Читать книгу 10 Jahre Stalking - Nur weil Du ihn nicht siehst, heißt es nicht, dass er nicht da ist! - ramona wegemann - Страница 9
Und plötzlich war alles anders
ОглавлениеAm Morgen war meine Welt noch in Ordnung. Es war ein schöner, sonniger Sommertag. Nachdem ich meine morgendliche Runde durch die Ställe erledigt hatte und alle Tiere versorgt waren, spielte ich mit den Hunden im Garten. Heute würde mir wohl selbst Zwille meine gute Laune nicht verderben können. Kaum daran gedacht, bog auch schon das Auto um die Ecke, und er stand wieder am Zaun. Na gut, ich hatte meine gute Grundstimmung vielleicht doch überschätzt. Nun kannte ich Zwille schon so lange und hatte so oft mit ihm gesprochen, dass ich bereits an geringster Mimik von ihm erkennen konnte, ob er launisch oder fröhlich war. Doch egal an welchem Tag er kam und in welcher Stimmung er war, ich hatte mich stets nur am Gartenzaun mit ihm unterhalten. Nie hatte ich die Intention dazu, ihn aus reiner Höflichkeit auf einen Kaffee ins Haus zu bitten oder im Sommer auf die Terrasse einzuladen. Im Grunde war das überhaupt nicht meine Art, normalerweise war ich immer sehr gastfreundlich und hatte Besucher recht gern empfangen. Selbst Handwerker wurden von mir stets mit Kaffee und Keksen versorgt, wenn sie bei uns arbeiteten. Doch bei Zwille, den ich nun schon so lange kannte und mit dem ich oft lange Unterhaltungen führte bzw. führen musste, war das irgendwie von Beginn an anders. Ihn lud ich niemals ein. Auch hielt ich ihn immer auf Abstand. Wenn ich sonst Bekanntschaften recht herzlich zur Begrüßung einfach kurz in den Arm nahm und drückte, war das bei Zwille nie der Fall. Ihn hielt ich immer auf Abstand, am liebsten mit dem Zaun zwischen uns. Zwille schien etwas besorgt, als er am Zaun auf mich wartete. Den Ärger der letzten Tage schluckte ich einfach herunter, wie so oft, und ich ließ mir nichts mehr anmerken. Eigentlich hoffte ich, dass Zwille mir heute erzählen würde, mit was er seiner Frau eine Freude gemacht hatte. Mir schwirrte immer noch der Pralinenkasten durch den Kopf. An dem Pralinen-Tag hatte ich Zwille am Telefon nicht aussprechen lassen. Vielleicht waren die Pralinen ja ein Dankeschön für einen guten Ratschlag? Doch stattdessen begann Zwille wirres Zeug zu stammeln. Er faselte plötzlich los, dass ich mich sicherlich wundern würde, warum er immer so nett zu uns sei. Ja, in der Tat fragten wir uns das immer wieder mal. Antworten wollte ich daraufhin aber nicht. Zudem nahm ich an, dass er ohnehin keine Antwort von mir erwartete. Er redete weiter, dass er in Wahrheit alles nur für mich machen würde, nicht für den Frederik, sondern nur für mich. Sogar die Hausmeisterstelle auf dem Nachbargrundstück hätte er nur wegen mir angenommen, um dadurch mehr in meiner Nähe sein zu können. Er würde das Rasenmähen auf dem verlassenen Nachbargrundstück hassen, aber für mich würde er das gerne tun. Die Hallen hätte er nur für mich besorgt, um mir eine Freude zu machen. Er wollte die Hallen von Anfang an nicht haben, die wollte er nur für mich besorgen. Selbst wenn ich etwas dazu erwidern wollte, es ging nicht. Kein Wort brachte ich heraus und wusste dazu auch gar nichts zu sagen. Eigentlich erwartete ich zu hören, was er für seine Frau getan hatte, und nun zählte er auf, was er alles für mich getan hatte. In dem Augenblick konnte ich meine Gedanken nicht richtig sortieren, es gab keine passenden Worte dazu, und er hörte auch nicht auf zu reden. Es wurde immer schlimmer. Zwille meinte plötzlich zu mir, dass ich wie seine verstorbene Ex-freundin aussehe und sie sei immerhin seine ganz große Liebe gewesen. Es fühlte sich an, als wenn mir die Luft abgedrückt würde, als läge ein riesiger, kalter, schwerer Stein auf meiner Brust. Das war eine so unheimliche Aussage von Zwille, bei der mir gleich tausend Gedanken durch den Kopf schossen. Verstorbene Ex-freundin? Woran starb sie denn? Ach weh, eigentlich so traurig, dass er mir gerade wieder leidtun könnte, aber wie war das, dass ich so aussehe wie sie? Er wird doch wohl nicht sie auf mich projiziert haben? Noch bevor ich meine Gedanken überhaupt sortieren konnte, plapperte