Читать книгу Väterchens Misstrauen. Die Welt des Josef Stalin - Ralph Ardnassak - Страница 3
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Оглавление„Sei versichert, dass meine Hand nicht zittern wird.“
Aus einem Brief Stalins an Lenin, 1918.
Wer ich bin, spielt gar keine Rolle! Dies soll aus zwei Gründen bereits vorweg gesagt werden. Einerseits möchte ich unerkannt bleiben. Aus alter Gewohnheit und weil es sich so sicherer lebt in unserem Land und im Rest der Welt.
Andererseits geht es hier nicht um mich, sondern um die Person jenes Mannes, der sich selbst der Stählerne nannte. So wie ein Schauspieler oder ein Schriftsteller, der sich ein Pseudonym wählte, weil er mit dem eigenen Namen und bestimmten Eigenschaften seiner Person nicht zufrieden war, aus der er nun heraus treten konnte, um in jene Rolle zu schlüpfen, die wie eine Maske hinter jenem Pseudonym verborgen wurde.
Ich habe ihn gut gekannt, jenen Mann, von dem es hieß, er habe das Töten von Menschen als das simpelste und vermutlich älteste Instrument der Politik und der Herrschaft wiederentdeckt und verfeinert.
Ich bin beileibe nicht sein Freund gewesen. Darauf lege ich Wert! Sagen wir einfach, ein sehr guter Bekannter. Vielleicht ein Vertrauter. Den Wert der Freundschaft schätzte er selbst stets gering ein. Freundschaft setzt Vertrauen voraus. Und sein Charakter und die Zeiten, in denen er aufwuchs und die ihn prägten, ließen es nicht zu, dass dieses schüchterne Pflänzchen in dem harten Boden seiner Seele Wurzeln schlagen und wachsen konnte. Immer wieder wurde es ausgerissen oder mit schmutzigen Stiefeln zertreten.
So wurde er ein misstrauischer, ein machtbewußter Mann, der das Misstrauen als die elementarste Voraussetzung begriff, um am Leben und vor allem an der Macht zu bleiben. Vermutlich gab es überhaupt nur einen einzigen Menschen auf der Welt, dem er vertraute. Das war er selbst.
Geboren wurde er in Georgien. Dieses Georgien oder auch Grusien oder Grusinien, ist ein Land in Vorderasien. Es liegt im Süden des Gebirges Großer Kaukasus, welches die Grenze zu Russland bildet und im Osten des Schwarzen Meeres.
Während Georgien im Norden an Russland grenzt, liegen Armenien und die Türkei hinter seiner südlichen Grenze. Aserbaidschan bildet den östlichen Nachbarn des Landes.
Damit befindet sich Georgien also exakt an der Nahtstelle von Eurasien.
Den Balkon Europas, so nennen die Georgier gern ihre in Vorderasien liegende Heimat.
Beinahe 90 % der Oberfläche Georgiens, welches in seiner Größe ungefähr Bayern entspricht, machen Vorgebirge und Gebirge aus, von denen der Große Kaukasus die höchsten und mächtigsten Gipfel und Ketten beisteuert, die von ewigem Schnee und Eis und gewaltigen Gletscherzungen bedeckt sind. Georgien ist Gebirgsland.
Ganz im Norden dominiert die sogenannte Südabdachung des Großen Kaukasus. Im Süden ragen die westlichen Rücken des Kleinen Kaukasus empor, der an Armenien, Aserbaidschan, die Türkei und Georgien gleichermaßen angrenzt. Ebenfalls im Süden ragt der Rand des vulkanischen Hochlands empor, welches bis zum 17. Jahrhundert fast vollständig unter osmanischer Herrschaft stand.
Im Westen Georgiens erstreckt sich die Kolchische Tiefebene. Benannt nach der antiken Landschaft Kolchis, die vom Kaukasus bis an die Küsten des Schwarzen Meeres reicht und die in antiker Zeit ein eigenes Königreich bildete.
Das alte Königreich Kolchis ist der Gegenstand der Argonautensaga und die Heimat der zauberkundigen Medea, Tochter König Aietes von Kolchis, der an der Ostküste des Schwarzen Meeres residierte. Das Königreich Kolchis war auch das Ziel des Argonautenzuges unter Jason, Sohn des Aison, des Königs von Iolkos, der in das Reich von Kolchis gezogen kam, um hier das Goldene Vlies zu suchen. Viele Sagen und Legenden handeln vom Königreich Kolchis. So auch jene, wonach alle verstorbenen Männer von Kolchis auf dem kirkäischen Feld in Stierfelle eingenäht und dann in den Kronen der Weidenbäume aufgehängt wurden, während man die Frauen einfach in der Erde bestattete.
Ganz Kolchis, so heißt es, soll einst ein Garten voller Heilpflanzen und giftiger Kräuter gewesen sein, aus denen König Aietes, ein Magier und Giftkundiger, mit seiner Tochter Medea wundersame Tränke zuzubereiten wusste.
Uralt sind antike Quellen und Berichte über diese wundersame Landschaft. Sie stammen von den Urartäern, von den Griechen, von Herodot, von Pindar und Hippokrates.
Während die Kolchische Tiefebene den Westen Georgiens zwischen dem Großen und dem Kleinen Kaukasus bedeckt, findet sich im Osten des Landes die Transkaukasische Senke, die sich in die drei Gebiete der Innerkarteli-Ebene, der Unterkarteli-Ebene und der Alsasani-Ebene unterteilen lässt.
Die Transkaukasische Senke ist ein ausgedehntes Tieflandsgebiet, welches sich zum Kaspischen Meer hin öffnet und teilweise bereits unterhalb des Meeresniveaus liegt.
Zahlreiche Flüsse durchschneiden die Transkaukasische Senke, von denen die Kura der bedeutendste Strom ist. Über 1.000 Kilometer frisst sie sich durch das Tiefland, wobei zahlreiche Nebenflüsse aus ihr entspringen.
An der Küste des Kaspischen Meeres schließlich, finden sich die Erdöllagerstätten, die immer wieder aufs Neue Begehrlichkeiten weckten.
Von Nord nach Süd verläuft der Lichi-Gebirgszug durch ganz Georgien, so dass er das Land in West- und in Ostgeorgien trennt.
