Читать книгу Der Weg der Wandlung - Ramona Loriz - Страница 8

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Wie alles begann

"Gute Nacht Süße", flüsterte Hannah ihrer Tochter ins Ohr, um sich bei ihr, wie jeden Abend, für die Nacht zu verabschieden. Als sie ihr liebevoll den Gute-Nacht-Kuss auf die Stirn drücken wollte, fing Lea an zu weinen und vergrub ihr hübsches Gesicht tief in ihrem Kissen. Die Bettdecke zog sie über ihren Kopf, so dass nur noch ihre dunkelbraunen, verträumten, aber aktuell sehr verweinten Augen sowie ihre sogar im Bett noch hochgegeelten kurzen schwarzen Haare hervorguckten.

"Was ist los mit Dir mein Schatz?", fragte Hannah, setzte sich auf die Bettkante und streichelte ihrer Tochter mitfühlend über ihren Haarschopf. "Unser Tag war doch schön, ist denn etwas vorgefallen? Erzähl es mir.“ Hannah war aufgefallen, dass Lea sich schon seit einigen Wochen von ihr und auch dem Rest der Familie zurückzog, wenig redete und völlig verträumt in ihrer Welt war. "Pubertät", dachte Hannah, "die üblichen Phasen eben, ganz typisch, mal wütend, mal beleidigt, mal anhänglich, mal traurig, mal überschwänglich lustig."

"Mama, ich bin kein Mädchen", platzte es plötzlich aus Lea heraus, "ich bin ein Junge, der in einem Mädchenkörper gefangen ist. Das ist so schlimm. Du weißt gar nicht, was ich fühle. Es fühlt sich so falsch an. Keiner versteht das. Ich bin Junge und kann es nicht wirklich leben. Ich will keinen Mädchenkörper mehr haben. Ich habe mich schon die ganze Zeit, seitdem ich lebe, falsch gefühlt. Ich wusste nie warum. Ich habe am Wochenende, als ich bei Papa war, eine Dokumentation über einen Transjungen im Fernsehen gesehen. Danach wurde es mir ganz klar. Das bin ich. So fühle ich. Jetzt weiß ich, warum ich mich falsch fühle. Es muss sich alles verändern Mama." Während sie das sagte, weinte sie unentwegt und schluchzte so laut und verkrampft, dass sich ihre Gesichtshaut tief dunkelrot verfärbte.

Hannah war zunächst sprachlos, mit solch einer Erklärung hätte sie heute Abend nicht gerechnet. Sie versuchte, ihre Tochter zu beruhigen, einfach nur durch ihr stummes Verständnis, denn Worte fielen ihr in diesem Moment nicht ein, die passend hätten sein können. Hannah wunderte sich nur über ein so intensives und konkretes Bewusstsein, denn Lea war gerade mal 11 Jahre alt. Die klaren Worte, die entladenden Emotionen.

Leas Wunsch, Junge zu sein, fühlte sich ernst gemeint an, keine vorübergehende Phase, keine Pubertät, keine Spielerei.

Leas komplettes Verhalten und ihre äußere Erscheinung waren schon seit dem Kindergarten entsprechend männlich. Für Hannah war ihre Tochter immer ein kleiner Wildfang, eben wie ein Junge, doch sie dachte, es "wächst sich noch heraus".

Dieser Abend mit dieser klaren, unumstößlichen Ansage Leas war der Anfang ihres Weges, welcher unbewusst schon begann, als sie zur Welt kam.

Der Weg der Wandlung

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