er unaufhörlich weiter. Als er mich das erste Mal gesehen hatte, als er den Strohballen zu uns brachte, da hätte ich ihn angelächelt und er hatte sich genau in diesem Moment unsterblich in mich verliebt, total in mich verguckt. Seither könne er die Finger nicht mehr von mir lassen. Er hätte sich sofort in mein Lächeln und in mich total verknallt. Das war der Knall, der mich nun wachrüttelte, und ich konnte nicht mehr still bleiben. Seinen Redefluss musste ich eilig stoppen, mehr wollte ich gar nicht hören, und ich wollte nicht wissen, was er noch zu sagen hatte, ich sprang ihm ins Wort. Eigentlich fehlte mir die Luft, um ihm zu entgegnen, aber das wollte ich nicht hören. Er musste sofort aufhören, solche Sachen zu sagen. Zunächst hauchte ich ihm erstmal seinen Namen entgegen, um einen Moment zum Nachdenken zu bekommen. Da ich seine cholerische Art kannte, war nun Fingerspritzengefühl gefragt, schließlich wollte ich ihn weder verletzen noch bloßstellen. So nahm ich zunächst die Schuld auf mich, dass es mir leid täte, dass ich keine Ahnung von seinen Gefühlen gehabt hätte. Auch, dass seine Exfreundin verstorben sei, täte mir sehr leid, aber ich würde hoffen, dass ihm trotzdem bewusst sei, dass ich nicht seine Exfreundin bin. Er hätte in seiner Ehefrau auch eine tolle Frau gefunden, die schließlich gut zu ihm passt, und gleichgültig welche Höhen oder Tiefen man im Eheleben auch durchlebt, mit ihr hätte er eine Partnerin gefunden, die ihm eine Familie bietet. Doch das wollte er gar nicht hören und fuhr mir hastig ins Wort: „Für dir würd ick meine Frau verlassen! Der Junge is nu schon groß, nix hält mich mehr bei der! Der Bengel is eh nich meener! Die hat keene Bedeutung für mir!“ Zwille lief am Zaun auf und ab, und ich ging einen Schritt zurück. „Ick kann die Finger nich mehr von dir lassen!“ Er redete sich gerade um Kopf und Kragen, und ich fiel ihm wieder ins Wort. Es würde mir wirklich schrecklich leidtun, wenn er falsche Hoffnungen gehegt hätte, aber ob er nun verheiratet sei oder nicht, ich sei mit Frederik zusammen und hätte wirklich nicht ansatzweise die Gefühle, wie er sie anscheinend für mich hat. Zwille schnaufte und lief unruhiger umher, wurde im Ton plötzlich ruppiger und fast schon trotzig: „Wenn ick dir vor zehn Jahrn kennenjelernt hätt, dann hätte der Frederik dir sowieso nie jekricht. Dafür hätt ick jesorgt!“ Was Zwille mir da so an den Kopf knallte, machte mich sprachlos. Ich hatte so viel Kopfkino und Gedankenstürme zu bewältigen, dass ich schlichtweg damit überfordert war. Zum einen war ich regelrecht empört darüber, dass ich hier überhaupt nicht gefragt wurde, ob ich Zwille überhaupt hätte haben wollen, dass er es einfach ignorierte, dass ich seine Gefühle überhaupt nicht teilte. Mir drängten sich Bilder von den Neandertalern auf, wie die Urmenschen sich ohne zu fragen eine Frau schnappten und an den Haaren in eine Höhle zerrten. Zwille war ohne Zweifel ungebildet und primitiv, aber nun rutschte er auf ein ungekanntes Niveau ab. Neandertaler. Was bildete er sich hier ein? Und was sollte das mit den zehn Jahren? Weder vor zehn Jahren noch jetzt wäre Zwille mit seiner Art und Weise ein Partner für mich. Dieses Grobe, dieses Prollige, der hohe Altersunterschied und einfach das ganze „Zwille-Sein“. Er war ja nicht mal tierlieb! Nein, in mir sträubte sich alles und ich spürte, wie ich immer weiter vom Zaun wich und mein Körper sich immer weiter von ihm wegdrängte. Halt, stopp! Das musste ich beenden, das geht einfach nicht. Nochmals sagte ich ihm, nun mit mehr Nachdruck, dass ich keine Ahnung davon hatte, dass er unseren Kontakt so sieht. Ich würde jetzt auch nicht noch mehr von solchen Sachen hören wollen. Mit bestimmtem Nachdruck gab ich erneut zu verstehen, dass all seine Empfindungen nicht auf Gegenseitigkeit beruhen. Es war mir wichtig, dass er durch meine Ablehnung sein Gesicht nicht verlieren würde. Meine Aufregung versuchte ich nun zu bremsen und mein Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken. „Zwille, es tut mir wirklich leid, dass Du das so siehst. Wir tun jetzt so, als hättest Du all das nie zu mir gesagt und ich hätte es somit nicht gehört. Ich kann diese Gefühle nicht teilen. Ich bin mit Frederik zusammen und das bleibt auch so. Jetzt, da ich weiß wie Du denkst und fühlst, bin ich in einer blöden Situation. So kann ich mich einfach nicht mehr unbeschwert mit Dir unterhalten und das möchte ich auch nicht mehr. Ich bitte Dich, das zu akzeptieren und wir gehen einfach zukünftig getrennte Wege. Ich will unter diesen Umständen den Kontakt nicht mehr haben.