinen Senf dazuzugeben. „Nur, weil du ihr das Leben schwer gemacht hast, Brian.“

„Ich?“

Julian grinste. „Du warst ein richtiger Arsch, mein Freund. Ein Wunder, dass sie dich überhaupt rangelassen hat.“

Daraufhin boxte ihn Brian gegen den Oberarm. „Meine Frau wird nicht unsere neue Yogalehrerin!“

„Scheiße, bist du eifersüchtig“, Blake schüttelte seinen Kopf.

„Das hat nichts mit Eifersucht zu tun“, konterte der Quarterback gequält.

„Sondern?“

„Mit Teddys Räucherstäbchen.“ Brian machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.

„Ach!“

„Du musst gar nicht so süffisant grinsen“, warf er Julian vor. „Ich muss schon zu Hause diese widerlichen Räucherstäbchen ertragen und dabei so tun, als fände ich sie toll, da habe ich einfach keine Lust, sie auch noch während der Yogastunde riechen zu müssen.“

Dupree verdrehte die Augen. „Teddy weiß ganz genau, dass du sie nicht leiden kannst. Sie zündet sie nur an, wenn du irgendetwas ausgefressen hast, das ihr nicht in den Kram passt.“

Das verwirrte Gesicht des Quarterbacks brachte die anderen zu einem regelrechten Heiterkeitsausbruch.

„Scheiße, Rabbit, wenn sogar Dupree mehr über Frauen weiß als du, hast du ein echtes Problem“, gackerte Blake und erhob sich langsam.

Duprees Nacken brannte, da er sich von der Aussage seines Kumpels beleidigt fühlte. Er warf ihm einen finsteren Blick zu, zog seine Hosen aus und band sich ein Handtuch um die Hüften, bevor er in Richtung Dusche lief.

Er konnte es einfach nicht leiden, dass Blake ihn ständig wie einen minderbemittelten Jungen darstellte, der davon ausging, dass der Storch die Babys brachte. Er war weder der Rainman noch ein Teletubby! Nur weil er lieber die Klappe hielt, was Frauen oder deren körperliche Vorzüge anging, und nicht wie Blake gleich mit jeder Frau ins Bett gehen wollte, hieß das noch lange nicht, dass er ein Idiot war. Warum wurden Männer, die keine hirnlosen Aufreißer waren und sich erst auf jemanden einlassen wollten, wenn sie die Frau wirklich mochten und kannten, als Weicheier, Warmduscher und verkappte Schwule abgestempelt? Unglücklicherweise ging die ganze Welt davon aus, dass Sportler – vor allem Footballspieler – nichts anderes im Kopf hatten als Sex. Vorzugsweise Sex mit Models oder Groupies, die sich nicht einmal ihre Unterwäschegröße merken konnten und daher lieber ohne gingen.

Sein ganzes Leben war Dupree entweder als dummer Riese betrachtet worden, der nicht einmal in der Lage war, sich die Schuhe allein zuzubinden, oder er war der aggressive Footballspieler, der seinen Spaß daran hatte, anderen Menschen Schmerzen zuzufügen. Niemand schien zu verstehen, dass auch er Gefühle hatte und sich verletzt fühlte, wenn er als Idiot dargestellt wurde.

Unter der Dusche schmierte er sich schnaubend und wütend mit seinem Duschgel ein, ignorierte seine Kumpels, die sich ebenfalls den Schweiß von den Körpern wuschen, und wünschte sich, dass er entgegen seiner Art einfach mal ausrasten und Blake einen Kopf kürzer machen könnte. Auch wenn er selbst der Jüngste der Truppe war, hatte er es ziemlich satt, als der unerfahrene Junge vom Land behandelt zu werden.

Sobald er das Duschgel vom Körper gewaschen hatte, drehte er das Wasser ab und verschwand aufgebracht aus der Kabine, um zur Umkleide zu marschieren. Dort trocknete er sich ein wenig zu rabiat ab, schlüpfte in ein Paar schwarzer Jeans und zog einen Kapuzenpulli an, als Julian um die Ecke trat und sich zu ihm gesellte.

