Читать книгу Buddhismus im Alltag III - Rainer Deyhle - Страница 2
Das Spalier der toten Seelen
ОглавлениеIch bin das Gestern, das Heute und das Morgen, und ich habe die Macht, auch ein zweites Mal geboren zu werden. Ich bin die göttliche, verborgene Seele, die die Götter schuf und die Bewohner der Tiefe, des Ortes der Toten und des Himmels versorgt... Huldige dem Herrn des Schreines, der im Zentrum der Erde steht. Er bin ich, und ich bin er!
– Ägyptisches Totenbuch –
Zum Feuer der Verdammnis führt ein Spalier aus toten Seelen, der Schlangendämon droht die Welt ins Chaos zu stürzen.
Aus welcher Religion stammt dieser Text?
Er kommt aus dem Glauben der alten Ägypter, aus der Zeit der großen Pharaonen.
Im Tode mit dem Sonnengott vereinigt?
Magische Texte zeigen den Weg durch die altägyptische Unterwelt, die mit der heutigen Vorstellung von der Hölle große Ähnlichkeiten aufweist.
Sich erheben und wieder auferstehen, mit Magie aus den Pyramiden zu den Sternen aufsteigen; das heilige Drehbuch der Pharaonen stellt sich die Reise ins Jenseits wahrhaft höllisch vor. Gigantische Zeugnisse der Vergangenheit zeigen noch heute die vergangene Glaubenswelt auf.
Das Leben nach dem Tod, das war für das alte Ägypten der Inhalt des Daseins auf der Erde, sie hatten klare Vorstellungen, sie wussten, welche Vorbereitungen zu treffen waren.
Den Toten wurde Essen, Wein und Bier, Schätze und Waffen mit ins Grab gegeben, um auf der Reise ins Jenseits nicht darben zu müssen. Das gute Leben mitnehmen, das war ihre wichtigste Intention.
Die ersten Könige Ägyptens opferten sogar ihre Diener, um nicht alleine durch die magische Tür in eine andere Welt gehen zu müssen.
Viele Grundsätze prägten ihren Glauben, die später in anderen Religionen eine Wiedergeburt feiern würden.
Die Auferstehung war ein Prozess, durch verschiedene Pforten mussten die Toten gehen, Dämonen forderten ihnen viel ab, die finale Abrechnung wartete auf die Gläubigen.
Der ägyptische Erzdämon Apophis weist unglaubliche Übereinstimmungen mit Satan auf, Kreaturen der Unterwelt verschmolzen mit Göttern, erschwerten die Wege mit allerlei Aufgaben.
Das Leben nach dem Tod stand als universelle Religion aber jedem alten Ägypter offen.
Osiris und Isis konnten neues Leben erschaffen, die Schriften verehrten sie als Herren der Unterwelt, Menschen brachten ihnen über tausende von Jahren allerlei Opfer dar, die Heiligkeit wurde symbolisiert vom Gerichtssaal des Osiris.
Der Gott würde in seiner Halle über sie richten, das Herz des Verstorbenen würde auf einer Waage gegen eine Feder aufgewogen, als einen ultimativen Test der Wahrheit.
Wenn das Herz zu schwer war, wurden die Unreinen von einem heiligen Gott gefressen.
Die Angst vor der Vernichtung der eigenen Ewigkeit bereitete ständiges Unbehagen, die magische Tür zum Jenseits beschäftigte die Lebenden.
Die Verdammten wurden bestraft auf dem Weg zur Auferstehung, urzeitliche Gewässer mussten durchquert werden.
Feinde des Sonnengottes traten ihnen entgegen, die Reise näherte sich dem Ende.
Das Streben nach Unsterblichkeit, das neue Leben in Einklang mit einer Armee von Göttern. Götter der Ordnung und des Lichts besiegten die Dämonen.
Die Wiedergeburt als Sonne war am Ende des Weges vollbracht. Eine religiöse Erfahrung, die einen König zu einem Gott werden ließ.
Das Chaos wurde wieder einmal besiegt!
Sind Ähnlichkeiten zu neueren Religionen und Weltanschauungen wirklich nur Zufall?
Die Menschen haben sich schon seit vielen Jahrtausenden Gedanken über den Sinn des Lebens gemacht, Götter kamen, Götter gingen.