“ Unbewusst setzte ich währenddessen bereits einen Schritt hinter den anderen und schlich mich aus der Situation. Während ich mich langsam zurückzog, wünschte ich ihm von Weitem nochmal alles Gute und verabschiedete mich mit den Worten, dass wir es unter uns belassen würden. Er hätte das nicht gesagt und ich nichts gehört. Dann drehte ich mich um und ging ins Haus, ohne nochmal nach Zwille zu schauen. Die Autotür klappte und der Motor startete, Zwille fuhr weg. Ein Tee sollte mir helfen, das zu verarbeiten, was da gerade passiert war. In solch einer Situation hatte ich noch nie gesteckt. Es war schrecklich für mich. Zwille offenbarte sich mir, stellte seine Gefühle bloß und ich drehte ihm den Rücken zu, ließ ihn stehen und ging weg. Habe ich gerade eine Freundschaft kaputt gemacht? War es überhaupt eine Freundschaft? Nein, das war keine Freundschaft, das war … Was war das eigentlich? Es war ja nicht mal ein Nachbar, es war einfach so oft nur lästig. Plötzlich fühlte ich mich erleichtert, um Zwille erleichtert und ich ertappte mich dabei, wie ich mich auf einmal richtig leicht und fröhlich fühlte nach diesem blöden Erlebnis. Mir zitterten die Hände und am liebsten hätte ich mit jemanden darüber gesprochen, als es mit mir allein ausmachen zu müssen. In meinem Bauch wechselte ein aufgeregt fröhliches Kribbeln mit einem plötzlichen, flauen Gefühl. Was kommt jetzt? Akzeptiert er meine Meinung? Eigentlich war ich ja sehr deutlich und er muss doch Sorge haben, dass ich seiner Frau erzählen könnte, was er da zu mir gesagt hatte. Dass ich Frederik davon nichts erzählen würde, das war für mich eigentlich selbstverständlich. Schließlich hatte ich das ja gerade so zu Zwille gesagt, ihm quasi mein Wort gegeben, um sein Gesicht zu wahren. Er hat nichts gesagt und ich habe nichts gehört, und mein Wort zählt. Zudem war mir nicht klar, wie Frederik darauf reagieren würde. Auf keinen Fall wollte ich Streitigkeiten wegen diesem Vorfall riskieren, weder zwischen Frederik und mir noch zwischen Frederik und Zwille. Die beiden hatten ja ohnehin kaum Kontakt miteinander, das würde also zukünftig nicht viel anders werden. Doch fortan hätte ich mehr Ruhe vor Zwille und ich fühlte mich einen Moment lang wieder richtig frei und gelöst. Zu meinem Wort stand ich und behielt diesen Vorfall für mich.
Schon am nächsten Tag wurde meine Illusion von Ruhe und Erleichterung jedoch zerschlagen. Meinen Ohren mochte ich kaum Glauben schenken, als ich das Motorengeräusch von Zwilles altem Golf vernahm. War es tatsächlich so undeutlich, was ich gesagt hatte? Wollte er sich vielleicht entschuldigen? Warum kommt er doch wieder her? Was nun? Wie soll ich mich nun verhalten? Hingehen oder nicht? Mir blieb quasi kaum eine Wahl, denn meine Zweifel waren kaum zu Ende gedacht, da war er ja schon da. Er drehte die Seitenscheibe des Autos herunter und sprach mich gleich an: „Bist de nachher da?“ Darauf ging ich gar nicht erst ein, ich versuchte eher, nochmal deutlich zu machen, dass ich das gestern wirklich ernst meinte, als ich ihm gesagt hatte, dass wir zukünftig nicht mehr miteinander reden sollten. Die Sache sei mir unangenehm und ich möchte keinen Kontakt mehr zu ihm. Zwille wollte noch irgendwas sagen, aber ich hörte nicht mehr hin, drehte mich um und ich ging einfach ins Haus. Es war mir wirklich sehr unangenehm, ihn so stehen zu lassen, aber ich wollte mich wirklich nicht mehr in aufgezwungene Gespräche verwickeln lassen, egal wie unverschämt mein Verhalten auch sein mochte. Man war ja wohlerzogen, aber genug war einfach genug und ich ließ ihn nun einfach stehen. Natürlich missfiel mein Verhalten Zwille sehr. Er trat auf das Gaspedal, sodass loser Sand, der auf der Straße lag, hinter