Der Schara, erstmalig im Jahre 1888 über seinen Nordost-Grat hinweg von John Garford Cockin, Ulrich Almer und C. Roth bestiegen, bildet mit seinem schneebedeckten und wolkenverhangenen Gipfel, der bis in 5.068,9 Meter aufragt, den höchsten Berg in Georgien. Die Kura, von den Einheimischen stets nur Mtkwari genannt, ist mit 1.364 Kilometern der längste Fluss des Landes. Sie durchzieht Georgien von ihrem Oberlauf im Süden, am Fuße des Kleinen Kaukasus gelegen, bis weit in den Osten hinein. Weitere bedeutsame Flüsse werden durch den Alasani, den Rioni und den Enguri gebildet.
Auf 2.073 Höhenmetern liegt der größte See Georgiens, der Parawani, mit fast 38 Quadratkilometern Wasserfläche. Umgeben von 3.000 Meter hohen imposanten Berggipfeln, misst die tiefste Stelle des Parawani lediglich 3,3 Meter.
Nahe am Ufer des Sees liegt noch heute das georgisch-orthodoxe Foka-Kloster, errichtet im 11. Jahrhundert. Die Heilige Nino soll an jener Stelle, an der sich das Kloster befindet, einst das Christentum nach Georgien gebracht haben. Ein Weinrebenkreuz erinnert in dem von Nonnen bewohnten Kloster an sie.
Tbilissi, Kutaissi, Batumi, Rustawi, Sochumi, Sugdidi, Gori und Poti sind die wichtigsten Städte des Landes.
Das Klima Georgiens ist mild. Der Kaukasus bildet eine natürliche Barriere gegen die von Norden her heran strömenden Wellen kalter Luft. Diese Barriere ist so wirksam, dass es das Schwarze Meer stets vermag, das Land Georgiens zu erwärmen.
Im Westen des Landes herrscht subtropisches und feuchtes Klima vor. Im Osten hingegen trockenes und gemäßigtes kontinentales Klima.
Die durchschnittlichen Temperaturen liegen im subtropisch warmen Westteil des Landes bei etwa 15 Grad Celsius. Im Osten bei 11 bis 13 Grad Celsius. Im Westen gibt es ergiebige Niederschläge, während der Ostteil deutlich trockener ist.
Georgiens Frühling ist stets kurz und von abrupten Schwankungen des Klimas bestimmt. Die Sommer sind sengend heiß. Im Herbst ist es sonnig und warm und die Winter bringen nur wenig Schnee.
Die oftmals vollkommen abgeschlossenen Täler Georgiens kennen viele Pflanzen und Tiere, die nicht selten nur in einem einzigen dieser Täler vorkommen.
Beinahe die Hälfte des Landes ist mit Wald bedeckt. Oft handelt es sich dabei um Urwald.
Besonders in den Bergen Georgiens erweckt der Wald den Eindruck, als sei er so jungfräulich, wie der Allmächtige ihn einst schuf.
In den Wäldern am Fuß der Gebirge herrscht der Laubwald mit Eichen und Buchen vor. In den höheren Lagen dominiert der Nadelwald. Hier gedeihen Fichten, Tannen und sogar Nordmanntannen.
Über der Baumgrenze finden sich alpine Wiesen.
Bevor der Mensch das Tiefland Georgiens besiedelte, um es zu kultivieren, war es Steppenland.
Die Wälder Georgiens sind reich an Wild. Darunter Braunbären und Wölfe, der Kaukasische Leopard, Luchse, Fischotter, das Kaukasus-Birkhuhn, Eidechsen und zahlreiche Arten von Spinnen.
Das Flachland ist so sehr von der Landwirtschaft geprägt, dass der deutsche Politiker Karl Kautsky das Land im Jahre 1921 eine sozialdemokratische Bauernrepublik nannte. Die Industrialisierung Georgiens kam erst mit Stalin.
So vielfältig und Artenreich, wie die Flora und Fauna Georgiens, ist auch das Völkergemisch im Lande.
Besonders im Osten des Landes stellen die Georgier traditionell die größte Volksgruppe. Vor allem im westlichen Teil finden sich Aserbaidschaner, Armenier, Russen, Osseten, Abchasen, Aramäer, Pontos-Griechen, Lasen, Kurden, Juden und andere Nationalitäten, von den während der Jahre von 1918 bis 1921 und auch während des Großen vaterländischen Krieges nicht wenige verfolgt und diskriminiert worden sind.
Stalin selbst ließ im Jahre 1941 insgesamt etwa 40.000 Kaukasiendeutsche deportieren und 1944 die Mescheten ganz aus Georgien vertreiben.
Nicht minder bunt als das Gewimmel der Völker Georgiens ist die Vielfalt ihrer Sprachen und Religionen.
Amtssprache ist das Georgische, welches ein eigenständiges Alphabet besitzt und bereits seit dem 5. Jahrhundert belegt ist, obwohl es vermutlich noch weitaus älter ist. Wie viele andere Dialekte der Region auch, so gehört das Georgische zur südkaukasischen Sprachfamilie.
Neben dem Georgischen kennt das Land jedoch 23 weitere Sprachen, die sechs weiteren Sprachfamilien zugeordnet werden können.
Die wichtigsten Sprachen hiervon sind das Aserbaidschanische, das Armenische, das Abchasische, das Ossetische und schließlich das Russische.
Georgien ist ein christliches Land, in dem das Christentum bereits 337 zur Staatsreligion erhoben wurde.
Seit dem frühen Mittelalter dominiert jedoch der orthodoxe Glaube.
Die meisten georgischen Christen gehören der autokephalen Georgischen Orthodoxen Apostelkirche an, eine östlich-orthodoxe und altorientalische Kirche mit einem eigenen Patriarchen als Oberhaupt.
Immer schon hatte diese Kirche in der Geschichte Georgiens eine überaus bedeutende Rolle gespielt, indem sie zur Bildung der Nation beigetragen hatte.
Bereits während des 1. bis 3. Jahrhunderts soll es christliche Gemeinschaften in Georgien gegeben haben, wie beispielsweise Irenäus von Lyon, Bischof im gallischen Lugdunum, erwähnt, indem er auf christliche Gemeinden im Süden des Kaukasus verweist.
Die georgisch-orthodoxe Kirche selbst sieht ihren Ursprung jedoch in der Missionstätigkeit der Apostel Andreas, Matthias und Simon Zelotes in den beiden georgischen Königreichen von Kolchis und von Iberia.
Verbürgt ist hingegen die Teilnahme des aus dem Westteil Georgiens stammenden Bischofs Stratophilos von Pityounta am Ersten Konzil von Nicäa, im Jahre 325.
327 wurde das Christentum offizielle Staatsreligion im nahen Königreich Iberia.
