Читать книгу Myome selbst heilen - Dr. Barbara Rias-Bucher, Prof. Dr. Ingrid Gerhard - Страница 7

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MIT PFLANZEN HEILEN


Im europäischen Mittelalter kümmerten sich zunächst vor allem die Nonnen und Mönche des Benediktinerordens um Pflanzenzucht, Heilpflanzenanbau und Krankenpflege, denn der Ordensgründer Benedikt von Nursia (480–547) hatte die Sorge für die Seele mit der Sorge für den Körper verbunden. Damals entstanden frühe Formen der Phytotherapie, denn Pflanzen waren die wichtigsten Heilmittel. Kräuter, die Hildegard von Bingen (1098–1179) in der Therapie empfahl, spielen noch heute eine wichtige Rolle in der Naturheilkunde: So entspricht zum Beispiel die Anwendung von Schafgarbe (→ Seite 20 f.) bei Blutungen auch der heutigen Indikation.

NEUES THERAPIEKONZEPT

Im 12. Jahrhundert entwickelte sich unter dem Einfluss muslimischer Ärzte ein neues therapeutisches Konzept, das die Wirkung einer Pflanze auf den Organismus betonte, die auf unterschiedlichen Eigenschaften der Pflanze beruhen kann. Folglich muss man nicht die ganze Pflanze verwenden. Man kann Teile nutzen, sie bearbeiten und als Arzneien zubereiten.

Außerdem, so betonten die arabischen und persischen Mediziner, lassen sich die Eigenschaften einer Pflanze auf andere Dinge übertragen: Kocht man zum Beispiel Schafgarbe mit Wasser zu Tee, so bleiben ihre Eigenschaften und Wirkungen trotz des Zusatzes von Wasser erhalten. Der Tee schmeckt bitter und macht die Mundschleimhaut aufgrund der Gerbstoffe leicht pelzig. Als Getränk wirkt der Tee verdauungsfördernd und blutstillend, als Umschlag wundheilend und entzündungshemmend. Doch was man damals nur beobachtet und angewendet hat, können wir heute erklären: Gerbstoffe verändern Haut- und Schleimhautproteine, sodass Gewebe sich verdichtet und Blutgefäße sich zusammenziehen. Auf der Haut bildet sich ein trockener Schutzfilm, der die Heilung fördert, weil Wunden nicht mehr nässen.

PHYTOTHERAPIE HEUTE

Die Natur hat Pflanzen mit so vielen Chemikalien ausgestattet, dass Pharmakologen sie als »biochemische Großlabore« bezeichnen. Zu den etwa 3000 Heilpflanzen zählen die meisten Kräuter, bestimmte Bäume und Sträucher, deren Rinde, Früchte oder Blätter man nutzt, außerdem Samen oder Knollengewächse wie Ingwer oder Kurkuma, die wir auch als Gewürze verwenden. Unter den mehr als 2000 zugelassenen Phytopharmaka gelten etwa 500 als traditionelle Arzneimittel. Dank der modernen Forschung spielen Prävention und Heilung mit Pflanzen nun eine bedeutende Rolle neben der Schulmedizin.

Immer mehr Frauen sehnen sich nach einem ganzheitlichen Leben, wollen achtsam umgehen mit der Natur und entscheiden sich folglich für die Komplementärmedizin. Doch ein ausdrücklicher Erfolg einer bestimmten Komplementärtherapie ist bisher noch nicht nachgewiesen.

Heute unterscheiden wir zwischen traditioneller und rationaler Phytotherapie: In der traditionellen Pflanzenheilkunde setzt man weniger auf einzelne Wirkstoffe, sondern mehr auf das Zusammenspiel vieler Faktoren. So setzt man Bittermittel (Amara) viel breiter ein, zum Beispiel auch als Stärkungsmittel bei Erschöpfungszuständen, während die rationale Phytotherapie gezielt den Bitterwert einer Pflanze und seine Wirkung auf die Magensaftproduktion untersucht. Die rationale Phytotherapie ist kontrolliert und beruft sich auf klinische Studien.

Vielen Heilpflanzen schreibt man jedoch auch Wirkungen zu, die sich auf Körper, Geist und Seele beziehen. Denn offenbar stärken sie die Fähigkeit zur Selbstheilung und setzen über das Immunsystem die Abwehrkräfte in Gang. Weil sich nicht immer klären lässt, welcher Inhaltsstoff entscheidend ist, kann man vermuten, dass gemäß der traditionellen Phytotherapie das ganze Wirkstoffspektrum der Pflanze eine Rolle spielt. Am besten verbindet man also die Präzision der rationalen Phytotherapie mit Erfahrung und Intuition der traditionellen Phytotherapie. Und genau diese Kombination hat sich in der Frauenheilkunde bewährt.