den Reifen regelrecht hervorgeschleudert wurde. Er raste ins Dorf hinein. War ich schlecht? Nein, soweit kommt es noch, dass ich mir jetzt noch Vorwürfe mache. Das war doch jetzt nur konsequent, oder nicht? Mein Versuch, es dabei zu belassen, hatte scheinbar nicht gefruchtet. Dann muss ich doch auch das Recht haben, Zwille konsequent abzuweisen, oder nicht? Trotzdem nagte dieser Zweifel an mir, denn so hatte ich mich bis dahin noch nie verhalten müssen. Obwohl ich mich auch über diese Dickfälligkeit von Zwille sehr ärgerte, ließen mich Selbstzweifel nicht in Ruhe. Hätte ich mich doch bloß mit jemandem darüber austauschen können. Was dachte er sich nur dabei? Um diesen Gedankenwechsel zu verdrängen, widmete ich mich meiner alltäglichen Arbeit und zog mich zurück ins Arbeitszimmer. Am Nachmittag zog mich aber das schöne Wetter wieder mit den Hunden nach draußen in den Garten. Endlich gelang es mir, die Zweifel wegzuwischen. Die Hunde tobten über die Wiese, und weit und breit war nichts zu hören, außer ein Auto. Ein Auto? Das konnte doch wohl jetzt nicht sein Ernst sein! Aus der Entfernung hörte ich wieder das alte Auto von Zwille nahen. Rasch rief ich die Hunde zusammen und eilte ins Haus. Um ihn nicht schon wieder so stehen lassen zu müssen und nicht schon wieder mit ihm konfrontiert zu werden, ergriff ich praktisch die Flucht. Die Tür schloss sich grade hinter mir, da klingelte schon das Telefon. Ein unbekannter Anrufer. Zwille war dran und schimpfte sofort lauthals rum: „Watt solln dit jetzt?! Du versteckst dir wohl vor mir!“ Er pöbelte weiter, das wäre eine Unart von mir, dass ich ihn so stehen lassen und die Tür hinter mir regelrecht zuschmeißen würde! Gut, ich muss gestehen, dass es mich wirklich ärgerte, dass er mich im Grunde genommen dabei ertappt hatte, wie ich vor ihm ins Haus geflüchtet war. Noch mehr ärgerte es mich aber, dass ich mich tatsächlich vor ihm versteckte. Da konnte ich nicht mehr an mich halten und schimpfte nun jetzt auch mal zurück: „Sag mal, Zwille, was willst du eigentlich von mir? Es war doch wirklich ganz deutlich von mir gewesen, dass ich keinen Kontakt mehr mit dir haben möchte. Ich werde deine Gefühle nicht teilen, und ich erwarte, dass du meine Meinung nun respektierst und dich hier nicht mehr blicken lässt!“ Meine Wut war während meines Schimpfens so weit angestiegen, dass ich es mir nicht verkneifen konnte, ihm noch mehr an den Kopf zu werfen: „Und wenn du nun schon selbst mitbekommst, dass eine Frau regelrecht vor dir Reißaus nimmt, dann sollte das doch wohl aussagekräftig genug sein!“ In meiner Wut sprudelte es nun unaufhörlich aus mir heraus: „Was fällt dir eigentlich ein! Ich will den Kontakt nicht mehr haben, du sollst mich gefälligst in Ruhe lassen und dich hier nicht mehr blicken lassen! Weißt du, Zwille, ich finde es unmöglich von dir, mich derartig zu belästigen! Du lässt mich jetzt in Ruhe, ich werde mich auf keinen Kontakt mehr mir Dir einlassen!“ Dann legte ich einfach auf. Danach war auch Ruhe, für ungefähr 20 Minuten. Was schon einmal zum Erfolg geführt hatte könnte wohl wieder Erfolg haben? Das Telefon klingelte erneut, diesmal war es, wen wundert es nicht, der Frederik. Zwille hatte wutentbrannt bei Frederik angerufen und ihn beschimpft, was er für eine „blöde Olle“ hätte, dass Zwille sich von mir so nicht behandeln, sich nicht von mir beschimpfen lassen würde! Er würde uns so viel Gutes tun und ich würde ihn undankbar und völlig grundlos beschimpfen und beleidigen. Mündlich kündigte Zwille nun Frederik sofort die Hallen, welche wir bereits für ein Jahr im Voraus bezahlt hatten. Zwille tobte am Telefon, dass er unser Heu sofort aus den Hallen entfernt haben wolle! Frederik war natürlich völlig überrumpelt von dem Anruf. Nicht nur, dass er mit seinen Gedanken voll und ganz bei der Arbeit sein musste und mit diesem Anruf völlig unerwartet und unvorbereitet konfrontiert wurde, sondern er wusste ja auch von dem ganzen Vorgeschehen nichts. Dass Zwille wieder bei Frederik anrief, war nicht sonderlich überraschend, aber es ärgerte mich maßlos, aber ein klein wenig war ich auch überrascht. Zwille hätte doch damit rechnen