Johannes wurde Patriarch im Königreich Iberias.
Auch byzantinische Historiker, so Prokopios von Caesaraea, nannte die Iberier im 6. Jahrhundert fromme Christen.
Seit dem 4. Jahrhundert stand der Bischof Iberiens im Range eines Katholikos, was einem Patriarchen entsprach.
Als sich Georgien im 11. Jahrhundert staatlich einigte, wurde dem kirchlichen Oberhaupt offiziell der Titel des Patriarchen zuerkannt. Seither nennt sich das kirchliche Oberhaupt Georgiens Katholikos-Patriarch von Gesamt-Georgien.
Jahrhundertelang war das Land Georgien durch fremde Heere besetzt. So durch die Perser, durch die Araber, die türkischen Seldschuken, die Choresmier und Mongolen. Besonders während des Mittelalters erlangte der christliche Glaube damit identitätsstiftenden Charakter für die georgische Nation.
Der Kampf für die Unabhängigkeit und Eigenständigkeit Georgiens verschmolz dabei mit dem Ringen um die Wahrung der georgischen Orthodoxie.
Als 100.000 fromme Georgier sich im Jahre 1226 in Tbilissi weigerten, ihre eigenen Ikonen zu bespucken und dann mit den Füßen zu treten, ließ sie der choresmische Schah Dschalal ad-Din kurzerhand köpfen.
Im Jahre 1811 schaffte die zaristische Regierung Russlands die eigenständige georgische Orthodoxie sowie das Patriarch der georgischen Kirche per Gesetz einfach ab. Die georgische Kirche galt fortan dem Heiligen Synod der Russischen Orthodoxen Kirche unterstellt, wobei Russland den Exarch von Georgien ernannte.
Michail Sabinin, Mönch, Historiker und Maler, widersetzte sich von 1870 bis 1880 besonders der Russifizierung der georgischen Kirche. Er bereiste alle Landschaften Georgiens, besuchte und studierte die Bauten ihrer christlichen Architektur, sammelte georgische Manuskripte, zeichnete georgische Legenden auf und kopierte Ikonen und Fresken. So geriet er in Konflikt mit dem Exarchat von Tbilissi, weil er die Eigenständigkeit der georgischen Kirche betonte.
Am 12. März 1917 erklärte sich die georgische Kirche schließlich für unabhängig und eigenständig.
Es kam zum vollständigen Bruch mit der russischen Orthodoxie, seitdem im September 1917 wieder ein eigenständiger Katholikos-Patriarch von Gesamt-Georgien gewählt wurde.
Als die Rote Armee jedoch Georgien besetzte, wurden die Kirchen zunächst geplündert und dann enteignet. Dies brachte die georgische Kirche in die Rolle einer Wortführerin innerhalb der Opposition und des Widerstands gegen die kommunistische Partei in ganz Transkaukasien.
Dieser Widerstand ging so weit, dass die georgische Kirche im Jahre 1922 in einem offiziellen Memorandum gegen das sowjetische Regime protestierte.
Ambrosius I., Patriarch der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche, wurde daraufhin 1923 verhaftet, in einem Schauprozess als Spion des Westens angeklagt und zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, an deren gesundheitlichen Folgen er 1927 starb.
Auch Stalin selbst näherte sich in seinem Alter wieder der georgischen Kirche an. 1943 erkannte das Moskauer Patriarchat die Unabhängigkeit der georgischen Kirche offiziell an. Von Stalin weiß ich, dass er zwischen 1941 und 1948 insgesamt viermal die Beichte vor einem georgisch-orthodoxen Priester ablegte.
Viele Georgier besitzen Vorfahren, die früher, als Georgien unter osmanischer Herrschaft stand, dem sunnitischen Islam angehörten. Etwa 10 % aller Georgier sind Muslime.
Sie sind Adscharen oder gehören der großen schiitischen Minderheit der Aseris an.
Die übrigen Georgier sind Mitglieder der Armenischen Apostolischen Kirche, der Katholischen Kirche, der Armenisch-katholischen Kirche, huldigen dem Römischen Ritus, hängen der Chaldäisch-katholischen Kirche an, sind Protestanten, Baptisten oder Anhänger der Pfingstbewegung, Jesiden, Juden oder Zeugen Jehovas.
Zu einem Land mit solch vielfältigen Landschaften, die von einem bunten Völkergemisch bewohnt werden, gehört eine nicht minder bunte und reichhaltige Geschichte.
So deuten menschliche Überreste aus Dmansi bereits auf eine steinzeitliche Besiedlung Georgiens hin.
Antike Autoren hatten oft die Meinung vertreten, die Vorfahren der Georgier seien einst aus Spanien eingewandert.
So meint Flavius Josephus die Vorfahren der Georgier in den Iberern zu sehen, die wiederum direkte Nachkommen des in der Bibel erwähnten Tubal, eines Sohnes Jafets seien, der wiederum einer der drei Söhne Noahs war. Andere wiederum sehen die Georgier als die direkten Nachfahren Meschechs, des Sohnes Jafets und Enkels Noahs.
Nach der Meinung der Georgier, stammen sie selbst von Kartlos, dem Sohn Togarmas ab.
Sie sollen etwa um die Zeit Alexanders des Großen aus Arian Kartli oder aus Persien nach Georgien eingewandert sein.
Nahe der Küste des Schwarzen und des Kaspischen Meeres und an den Ufern der großen Flüsse finden sich die Reste der ältesten Siedlungen Georgiens, die aus der mittleren Altsteinzeit datieren.
Die größten dieser Fundstellen liegen nördlich von Sochumi, in Jaschtchwa. Zum Ende der mittleren Altsteinzeit begannen die Vorfahren der Georgier, die Höhen der Gebirge zu besiedeln, wie die Funde in den Höhlen von Kudaro, nahe beim Dorf Tschasawali, in 1.600 Metern Höhe belegen.
Viele dieser Siedlungen wurden bis hinein in die frühe Bronzezeit bewohnt, in der die Menschen noch als Jäger und Sammler lebten.
Bis ungefähr 40.000 vor Christus wurde schließlich ganz Georgien besiedelt. Die Schwerpunkte dieser Siedlungstätigkeit finden sich jedoch entlang der Schwarzmeerküste, in den Becken und Tälern Georgiens.
Immer noch lebten die Menschen als Jäger und Sammler, wenngleich inzwischen mit verfeinerten Werkzeugen aus Obsidian.
