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DAS BUCH ZUM LIED

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Wie man das Nibelungenlied kennenlernen kann

Um das Nibelungenlied kennenzulernen, muss man es lesen. Das ist eine Binsenweisheit, aber damit fängt das Problem auch an: Was soll man lesen?

Die einfachste Antwort ist eine Empfehlung dafür, was man zu Anfang nicht lesen sollte, nämlich eine Mittelhochdeutsche Ausgabe. Man darf nicht vergessen, dass das Nibelungenlied aus mehr als 2300 vierzeiligen Strophen besteht (die Anzahl variiert je nach Handschrift). Selbst bei Kenntnis des Mittelhochdeutschen ist es eine gewaltige Aufgabe, das Nibelungenlied in dieser Sprache zu lesen. Noch schwieriger wird es, wenn man versucht, den Originaltext zu lesen, denn dann kommt zur Mittelhochdeutschen Sprache noch die ungewohnte Schrift (frühgotische Minuskel) mit fehlenden Satzzeichen und teils exzessivem Gebrauch von Abkürzungen hinzu. Wer es nicht glaubt, der sollte sich auf Seite 17 den Text aus der Handschrift C vornehmen, welche in einer sehr klaren Schrift abgefasst ist (die Handschriften A und B sind teilweise deutlich schwieriger zu entziffern).

Überzeugt?

Da im vorstehenden Kapitel der grobe Inhalt des Nibelungenlieds bereits vorgestellt wurde, ist es jetzt unterhaltsamer, eine der Nacherzählungen in Romanform zu lesen. Dem eiligen Leser wird empfohlen, sich Die Nibelungen neu erzählt von Michael Köhlmeier vorzunehmen. Ein verregneter Nachmittag reicht hierfür völlig aus, und man erfährt in diesem Buch auch einiges über die Jugendtaten von Siegfried. Deren Kenntnis setzt das Nibelungenlied nämlich voraus – die Siegfriedsagen müssen zur damaligen Zeit weit verbreitet gewesen sein.

Einen völlig anderen Erzählstil stellt Armin Ayrens Buch Meister Konrads Nibelungenroman dar. Es ist in der Ichform aus der Sicht eines Augenzeugen geschrieben, wobei der Name „Meister Konrad“ nicht zufällig gewählt worden ist. Einige Nibelungenliedforscher hielten nämlich einen Meister Chuonrad (Konrad) für den Autor des Nibelungenlieds. Meister Konrads Roman enthält zwei Teile, nämlich Siegfried und Kriemhilds Rache, eine Aufteilung, die auch von der Forschung häufig gewählt wird. Auch der berühmte Nibelungenfilm von 1924 von Fritz Lang besteht aus diesen beiden Teilen.

Joachim Fernau hat für seinen oft ironischen Roman Disteln für Hagen den Untertitel Bestandsaufnahme der deutschen Seele gewählt. So flüssig, wie sich dieses Buch lesen lässt, so bleibt doch ein nationaldeutscher Beigeschmack zurück. Ursula Schulze ist in ihrem Nibelungenliedbuch deutlich strenger als hier geurteilt wird. Schreibt sie doch, dass „Fernaus Psychogramm der deutschen Seele […] in dem nicht revidierten ideologischen Horizont der faschistischen Vergangenheit des Autors gründet.“ Lesen lässt sich das Buch trotzdem gut.

Franz Führmanns neu erzähltes Nibelungenlied, welches vor allem für den Schulgebrauch gedacht ist, hält sich eng an den Originaltext mit 39 Aventüren, also 39 Abenteuern bzw. Begebenheiten.

Die vorstehende Aufzählung ist keineswegs vollständig, denn es gibt noch zahlreiche andere Neu- und Nacherzählungen, die für das Kennenlernen des Nibelungenlieds sicherlich gleichermaßen geeignet sind.

Wer zu diesem vorliegenden Buch gegriffen hat, gehört wohl kaum zu der Sorte Mitbürger, die wenig lesen. Trotzdem werden hier ein paar Hinweise gegeben, wie man das Nibelungenlied kennenlernen kann, ohne es zu lesen.

Da gibt es zunächst in gut sortierten CD-Läden Hörbücher über das Nibelungenlied als Kurzfassungen und vollständige Lesungen.

Wer es noch unterhaltsamer will, der kann sich daheim Filme über die Nibelungen anschauen. Da ist zunächst Fritz Langs Klassiker Die Nibelungen von 1924. Er besteht aus zwei Teilen, nämlich Teil 1 Siegfried und Teil 2 Kriemhilds Rache. Man kann ihn mittlerweile als DVD kaufen.

Eine besonders seichte Unterhaltung ist der Film Die Nibelungen von 1966, der ebenfalls als DVD erhältlich ist. Damit entfernt man sich allerdings schon reichlich weit von einer ernsthaften Beschäftigung mit dem Nibelungenlied.

Opernfreunde, die sich anhand Wagners Operntetralogie Der Ring des Nibelungen Kenntnisse des Nibelungenlieds aneignen wollen, müssen hier enttäuscht werden: Wagner kannte zwar Karl Lachmanns Der Nibelunge Not, aber wesentlich größeren Einfluss auf den Inhalt seiner Opern hatten alt-nordische Sagen, allen voran die Völsungensage. Das Ganze mit germanischer Mythologie vermengt ergibt schließlich Wagners Weltendrama, wie es von Peter Wapnewski genannt wurde. Allerdings verschaffte Wagners Ring dem Nibelungenlied eine Popularität, welche viele Jahre wirkte, leider auch oft in verklärender Weise.

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