müssen, dass Frederik vielleicht doch etwas von seinen Avancen mir gegenüber hätte wissen können. Wie sollte ich diesen Streit zwischen Zwille und mir nun erklären, ohne weiter Öl ins Feuer zu gießen? Zudem hatte ich doch mein Wort gegeben, dass ich niemandem etwas von Zwilles deutlichen Liebesgeständnissen sagen würde. Andererseits hatte ich meine Zusicherung daran gebunden, dass er sich zurückziehen und wir beide einfach getrennter Wege gehen würden. Doch das, was Zwille nun veranstaltete, war völlig gegen jede Vereinbarung. Wie man sich so verhalten konnte, war mir völlig schleierhaft. Damit wusste ich auch nicht umzugehen. Zunächst beschloss ich, auch weiterhin nichts von Zwilles Avancen zu erzählen, sondern vorerst nur von seinem Anruf, bei dem er mich mal wieder unverschämt beschimpft hatte. Aber diesmal blieb ich Frederik gegenüber starrsinniger und blockte völlig ab, als er mich in die Richtung bringen wollte, für Zwille mal wieder Verständnis aufbringen zu müssen. Diesmal blieb ich dabei. Ich möchte diesen Typ hier nicht mehr sehen, und ich möchte mich nicht immerzu mit ihm abgeben müssen. Es ist schließlich meine Zeit, die mir täglich verloren geht, und es sind meine Nerven, die das ertragen müssen. Das kann so nicht weitergehen und das akzeptiere ich auch nicht mehr. Natürlich war Frederik verwundert über meinen Starrsinn, aber Frauen sollen ja, laut Ansicht der Männer, wohl manchmal einfach so sein? Da kann sich doch jetzt mal der Frederik mir gegenüber so verständnisvoll zeigen, wie er dies von mir gegenüber Zwille immer erwartete.
Neben dem funktionstüchtigen RS09 baute sich Frederik voller Hingabe nun den Styler nach und nach wieder auf. Dies nutzte Zwille plötzlich für sich und schwenkte nun trickreich um. Er brachte Frederik scheinbar selbstlos Ersatzteile, tauschte mit ihm Teile am Trecker und kam hin und wieder einfach mal vorbei, um zu helfen. Praktisch war dabei natürlich, wenn Zwille die Ersatzteile nur bringen konnte, wenn Frederik ausgerechnet dann auf der Arbeit war, sodass ich diese für Frederik entgegen nehmen sollte. Doch da machte ich nicht mit. Ganz gleich was Frederik auch sagte, ich wusste genau, warum Zwille nun diesen Weg einschlug. In Gedanken hörte ich Zwilles widerliche Stimme, wie er sagte, er mache das alles nur für mich, nicht für Frederik, nur für mich! Einmal ließ er sich auch nicht davon abbringen, selbst an dem Trecker herumzuschrauben, obwohl Frederik gar nicht da war. Das war mir nicht recht, und ich sagte Zwille, er soll das lassen und wieder gehen! Zwille überhörte das einfach stur und fummelte weiter am Trecker herum. Das war ein so schrecklich hilfloses Gefühl, denn was sollte ich nun tun außer sauer werden? Vielleicht wäre es fatal, ihn einfach unbeobachtet auf dem Grundstück an dem Trecker rumdoktern zu lassen und zu gehen. Doch wenn ich nun dabeistehen würde, hätte Zwille wieder seinen Willen bekommen und mich auf diesem Weg dazu gezwungen, mit ihm Zeit zu verbringen. Egal, wie auch immer ich mich entscheiden würde, es war einfach nicht richtig. Ein derart schrecklich hilfloses Gefühl, welches nur wegen falscher Höflichkeit zustande kommen konnte. Wäre ich nicht so höflich gewesen, so hätte ich hier doch einfach die Polizei rufen oder den Hund holen oder Frederik alles sagen können? Im Nachhinein oder als Unbeteiligter ist es immer leicht zu sagen, „da hätte ich aber das und das getan oder es so und so gemacht“. Ja, mit dem heutigen Wissen hätte ich definitiv auch anders gehandelt. Aber damals war ich in der Zwickmühle. Es ärgerte mich maßlos, dass Zwille meinen Anstand so ausnutzte und mich damit in Bedrängnis brachte. Es reichte mir allmählich, und ich verjagte ihn vom Hof, sagte ihm, dass ich das nicht akzeptiere und er jetzt gehen soll! Ich drehte mich um und ging in Richtung Haus. Im Wissen, dass Zwille vor Hunden Angst hat sagte ich noch beiläufig, dass ich jetzt ohnehin den Hund mal rauslassen müsste. Zwille meckerte was von „Undank“, „Unverschämtheiten“ und anderen Sachen, die mir egal waren. Immerhin verschwand er zu seinem Glück zügiger, als die mittlerweile stattlich herangewachsene Etana vor der Tür war.