Seit etwa dem Mesolithikum wird der Mensch in Georgien sesshaft und er beginnt mit dem Fischfang.
Seit dem Neolithikum sind Ackerbau und Viehzucht verbreitet sowie die Herstellung von Keramik.
Besonders in Westgeorgien beginnt der Mensch, hölzerne Häuser zu bauen. Aruchlo gilt als älteste bekannteste Siedlung dieser Zeit.
Seit dem 5. Jahrtausend vor Christi Geburt wird, ausgehend von Westgeorgien, die Metallverarbeitung im Lande heimisch. Die Menschen sind nun ortsansässige Ackerbauern und Viehzüchter.
In Niederkartlien finden sich Zeugnisse künstlicher Bewässerung. Hirse, Gerste und Weizen werden kultiviert, Rinder und Schafe planvoll gezüchtet.
Die Häuser in den Siedlungen aus dieser Zeit sind aus Stampflehm und finden sich bis in Höhen von 1.000 Meter.
Auf den Gipfeln von Hügeln werden die Dörfer errichtet, wobei die Häuser einen ovalen Grundriss besitzen. Es gibt Hinweise auf den Handel mit im Süden und im Mittelmeerraum ansässigen Völkern.
Während der Mittleren Bronzezeit werden besonders in Ostgeorgien die Siedlungen in den Tälern aufgegeben und die Dörfer wandern in die Höhe.
In vielen Dörfern ersetzt die Viehzucht den Ackerbau vollkommen. Das Handwerk gelangt zu einer ersten Blüte. Es finden sich die ersten Kurgane, die so charakteristischen Grabhügel.
Seit etwa der Mitte des 2. Jahrtausends nutzen die Menschen in Georgien das Pferd. Sie nutzen es wie alle Völker dieser Erde: auf wirtschaftlichem und militärischem Gebiet zugleich.
Durch enge Kontakte der Georgier mit dem Iran und den in Kleinasien ansässigen Völkern entwickelte sich vor allem die Metallurgie immer weiter.
Zinn wurde importiert. Die Eisenverarbeitung verdrängte die Nutzung der Bronze.
Die Vorfahren der Georgier nutzen jetzt bereits Schwerter. Funde deuten auf die extrem ungleiche Verteilung von Besitz und Wohlstand hin.
Siedlungen und befestigte Orte werden nun häufiger. Die Häuser der Besitzenden sind aus Stein, die Behausungen der einfachen Menschen jedoch aus Holz.
Textil- und Töpferhandwerk entwickelten sich. Zentren der Metallurgie lassen sich in der Gegend von Ghebi und im Tschorochi-Becken nachweisen.
Die Kultur jener Zeit inspirierte die Griechen zu ihrer Argonautensaga.
Etwa im 13. Jahrhundert vor Christus entstand in Georgien aus kartwelischen Stämmen das Königreich von Diaochi.
Als einer der stärksten Staatenverbunde existierte dieses Königreich bis in das 8. Jahrhundert hinein, bis es schließlich durch die Heere von Urartu erobert wurde.
Seit dem 6. Jahrhundert ist das Königreich von Kolchis aus Westgeorgien bekannt. Im 4. Jahrhundert im Osten Georgiens, auf der rechten Seiten des Lichi-Gebirges, das Königreich von Iberien, auch Kartlien genannt.
Kolchis und Kartlien unterhielten enge wirtschaftliche Beziehungen zu Griechenland, zu Parthien und zu den Achämenieden.
Im Kaukasus gewann man Gold, Silber, Eisen und Kupfer. Die Handwerker der Georgier verarbeiteten diese Metalle zu Schmuck, Gebrauchsgegenständen oder zu Schwertern.
Mit der Eroberung Persiens durch Alexander den Großen, um 333 vor Christi Geburt, wurden Kolchis und Iberien schließlich unabhängig.
Während der mithridatischen Kriege waren Kolchis und Iberien Vasallenstaaten des an der Südküste des Schwarzen Meeres gelegenen Königreiches Pontos, mit dem sie gegen das mächtige Imperium Romanum kämpften.
395 wurde der südwestliche Teil von Kolchis dem Oströmischen Reich angegliedert. Iberien wurde im 3. Jahrhundert ein persischer Vasallenstaat.
Im Jahre 642 kamen die Araber das erste Mal nach Georgien.
In zahlreichen Kleinkriegen eroberten sich nach und nach das gesamte Land und setzten 755 in Tbilissi einen Emir ein. Von nun an verbreitete sich, als Reaktion auf die Fremdherrschaft der Araber, im georgischen Volk die Kirchensprache.
Zu Beginn des 11. Jahrhunderts vereinigte König Bagrat III. Ost- und Westgeorgien zu einem einzigen Königreich.
Sein Enkel Bagrat IV. bestieg schließlich 1039 in Tbilissi den Königsthron und seine Nachfahren herrschten im Land bis 1801.
Ab 1235 unterwarfen die Mongolen unter Batu Khan ganz Georgien. Erst 1314 erlangte Giorgi die Unabhängigkeit.
Georgien wurde im Mittelalter vom königlichen Kabinett beherrscht. Das königliche Kabinett setzte sich aus den Vaziri, den Ministern und ihren Beamtenstäben zusammen.
Der Hohe Kanzler stand dem königlichen Kabinett nur nominell vor. Er hatte keine Weisungsgewalt über die Minister. Traditionell stellte der Erzbischof von Tchqondidi den Hohen Kanzler, um die Vereinigung von weltlicher und kirchlicher Macht zu gewährleisten.
Der Hohe Kanzler war der Verwalter der königlichen Kanzlei Georgiens. Er hatte die Hofbeamten zu beaufsichtigen und die Mobilmachung der Truppen zu verantworten.
Der Kriegsminister war hingegen für alle Angelegenheiten der Armee zuständig, insbesondere für das stehende Heer und dessen Versorgung mit Pferden und mit Waffen.
Eine Art von Polizeichef, der das Land und seine Bürger zu überwachen hatte, war der Atabagi.
Die einfachen Kabinettsmitglieder hatten nur einen geringen sozialen Status. Für die Verwaltung der Dienerschaft des Hofes und die Organisation von Festen und Zeremonien zeichnete der Zeremonienmeister verantwortlich.
Den Schatzmeister unterstanden die Finanzen, die Finanzverwaltungen der größeren Städte Georgiens und die Mechanismen der Steuereintreibung im ganzen Land.
Jeder Provinz Georgiens stand ein Eristavni vor. Dies war ein Adliger, der von König eingesetzt wurde und der die Regierungsgeschäfte in der jeweiligen Provinz wahrzunehmen hatte.
