Читать книгу Praxishandbuch Veeam Backup & Replication 10 - Ralph Göpel - Страница 18
ОглавлениеKAPITEL 2
Backup-Strategien
Im Gegensatz zu den Standard-Backup-Strategien wie Full Backup, Differenzielles und Inkrementelles Backup hat man bei Veeam zusätzlich die Auswahl von Reverse Incremental, Incremental Forever und Synthetischen Inkrementellen Sicherungen. Überlegen Sie sich für jede Maschine oder jeden Job, welche der möglichen Methoden am geeignetsten ist.
Full Backup
Bei einem vollen Backup werden jeden Tag alle Daten der VM gesichert. Dies hat den Nachteil, dass sehr viel Speicherplatz belegt wird und es sehr lange dauert, aber den Vorteil, dass im Falle einer herkömmlichen Wiederherstellung alle Daten schnell wieder bereitgestellt werden können. Dieses Verfahren ist bei Veeam B&R eher nicht angebracht, da eine Wiederherstellung auch von großen Maschinen dadurch nur unwesentlich schneller gehen würde.
Abbildung 2-1: Datenmengen beim Full Backup
Inkrementelles Backup
Hierbei wird typischerweise sonntags ein Full Backup gemacht und in den Folgetagen werden jeweils nur die Unterschiede zum Vortag gesichert. Vorteil: wenig Speicherbedarf, aber hoher Zeitbedarf bei der herkömmlichen Wiederherstellung. Eine Wiederherstellung bei Veeam ist auch hier nur unwesentlich langsamer, da der BS sich die notwendigen Blöcke raussucht und die Maschine in einem Rutsch zurückspielt.
Abbildung 2-2: Datenmengen beim inkrementellen Backup
Differenzielles Backup
Hier wird ebenfalls meistens am Sonntag ein Full Backup gemacht und in den nächsten Tagen jeweils die Unterschiede (Differenzen) zum letzten Voll-Backup gesichert. Daraus ergeben sich ein nicht so großer Speicherbedarf wie beim Full Backup und eine nicht so lange Zeit der Wiederherstellung wie beim inkrementellen Sichern. Ein differenzielles Backup bietet Veeam nicht an.
Abbildung 2-3: Datenmengen beim differenziellen Backup
Reverse Incremental Backup von Veeam
Auch hier wird zunächst ein Full Backup erstellt (Schritt 1) und an den nächsten Tagen jeweils ein inkrementelles. Jedoch werden täglich die Unterschiede zum Vortag extrahiert, das aktuelle Full Backup wird errechnet und es steht damit an jedem Tag ein Full Backup von der letzten Sicherung zur Verfügung:
Abbildung 2-4: Schritt 2: Erstes Incremental Backup wird in Full Backup integriert.
Gerade bei sehr großen Datenmengen – typischerweise bei Fileservern – ist diese Auswahl sinnvoll, weil so jeweils nur ein Full Backup auf dem Datastore liegt, egal wie viele Restore Points man ausgewählt hat. Das Errechnen des synthetischen Full Backups benötigt allerdings sehr viel Zeit und Ressourcen. »Reverse Incremental« sollte nicht bei Dell EMC Data Domain und HPE StoreOnce eingestellt werden, weil diese Storages das nicht unterstützen.
Abbildung 2-5: Schritt n: Weiteres Incremental Backup wird in Full Backup integriert.
Incremental Forever
Diese Option ist nicht direkt auswählbar, sondern wird durch Wegklicken der regelmäßigen synthetischen Voll-Backups erreicht. Das Verfahren ähnelt dem Reverse Incremental Backup, denn es gibt nur ein Full Backup und mehrere inkrementelle. Der Unterschied zum Reverse Incremental Backup ist, dass die älteste Sicherung das Full Backup ist. Ist die Anzahl der Restore Points erreicht, wird bei der nächsten Sicherung das Full Backup um einen Tag nach vorne geschoben und der übrig gebliebene Unterschied (hier Sonntag) anschließend gelöscht.
Abbildung 2-6: Das Full Backup wird nach vorne geschoben.
