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Einführung

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Als Eigner auf seiner eigenen Yacht zu leben, unter strahlend blauem Himmel bei leichter Briese entspannt auf dem Wasser dahinzugleiten, auf dem Vordeck in der warmen Sonne zu liegen und jederzeit jeden Hafen dieser Welt ansteuern zu können. Ist das nur ein Traum oder könnte das Wirklichkeit werden?

Seit Kapitän Joshua Slocum (USA) 1895 mit seiner 11,20 m langen Holzyacht SPRAY als Erster die Welt aus nicht kommerziellen, also sportlichen oder touristischen, Motiven umsegelte, bekam der Yachtsport immer mehr Aufmerksamkeit. Bis dato waren nur wenige Menschen auf die Idee gekommen, längere Seereisen im eigenen kleinen Boot zu »Vergnügungszwecken« zu unternehmen. Auch als der Franzose Bernhard Moitessier 1963 mit seiner 12 m langen Stahlsegelyacht JOSHUA (benannt nach Joshua Slocum) mehrere spektakuläre Weltumsegelungen unternahm, traf er nur hin und wieder in den großen Häfen dieser Welt auf Gleichgesinnte. Yachthäfen und andere wassertouristische Infrastruktur gab es nur selten. Man navigierte selbstverständlich astronomisch mittels Sextant und »Nautischen Tafeln«.

Seit diesen Tagen haben sich die Sehnsüchte in der Wassersportwelt immer mehr verfestigt. Nicht zuletzt aufgrund der Reiseberichte dieser Pioniere und ihrer zahlreichen Nachfolger. Die Yachten wurden größer, schneller, komfortabler und technisierter. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil, die größten und teuersten Yachten lassen sich am besten verkaufen, auch und gerade in Krisenzeiten. Mit »kleinen« Yachten unter 33 ft. Länge können die Werften kaum noch Geld verdienen.

Da ist die Frage erlaubt, ob es wirklich sinnvoll ist, diesem Größer-Schneller-Weiter-Trend zu folgen, um seinen persönlichen Zielen näher zu kommen?

Einer der wenigen, die nicht nur gegen diesen Trend, sondern auch noch gegen den Wind um die Welt segelten, ist der deutsche Segler Wilfried Erdmann. Er hat zwischen 1984 und 2001 die Erde mehrfach mit seiner 10,60 x 3,25 m großen und nur rudimentär ausgestatteten Aluminium-Segelyacht KATHENA NUI umrundet.

Ohne Motor, ohne feste Elektrik und damit ohne größere technische Probleme.

Wie aus diesem kurzen Exkurs ersichtlich wird, stellt sich beim Thema »Bootskauf« nicht nur die Frage, was finanziell, technisch und körperlich gerade noch machbar ist. Es lohnt, sich auch mit der grundsätzlichen Frage zu beschäftigen: Was ist für mich persönlich wirklich »sinn«-voll?

Beim Thema »Bootskauf« geht es regelmäßig um sehr viel Geld. Anders als beispielsweise im Immobilienbereich können hier nämlich sehr schnell viele wirklich teure Fehler gemacht werden. Es sind Entscheidungen am laufenden Band zu treffen, die das Projekt in die eine oder in eine ganz andere Richtung lenken können. Als Grundlage für jede dieser Entscheidungen ist es von enormem Vorteil, wenn sich der Interessent bzw. Käufer nicht nur von seinen Emotionen und den Argumenten der Verkäuferseite leiten lässt.

Die Frage ist: Kann ich erst beim Kauf meines zweiten Schiffes von den Fehlern des ersten Schiffskaufs profitieren? Und wer sagt mir, dass ich beim ersten Mal schon alle Fehler gemacht habe? Wobei das Wort »profitieren« an dieser Stelle von mir sehr bewusst gewählt wurde.

Dieses Buch soll die Entscheidungsgrundlagen verdeutlichen und die daraus erwachsenden möglichen Konsequenzen aufzeigen. Dies kann helfen, schwerwiegende und teure Fehlentscheidungen zu vermeiden. Denn wer schon einmal vor einer derart weitreichenden Entscheidung stand, weiß: Die Nacht vor dem Vertragsabschluss ist geprägt von Zweifeln, Bedenken und Angst vor der eigenen Courage. Da lässt es sich schon ruhiger schlafen, wenn man zumindest das Gefühl hat, nicht vom Verkäufer überredet worden, sondern Herr seiner eigenen Entscheidung zu sein. Zumal, wenn Risiken erkannt und eliminiert werden konnten.