„Ich hoffe, du hast Blake ignoriert.“

Er antwortete nicht, sondern verstaute seine verschwitzten Klamotten in seiner Sporttasche.

„Hör mal, Dupree, du weißt doch, dass Blake ein Vollidiot sein kann, aber ...“

„Es geht nicht nur um Blake“, brummte er und warf dem tropfnassen Wide Receiver einen ernsten Blick zu. „Ihr behandelt mich alle, als wäre ich geistig zurückgeblieben.“

Julians Augenbrauen zuckten nach oben, während er sich irritiert das Haar mit einem Handtuch trockenrieb. „Im Ernst?“

„Ja“, Dupree biss die Zähne zusammen und schnaubte nach einer Weile: „Ich bin nicht dumm ...“

„Dafür habe ich dich nie gehalten“, sofort schüttelte Julian den Kopf, den er anschließend bedauernd zur Seite neigte. „Und den Jungs geht es genauso.“

„Dann muss ich mir die Frage stellen, weshalb ihr mich dennoch so behandelt.“

Mit einem schwachen Lächeln stieg Julian in seine Boxershorts. „Vielleicht liegt es an dem Welpenschutz, Dupree. Du bist der Jüngste ...“

„Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt.“

„Dennoch bist du der Jüngste von uns“, er klopfte ihm kurz auf den Rücken. „Mach dir bitte nichts draus. Das ist uns allen so gegangen.“

Vermutlich stimmte das, aber Dupree war sich ziemlich sicher, dass jeder einzelne seiner Teamkollegen nicht wie ein Wunderling betrachtet worden war, weil er in Sachen Frauen unerfahren gewesen war.

Laute Stimmen kamen näher, als die restlichen Jungs die Duschen verließen und sich daran machten, sich wieder anzuziehen. Dupree griff nach seinem Handy und entdeckte in seinem Mail-Postfach eine Nachricht von Sarah Matthews, die ihn an den morgigen Termin erinnerte, als wäre er zu blöd, sich diesen zu merken. Er merkte, wie sich seine Laune von Sekunde zu Sekunde verschlechterte.

„Hey, Kleiner“, Blake stieß ihm den Ellbogen in die Seite und grinste. „Ich habe Bock auf Spare Ribs. Kommst du mit?“

Bock auf Spare Ribs hatte Dupree immer, aber er zweifelte daran, dass er heute besonders viel Spaß hätte, Blake gegenüberzusitzen und ihn dabei zu beobachten, wie er irgendwelche Frauen angaffte und sie mit dummen Sprüchen anflirtete. Also schüttelte er den Kopf.

„Und du, Tom?“

„Geht nicht“, verriet der dunkelblonde Cornerback mit einem Grinsen auf dem Gesicht. „Ich hole Zoey aus dem Kindergarten ab und muss noch eine Überraschung für Erin vorbereiten.“

„Überraschung?“ Brian knöpfte sein Hemd zu und warf seinem Kumpel einen fragenden Blick zu. „Die da wäre?“

Mit einem Griff in seine Sporttasche beförderte Tom eine Samtschatulle heraus, die er mit dem Daumennagel aufspringen ließ. Dupree starrte mit großen Augen auf den Verlobungsring, der im Schein der Neonröhren glänzte. Er hatte nicht gewusst, dass es Tom bereits so ernst war, schließlich war er mit seiner Freundin erst seit wenigen Monaten zusammen und versorgte auch noch seit kurzer Zeit seine vierjährige Tochter Zoey, die mit ihm und Erin in einer Wohnung lebte.

Brian pfiff anerkennend, als er den Ring in Augenschein nahm.

Blake dagegen schnitt eine Grimasse. „Ist das dein Ernst, Tomcat?“

„Mein voller Ernst“, lachte Tom auf, ließ die Schatulle wieder zuschnappen und verstaute sie sorgsam in seiner Tasche.

„Bist du denn verrückt geworden?“, seufzte Blake wie ein Mann, der zutiefst enttäuscht war.