Synthetisches Full Backup
Beim synthetischen Full Backup wählt man die Tage aus, an denen eine Integration des inkrementellen zum Full Backup hinzugefügt werden soll:
Abbildung 2-7: Die vorherige Kette wird zum synthetischen Full Backup.
Wiederherstellungszeiten
Bei üblichen Datensicherungsanwendungen macht es zum Teil einen erheblichen Unterschied, ob von einem Full Backup oder einem inkrementellen Backup die Wiederherstellung erfolgt, bei Veeam nicht.
Der Backup-Server holt sich zu dem gewünschten Restore Point (Wiederherstellungspunkt) den gespeicherten Katalog und sucht zu der VM die benötigten Blöcke heraus. Dabei ist es unerheblich, ob sich die Blöcke in einer Full-Backup-Datei oder einer Teilsicherung befinden.
Welche Strategie Sie für Ihre Backups verwenden, sollten Sie in Ruhe planen. Wenn ich bei Kunden die Software einführe, wähle ich für jeden Backup Job die jeweils passende Variante aus. Bei Domänencontrollern fallen üblicherweise nicht viele Daten (also Unterschiede) bei den Sicherungen an. Was hier beim Job eingestellt wird, ist also weder von der Zeit noch vom Platzbedarf her interessant. Bei großen Datenmengen, wie bei File-, Datenbank- oder Exchange-Servern ist die umgekehrt-inkrementelle oder die Incremental-Forever-Methode eher angebracht. Hat mein Kunde mehrere große Maschinen und wenig Speicherplatz, so mische ich beide Vorgehensweisen, um bei der zweiten Datensicherung Zeit zu sparen.
Restore Points
Mit der Anzahl der Restore Points legt man fest, wie viele Sicherungen oder Replikate von der jeweiligen Maschine vorhanden sein sollen. Dabei ist die Häufigkeit der Jobs zu berücksichtigen: Wenn also ein Job jede Stunde zwischen 8:00 Uhr und 16:00 Uhr laufen soll und es muss auf dem Storage eine Woche der Daten vorhanden sein, so zählt man acht Sicherungen pro Tag und diese z.B. fünf Tage lang – macht 40 Restore Points.
Wenn Sie Restore Points festlegen, z.B. fünf, dann kann es sein, dass auf dem Datenspeicher mehr als fünf Wiederherstellungspunkte vorhanden sind. Das liegt daran, dass die zu einem Full Backup gehörenden inkrementellen Sicherungen erst gelöscht werden, wenn genügend neue unabhängige Sicherungen vorhanden sind.
Bei dem folgenden Beispiel möchte man fünf Restore Points haben, macht täglich (montags bis samstags) eine Sicherung und sonntags ein Full Backup. Die alte Kette (Full und darauf basierende inkrementelle Backups) kann erst gelöscht werden, wenn die neue Kette ein Full Backup und vier inkrementelle Sicherungen enthält, also am Donnerstag nach der Sicherung:
Abbildung 2-8: Abhängige Sicherungskette
Berücksichtigen muss man auch, welche Wiederherstellungsoptionen man hat. Wird man z.B. einen Domänencontroller nach einer Woche zurücksichern? Normalerweise nicht, da aber Veeam automatisch eine nicht autoritative Wiederherstellung vornimmt, wäre dies kein Problem. Vielleicht wird man auch einen aus Versehen gelöschten Eintrag aus dem Active Directory wieder brauchen, wie Gruppen, User oder andere Objekte, ohne den ganzen Server wiederherstellen zu müssen.
Machen Sie sich diesbezüglich auch Gedanken über Datenbankserver, Exchange- und ähnliche Server.
Planen Sie auch für Ihre Fileserver eine Aufbewahrungsrichtlinie, die zu Ihrem Unternehmen passt. Fragen Sie sich, wie oft eine aus Versehen gelöschte Datei wieder gebraucht wird und wie lange es dauert, bis der Verlust aufgefallen ist.
Bedenken Sie auch dabei die Zeiten für die Wiederherstellung vom Datastore im Gegensatz zu einem Bandlaufwerk.