Tatsächlich beherrschten jedoch wenige adelige Familien die Provinzen, unabhängig vom jeweiligen Eristavni, den der König eingesetzt hatte.
Die Eristavni bildeten mit der Geistlichkeit ihrer Provinzen den Königlichen Rat. Je größer das Gebiet einer Provinz war, das ein Eristavni verwaltete, desto größer war für gewöhnlich auch sein Einfluss im Königlichen Rat.
Die Eristavni herrschten über alle Nichtadeligen in ihren Provinzen und reglementierten auch die lokale Geistlichkeit.
Die Hauptaufgabe der Eristavni bestand jedoch darin, in ihren Provinzen Truppen auszuheben und diese in die Schlacht zu führen.
Die Eristavni waren selbst nicht befugt, Recht zu sprechen. Sie durften allerdings das Gericht bei der Rechtsprechung gegenüber Nichtadeligen beaufsichtigen. Vom König erhielten die Eristavni eine jährliche Apanage, außerdem Teile der Steuern ihrer Provinzen und Anteile an allen Geldstrafen, die die Nichtadeligen ihrer Provinzen an die Gerichte zu zahlen hatten. Jeder Eristavni konnte sich auf Beamte stützen.
In jeder Provinz Georgiens gab es eine erhebliche Anzahl niederer Adeliger. Sie hatten keinen politischen Einfluss, waren allerdings zur Heerfolge im Ritterheer ihrer Provinz verpflichtet.
Der König besaß eine solche Machtfülle, dass er alle Versuche zur Schaffung eines Adelsparlamentes gewaltsam unterdrücken konnte.
Neben dem niederen Adel gab es in ganz Georgien zahlreiche Würdenträger, die ihre Macht vom König auf Lebenszeit verliehen bekamen.
Hatte der Untergebene sich im Krieg bewährt oder dem Thron treu gedient, so konnte er vom König zum Würdenträger auf Lebenszeit berufen werden.
Die einfachen Schichten wurden zunächst durch die Aznauri, die sogenannten Freien, gebildet. Ihr Rang und Ansehen waren vom sozialen Status und von ihrem Alter bestimmt, wobei das Ansehen in der Öffentlichkeit durch den Militärdienst oder die Tätigkeit in einem öffentlichen Amt noch beträchtlich gesteigert werden konnte.
Ein Aznauri konnte durchaus eine eigene Burg und zahlreiche Schätze besitzen.
Neben den Aznauri gab es schließlich die Vadcharni. Dies waren Händler, deren Einfluss am Königshof beträchtlich sein konnte.
Die Leibeigenen im Königreich Georgien untergliederten sich jeweils in zwei Gruppen. Einen höheren sozialen Status besaßen hierbei die Msakhurni. Ihre Existenz in der georgischen Gesellschaft ist bereits seit der Antike verbürgt, wobei sie die Möglichkeit besaßen, in den Stand der Aznauri erhoben zu werden.
Die Qma bildeten die Nachfahren einstiger Sklaven. Auch unter den Qma waren diverse soziale Abstufungen möglich. Ein besser gestellter Qma konnte meist eine Art von Vertrag vorweisen, in welchem ganz genau geregelt war, welche Arten von Arbeiten und Diensten er auszuführen hatte.
Besonders für herausragende Leistungen im Krieg konnte ein Qma von seinem Herrn beschenkt werden. Arbeitserleichterungen oder Grundbesitz gehörten dabei zu den beliebtesten Geschenken. Diese Praxis wurde schließlich im Verlaufe der Geschichte Georgiens derart beliebt, dass viele Qma selbst den Status von Patronen erlangten.
Ein entscheidender Machtfaktor im mittelalterlichen Georgien war jedoch die Georgische Orthodoxe Apostelkirche.
Stets bildete diese Kirche im mittelalterlichen Georgien die aller oberste Instanz auch der gesamten zivilen Rechtsprechung. Selbst Könige, Fürsten und der niedere Adel konnten von ihr zurecht gewiesen werden.
Sie zeichnete für die Erziehung des Adels verantwortlich und verfügte auch über umfangreiche weltliche Machtmittel.
Sie besaß Land, konnte eigene Armeen aufstellen und war damit in der Lage, einzelne Adelige zu unterstützen und sie aktiv ins politische Tagesgeschehen einzugreifen.
Anders als im übrigen Europa, kam es im mittelalterlichen Georgien nie zu Kompetenzstreitigkeiten zwischen Patriarch und König. Hier standen beide Instanzen stets gleichberechtigt nebeneinander.
Das Rechtssystem im mittelalterlichen Georgien war noch lange geprägt vom Jahrhunderte alten Prinzip der Blutrache.
Erst allmählich und zögernd wurde es, zumindest in den zentralen Gebieten des mittelalterlichen Königreiches Georgien, durch das einfache Prinzip des Blutgeldes abgelöst.
Die Ermordung eines Menschen musste nun nicht mehr allein durch die Tötung eines Familienangehörigen des Mörders gesühnt werden, sondern konnte durch Geldzahlung, Schenkung von Land, mobilem Besitz oder auch von Sklaven aus der Schicht der Qma, einfacher und risikoloser aus der Welt geschafft werden.
Für Körper- oder Ehrverletzungen sowie für den Diebstahl waren geringere Summen des Blutgeldes als Ausgleich gesetzlich festgesetzt worden. Wollte ein Patron seinen Qma besonders ehren, so erhöhte er das Blutgeld, welches im Falle seiner gewaltsamen Tötung als Ausgleich durch die Familie des Mörders zu zahlen war.
Auch Blendung oder Verstümmelungen gehörten zum Arsenal der mittelalterlichen Strafen im Königreich Georgien.
Die einfache profane und niedere Rechtsprechung übten im mittelalterlichen Georgien fahrende Richter aus, die entweder der König selbst oder die Eristavni einsetzten.
Diese fahrenden Richter lebten von einem prozentualen Anteil an den Geldstrafen, welche sie gegen Delinquenten verhängten. Sie stellten ein unverzichtbares Element im Fiskalsystem des Königreiches Georgien dar.
Auch das Gottesurteil und Zweikämpfe auf Leben und Tod waren im mittelalterlichen Georgien bei Rechtsstreitigkeiten üblich.
Starb der Unterlegene nicht im Zweikampf, so war seine Hinrichtung üblich. Sein Besitz verfiel dem König.