„Blake, halt’ die Klappe“, beschied Julian gutmütig und fügte an Tom gewandt hinzu. „Gratuliere. Erin ist klasse.“

„Ich weiß“, er grinste aufgeregt und fuhr sich unsicher durchs Haar. „Hoffentlich sagt sie ja.“

Trotz seiner miesepetrigen Laune musste Dupree lächeln, weil er sich vorstellen konnte, wie begeistert Toms Tochter Zoey auf diese Nachricht reagieren würde. „Wann wollt ihr es Zoey sagen?“

„Sie weiß es schon“, Tom zog sich ein T-Shirt über und strich es glatt, wobei Dupree auffiel, dass der ansonsten so gelassene Cornerback Muffensausen zu haben schien.

„Echt?“

„Ja, wir haben zusammen den Ring ausgesucht.“ Unschlüssig hob er beide Hände. „Sie ist erst vier, aber ich wollte mit ihr vorher darüber sprechen ... sie war von der Idee hellauf begeistert und ist kaum zu zügeln.“

Er ignorierte Blakes Stöhnen im Hintergrund und stopfte sein T-Shirt in die Jeans, bevor er Dupree ins Gesicht sah. „Es war Zoeys Idee, dass du Trauzeuge sein sollst. Erin hat den Antrag zwar noch nicht angenommen, aber würdest du zur Verfügung stehen?“

Ein wenig verlegen nickte Dupree und unterdrückte ein breites Lächeln, woraufhin Brian ihm lachend auf die Schulter schlug. „Gratuliere, Dupree!“

„Bist du völlig übergeschnappt?“, Blake drängte sich heran und sortierte währenddessen seine Eier in den Boxershorts. „Wenn Dozer dein Trauzeuge wird, muss er sich auch um den Junggesellenabschied kümmern. Er wird ganz sicher vergessen, Stripperinnen zu bestellen ...“

Aufgebracht drehte sich Dupree zu Blake um und funkelte ihn an. „Halt’ die Schnauze!“

Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass seine Kumpels zusammenzuckten, was er ihnen nicht verdenken konnte, da er normalerweise niemals die Stimme hob oder solche Wörter benutzte.

Blake schien es jedoch nicht einmal zu merken. „Nichts gegen dich, Dozer, aber das wird Toms letzte Gelegenheit sein, auf den Putz zu hauen. Ich finde, da sollten wir ihm das ganze Programm bieten!“

„Jungs“, versuchte Tom zu beschwichtigen.

Dupree schnaubte wütend und knurrte Blake an. „Vielleicht hat nicht jeder die gleichen Vorstellungen über einen Junggesellenabschied wie du!“

„Dozer, du bist noch gar nicht trocken hinter den Ohren! Nach dem Theater, das du gemacht hast, als ich dir ein paar Stripperinnen besorgt habe, stelle ich mir manchmal die Frage, ob du ...“

„Jetzt reicht es, O’Neill“, Brian stieß den in Unterhosen stehenden Blake beiseite. „Vertragt euch. Ich habe nämlich keinen Bock auf Streit in meinem Team ...“

Dupree hatte genug gehört und schnappte sich seine Tasche. Er merkte, wie Tom ihn am Arm packen wollte, doch er wich ihm aus und verließ aufgebracht die Umkleide, um nach Hause zu fahren. Im Flur begegnete ihm sein Coach, der ihn ansprechen wollte, aber Dupree zog den Kopf ein und marschierte wortlos an ihm vorbei. Als er in seinem Auto saß, drehte er die Musik auf volle Lautstärke und fuhr wütend nach Hause. Währenddessen klingelte ständig sein Handy, aber er ignorierte das nervende Klingeln.

Sobald er in seiner Wohnung war, legte er sich auf sein Bett und starrte an die Decke über sich. Erinnerungen an peinliche Momente schwirrten vor seinem inneren Auge vorbei, die er lieber vergessen hätte und nun mit purer Willenskraft verdrängte. Jedes Mal, wenn er daran denken musste, was ihm auf dem College passiert war, bildete sich in seinem Magen ein Eisklumpen, der ihn geradezu lähmte. Da half es ganz bestimmt nicht, dass sogar einer seiner besten Freunde sich ständig über ihn lustig machte und ihn damit aufzog, dass er abgehauen war, als sich eine splitternackte Stripperin auf seinen Schoß gesetzt und ihm ihre Brüste ins Gesicht gedrückt hatte.

