Читать книгу Saving Rapunzel - Rabea Blue - Страница 9
ОглавлениеKapitel Vier
»Miss Willow, nun möchte ich gerne an die letzte Frage meines Kollegen anknüpfen. Sie hatten also nicht den Eindruck, dass die Halls verliebt waren. Gab es denn oft Streit zwischen den beiden? Meinungsverschiedenheiten, Diskussionen, irgendetwas in der Art?«
»Das schon, ja«, bestätigte Barbara. »Mr. Hall hatte genaue Vorstellungen davon, wie sich seine Mitmenschen zu verhalten hatten. So auch Mrs. Hall. Wenn ein Detail abwich, wurde der Chef schnell laut.«
»Welche Vorstellungen hatte er Ihrer Meinung nach von Jane Hall als Ehefrau?«
»Wie meinen Sie das?«, blinzelte Barbara Willow irritiert.
»Nun, wenn Sie sagen, dass die beiden nicht aus Liebe geheiratet haben, was hat sie dann zusammengeführt? Haben Sie diesbezüglich eine Vermutung?«
»Aus Gesprächen zwischen den beiden habe ich mitbekommen, dass Mr. und Mrs. Hall versuchten, Kinder zu bekommen. Es klappte nicht. Über die möglichen Gründe stritten die beiden häufiger.«
Larsson sah seine Zeugin gebannt an. »Und waren das Streitigkeiten, die von beiden Seiten kamen? Oder war einer der Beteiligten wütender als der andere?«
Allmählich schien sich Barbara unwohl zu fühlen. Nervös rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her. »Mr. Hall war meist derjenige, der sprach. Mrs. Hall war mehr eine ruhige Person, die wenig Kontra gab.«
»Hier sind die Mädchen in dem gewünschten Alter«, erklärte die Frau den beiden Männern. Sie trug eine Brille und hatte ihre Haare, wie alle Frauen des Alten Kreises, zu einem straffen Zopf geflochten. Von den Kindern nahm kaum jemand von den drei Erwachsenen Notiz. Alle waren zu tief in ihre Hausarbeiten vertieft.
»Und, Theodore? Ist eine dabei, die du bevorzugst?« Samuel Jones sah seinen Freund feixend an. »Die Erzieherinnen haben hier ganze Arbeit geleistet, was das Aussehen der Mädchen betrifft. Eines schöner als das andere. Dabei trotzdem natürlich. Genau so, wie du sie magst, nicht wahr?«
Mr. Hall nickte. Gedankenversunken fuhr er sich mit der Hand durch seine grau-melierten Haare, während er die Mädchen der Reihe nach musterte. Zwei saßen ein wenig abseits der anderen. Konzentriert häkelten sie geringelte Socken. An einem der beiden Mädchen blieb Theodores Blick besonders lange hängen.
»Was ist mit der da?« Er zeigte auf Jane. »Warum hat sie so lange Haare?«
Die Erzieherin zuckte mit den Schultern. »Das wissen wir auch nicht. Es scheint eine Art Anomalie zu sein. Doch sie ist sehr gut im Hauswirtschaftsunterricht und überdurchschnittlich fleißig. Auf jeden Fall eine gute Wahl, Mr. Hall.«
Damit war sich Theodore nicht sicher, doch er konnte die Augen nicht mehr von Jane abwenden. Ihre zarte Person, der blasse Teint und die schmalen Glieder machten sie in seinen Augen außerordentlich vorzeigbar. Wenn er sie bei Geschäftsessen als Frau präsentierte, würde er mit Sicherheit von allen anderen Männern beneidet werden. Außerdem war sie jung genug, um ihm endlich seine Erben zu schenken.
»Wie lange ist sie schon bei uns?«, wollte er wissen. Er beobachtete genau, wie sie die Stricknadeln bewegte, wie sie an dem Wollknäuel zog.
»Jane ist bei uns, seit sie ein Säugling war«, antwortete die dürre Frau neben ihm.
»Eine Waise?«
Sie nickte. »Davon gehen wir aus. Doch wie so oft haben wir Erzieherinnen keine genauen Informationen über die Herkunft der Mädchen.«
Jones klopfte Theodore auf die Schulter. »Willst du noch andere Heime besuchen? Oder hast du dich schon entschieden?«
Rasch zuckte Theodores Blick erneut über die anderen Schülerinnen. Doch er hatte seine Wahl bereits getroffen.