Im Jahre 1453 fiel Konstantinopel. Die Osmanen erstarkten und besetzten nun Teile Georgiens. Sowohl Osmanen, wie auch Perser, versklavten Teile der georgischen Bevölkerung und verschleppten sie. Erst 1599 gelang es Simon von Kartli, die Türken aus Georgien zu vertreiben.
Verbündete gegen die Angriffe von außen fanden die georgischen Herrscher in den Fürsten Russlands.
Doch eröffnete erst der Zerfall des Perserreiches, der etwa zu Beginn des 18. Jahrhunderts einsetzte, die Möglichkeiten für ein Erstarken Russlands.
Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unterstützte Georgien Russland im Kampf gegen die Türken, so dass Katharina die Große Georgien schließlich mit dem Vertrag von Georgijewsk unter den Schutz des Zarenreiches stellte.
Russische Truppen wurden nun in Tbilissi stationiert, die Straßen in Georgien ausgebaut und das russische Zarenreich erlangte vollständig die Kontrolle über die georgische Außenpolitik.
Um gegen die Einfälle der Perser sicher zu sein, schlug König Giorgi XII. im Jahre 1800 die vollständige Eingliederung Persiens in das Zarenreich vor.
Er verlangte lediglich, dass die Krone von Georgien dem georgischen Königshaus verbleiben müsse.
Ein Jahr später, 1801, erfolgte die organisatorische Eingliederung Georgiens in das Reich des Zaren. Der ostgeorgische Thronfolger wurde von russischen Militärs gestürzt und außer Landes gebracht.
1802 wurde die georgische Aristokratie mit Waffengewalt dazu gezwungen, den Treueid auf den Zaren zu leisten. Antirussische Aufstände in Georgien konnten durch die 10.000 russischen Soldaten, die im Lande stationiert waren, schnell niedergeschlagen werden.
Bis 1864 erlangte Russland schließlich auch die Kontrolle über Westgeorgien und damit über das ganze Land.
Ganz Georgien wurde nun einer massiven Russifizierung unterworfen. Strukturen und Denken wurden dem Russischen Reich angepasst.
Dennoch fanden vor allem in Georgien viele am Dekabristenaufstand Beteiligte und Gegner des Zaren Unterschlupf.
Es war in Mode gekommen, Aufständische aus Russland nach Georgien zu deportieren, wo sie die Möglichkeit erhielten, sich mit der Oberschicht im Lande zu vereinen.
Erst 1866 wurde im Zuge der Modernisierung des Landes die Leibeigenschaft in Georgien abgeschafft.
Vor allem die menschewistische Sozialdemokratie erstarkte in Georgien. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entbrannten immer wieder Bauernaufstände in Georgien.
Sämtliche Sitze der russischen Staatsduma konnten in Georgien bei den Wahlen von 1905 durch Angehörige der menschewistischen Sozialdemokratie besetzt werden.
Mit der Februarrevolution von 1917 in Russland endete auch die zaristische Herrschaft über Georgien.
Gemeinsam mit Aserbaidschan und Armenien bildete Georgien das Besondere Transkaukasische Komitee, um Ruhe und Ordnung in den Gebieten aufrecht zu erhalten.
Bis Mai 1918 bildeten diese drei Länder schließlich die Transkaukasische Föderation, deren vereinigte Streitkräfte sich allerdings als zu schwach erwiesen, um den Angriffen der Türken dauerhaft Widerstand leisten zu können.
Daher nahm die Damphudsnebeli Kreba, die georgische Nationalversammlung, Verhandlungen mit Deutschland auf.
Als Gegenleistung für militärischen Beistand vor den Türken sollte Deutschland das Recht eingeräumt werden, die Mangan- und Kupfervorkommen Georgiens auszubeuten und die Erdölvorkommen am Kaspischen Meer zu nutzen. Insgesamt 3.000 deutsche Soldaten wurden daraufhin in Georgien stationiert.
Am 26. Mai 1918 erklärte sich Georgien für unabhängig und wurde kurz darauf durch Deutschland offiziell anerkannt.
Im Zusatzabkommen zum Friedensvertrag von Brest-Litowsk vom 27. August 1918 verzichtete Sowjetrussland auf Georgien.
Nach der Kapitulation Deutschlands im Ersten Weltkrieg ging die Gewährleistung des militärischen Schutzes für Georgien auf Großbritannien über.
Kurz darauf kam es zu bewaffneten Konflikten in Abchasien und in Südossetien.
Beide Gebiete wurden von Georgien beansprucht. Bis in das Jahr 1920 hinein forderten diese Konflikte zahlreiche Opfer, vor allem auf der Seite von Südossetien.
Am 7. Mai 1920 erkannte Sowjetrussland Georgien völkerrechtlich an.
Georgien nahm an der Versailler Friedenskonferenz teil und wurde ein Mitglied des Völkerbundes.
Der Sozialdemokrat Noe Ramischwili wurde im Juni 1918 der erste Premierminister Georgiens. Ihm stand ein Kabinett zur Seite, welches eine Koalition menschewistischer Sozialdemokraten, National-Demokraten und National-Föderalisten verkörperte.
Noe Schordania wurde schließlich 1919 der nächste Premierminister.
Umfangreiche Sozialreformen wurden eingeführt, zu denen der Acht-Stunden-Tag gehörte. Eine Agrarreform wurde beschlossen. Bolschewistische und separatistische Bewegungen wurden bekämpft. Die erste, am 21. Februar 1921 verabschiedete Verfassung Georgiens trug deutliche Züge der Verfassung der Schweiz.
Am 11. Februar 1921 besetzte die 11. Armee der Roten Armee Georgien. Am 25. Februar wurde Tbilissi nach heftigen Kämpfen besetzt.
Die Georgische Sozialistische Sowjetrepublik wurde am 25. Februar 1921 ausgerufen.
Die Regierung ging am 17. März außer Landes, das Parlament wurde aufgelöst.
So begann im Jahre 1921 die Zeit der zweiten Republik Georgien und damit zugleich eine intensive und gründliche Sowjetisierung des gesamten Landes.
Sogleich wurde die Leninsche Lehre umgesetzt, indem man sämtlichen Grundbesitz entschädigungslos enteignete und verstaatlichte. Der bisherige georgische Staat wurde zerschlagen. Südosseten und Abchasen wurde das Recht auf eine sehr weit gehende Autonomie von Georgien zugestanden, so dass sich Abchasien vollständig von Georgien löste und einen eigenen Staat bildete.