So kam natürlich auch irgendwann Unmut in meine Beziehung, denn Frederik verstand es nicht, dass ich mit Zwille plötzlich nicht mehr klar kam und mich sogar weigerte, nur mal kurz ein Ersatzteil für Frederiks geliebten Trecker von Zwille entgegenzunehmen. Selbst wenn Frederik mich darum bat, blieb ich hart und weigerte mich, auch nur diesen kurzen Kontakt zu Zwille aufzunehmen. Doch ich wollte diese Konsequenz beibehalten, ich sah es nicht ein, mich derart von Zwille austricksen und mir auf diese Versuche hin seinen Willen aufzwingen zu lassen. Was bildete sich Zwille eigentlich ein? Als ich mich weiter konsequent weigerte, kam Zwille notgedrungen zu den Zeiten, in denen Frederik zu Hause war. Die zwei puzzelten nun gemeinsam am Traktor rum und in mir wuchs die Wut über Zwilles Verhalten. Solch eine Unverschämtheit und Frechheit! Er macht sich an die Freundin des Mannes heran, mit dem er nun auf gut Freund tat? Hatte er denn gar keinen Anstand? Ich begann, ihn regelrecht zu hassen. Frederik, der nichts von meinem Unmut wusste, rief natürlich immer wieder nach meiner helfenden Hand, ob ich ihm mal ein Handtuch bringen oder den beiden etwas zu trinken holen könnte. In meinem Inneren wuchs die Wut immer weiter an. Es fühlte sich an, als hätte ich einen großen Stein im Magen, und ich wusste, so konnte es nicht weitergehen! Jetzt muss Schluss damit sein. Das darf ich mir nicht länger gefallen lassen. Mir wurde klar, dass ich mir mit meinem Anstand nur selbst im Wege stand und ein klärendes Gespräch mit Frederik nun zwangsläufig nötig war. Doch wie würde Frederik reagieren? Würde er sich Zwille schnappen und ihn kräftig durchschütteln? Allein schon wegen Zwilles Frechheit ihm gegenüber? Würde er mir die Schuld geben? Eigentlich war das alles völlig egal, das musste jetzt besprochen werden. Frederik ist mein Partner, und wenn ich ihm das nicht sagen kann, was taugt dann die ganze Beziehung? So bat ich Frederik in einem ruhigen Moment zu einem Gespräch an den Tisch, machte uns einen Cappuccino und stellte ein paar Kekse auf den Tisch. Frederik saß nun mit fragendem Blick vor mir und ich begann zu erzählen. Es wäre ihm sicherlich schon selbst aufgefallen, dass ich auf Zwille sehr gereizt reagiere und ich würde ihm nun gerne erklären, warum das so ist und vor allem, warum ich einfach nicht mehr möchte, dass er Zwille zu uns einlädt. Mir war klar, dass ich niemandem vorschreiben kann, mit wem oder mit wem auch nicht er sich trifft oder unterhält, aber ich wollte Frederik zumindest erklären, warum mir der Kontakt zu Zwille so zuwider ist. Als ich Frederik nun davon erzählte, dass Zwille eindeutige Avancen mir gegenüber gemacht hatte und mich trotz meiner Bitte, mich zukünftig in Ruhe zu lassen, immer wieder aufsucht, wurde Frederik plötzlich ganz ruhig. Er kehrte kurz in sich und überlegte. Frederik musste sich wohl erstmal sortieren, er stand auf und schüttelte den Kopf, warf plötzlich fassungslos Fragen in den Raum: Wie soll er nun den Trecker alleine aufbauen? Was wird nun mit der Scheune und dem Heu? Wie soll man Zwille das jetzt sagen, dass er hier nicht mehr willkommen ist? Frederik ging raus, und ich saß allein am Tisch. Dazu konnte ich erstmal nichts mehr sagen, und das lag nicht nur daran, dass Frederik längst den Raum verlassen hatte. In diesem Moment hatte ich kurz das Gefühl, dass Frederik nicht so recht verstand, was ich ihm da gerade zu sagen versuchte. In meiner Kränkung hatte ich sogar kurz das Gefühl, dass ihm sein Trecker und das Basteln mit Zwille wichtiger seien als ich. Doch wenn bereits ich von dieser Situation so überrollt worden war, warum sollte es Frederik damit anders ergehen? Er hatte sich das alles sicherlich auch anders vorgestellt. Während er an den netten Menschen in Zwille glaubte, wurde er von genau diesem derart hintergangen. Wie sollte er nun damit zivilisiert umgehen?
