Читать книгу Einführung in die Morphologie des Deutschen - Ralf Vogel - Страница 17
2.3 Das Artikelwort
ОглавлениеMit Artikelwörtern werden jene Wörter bezeichnet, die einem Substantiv vorangehen und mit diesem in Kasus, Numerus und Genus kongruieren, d.h. übereinstimmen, aber keine Adjektive sind. Artikelwörter können nach ihrer Semantik u.a. in definite (der, die, das), indefinite (ein, kein) demonstrative (dieser, diese, dieses) und possessive Artikelwörter (mein, dein, sein) unterteilt werden. Sie folgen in ihrer Deklination der pronominalen Flexion. Mit pronominaler Flexion wird nicht nur die Flexion von Pronomina, sondern ein bestimmtes Flexionsmuster bezeichnet, das neben den Pronomina selbst auch Artikelwörter und Adjektive aufweisen.
An ein Artikelwort, z.B. das demonstrative Artikelwort dies-, können die folgenden Suffixe angehängt werden: -e, -er, -es, -en und -em. Wie wir weiter unten sehen werden, sind dies auch die Suffixe, die auch an Pronomina und an Adjektive treten. Dieser Flexionstyp wird als pronominal bezeichnet, da die damit verbundenen Suffixe ursprünglich an Pronomina traten, bevor sie im Laufe der Sprachgeschichte auch Artikelwörter und Adjektive erfassten.
Demonstratives Artikelwortes
Am Beispiel des demonstrativen Artikelwortes dies- soll das Paradigma des Artikelwortes veranschaulicht werden:
Tabelle 5: Flexionsparadigma des demonstrativen Artikelwortes
Das Paradigma des Artikelwortes enthält 16 Positionen und ist somit doppelt so groß wie das Substantivparadima. Dies liegt wie bereits oben erwähnt daran, dass Artikelwörter im Unterschied zu Substantiven auch nach Genus flektieren. Im Singular stehen für jedes Genus vier Kasuspositionen zur Verfügung. Wie aber auch im Falle des Substantivs ist das Paradigma von Artikelwörtern durch Synkretismen gekennzeichnet. Es verteilen sich lediglich fünf morphologisch distinkte Formen auf die 16 Positionen des Paradigmas. So steht beispielsweise die Form dieser für Nominativ Singular Maskulinum, Dativ und Genitiv Singular Femininum und Genitiv Plural. Demgegenüber ist im Paradigma keine Form enthalten, die für ein einziges Kategorienbündel steht. Betrachtet man die Flexionskategorisierungen einzeln, fällt auf, dass die Form diesem die einzige Form ist, die eindeutig im Hinblick auf ihren Kasus, spezifiziert ist: Das Suffix -em steht immer für den Dativ – Maskulinum oder Neutrum. Keine der übrigen Formen bzw. Suffixe kann eindeutig einer Flexionskategorie zugeordnet werden.
Auffällig am Paradigma des Artikelwortes ist weiterhin, dass alle drei Flexionskategorisierungen Kasus, Numerus und Genus in einem Wort durch ein Suffix angezeigt werden. Man spricht davon, dass die Kategorien in einem Suffix fusionieren, d.h. verschmelzen. Flektierende Sprachen wie das Deutsche werden aufgrund dieser Eigenschaft auch fusionierende Sprachen genannt.
Definites Artikelwort
Die Flexion von Artikelwörtern wird oft am Paradigma des demonstrativen Artikelwortes dies- illustriert, weil hier im Vergleich zum definiten, indefiniten und possessiven Artikelwort die formal-morphologischen Verhältnisse am besten veranschaulicht werden können. Inwiefern dies tatsächlich der Fall ist, zeigt ein Blick auf die Paradigmen der weiteren Artikelwörter.
Tabelle 6: Flexionsparadigma des definiten Artikels
Im Unterschied zum demonstrativen Artikelwort dies- lassen sich die Formen des definiten Artikels der aufgrund ihrer Einsilbigkeit nicht in Stamm und Suffix segmentieren. Eine Ermittlung des Formenbestandes der pronominalen Flexion wäre auf der Grundlage des Paradigmas des definiten Artikelwortes nicht ohne weiteres möglich, da sich hier Stamm und Suffix zu einer unzertrennbaren Einheit verschmelzen. Abgesehen von diesem Unterschied ist in den zwei Paradigmen eine weitgehende formale Übereinstimmung zu erkennen, die hauptsächlich darin liegt, dass die Verteilung der Konsonanten und Vokale im Auslaut bei beiden Artikelwörtern identisch ist.
Indefinites, possessives und Negations Artikelwort
Auch die Paradigmen des indefiniten, possessiven und Negations-Artikelwortes eignen sich nur bedingt für die Darstellung des Formeninventars der pronominalen Flexion. Dies liegt daran, dass bestimmte Positionen im Paradigma dieser Artikelwörter unflektierte Stämme enthalten, wie das folgende Paradigma zeigt:
Tabelle 7: Flexionsparadigmen des indefiniten, possessiven und Negationsartikelworts
Semantisch bilden indefinite, possessive und Negations-Artikelwörter (ein, mein, kein) drei unterschiedliche Klassen. Formal-morphologisch lassen sie sich in einem Paradigma zusammenfassen. Das Kennzeichen dieses Paradigmas ist, dass es im Vergleich zu den Paradigmen der anderen Artikelwörter defektiv ist, und zwar dahingehend, dass die Formen des Nominativ Singular Maskulinum und des Nominativ und Akkusativ Singular Neutrum kein Suffix tragen (ein, mein, kein). In den restlichen Positionen stimmen die Formen in ihrer formalen Kennzeichnung mit den Formen des demonstrativen und definiten Artikelwortes überein.