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Leben und Sterben

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Nicht den Tod fürchten wir, sondern die Vorstellung des Todes

– Seneca der Jüngere –

Um was geht es beim Chan-(Zen)-Buddhismus? Das ist eine berechtigte Frage!

Chan handelt von der Trennung von allem, von der Lösung von Anhaftungen, vom Verabschieden aus der eigenen Rolle, weg von der gefühlten Identität.

Und besonders geht es beim Chan-(Zen)-Buddhismus um die Natur des Lebens und des Todes, um die Angst vor dem Sterben an sich.

Wenn der Mensch in der Gegenwart lebt, im „Jetzt“ und im „Heute“, dann bleibt aber kein Platz für Ängste, da es nach Buddha ja auch keinen Tod gibt.

Nach dem Lehrer aller Lehrer gibt es nur die Verwandlung von einem Seins-Zustand zum nächsten, alle Ängste werden somit banal. Was immer die Zukunft bringen mag, es steht sowieso schon geschrieben; warum also sich darüber aufregen, oder gar davor fürchten?

Nach Buddha wird sich nur die Form unserer Existenz verändern, zuerst in die Körperlosigkeit gehen, so wie sich das menschliche Dasein ebenfalls jede Stunde verändert.

Die Körperzellen, die uns im letzten Jahr gebildet haben, die sind schon lange abgestorben, wir haben uns vollständig neu gebildet, immer wieder neu regeneriert. Vergleichbar mit den Fingernägeln, die ständig wachsen, die wir dann schneiden, und die wir, ohne weiter darüber nachzudenken einfach wegwerfen. Gerade waren sie ein Teil von uns, jetzt sind sie abgetrennt.

Der Mensch in seiner Unwissenheit macht sich aber ständig Gedanken um den Tod; über die Jahrhunderte und die verschiedenen Kulturen waren unsere Vorfahren regelrecht besessen vom Sterben. Die alten Ägypter (und andere Völker) balsamierten die Leichname mühevoll ein, das Leben nach dem Tod wurde eine „Wissenschaft“.

Unaufhörlich drehte sich das Leben um das Sterben, um diesen weit entfernten, ungewissen Moment. Wenn man darüber nachdenkt wirkt so manches äußerst makaber.

Beim Chan-(Zen)-Buddhismus geht es um die wahre Natur unseres Ichs, nicht um Illusionen. Unsere hergebrachte Art zu denken wird dabei völlig über den Haufen geworfen, Sorgen, Nöte, Ängste darüber, wie wir sterben werden, ob wir leiden müssen, ob unser „Ich“ einfach verschwinden wird, diese Gedanken werden schnell unwichtig.

Wenn wir in die Philosophie des Chan-(Zen)-Buddhismus eintauchen, dann werden wir nicht mehr durch unsere Gedanken und Fantasien geplagt.

Wir wissen um die Fakten: Geburt, Krankheit, Alter und Tod sind unausweichlich für die körperliche Existenz. Aber gibt es noch etwas darüber hinaus? Nach der Lehre Buddhas kommen wir von einer anderen Welt, unsere Persönlichkeit entstammt von dort, und dorthin werden wir zurückkehren.

Das ewige, substanzlose Anhaften an die momentane Existenz bringt nur Leiden mit sich. Wir sollten uns stattdessen um die grundlegende Überwindung von Leiden unserer Mitmenschen sorgen, hier unsere „Energie“ einbringen.

Das Leiden anderer Menschen zu sehen schmerzt uns immer wieder, wir sind hilflos zum Zusehen gezwungen, wir können nicht alle Lebewesen „retten“.

Haben Sie sich schon einmal mit der Lehre Buddhas näher beschäftigt? Das Gesetz von Ursache und Wirkung im ständigen Wandel, die Energie ändert sich, sie geht niemals verloren.

Kann es sein, dass wir zeitlos sind, niemals „enden“ werden? Nach der Weltanschauung Buddhas ist das so. Wenn wir unsere „Buddha-Natur“ erfassen, dann vergeht das Leiden, selbst körperliche Schmerzen werden überwunden.

Leben und Tod im Kreislauf des Seins ist ein Wechsel von Energie, eine Form geht in eine andere über. Nach Buddha „existieren“ wir nicht, und können daher auch nicht sterben.

Der Weg ist das Ziel!

Buddhismus im Alltag IV

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