Am nächsten Tag kam Zwille zuverlässig wie jeden Tag an unserem Grundstück vorbeigefahren und hielt natürlich gleich an, als er mich auf dem Grundstück sah. Ohne zu fragen verkündete er gleich, dass er am Nachmittag mal wieder „kurz“ vorbeikommen würde. Jetzt platzte meine Wut im Bauch und ich konnte nicht länger an mich halten. Nun bekam Zwille meine ganze, aufgestaute Wut zu spüren, indem ich ihm nun an den Kopf warf, dass er dies jetzt ein für alle Mal zu unterlassen hätte. Frederik würde nun von seinen Avancen wissen, ich hätte ihm alles erzählt und Zwille soll sich von nun an hier weder blicken lassen, wenn ich alleine bin, noch wenn Frederik da ist. Das ist jetzt vorbei! Mir war es wichtig, Zwille sein Gesicht zu lassen. Ich wollte die Sache gern als nicht stattgefunden ignorieren, doch mit dem, was Zwille sich hier geleistet hatte, sah ich nun keine andere Möglichkeit mehr, als offen zu legen, was vorgefallen war. Und schon ärgerte ich mich wieder über mich selbst. Kaum ausgesprochen empfand ich es so, als hätte ich mich gerade dafür gerechtfertigt, meinem Partner gegenüber ehrlich gewesen zu sein, und als hätte ich mich gerade dafür entschuldigt, dass ich es sagen musste. Jetzt wusste ich nicht, auf wen von uns beiden ich nun mehr wütend war. Auf Zwille, der mich dazu brachte so zu sein, oder auf mich, die diesem Typen gegenüber schon wieder einen Anflug von Anstand entgegenbrachte. Es war eigentlich egal, wen von uns beiden ich gerade mehr Wut zukommen lassen wollte. Bevor ich die Entscheidung hätte fällen können, war Zwille plötzlich auf und davon. Ich stand nun da und konnte es kaum fassen, er war weg. War das alles? Hätte ich das nicht schon viel früher haben können? Huch, da machte ich mir schon wieder Vorwürfe. Mein Adrenalin jagte meinen Puls durch meinen noch zitternden Körper. Ich atmete tief ein und schloss kurz die Augen, genoss die Ruhe um mich herum und atmete wieder aus. Es fühlte sich plötzlich so leicht, so befreit an, und mein Puls hüpfte weiter in einem fröhlicheren Takt, es kribbelte im Bauch. Er ist jetzt weg, endlich war es raus, jetzt ist endlich Ruhe! In diesem Moment war ich einfach erleichtert und glücklich.
Für mehrere Tage fühlte es sich nun leicht und unbeschwert an. Von Zwille war nichts mehr zu sehen, auch sein Auto hatte ich tagelang nicht mehr gesehen. Der Garten lockte mich täglich raus und ich genoss die Pausen zwischen meinen Arbeitsstunden, die ich mit meinen Tieren verbrachte. Hin und wieder bellten die Hunde plötzlich los und rannten zum Zaun, bellten von dort in den Wald hinein. Die vergangen Wochen waren mir so nahgegangen, dass ich natürlich gleich innerlich angespannt war und mir sogar kurz der Atem stockte. Ob er da war? Nein, das wollte ich nicht an mich heranlassen. Ich beruhigte mich selbst und war festen Glaubens, dass sich da sicherlich nur ein frecher Rabe durchs raschelnde Laub wühlte und damit die Hunde verrückt machte.
Doch mit was würde ich wohl die restlichen Zeilen dieses Buchen füllen, wenn tatsächlich danach Ruhe eingekehrt wäre? „Tatsächlich“ war nur, dass Zwille jeden Tag aufs Neue eine Change erhielt. Jeden Tag erhielt er die Möglichkeit, sich zu entscheiden, aufzuhören. Zwille entschied sich täglich aufs Neue gegen diese Change.
Frederik und mir fiel eines Tages ein kleiner, weißer Transporter, ein Caddy Kastenwagen, auf, der seine Runden vor dem Haus drehte und immer wieder neben unserem Grundstück in einen Feldweg hineinfuhr, in den sonst niemand fährt. Der Feldweg führt nur zu den Scheunen und endet dort. Der Fahrer würde sicherlich gleich selbst merken, dass er dort nicht weiterkommt und zurückkommen. Vielleicht sucht er ja eine Adresse oder hat sich verfahren, vermuteten wir. Tatsächlich kam der Wagen gleich wieder zurück, fuhr auf die Straße und anschließend ins Dorf hinein. Wir fühlten uns in unserem Gedanken bestätigt und ließen den Wagen außer Acht. Als der Wagen jedoch wenig später erneut vor unserem Haus auftauchte, erinnerten wir uns daran, dass wir den weißen Wagen bereits des Öfteren bemerkt, aber ihn bis dahin nicht konkret beachtet hatten. Wir bemerkten, dass der Wagen auch immer wieder in den Feldweg neben unserem Grundstück nach hinten fuhr. Als der Wagen nun erneut in den Feldweg hineinfuhr, beschlossen wir, den Fahrer anzuhalten und anzusprechen. Vielleicht bräuchte er Hilfe oder suchte etwas? Wir gingen auf das Auto zu, als der Wagen nur wenige Minuten danach wieder aus dem Feldweg nach vorne zurückkehrte. Als der Wagen uns fast erreichte und wir einen Blick in den Innenraum des Wagens erhielten, traf es mich wie ein Schlag. Es war Zwille! Während ich darauf vertraute, dass nun endlich Ruhe eingekehrt war, hatte Zwille einfach nur ein anderes Auto, welches mir zwar in den letzten Tagen immer wieder mal aufgefallen war, aber welchem ich keine weitere Bedeutung beigemessen hatte. Die von mir angenommene Ruhe existierte also scheinbar gar nicht. Mir schossen sofort die Situationen durch den Kopf, in denen die Hunde öfter angeschlagen und scheinbar sinnlos in den Wald gebellt hatten. War es sinnlos? Jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Warum hatte ich den Hunden hier nicht vertraut?
