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2. Kapitel
ОглавлениеWir Schmieden Pläne
Zwei Stunden später verbreitete sich wieder der Duft nach frischem Kaffee in der Küche. Die Großeltern der Jungs waren schnell gekommen, um zu trösten und zu helfen. Und jetzt saßen sie am Tisch.
- Kirsten, wiederholte Opa, während er mit seiner Pfeife auf die Mutter der Jungs zeigte:
- Was hat die Polizei genau gesagt?
- Hör jetzt auf! sagte Oma schnell.
- Wir haben es schon dreimal gehört. Du musst jetzt aufhören und Kirsten damit in Ruhe lassen!
Die Stimmung in der Küche war angespannt. Nur Jonathan saß bei den Erwachsenen. Kristoffer schlief auf der Couch im Fernsehzimmer.
- Es ist okay, Mama. Das macht nichts!
Jonathan schaute seine Mutter und den Großeltern an. Oma und Opa hatten sofort eine Runde Golf unterbrochen und waren sofort gekommen, als Kirsten sie angerufen hat. Großvater war gelandet und Großmutter kam mit dem Fahrrad. Jonathan hatte alle seine Großeltern unheimlich lieb. Sowohl die mütterlichen aus Odense, und die väterlichen, die nur wenige Kilometer vom Flugplatz wohnten. Sie sprachen immer darüber wie viel sie zu tun hatten. Aber sie waren immer in der Nähe, wenn man sie brauchte. Wie jetzt, wo sie alle am langen Tisch versammelt waren.
- Warum fahren wir nicht zu Papas Wohnung? Und schauen, ob er uns etwas hinterlassen hat? Ich meine, fügte er hinzu, und schaute einen Augenblick lang auf seinen Teller mit unberührten Broten: - Er ist doch unser Papa. Das dürfen wir doch!?
Keiner antwortete. Die Idee etwas zu tun war seit seinem Anruf auf dem Handy des Vaters einfach in ihm gewachsen. Großvater unterbrach als erste die Stille:
- Jahhh… warum nicht? Der Junge hat ja Recht. Per ist mein Sohn. Euer Ehemann und Vater. Wir müssen ja nicht gleich alles durchwühlen. Aber wir können ja nicht einfach hier sitzen und auf Neuigkeiten von Per warten. Vielleicht ruft er an. Vielleicht ruft die Polizei an. Ich weiß es nicht.
Jonathan fand, dass Großvater unsicher wirkte. Das faltige Gesicht sah müde aus. Dann richtete sich Großvater auf und sagte:
- Mir wird ganz schlecht vom herumsitzen und aufs Handy gucken. Das vielleicht klingelt. Oder auch nicht..
Alle schauten auf die Mutter, die still am Ende des Tisches saß. Dann lehnte sie sich zurück, während sie eine Strähne der Roten Haare aus dem Gesicht entfernte.
- In Ordnung. Wir machen es. Je schneller, umso besser. Großvater, kannst du uns morgen früh hinfliegen? Sie schaute den Vater ihres Mannes an – ein grauhaariger Mann mit großen Ohren, buschige Augenbrauen und einer Nase, die im Vergleich zum sonst so schmalen Gesicht ganz schön breit war.
Großvater stand sofort auf, um zum Flugzeug zu gehen. Auf dem Weg raus sagte er:
- Ich kontrolliere den Flieger und mache den Tank voll. Danach berechne ich die Strecke. Das dauert nicht lange.
Großvater war pensionierter Flugkapitän. Oder Pilot, wie er es bevorzugte. Flugkapitän war ein nerviger Titel, sagte er wieder und wieder zu den Jungs. Pilot hörte sich viel schneller und spannender an. In seiner Jugend war er Kampfpilot gewesen. Aber nur kurz. Er wurde nach einem Vorfall, den er nie erwähnte, aus der Luftwaffe verwiesen. Nach einigen Jahren nahm sich die Fluggesellschaft SAS seiner an. Er flog für die Gesellschaft bis zu seinem 60. Lebensjahr Streckenflüge in allen Herren Länder. Danach ging er in Rente und fliegt seitdem nur sein eigenes Privatflugzeug für vier Personen „Die Goldene Gans”.
- Wir passen auf die Jungs auf, sagte Oma während Opa ruhig nickte und seine Pfeife rauchte.