Im Dezember 1922 wurde die Georgische Sowjetrepublik der Transkaukasischen Föderativen Sozialistischen Sowjetrepublik (TFSSR) angegliedert.
Sie bildete nun ein Staatskonstrukt, in welchem auch Armenien und Aserbaidschan vertreten waren, die Georgier allerdings die Majorität der Bevölkerung stellten.
Tbilissi blieb die offizielle Hauptstadt.
1936 löste sich die TFSSR auf. Georgien bildete nun die Georgische Sozialistische Sowjetrepublik.
1931 ließ Stalin die bis dahin eigenständige Sowjetrepublik Abchasien auflösen und gliederte sich offiziell der Georgischen Sozialistischen Sowjetrepublik an.
An Mariamoba, am 28. August 1924, dem Himmelfahrtstag der Georgier, erhoben sich Teile des georgischen Volkes, die sich von einer menschewistischen Exilregierung in Paris vertreten fühlten, im August-Aufstand mit Waffengewalt gegen die Bolschewiki.
Stalin ließ diese Erhebung niederschlagen und ihre Anführer hinrichten.
In den drei Jahren zwischen 1921 und 1924 wurden etwa 30.000 Georgier, allesamt Angehörige der Eliten des Landes, Adelige, Großgrundbesitzer und Monarchisten, erschossen oder in die Straflager gesperrt.
Den von Stalin veranlassten Säuberungswellen zwischen 1935 und 1938, 1942 und 1945 bis 1950, fielen noch einmal etwa 50.000 Georgier zum Opfer, darunter besonders viele Oppositionelle.
Erklärtes territoriales Ziel Adolf Hitlers waren die Erdölfelder am Ufer des Kaspischen Meeres. Daher wurde Georgien im Großen vaterländischen Krieg von der deutschen Wehrmacht besetzt.
Georgien sollte nach der Diktion des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete von 1942 einen eigenständigen Generalbezirk Georgien bilden, welcher dem Reichskommissariat Kaukasien unterstellt worden wäre.
Entlang der abchasischen Schwarzmeerküste, durch die Kolchische Tiefebene und die Transkaukasische Senke plante die Organisation Todt den Bau einer Autobahnstrecke bis nach Baku.
1942 besetzte die Wehrmacht Georgien und Abchasien. Sie kam bis 20 Kilometer an die Küste des Schwarzen Meeres bei Gudauta heran, ehe sie sich dann zurückziehen musste.
Georgier kämpften während des Großen vaterländischen Krieges auf Seiten Hitlers und Stalins.
Mindestens 30.000 Georgier kämpften für Hitlers Deutschlands in den Reihen der Ostlegion, der Georgischen Legion, der Nordkaukasischen Legion und in anderen Freiwilligenverbänden der deutschen Wehrmacht und der Waffen-SS.
Etwa 700.000 Georgier waren Angehörige der Roten Armee.
Georgien wurde einer der bedeutendsten Standorte der Munitionsfabrikation für die Rote Armee. Hier entstanden Flugzeuge, Granatwerfer, Gewehre und Munition für die Fronten.
Der georgische Soldat Meliton Kantaria war es, der am 2. Mai 1945 die sowjetische Fahne auf dem Reichstagsgebäude in Berlin aufpflanzte.
Bei Tbilissi gab es von 1942 bis zum Anfang der 1950er Jahre mehrere Gefangenenlager für deutsche Soldaten, die an der Kaukasusfront in Gefangenschaft geraten waren.
Nach Kriegsende trieb Stalin die Urbanisierung und die Industriealisierung seiner Heimat Georgien voran. Besonders die Stadt Rustawi wurde zu einem Zentrum der Schwerindustrie, welcher Stalin stets das Primat eingeräumt hatte.
Schon im 3. Jahrhundert vor Christus galt das Land Georgien als eine der Waffenschmieden der Antike. Mit den in Georgien hergestellten Schwertern wurden die Griechen und die Trojaner bekämpft.
Der Bergbau im Kaukasus konzentriert sich auf die Gewinnung von Gold und Silber, Eisen und Kupfer. Auch Mangan wird in Georgien abgebaut. Die einzige zur Verfügung stehende natürliche Energiequelle ist die Wasserkraft der Flüsse. Eine uralte georgische Tradition stellt der Weinbau dar.
Neben dem Wein wird auch Tee angebaut. Auch Zitrusfrüchte werden kultiviert.
Die Industrie ist nur gering ausgeprägt, sie beschränkt sich auf die Herstellung von Maschinen, Chemikalien und Textilien.
Die Georgier selbst betrieben nie Handel, da die Armenier als Händler fungierten.
Seit ungefähr 8.000 Jahren wird in Georgien Wein angebaut. Damit gilt das Land als ein Ursprungsgebiet des Weines schlechthin. Die geologischen und klimatischen Voraussetzungen für den Weinanbau sind überaus günstig.
Georgien verfügt über insgesamt vier eigenständige Weinbaugebiete. Dies sind das im Osten gelegene Kachetien, im Südosten Kartlien mit dem berühmten Kura-Tal, Imeretien im Westen und Ratscha-Letschchumi und Niederswanetien im Nordwesten.
Ostgeorgien verfügt über die größten Weinberge und Kachetien bildet das traditionelle Zentrum des georgischen Weinbaus.
Die strenge Tradition verbietet strikt das Vermischen der Weine der einzelnen Anbauregionen.
Georgien ist besonders für seinen Rotwein berühmt und bekannt.
Beliebt ist jedoch auch der sogenannte georgische Weinbrand, seiner feinen Vanillearomen und seines samtigen und edlen Bouquets wegen. Er glänzt, wie Bernstein in der Sonne.
Seit 1884 produzierte ein gewisser David Saradjischwili den georgischen Kognak, mit dem Stalin auf der Konferenz von Jalta Winston Churchill überraschte.
In keinem anderen transkaukasischen Land ist der Wein derartig beliebt wie in Georgien! Die Grabsteine vieler georgischer Nationalhelden bilden die Form der Weinreben nach.
Feiert ein Georgier Hochzeit, so muss der Brautvater bis zu 1.000 Liter georgischen Wein dafür bereit halten.
Seit tausenden Jahren kennen und verfeinern die Georgier die Geheimnisse der Weinbereitung und der Weinkultur.
In Georgien wurden das imeretische und das kachetische Verfahren der Weinbereitung entwickelt. Verfahren, die dazu führten, dass dem Dichter Alexander Puschkin georgische Weine besser schmeckten als Burgunder.