Frederik und ich wollten in der Stadt einige Dinge erledigen, und dafür kam Frederik an diesem Tag etwas früher als üblich von der Arbeit. Als er zur Tür hereinkam, klingelte das Notruftelefon unserer Rehkitzrettung. „Unbekannter Anrufer“ stand auf dem Display. Ich nahm das Gespräch entgegen. Umgehend krächzte mir Zwilles Stimme ins Ohr: „Hier hinten sitzt ein Reh auf meinem Acker! Wenn de nicht sofort herkommst und dit holst, dann fahr ick dit Vieh platt!“ Vermutlich hatte Zwille nicht mitbekommen und auch nicht damit rechnen können, dass Frederik gerade in diesem Moment nach Hause kam. Da Frederik nur ein Gekrächze am Telefon mitbekommen hatte, erzählte ich ihm natürlich gleich von Zwilles Äußerung. Zwille wusste ja, dass ich in der Wildtierrettung aktiv war und egal welche Differenzen es auch zwischen uns gab, ich hätte einem hilfsbedürftigen Tier keine Hilfe verweigert, nur weil Zwille das Tier meldete. Das Tier kann schließlich nichts für menschliche Differenzen. Wir gingen also nach hinten auf den Acker, der gleich neben unserem Grundstück liegt. Zwille stand vor seinem Traktor und guckte in unsere Richtung. Er schien schon auf mich gewartet zu haben. Doch scheinbar wartete er wohl auf mich alleine und war richtig überrascht, dass Frederik dabei war. Wir schauten uns um und hielten nach dem angeblich verletzten Tier Ausschau. Wir zogen die Schultern hoch und breiteten die Arme fragend aus, während wir zu Zwille schauten und nach einem Hinweis fragten, wo das Tier denn sei. Zwille jedoch fuchtelte nur wild mit dem ausgestreckten Finger einmal quer über die gesamte Fläche des Ackers. Er zeigte mal da hin und mal dort hin, konnte sich scheinbar nicht entscheiden. Seiner Deutung nach hätte das Tier wohl auf dem gesamten Bereich liegen müssen. Schleunigst sprang Zwille in den Trecker und verschwand. Es war uns beiden glasklar, dass es nie ein hilfloses Tier gegeben hatte, sondern es vermutlich nur ein Versuch war, mich allein an eine abgelegene Stelle zu zitieren. Dieser Vorfall beschäftigte auch Frederik noch sehr lange, bekam er doch nun mit, dass Zwille sich auch nicht zu schade war, eine Notsituation vorzugaukeln, nur um mich in eine Falle locken zu können.
Zwille legte sich nun neue Verhaltensweisen zu. Wollte er vorher eher verdeckt bleiben, im Hintergrund wartend, beobachtend, unauffällig, so wollte er nun unbedingt gesehen werden. Er ließ keine Möglichkeit aus, mir zu demonstrieren, dass ich ihn nicht aus meinem Umfeld heraushalten konnte. Er fuhr mit dem Auto demonstrativ laut vor dem Haus auf und ab, ließ den Motor aufheulen, bremste abrupt ab, nur um sogleich wieder zu beschleunigen. Er lief oft stundenlang vor dem Haus die Straße auf und ab, ständig einen Fotoapparat in der Hand. Sein Gesicht war beinahe dauerhaft und ständig zu mir gerichtet, provozierend, suchend. Sein Verhalten wurde immer unheimlicher und ich wollte jeden Kontakt mit ihm unbedingt vermeiden. So blieb ich die meiste Zeit des Tages im Haus und vermied es immer mehr, nach draußen zu gehen. Was zunächst wie ein kurzzeitiges Meideverhalten erscheint, war bereits der erste Schritt in die Einsamkeit. Doch das war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Hätte ich es gewusst, hätte ich mich vielleicht mehr gewehrt? Beim nächsten Blick aus dem Fenster konnte ich Zwille nicht mehr sehen. Doch die Vergangenheit hatte mir bereits oft genug gezeigt, dass dies nicht zwangsläufig bedeuten musste, dass er auch tatsächlich nicht da war!