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Differentielle Psychologie
Was ist das?
Die “Differentielle Psychologie”, die sich eng mit der Persönlichkeits- und Verhaltenspsychologie überschneidet, ist ein Unterbereich der “Allgemeinpsychologie”. Wie die Übersetzung aus dem Griechischen bereits erklärt, handelt es sich bei Psychologie um die Lehre von der Seele (griech.-lat. psychologia, "die Lehre der Seele") und ist damit eine tief gehende, emotionale Wissenschaft, die sich mit den Abläufen im Kopf, den neuronalen Signalen beschäftigt, die uns auf gewisse Weisen handeln beziehungsweise denken lassen und die auch unsere Persönlichkeit von Grund auf prägen. So wird die Verhaltenspsychologie selten im Alltag, bei “gesunden” Menschen, angewandt. Wer an das Wort Psychologie allein denkt, denkt meist schließlich sofort an Menschen, die aus der Reihe tanzen und damit nicht der allgemeinen Norm entsprechen. Ganz so drastisch ist es dann aber doch nicht. Stattdessen ist die differentielle Psychologie eine Methode von Psychologen, Psychiatern und Therapeuten, um Patienten besser zu verstehen, die eine schwierige Persönlichkeit aufgrund von Schicksalsschlägen, wie beispielsweise Kindheitstraumata oder Gewalt in einem gewissen Alter, entwickelt haben. Dies können daher also auch Menschen sein, die sich vor besagten Schicksalsschlägen einmal vollkommen “normal” verhalten haben. Es geht also darum, Menschen mit einer komplizierten und teils schwierigen Persönlichkeit zu helfen. Die Verhaltenspsychologie dagegen ist tatsächlich auch unter Menschen, die nicht studiert haben, beliebt und daher auch für den alltäglichen Gebrauch gemacht, da diese sich nur um das allgemeine Verhalten dreht anstatt um die wirklich schwierigeren Fälle. Die differentielle Psychologie dagegen kümmert sich um genau solche Fälle und ist daher weniger für den alltäglichen Gebrauch geeignet. Doch auch, wenn dieser Themenbereich nicht oft im Alltag verwendet wird, kann dies für Persönlichkeitsbegeisterte durchaus interessant sein. Vieles erscheint mit einem Mal deutlich klarer und einiges wird erklärt, wenn sich jemand erst einmal mit der eigenen Persönlichkeit oder der Persönlichkeit eines anderen auseinandersetzt. Wie allerdings geschieht das?
Bei der Verhaltenspsychologie handelt es sich um eine sogenannte empirische Wissenschaft. Um besagten Ausdruck kurz zu erklären: die differentielle Psychologie sowie die Persönlichkeitspsychologie und auch die Allgemeinpsychologie basieren auf spezifischen Beobachtungen, in denen Daten gesammelt werden, aus denen kategorisierte Bilder erstellt werden, die dann auf einzelne Personen übertragen werden können. Kurz gesagt bedeutet das vor allem, dass es bei der differentiellen Psychologie kein wirkliches Handbuch gibt. Jeder Mensch denkt anders und basierend auf diesen Gedankengängen verhält sich auch dementsprechend jeder Mensch anders. Es treten gewisse Verhaltensmuster auf, über die man sich kategorisch informieren kann und die durchaus Aufschluss über die Gedanken und das Handeln besagter Person geben, letzten Endes aber ist die Persönlichkeitspsychologie ein niemals endender Lernprozess, da es immer einen Charakter oder eine Persönlichkeit einer neuen Person gibt, die so vielleicht nicht in das Lehrwerk hineinpasst. In unserer heutigen Zeit kommen immer neue Schicksalsschläge hinzu und jeder Mensch reagiert auf diese anders, sodass nur selten wirklich kategorisch gearbeitet werden kann. Eine empirische Wissenschaft besteht also aus Erfahrung, Übung und Erkenntnis.
Es gibt auch allgemeingültige Kriterien einer Wissenschaft. Eine Wissenschaft …:
Findet allgemeine Gesetzmäßigkeiten.
Ist objektiv.
Stellt widerlegbare Behauptungen auf.
Nimmt gegenüber jeder Art von Behauptung eine skeptische Haltung ein.
Bleibt offen für neue Ideen und Behauptungen.
Ist kreativ.
Findet in der Öffentlichkeit statt.