FRAUENKRÄUTER BEI MYOMEN

Erstens wählt man Frauenkräuter, die den Hormonspiegel ausgleichen, z. B. Schafgarbe, Hirtentäschel und Rotklee. Sie enthalten hormonähnliche Substanzen, die das Wachstum von Myomen reduzieren oder ganz unterbinden. Diese Phytoöstrogene kommen nur in Pflanzen vor und gehören zu den Polyphenolen, einer wichtigen und großen Gruppe von Bioaktivstoffen. Sie besetzen einen Teil der Rezeptoren, an denen normalerweise das Östrogen andockt. So erhält die Hypophyse die Meldung, dass der Hormonspiegel im Lot ist. Doch weil Phytoöstrogene biochemisch keine Hormone sind, beeinflussen sie auch den Östrogenspiegel nicht negativ, sondern bringen ihn sogar in die richtige Balance. Modern gesprochen, handelt es sich um durchaus sinnvolle Fake News in Richtung Hypophyse, die eine zentrale Rolle bei der Regulation des Hormonsystems spielt.

Auch durch richtige Ernährung können Sie Eisenmangel ausgleichen, der durch Blutverlust verursacht wird.

Details finden Sie auf → Seite 8 und in der Lebensmitteltabelle → Seite 36 ff. beim Kreuzchen zur Blutbildung.

Zweitens setzt man Heilpflanzen ein, die Blutungen verhindern oder sogar stillen, damit es nicht zur Folgeerkrankung Anämie kommt: Gerbstoffhaltige Pflanzen wie Frauenmantel, Blutwurz und Wiesenknopf verengen die Blutgefäße und helfen bei zu starker Blutung. Hirtentäschel wird wegen seiner blutungsregulierenden Eigenschaften auf die Gebärmutter ebenfalls bei starker Blutung empfohlen.

Drittens können Heilpflanzen Krämpfe und Schmerzen lindern: Salicylsäurever-

bindungen in Weidenrinde und Mädesüß sind Schmerzstiller, Cumarine in Gänsefingerkraut, Bitterstoffe in Frauenmantel und Schafgarbe helfen bei Krämpfen im Unterleib, Phenolsäuren und Flavonoide in Brennnesseln wirken ebenfalls schmerzstillend.

PFLANZENHEILMITTEL

Wenn nicht operiert werden muss, können Sie Myome mit natürlichen Heilmitteln bekämpfen oder sie zumindest am Wachsen hindern. Zur Vorbeugung eignet sich Phytotherapie generell, ebenso wie eine konsequente Umstellung der Ernährung (→ Seite 24 ff.).

TEEMISCHUNG BEI MYOM

Trinken Sie 4 bis 8 Wochen lang täglich 2 Portionen dieser Teemischung:

1 Je 30 g Schafgarbe und Hirtentäschel sowie je 20 g Besenginster und Frauenmantelkraut in einem Schraubglas oder einer Teebüchse mischen.

2 Pro Teeportion 1 TL dieser Mischung in eine normal große Tasse geben, mit heißem (nicht mehr kochendem) Wasser aufgießen und 7 Minuten zugedeckt ziehen lassen.

3 Etwa drei Tage, bevor die nächste Menstruation einsetzt, die Portionen auf 4 Tassen pro Tag steigern und bis zum dritten Tag der Monatsblutung trinken.


Beachten Sie bitte: Hirtentäschelkraut nicht allein verwenden, denn dann wirkt es nicht zuverlässig. Und Schafgarbe keinesfalls stärker dosieren, weil sich der gewünschte Effekt dann ins Gegenteil verkehrt, die Blutung also stärker wird.

TEEKUR BEI BLUTUNGEN

1 45 g Weinlaubblätter, 30 g Brennnesselblätter, 15 g Schafgarbenkraut und 15 g Frauenmantelkraut mischen.

2 Für die tägliche Dosis 2 bis 3 EL der Mischung mit 1 l heißem (nicht mehr kochendem) Wasser übergießen, knapp 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen, dann abseihen.

3 Den Tee nach den Mahlzeiten über einen Zeitraum von 6 bis 8 Wochen lang trinken.

TROPFEN BEI STARKER BLUTUNG

Lassen Sie sich in der Apotheke 25 ml Blutwurzeltinktur, 15 ml Hirtentäscheltinktur und 15 ml Wiesenknopftinktur mischen, und nehmen Sie davon 2- bis 4-mal täglich 15 bis 20 Tropfen mit etwas Wasser ein.

TEEMISCHUNGEN GEGEN KRÄMPFE

Beide Mischungen helfen. Wählen Sie einfach, was Ihnen besser schmeckt.

Mischung 1:

1 60 g Mädesüßblüten, 25 g Erdrauchkraut, 25 g Gänsefingerkraut, 15 g Frauenmantelkraut und 10 g Heidekrautblüten mischen.