Denn gerade weil es beim Yachtkauf regelmäßig um sehr viel Geld geht, wittern hier auch Kriminelle ihr Geschäft. Nicht nur in Zeiten des Internets ist man als solventer Käufer ein potenzielles und lohnendes Ziel in den Augen dieser Leute. Die Gelegenheiten sind vielfältig und die Taten gar nicht so selten, wie man vielleicht glauben möchte. Lange nicht alles wird in der Presse veröffentlicht. Daher gilt es, wachsam zu sein, die Risiken zu erkennen, zu bewerten und konsequent auf mögliche Überrumpelungsstrategien bzw. Betrugsversuche zu reagieren. Auch hier will ich versuchen, Sie zu sensibilisieren und dadurch möglichst vor Fehlern zu bewahren.

Die Behandlung aller technischen Details hätte den Rahmen dieses Buches gesprengt. Ziel war es vielmehr, Ihnen einen Überblick über wesentliche technische Optionen zu verschaffen und die damit verbundenen Vor- und Nachteile zu benennen. In der oft euphorischen Kaufsituation können Sie Fehlentscheidungen anhand dieser Überlegungen weitgehend vermeiden. Grundsätzlich soll der Blick für das Wesentliche geschärft werden. Denn der geht oft verloren, wenn man sich zu sehr in technischen Detailfragen verliert.


Im Rahmen dieses Buches wird zunächst die Frage behandelt, wie sinnvoll denn eigentlich die Anschaffung eines eigenen Bootes ist, welche Voraussetzungen vorliegen sollten und welche Risiken damit verbunden sind. Im Anschluss gehe ich der Frage nach, welcher Bootstyp und welche Bootsgröße, auch im Hinblick auf die zu erwartenden Kosten und der eigenen Lebenseinstellung, sinnvoll sein können. Erst wenn diese Entscheidungen getroffen sind, geht die Überlegung weiter in Richtung eines neuen oder eines gebrauchten Bootes. Wie komme ich zu dem für mich optimalen Boot? Spätestens an dieser Stelle sollten Sie wissen, mit welchen Kosten Sie rechnen müssen, ob und wie Sie den Kauf finanzieren können. Es gibt sehr viele Details zu beachten. Welche Technik ist an Bord notwendig, sinnvoll oder auch überflüssig?

Schließlich kommt es zum Abschluss eines Kaufvertrages. Damit werden die Grundlagen für den weiteren Ablauf, nicht nur bis zur Übernahme und Bezahlung des Bootes, gelegt. Er ist auch Grundlage für die richtige Reklamation der später so gut wie immer auftretenden Mängel. Auch hier können schnell weitreichende Fehler gemacht werden. Da sich die Auswahl und der Kauf bei neuen und gebrauchten Booten grundsätzlich unterscheiden, wird dieser Abschnitt in nach Neu- und Gebrauchtbooten getrennten Kapiteln behandelt. Trotzdem sollten Sie beide Kapitel lesen, da es immer wieder zu Überschneidungen kommt.

Die grundsätzlichen Überlegungen zu wichtigen Teilen der Schiffstechnik werden im letzten Kapitel wieder für Neu- und Gebrauchtschiffe zusammengefasst behandelt. Diese spielen sowohl bei der Auswahl der Optionen auf der Bestellliste als auch bei der Bewertung und Auswahl eines gebrauchten Schiffes eine große Rolle. Sie bilden einerseits einen sehr bedeutenden Kostenfaktor und anderseits wichtige Auswahlkriterien.

In allen Phasen der Abhandlung eines Bootskaufes wird immer wieder auf mögliche Risiken hingewiesen, wobei nicht davon auszugehen ist, dass diese Risiken in jedem Fall zu realen Problemen führen werden. Aber schließlich soll der Bootskäufer möglichst allen Problemen aus dem Wege gehen können, damit er dann als Eigner wirklich ungetrübte Freude an »seinem Schiff« haben kann.

In einigen Beispielrechnungen im Anhang des Buches werden ein paar grundsätzliche Überlegungen verdeutlicht und ggf. auf spezielle Probleme hingewiesen. Diese Berechnungen können als Grundlage für den jeweiligen Einzelfall und die dabei zu berücksichtigenden besonderen Umstände herangezogen werden. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen und insbesondere das Besteuerungssystem unterliegen zwar einem stetigen Wandel, allerdings wird die zugrunde liegende Systematik nur selten geändert.

Mein Ziel ist es, die wichtigsten Aspekte und Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Kauf eines Bootes aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten und Ihnen damit Ihre persönlich zu treffenden Entscheidungen zu erleichtern.

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