Der georgische Wein wird in kleinen Winzereien nach uralten Traditionen hergestellt.
Nach der Lese gelangen die Trauben zunächst in den Marani, den Bottich. Dieser hat nahe dem Boden ein Spundloch, das mit einem Pfropfen verschlossen wird. Sind die Trauben im Marani, dann steigen einige Helfer hinein, um die Trauben mit ihren Füßen zu stampfen. Matschari wird der ausgepresste Rebensaft genannt, welcher nun einige Tage im Marani stehen muss. So lange, bis die alkoholische Gärung einsetzt.
Nun wird der gärende Jungwein in Gefäße aus Porzellan oder aus Glas gefüllt, in denen er bleibt, bis zum Ende der Gärung.
Der Jungwein wird dann in die Quevri gefüllt, traditionelle Tongefäße, die den griechischen Amphoren gleichen. Die Quevri fassen zwischen 10 und 2.000 Litern Wein. Sie werden in der Erde vergraben, so dass nur der Hals heraus ragt. Versiegelt mit einem Stein und abgedichtet mit Ton und Holzasche, kann der Wein in den Quevri bei kontanter Temperatur reifen, ohne dass ihn der Schimmelpilz je erreichen kann. Eng verbunden ist der Wein der georgischen Winzer mit dem Verlauf ihres Lebens. Kommt in einer georgischen Winzerfamilie ein Junge zur Welt, so wird an diesem Tage ein Quevri mit jungem Wein gefüllt. Am Tage der Hochzeit dieses Jungen wird der Quevri geöffnet und Wein getrunken.
Heilig sind den Georgiern ihre Tafelrituale. Zu diesen gehören besonders die Sadgegrdselo, die georgischen Trinksprüche.
Jeder georgischen Tafel steht ein Tamada vor. Der Tamada ist ein Symposiarch, der die Tafel nach uralten und exakt festgelegten Regeln leitet, die auf griechische Traditionen zurück gehen.
Für die exakte Einhaltung aller Regeln und Rituale der Tafel ist der Tamada verantwortlich, den bereits Plutarch beschreibt.
Der Tamada wird stets vor Beginn der Tafel von allen Anwesenden gewählt, um die Tafel zu leiten, das Geschehen bei Tisch zu lenken und die Trinksprüche auszubringen.
Stets hat der Tamada den allerersten Trinkspruch der Tafel zu entbieten, der dann unentwegt von den anwesenden Gästen variiert werden muss.
Der Tamada hat die Trinksprüche dabei in einer unumstößlichen Reihenfolge auszubringen.
Der Tamada hat zuerst auf das Wohl derjenigen Familie zu trinken, die ihn eingeladen hat.
Er darf allerdings die Trinksprüche auf sein Heimatland Georgien, auf das Andenken der Verstorbenen und der Helden keinesfalls vergessen. Dies ist notwendig, um die georgische Heimat, ihre Verstorbenen und ihre Helden zu ehren.
Die Reihenfolge der Sujets auf die getrunken wird, ist üblicherweise die folgende: Eltern, Freunde, Verwandte, Vergangenheit und Zukunft der georgischen Heimat:
„Ein georgisches Lied sagt uns: ‚Der Grund unseres Seins ist die Liebe, und das muss zweifellos stimmen. Wenn es keine Liebe wäre, könnte unsere Nation nicht überleben, deren Geschichte Jahrhunderte lang eine Geschichte von Kriegen und Kämpfen war. Georgier haben ihr Leben auf dem uralten Spruch gegründet: Der ist Feind von sich selbst, wer im Leben keinen Menschen sucht, den er lieben und von dem er geliebt werden wird. Und ich möchte jetzt eben auf die Liebe trinken. Auf die Liebe!“
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Weinbau_in_Georgien#Traditionelle_Weinbereitung)
Nun ist es für den Tamada wichtig, auch den Gesang an der Tafel nicht zu vergessen.
Er ist wie die Trinksprüche ein wichtiger Teil des traditionellen georgischen Tischzeremoniells.
Kommt ein Gast hinzu, während die Tischgesellschaft bereits speist, so wird er sofort zu Tisch gebeten und muss zuerst auf das Wohl des Gastgebers trinken.
Seit der Antike ist die Kultur Georgiens für ihre Schwerter und goldenen Kelche berühmt.
Griechen und Römer beschrieben den Reichtum Georgiens an metallischen Bodenschätzen, seine breiten und gut ausgebauten Straßen, die mit Ziegeln gedeckten Häuser, die großen prächtigen Städte und mächtigen Festungen.
Auf den Fundamenten antiker Tempelanlagen errichteten die georgischen Baumeister des Mittelalters ihre byzantinisch beeinflussten ein- oder dreischiffigen Basiliken, ihre gewaltigen Kreuzkuppelkirchen.
Nicht minder berühmt ist die Küche Georgiens. An den Wochenenden sitzen georgische Familien mit ihren Gästen traditionell an der Supra, der großen Tafel, zusammen.
Zu wichtigen Anlässen gibt es stets traditionelle Gerichte. Es ist wichtig, durch die Tafel den Überfluss des Haushaltes zu demonstrieren.
Als traditionelle Vorspeise isst der Georgier Badridschani, gefüllte Auberginen mit einer Walnusspaste, zu der das Basturma, an der Luft getrocknetes Rindfleisch, gereicht wird.
Mzwadi, das georgische Schaschlik; Tschachochbili, ein Hähncheneintopf aus einer Soße von Tomaten und Zwiebeln; Tschanachi, ein Hammeleintopf mit Auberginen; eine Walnusssoße, Basche genannt; Tqemali, eine Mirabellensoße und Adschika, diverse Peperonipasten, bilden die Hauptspeisen. Als Desserts sind Tschurtschkella beliebt, süße, aus Walnüssen bereitete Würste in Traubensaftpüree; Matsoni, Nüsse mit Joghurt und Honig oder Chinkali, kleine Teigtaschen mit Hackfleischfüllung; Chatschapuri, ein gebackenes Käsebrot und Lobio, eine Suppe von roten Bohnen.
Getrunken wird neben dem georgischen Wein auch Sekt, Weinbrand und ein Tresterbrand, der Tschatscha.
Nach jedem Spruch des Tamada muss das Glas vollständig geleert werden. Dann wird sofort nachgeschenkt. Wer nicht mehr trinken kann, lässt das volle Glas einfach stehen. Steht der Tamada beim Trinkspruch auf, so tun dies auch alle anwesenden Gäste.