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WAS LEHRTE PYTHAGORAS?

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Den Kern der pythagoreischen Philosophie bildet die Seelenlehre: Die Seele ist unsterblich. Sie ist einst aus dem Himmel auf die Erde herabgestürzt und wurde zur Strafe für irgendein Vergehen in das Gefängnis des Körpers eingesperrt. Wird sie durch den Tod des Lebewesens wieder vom Körper getrennt, kommt sie nach einer Zeit der Läuterung im Hades auf die Oberwelt zurück. Sie findet einen neuen Körper. Dieser Vorgang wiederholt sich viele Male. So wandert sie durch Menschen- und Tierleiber. Darauf spielt auch Xenophanes (VS 21 B 7) an, um sich über die pythagoreische Seelenwanderungslehre lustig zu machen:

Man erzählt, Pythagoras sei einmal zufällig vorbeigekommen, als ein Hund geschlagen wurde. Da habe er Mitleid gehabt und gesagt: „Hör auf und schlag den Hund nicht. Denn es ist doch die Seele eines Freundes, die ich erkannt habe, als ich ihn winseln hörte.“

Von Empedokles, der zu den bedeutendsten Pythagoreern zählt, ist folgendes Fragment erhalten, das den Zusammenhang zwischen Seelenwanderungslehre und Vegetarismus veranschaulicht (VS 31 B 136–137):

Die Pythagoreer sagen jedenfalls, wie auch Empedokles und die übrige Gruppe der Italiker, wir Menschen seien nicht nur mit den anderen Menschen und den Göttern verwandt, sondern auch mit den vernunftlosen Tieren. Denn es gebe einen einzigen Lebensatem, der wie eine Seele den ganzen Kosmos erfüllt und uns auch mit den Tieren verbindet. Deshalb werden wir, wenn wir sie töten und ihr Fleisch essen, Unrecht tun und uns an ihnen versündigen, als ob wir unsere Verwandten umbrächten. Daher ermahnten uns auch diese Philosophen, wir sollten uns der beseelten Wesen enthalten, und erklärten, die Menschen frevelten, „wenn sie den Altar der seligen Götter mit warmem Blut rot färbten“ . Und Empedokles sagt irgendwo: „Wollt ihr nicht mit dem bösartigen Morden aufhören? Seht ihr nicht, dass ihr euch in eurem Unverstand gegenseitig zerfleischt?“ Und dann fügt er noch hinzu: „Ein Vater hebt seinen eigenen Sohn hoch, der nur eine andere Gestalt bekommen hat, schlachtet ihn und spricht auch noch ein Gebet dazu, der Wahnsinnige! Die anderen aber [wissen nicht, was sie tun], wenn sie den um sein Leben Flehenden opfern. Er aber hört es nicht, schlachtet ihn unter lautem Geschrei und bereitet im Haus das furchtbare Mahl. Genauso packt der Sohn seinen Vater, und die Kinder nehmen ihrer Mutter das Leben und essen das eigene Fleisch.

Über die Seelenwanderungslehre, die Pythagoras als Erster nach Griechenland gebracht habe, berichtet auch der Geschichtsschreiber Herodot (2, 123):

Die Ägypter haben als Erste davon geredet, dass die Seele des Menschen unsterblich sei. Sobald der Körper gestorben sei, gehe sie immer in ein anderes Lebewesen ein. Nachdem sie aber durch alle Lebewesen, die das Land, das Wasser und die Luft bewohnen, hindurchgegangen sei, tauche sie wieder in den Körper eines Menschen ein, der gerade geboren werde. Ihre Wanderung dauere dreitausend Jahre.

Mit der Lehre von der Seelenwanderung, der Metempsychose, und von der Wiedergeburt der menschlichen Seele auch in den Körpern von Tieren und dem daraus sich ergebenden Verbot des Fleischgenusses sind auch noch bestimmte Speiseverbote (zum Beispiel das Verbot des Bohnenessens) verbunden, die sich allerdings weniger religiösmagisch erklären lassen als vielmehr mit einer medizinisch-diätetischen Ernährungslehre. Anscheinend sind bei Pythagoras und seinen Nachfolgern rational begründete und medizinisch bewährte Vorschriften für die körperliche und seelisch-geistige Hygiene von großer Bedeutung.

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