2 Pro Anwendung 1 gehäuften TL mit 1 großen Tasse heißem (nicht mehr kochendem) Wasser aufgießen und zugedeckt 10 bis 12 Minuten ziehen lassen, dann abseihen.

Davon können Sie 2 bis 4 Tassen täglich möglichst vor oder zu den Mahlzeiten trinken, und zwar 4 Wochen durchgehend, dann bei Besserung reduzieren.

Mischung 2:

1 40 g Fenchelsamen, 35 g Schafgarbenblüten, 25 g Kamillenblüten sowie 20 g Majorankraut mischen.

2 Pro Anwendung 1 gehäuften TL der Mischung mit 1 großen Tasse heißem (nicht mehr kochendem) Wasser aufgießen und zugedeckt 10 bis 12 Minuten ziehen lassen, dann abseihen.

Zwischen den Mahlzeiten täglich 2 bis 4 Tassen trinken und den Tee ebenfalls 4 Wochen durchgehend anwenden und erst bei spürbarer Besserung reduzieren.

PRÄPARATE

Bei zu starken Blutungen: 3-mal täglich 1 bis 2 Dragees Styptysat plus (Bürger) mit Hirtentäschel und Vitamin K. Als ausgleichendes Basismittel wirkt Frauenmanteltinktur: 3-mal täglich 3 bis 5 Tropfen CERES Alchemilla Urtinktur (ALCEA) über einen längeren Zeitraum einnehmen.

KRÄUTER SELBST SAMMELN

Bei einer gezielten Phytotherapie ist es nicht sinnvoll, Kräuter selbst zu sammeln, denn gewöhnlich braucht man stark konzentrierte Präparate als Tinkturen, Extrakte, Kapseln oder Dragees, die Sie in der Apotheke bekommen. Auch für Teemischungen geht man besser in die Apotheke oder in ein Kräutergeschäft, das sich auf Phytopharmaka spezialisiert hat. Kräuterwanderungen sind zeitaufwendig, und selbst wenn Sie sich gut auskennen, müssen Sie die richtigen Plätze finden. Sammeln ist nicht immer möglich: Hirtentäschel wächst zwar das ganze Jahr über, doch für Schafgarbe, Frauenmantel und andere Heilpflanzen trifft das nicht zu. Und damit Kräuter optimal wirken, müssen sie fachgerecht getrocknet und aufbereitet werden.

Selbst gesammelte und frisch gepflückte Garten- und Wildkräuter sind jedoch sehr hilfreich zur Unterstützung der Phytotherapie, weil man sie zum Beispiel in Salat, Smoothies oder Rohkost mischen kann. Dazu finden Sie Tipps und Rezepte → ab Seite 132.

SCHUTZ DURCH PFLANZEN

Vor allem die Inhaltsstoffe von Artischockenblättern und Mariendistelsamen unterstützen die Leber in ihrer Funktion. Bitterstoffe, Phenole und Flavonoide in Artischocken fördern die Fettverdauung, wirken entkrampfend und tragen so zur Entlastung der Leber bei. Silymarin in Mariendistelsamen macht lebergiftige Substanzen unschädlich, fördert den Gallenfluss und hilft bei der Regeneration von Leberzellen. Außerdem entschärft Silymarin aggressive Sauerstoffverbindungen und dient damit auch dem Immunsystem.

Auch leberfreundliche Ernährung trägt bei Myomen zu Vorbeugung und Schrumpfung bei. Weitere Informationen finden Sie auf → Seite 27 f.

In der Apotheke bekommen Sie beide Wirkstoffe als Kapseln. Artischocken gibt es auch als Frischpflanzensaft und Tabletten im Reformhaus.

Laut aktueller Studien scheinen auch zwei Substanzen in Algen die Entgiftung des Körpers über die Leber zu fördern: Chlorophyll und Alginsäure. Bei den Mikroalgen Chlorella und Spirulina gilt Chlorophyll als starkes Antioxidans, das freie Radikale entschärft, Blutfettwerte reguliert, den Darm saniert und damit das Immunsystem stabilisiert. Speziell Chlorella soll Schwermetalle durch ihre Zellmembran aufnehmen, im Organismus binden und ausleiten. Je nach Dosierung kann man diesen Prozess steuern: Kleine Mengen an Chlorella setzen die Ausleitung in Gang, größere Mengen unterstützen sie.

ACHTUNG!

Hin und wieder ein Detoxing-Smoothie (Rote-Bete-Smoothie und Grünes-Gemüse-Smoothie, → Seite 136 und 137) ist gut fürs Wohlbefinden. Doch eine Regulationstherapie zur Entgiftung und Ausleitung dürfen Sie nur unter fachkundiger Anleitung durchführen: Lassen Sie sich von Ihrer Ärztin, Heilpraktikern oder Naturheilkundigen beraten.


Myome selbst heilen

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