Ist produktiv.
Schließlich entwickelt sich jede Persönlichkeit aufgrund von äußeren Reizen vollkommen anders. Kategorisch kann man gewisse Datensets erstellen, die einen Überbegriff für gewisse Störungen und Krankheiten bilden, wie es beispielsweise bei einer narzisstischen Persönlichkeit der Fall ist, allerdings ist der Grund dieser Störung bei jedem Patienten und Probanden vollkommen unterschiedlich. Dies gilt es mit dem Empirismus herauszufinden.
Der Empirismus beziehungsweise die empirische Wissenschaft, auf der auch die differentielle Psychologie beruht, welche eng mit der Persönlichkeitspsychologie verbunden ist, entspricht schließlich dem Gedanken, dass Erfahrung allein und damit auch der verbundene Lernprozess die einzige Quelle der Erkenntnis sei, was wieder unterstreicht, dass man im Bereich der Verhaltens- und Persönlichkeitspsychologie nicht einfach so mit einem Lehrbuch oder einem Handbuch arbeiten kann, sondern man vielmehr durch die Praxis lernt und versteht, bis das „Lesen eines Menschen“ irgendwann nichts weiter als ein unterbewusster Vorgang ist, der ganz von allein vonstattengeht. Der Gedanke von der Überzeugung von Beobachtungen für den Erkenntnisgewinn ist nicht nur in der Psychologie stark vertreten und wird mittlerweile als Hauptpraxis angesehen, sondern er entstammt vor allem dem Gedanken der Philosophie, von der fast alle Wissenschaften überhaupt erst abstammen. Grundlage jeder Wissenschaft ist schließlich die Methodologie, die Methodenlehre. So basieren physische und chemische Erkenntnisse auf den jeweiligen aufschlussreichen Beobachtungen der durchgeführten Experimente, welche eine These belegen und unterstreichen oder widerlegen sollen. In der Psychologie, die genauso als eine Wissenschaft angesehen wird, auch wenn sie deutlich mehr der nicht materiellen Ebene der Gedanken und Emotionen entspringt, ist dies ähnlich. So werden durch Selbst- oder auch Fremdbeobachtungen Einschätzungen gegeben, die dann umgesetzt werden können. Empirisch bedeutet dementsprechend nichts weiter, als Erkenntnisse und Verfahren mit Erfahrung zu prüfen.
Mit dem Begriff “Differentielle Psychologie” wird am häufigsten der Zusammenhang mit dem Bereich der Persönlichkeitspsychologie genannt.
Zwar ist die Persönlichkeit eines Menschen von der Geburt an von den Eltern und Erziehungsberechtigten geprägt, die diesem Kind, egal, ob nun Junge oder Mädchen, das vermitteln, was ihnen selbst beigebracht worden ist, und sie dementsprechend oftmals ihre Kinder nach ihrem Abbild formen, so ist jedes Kind doch vollkommen einzigartig und diese Einzigartigkeit wird sich im späteren Erwachsenenleben stark ausweiten und verbreiten. Manchmal entstehen dabei massive Unterschiede zu den eigentlichen Eltern, obwohl diese ihr Kind selbst aufgezogen haben und sie sich dementsprechend eigentlich gleichen müssten; meist zumindest. Diese Unterschiede entstehen oft durch äußere Reize; diese können positiv, allerdings meist auch negativ sein. Während es bei dem Prinzip der klassischen Konditionierung darum geht, eine angeborene Störung beispielsweise zu beheben, wie ein angeborenes Lerndefizit, welches das Aufwachsen eines Kindes entscheidend prägt, arbeitet die Reiz-Reaktions-Psychologie mit später auftretenden, meist nicht angeborenen Reaktionen und Situationen, wie dem Zusammenzucken der Muskeln vor Angst, wenn eine Person gegenüber einer anderen ängstlichen Person die Stimme oder die Hand erhebt, weil eben genau diese Person mit so etwas bereits negativ in der Vergangenheit zu kämpfen hatte.
Das Prinzip der klassischen Konditionierung, also dass durch Lernen und Verstehen einer meist angeborenen Reaktion und dem dazugehörigen Verhalten eine neue Reaktion und ein neues Verhalten gegeben werden kann, wurde bereits 1904 von dem russischen Physiologen Iwan P. Pawlow entdeckt, aber erst mit dem Behaviorismus gewann die Persönlichkeitspsychologie an Popularität.
