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Der Seuchengott

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Große Weisheit hat keine äußerliche Gestalt, gut Ding will lange Weile haben, starke Töne erklingen selten

– Lü Buwei –

Vor vielen Jahren saß ein alter Wandersmann unter einem Baum, machte Rast.

Da kam der Gott der Seuchen an seinem Platz vorbei, der Mann erschrak und Angst überfiel ihn. Trotzdem grüßte er den Gott und fragte ihn, was er denn in dieser Gegend mache, warum er hier sei.

Der Seuchengott antwortete ihm, er sei auf dem Weg in die nächste Stadt, um dort 100 Bewohner zu töten, das sei seine Aufgabe, das müsse er machen.

Froh, dass der Gott nicht ihn töten wollte, verabschiedete sich der Mann vor der furchteinflößenden Gestalt, nahm sich eine Flasche Wein aus seinem Sack und leerte sie in einem Zug, er fiel in einen tiefen Schlaf und fing an tief zu träumen.

Der Wahnsinn hatte ihn ergriffen, nun sah er die Stadt vor sich, viele Menschen starben eines furchtbaren Todes, überall war Feuer, Rauch, Gestank und Schreie. Auch sah er in seiner Einbildung den Seuchengott durch die Stadt streifen, wie er dabei die Menschen mit einem Stab berührt, wie diese dann anfingen zu schreien, in Panik wegliefen, eine Apokalypse spielte sich in seiner Vorstellung ab.

Auf einmal drehte sich der Seuchengott um, sah den Wandersmann direkt an, im Traum, ohne Warnung. Der Wanderer nahm allen Mut zusammen und sprach den Gott an: „Du sagtest mir unter dem Baum, dass Du 100 Menschen töten wolltest, ja müsstest, nun sind abertausende schon tot und viele mehr werden sterben, warum tust Du das, warum tötest Du mehr Bewohner als es deiner Aufgabe entspricht“?

Der Seuchengott antworte: „Aber ich habe nur 100 getötet, die anderen Menschen sterben an ihrer Angst, an der Furcht, am Grauen. Und an den Ereignissen, die aus diesem Horror entstehen; ich habe nur meine Arbeit gemacht und 100 getötet, der Rest stirbt an den Folgen, für die die Menschen selbst verantwortlich sind, nicht wegen mir, ich habe die Ursache gesetzt, ja, aber an den anderen Konsequenzen bin ich nicht schuld“.

Der Mann wachte schweißgebadet auf, nahm sein Bündel und ging seines Weges, in diese Stadt kam er nie wieder!

Was lernen wir aus dieser Geschichte?

Mit unserer Geisteshaltung bestimmen wir unser Ich, wir wirken damit auf unsere Umgebung ein, wir beeinflussen alles um uns herum, Menschen, Tiere, Dinge.

Das Grauen schleicht von Haus zu Haus, und klingelt alle Leute raus.

Ich baue jetzt meine Klingel ab, stelle mein Telefon aus, und auch sonst, ich bin nicht mehr zu erreichen für das Grauen.

Weisheit wächst an ruhigen Plätzen!

Buddhismus im Alltag II

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