In der Küche herrschte plötzlich ein reges Treiben und die nervöse Stimmung war weg. Jonathan sah zu wie seine Großeltern und Mutter die Reise planten. Wer sollte mit? Wer sollte die Klinik seiner Mutter in der nahegelegenen Stadt betreuen? Und wer sollte auf die Jungs aufpassen? Jonathan bekam plötzlich Hunger und aß die vier Brote mit Leberpastete und Röstzwiebeln. Er war nicht pingelig und aß auch andere Sachen. Aber er hatte seine Favoriten, wie er immer sagte…
- Was mache ich bloß mit der Klinik? Die Mutter starrte vor sich hin. Sie war Krankengymnastin mit eigener Klinik.
- Ich habe morgen sieben Termine. Drei davon habe ich schon mal abgesagt!
- Dann müssen sie eben mit einer zweiten Absage leben, sagte Großmutter und bot an den Telefondienst für die Klinik zu übernehmen, bis sie zurück waren.
Genau in diesem Moment klingelte das Handy der Mutter, das neben der Kaffeemaschine auf dem Küchentisch lag. Sie ging ran und horchte, während sie mit der einen Hand versuchte ihre beginnenden Kopfschmerzen wegzumassieren. Sie sagte zweimal „Jawohl“ bevor sie am Ende „Danke” sagte und auflegte.
- Das war Pers Chef bei Estec. Es gibt keine Neuigkeiten über Per. Aber sie haben die Polizei eingeschaltet, damit sie bei der Suche helfen.
Jonathan horchte, während die Mutter erzählte, dass keiner etwas über Pers Verschwinden erfahren durfte. Solange Estecs Leitung nicht wusste, ob es eine Entführung war, oder überhaupt krimineller Natur, waren alle zu Stillschweigen verpflichtet.
Sie stand ganz still, fing aber an zu zittern. Oma stand auf und umarmte sie tröstend.
- Was ist nun mit morgen? fragte Opa, der verwirrt seine Pfeife direkt auf Jonathans Brot lag.
- Du kommst doch mit?
- Nein, ich komme nicht mit. Ihr kennt doch unseren Nachbarn! sagte die Mutter müde.
Alle nickten. Sie kannten nur zu gut den Nachbarn auf der anderen Seite der Hecke am Ende des Gartens. In einem kleinen Haus auf einem unordentlichen Grundstück mit alten Autowracks und Müll, wohnte der Klatschreporter Danny Dongsted. Wenn Danny Dongsted hörte, dass die Mutter plötzlich abreiste und jede Menge Termine absagte, würde er nicht aufhören Fragen zu stellen, bevor er die ganze Geschichte kannte. Danach würde die Nachricht direkt an Ekstra Bladet gehen. Oder wer auch immer zahlen würde.
- Jetzt hab’ ichs! Opa nahm seine Pfeife vom Brot und gab auf sie anzumachen. Er sagte stattdessen:
- Großvater und ich fliegen nach Holland. Dann fahren wir zur Wohnung und schauen uns um!
- Und ich komme mit! platzte es aus Jonathan, der eifrig aufsprang:
- Es ist mein Vater. Es ist meine Idee. Ich bin ein großer Junge. Teenager! Ich komme mit!
Opa machte den Mund auf, machte ihn aber schnell wieder zu. Die Mutter schaute Jonathan an.
- Nein, mein Schatz. Das geht nicht! Das ist nichts für Kinder. Du bleibst hier bei uns!
- Aber Mama! Es…
- Kein „aber”. So ist es und so bleibt es!
Jonathan war den Tränen nahe. Er stand auf und rannte ins Wohnzimmer. Der kleine Bruder wachte erschrocken auf.
- Was ist los? Hat Papa angerufen?
Er rieb sich die Augen und sah wie sein Bruder die Tränen wegwischte.
- Was ist los, Jonathan?
Jonathan setzte sich auf die Couch. Er erzählte enttäuscht, was die Erwachsenen über seinen Kopf hinweg entschlossen hatten. Das er nicht mitkommen konnte. Das nur Großvater und Opa in Holland auf Spurensuche gehen sollten.
- So eine Kacke! Ich meine… Mist!
Kristoffer sah vor sich hin. Nach einer Weile kniff er die Augen zusammen und lächelte ein wenig.
- Hör mal. Ich habe eine Idee…