Besagter Behaviorismus (englisch; Behavior = Verhalten) wurde 1913 das erste Mal von John B. Watson begründet. Die sogenannte Reiz-Reaktions-Psychologie beschäftigt sich mit der objektiven Erfassung und Messung des menschlichen Verhaltens in bestimmten Situationen.
Abbildung 4: Reiz-Reaktion
Vom Behaviorismus, der später zur eigentlichen Verhaltenspsychologie wurde, kam der Gedanke, dass die Psyche eines Menschen und damit auch dessen Reaktionen und Verhalten allein durch die Umwelt dieser Person beeinflusst werden. Das hat vor allem mit Erinnerungen zu tun. Das Reiz-Reaktions-System erklärt sich so, dass durch einen bestimmten Reiz eine darauffolgende bestimmte Reaktion folgt. Es findet ein Lernprozess statt. Beispielsweise lernen Tiere, vor allem Hunde, durch ein Belohnungssystem, welche Übung, welches Verhalten richtig und falsch ist. Ein Reiz, sei es, die morgendliche Zeitung zum Besitzer zu bringen, wird durch eine Belohnung als ein positiver Reiz angesehen, welcher erinnert und abgespeichert wird, und genau durch diese Erinnerung folgt eine positive Reaktion, nämlich, dass der Hund seine Aufgabe erfüllt und die Zeitung zum Besitzer bringt, weil er nun jedes Mal eine Belohnung erwartet. Es wurde also auf einen bestimmten Reiz hin eine andere Reaktion gelernt, die es vorher nicht gab oder nur in veränderter Form. Dieser Lernprozess ist allerdings nicht immer positiv. Negativ funktioniert es genauso. Jemand, der beispielsweise Angst vor Spritzen und Injektionen hat, hat meist mit negativen Erinnerungen zu kämpfen, die in einem negativen Reiz resultieren. Daraus entsteht eine negative Reaktion; die Angst vor Spritzen. Ein solcher negativer Reiz kann durch viele Situationen begründet werden, dabei muss diese Erinnerung nicht einmal wirklich existent sein. Es muss nicht unbedingt ein Vorfall bei der letzten Standardinjektion beim Hausarzt sein, sondern ein solcher Reiz kann auch aus Filmen heraus entstehen, wenn es in einem Horrorfilm beispielsweise um eine Tortur durch Spritzen ging. Selbst Träume, die unterbewusste Gedanken verarbeiten, können als negative Reize wahrgenommen werden, egal, ob es in diesen Träumen um etwas geht, was wirklich schon einmal passiert ist oder ob ein fiktionaler Gedanke verarbeitet wird. So oder so ist ein Reiz entstanden und in diesem Moment hat der Verstand den Reiz bereits als negativ aufgenommen und abgespeichert – und etwas Negatives zu verarbeiten, ist meist deutlich schwieriger, als neue, positive Reize zuzulassen oder überhaupt erst wahrzunehmen.
Darauf beruht das System der Persönlichkeitspsychologie. Schwierige Persönlichkeiten entstehen meist durch äußere Einflüsse. Das können die Eltern sein, die ihr Kind auf eine gewisse Art geprägt haben und in der Erziehung etwas falsch gemacht haben, was in unserer heutigen Zeit deutlich häufiger vorkommt, als es der Fall sein sollte oder aber es kann sich dabei um schwere Schicksalsschläge handeln, wie traumatische Erfahrungen, die Angststörungen, Aggressionen, Narzissmus und auch die Fähigkeit, sich nicht von materiellen Dingen trennen zu können, hervorrufen.
Die differentielle Psychologie beschäftigt sich also mit dem Verhalten eines Menschen, wie es auch bei der Verhaltenspsychologie der Fall ist und analysiert aus den Erkenntnissen dessen Persönlichkeit, um psychisch erkrankten Menschen oder Personen, die durch schwere Zeiten gegangen sind, zu helfen und sie wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Alles in allem hängt die Persönlichkeitspsychologie stark mit der Verhaltenspsychologie zusammen und sie wird teilweise sogar als derselbe Themenbereich angesehen, allerdings ist die differentielle Psychologie meist komplexer und damit ein Folgeschritt der eigentlichen Verhaltenspsychologie.