Dupree ballte seine Hände zu Fäusten und musterte die weiß gestrichene Zimmerdecke. Es war gar nicht so lange her, dass seine Kumpels eine Überraschungsfeier für ihn geplant hatten, als die Titans seinen Vertrag verlängert hatten. Anfangs hatte er großen Spaß gehabt und sich eingestanden, wie froh er gewesen war, endlich zu einem Team zu gehören, das ihn voll und ganz akzeptierte. Doch dann waren plötzlich zwei Stripperinnen in Toms Wohnung aufgetaucht, die ihn auf einen Stuhl in der Mitte des Wohnzimmers verfrachtet und sich zu lasziver Musik ausgezogen hatten. Blake hatte am lautesten gebrüllt, als die beiden Frauen sich gegenseitig betatscht hatten, bevor sich die Brünette auf seinen Schoß gesetzt und dabei keinen Fetzen Stoff mehr auf dem Körper getragen hatte. Er hatte nicht gewusst, wo er hatte hinschauen sollen, wo er seine Hände lassen sollte und was von ihm erwartet wurde. Abgesehen davon hatte es ihm wirklich nicht gefallen, dass eine wildfremde Frau auf seinem Schoß gesessen hatte, mit ihrem nackten Hintern über seine Schenkel gerieben und ihn mit ihren Silikonbrüsten beinahe erstickt hätte. Dass Blake ihn mit einer allzu deutlichen Alkoholfahne gleichzeitig ins Ohr gebrüllt hatte, er solle endlich rangehen und die Kleine vernaschen, hatte die ganze Situation nicht besser gemacht.

Also hatte Dupree das Mädchen von seinem Schoß geschoben, sich aus der Umklammerung der zweiten Stripperin, die hinter dem Stuhl gestanden und ihn pausenlos über die Brust gekrault hatte, befreit, bevor er aus der Wohnung gestürmt war.

Um nicht länger daran denken zu müssen, griff er mit der rechten Hand nach seinem Laptop, der auf dem Nachttisch lag, und schaltete ihn an. Er fand unzählige Mails seiner Geschwister, die ihm Links zu irgendwelchen Videos schickten, eine obligatorische Nachricht seines Vaters, der sich nach dem Superbowlsieg bei ihm gemeldet hatte, und dutzende Werbemails. Die Mail seines Vaters löschte er unbesehen und biss die Zähne zusammen. Einmal hatte er den Fehler gemacht, eine Nachricht seines lange verschollenen Vaters zu lesen, doch gleich nach den ersten drei Sätzen hatte er enttäuscht einsehen müssen, dass sein Erzeuger ein armseliger Mensch war. Er hatte nicht einmal gefragt, wie es Duprees Mom oder seinen anderen fünf Kindern ging, sondern hatte geschrieben, wie stolz er auf Dupree sei und ob Dupree seinem alten Herrn, dem es finanziell nicht sehr gut ging, nicht etwas von seinem Reichtum abgeben wolle.

Entgegen seiner Art hätte er seinem Vater gerne alle Zähne ausgeschlagen, weil er daran denken musste, wie viele Mühen seine Mom auf sich genommen hatte, um allein die sechs Kinder versorgen zu können, während ihr Mann einfach abgehauen war.

Doch Dupree hatte reagiert, indem er einfach nicht geantwortet hatte. Seitdem bekam er alle zwei Wochen die gleiche Nachricht und löschte sie immer sofort, was ihn zwar weniger aufregte, ihn dennoch aufwühlte.

Gerade als er sein Postfach schließen wollte, bekam er eine neue Werbemail und wollte sie schon löschen, als er in der Bewegung innehielt.

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Ohne großartig nachzudenken, klickte er auf den Link. Vielleicht lag es an Blakes Bemerkungen, vielleicht lag es an der Tatsache, dass Toms Verlobung ihn daran erinnert hatte, dass das ständige Alleinsein ziemlich einsam machte, und vielleicht lag es daran, dass Dupree gerne eine Frau kennenlernen würde, die ihn mochte, bevor sie wusste, wer er war und wie er aussah, jedenfalls klickte er auf den Button Registrierung.

Er wählte aus, dass er ein Mann sei, der eine Frau suche, gab den Standort New York ein und sollte einen Spitznamen eingeben. Ratlos sah er sich in seinem Schlafzimmer um und suchte beinahe verzweifelt nach einem passenden Namen. Versuchsweise gab er Alabama-Boy ein, musste jedoch entdecken, dass dieser Name schon vergeben war. Seufzend biss er sich auf die Unterlippe und probierte es mit Sportfan, doch auch hier hatte er kein Glück. Als sein Blick auf den Nachttisch auf der anderen Bettseite fiel, auf dem sich einige Bücher stapelten, erinnerte er sich an den Roman Die Schatzinsel von Robert Louis Stevenson, den er bereits unzählige Male gelesen hatte. Da er den Romanhelden, den bärbeißigen Piraten, immer sehr gemocht hatte, probierte er es also mit Long John Silver aus und hatte Glück, da der Name noch nicht vergeben war.

Er klickte sich weiter durch die Registrierung, gab an, dass er sechsundzwanzig Jahre alt sei, einen College-Abschluss besäße und sich auf der Suche nach der wahren Liebe befände, da er die anderen beiden Möglichkeiten Flirt oder Bekanntschaft als nicht passend empfand. Unter der Überschrift Herkunft wählte er afroamerikanisch aus und beschrieb sich als überdurchschnittlich groß sowie muskulös, als er seinen Körperbau beschreiben sollte. Sobald er nach seinem Beruf gefragt wurde, gab er lediglich Diverses an, da er niemandem auf die Nase binden wollte, dass er Profi-Footballspieler war, und ließ die Frage nach seinem Durchschnittsgehalt aus. Bei der Frage nach seiner Partnerin blieb er offen und nannte im nächsten Schritt seine Hobbys, wobei er Sport, Lesen und Relaxen angab.

Als er seine potentielle Partnerin beschreiben sollte, schrieb er nachdenklich:

Ich suche eine nette Frau, die mich so nimmt, wie ich bin.


Dupree las noch einmal, was er geschrieben hatte, und runzelte die Stirn. Das klang tatsächlich, als wäre er ein Warmduscher. Mist, dieses ganze Dating-Zeug schien schwieriger zu sein, als er gedacht hatte. Er löschte die Zeile und schrieb stattdessen:

Ich suche eine Frau, die meine Vorlieben teilt, mich versteht und mich trotz meiner Größe akzeptiert.


Damit war er zwar nicht wirklich zufrieden, jedoch wollte Dupree den Frauen nichts vorgaukeln, was er nicht war. Sie sollten von Anfang an wissen, dass er nicht wie der Durchschnittsmann aussah, sondern mit knapp über zwei Meter eine große Erscheinung war. Sein Motto nannte er:

Stille Wasser sind tief.


Als er ein Profilfoto hochladen sollte, wurde es etwas kniffliger, weil er sich ganz bestimmt nicht öffentlich zeigen wollte. Genau das hatte er von Anfang an vermeiden wollen. Er durchsuchte seine Fotodateien auf dem Laptop und blieb bei den Urlaubsbildern aus Hawaii hängen, die erst vor kurzem entstanden waren.

Hanna Brennan hatte Fotos von ihm geschossen, als er beim Frühstück eine Papaya gegessen hatte. Eines dieser Bilder zeigte lediglich seine große Hand, die mit einem Löffel das Fruchtfleisch der Papaya löste. Da die Farben der reifen Frucht besonders schön zur Geltung kamen und seine Hand darauf zu sehen war, entschied er sich für dieses Bild und lud es auf der Flirtseite hoch. Anschließend speicherte er alle Daten und loggte sich über sein Handy auf der Seite ein, damit er auch unterwegs Nachrichten lesen konnte, falls er welche bekommen sollte.

Knallharte Schale – zuckersüßer Kerl

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