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2 Felix, der Retter in der Not
ОглавлениеAm dritten Tag Ihrer Reise erreichen Felix und Max den Rand eines großen Waldes. »Was machen wir jetzt?«, fragt Felix, »Um den Wald herum können wir nicht gehen. Das ist zu weit!«
»Na dann gehen wir doch einfach hindurch«, schlägt Max vor, der sich auf einen Stein gesetzt hat, um sich auszuruhen.
»Der Wald ist aber sehr dunkel und ich fürchte mich.«
»Ach Felix, wir sind doch zu zweit! Was soll uns da schon passieren? Ich gebe auch gut auf dich Acht.«
»Na gut. Dann lass uns aufbrechen. Ich will so schnell wie möglich den Wald hinter mich bringen.«
Max steht auf und beide spazieren in den dunklen Wald hinein. Kurz darauf sind sie auch schon im Dickicht verschwunden. Es ist spät und langsam senkt sich die Sonne. Ihre letzten Strahlen berühren gerade noch die Baumwipfel, bevor sie sich endgültig hinter dem Horizont versteckt. Die Nacht bricht herein und unsere beiden Freunde sind mittlerweile tief in den Wald vorgedrungen. Felix wendet sich an Max.
»Wollen wir uns nicht ein Plätzchen für die Nacht suchen? Ich bin schon ganz schön müde.«
Max öffnet ganz weit den Mund und fängt an zu gähnen.
»Ja, du hast Recht. Ich könnte auch ein bisschen Schlaf gebrauchen. Kannst du irgendeinen Platz entdecken?«
Felix schaut sich um.
»Du Max ... ich glaube da hinten ist was.«
Beide gehen zu einer Stelle, die Felix erspäht hat. In einer großen Eiche befindet sich ein Loch, das gerade groß genug für unsere beiden müden Wanderer ist. Felix und Max legen sich hinein. Mitten in der Nacht erschallt aus dem Dunkeln ein für Felix unbekanntes Geräusch.
»Huhu! Huhu!«
Verschreckt umklammert er Max.
»Was war das?«
»Keine Angst«, beruhigt ihn Max, »das war nur eine harmlose Eule. Vor der brauchst du keine Angst haben.«
»Bist du dir da auch ganz sicher?«, fragt Felix ganz ungläubig.
»Ja, du kannst mir glauben. So und jetzt schlaf endlich. Wir haben morgen einen langen Weg vor uns.«
Kaum haben die Zwei wieder ihre Augen geschlossen, ertönt das nächste Geräusch aus der Nacht. Erst ist es kaum zu hören, doch dauert es nicht lange bis es lauter wird
»Das ist mit Sicherheit keine Eule!«
»Aber was ist es dann?«
Felix lauscht dem Geräusch.
»Das hört sich an, als wenn jemand weinen würde.«
»Na dann sieh mal nach.«
»Ich? Wieso soll ich da raus? Du könntest genauso gut gehen.«
»Felix, du weißt ganz genau, dass ich nichts sehen kann.«
Widerwillig schaut Felix nach. Langsam streckt er sein kleines Köpfchen aus der Öffnung. Doch auf den ersten Blick ist nichts zu sehen. Dann schaut Felix genauer hin und jetzt kann er es erkennen.
Vor einem großen Busch sitzt ein kleines Eichhörnchen und weint bitterlich. Vorsichtig tastet sich Felix heran und spricht dann mit vorsichtiger Stimme.
»Hallo? Was machst du denn hier so alleine?«
Das Eichhörnchen schnieft und antwortet.
»Ich habe mich verlaufen. Ich möchte nach Hause zu meiner Mami.«
»Du brauchst keine Angst haben. Komm erst einmal mit zu uns in das Baumloch. Morgen früh werden Max und ich dir helfen deine Mami zu finden. Sag mal, wie heißt du eigentlich?«
»Ich heiße Franziskus!«
»Also Franziskus, ich bin Felix. Es wird schon alles gut werden.«
Felix und Franziskus gehen zu dem Baumloch, wo Max vor lauter Aufregung nicht schlafen kann. In kurzen Sätzen berichtet ihm Felix alles. Auch Max erklärt sich sofort bereit Franziskus zu helfen. Doch jetzt wollen sie alle erst einmal schlafen. Um sich vor der eisigen Kälte ein wenig zu schützen, kuscheln sie sich eng aneinander.
Bald darauf bricht der neue Tag an. Die ersten Sonnenstrahlen berühren die Baumwipfel. Es dauert nicht lange und unsere drei Freunde werden wach. Sie machen sich auch gleich auf den Weg, die Eltern von ihrem neuen Freund Franziskus zu finden. Ganz ausführlich lassen sie sich von Franziskus erklären, was er gestern so gemacht hat.
»Ja, ich erinnere mich. An diesem Bach bin ich gewesen. Ich habe versucht ein paar Fische zu fangen, aber erfolglos. Ich habe nicht auf die Zeit geachtet und plötzlich war es ganz dunkel«, erzählt Franziskus den Beiden.
»Ich glaube, du lebst hier ganz in der Nähe«, meint Max, »deine Mutter lässt dich doch bestimmt nicht so weit weglaufen, oder?«
»Nein. Sie sagt immer ich könnte mich sonst verlaufen.«
»Dann müssen wir nur nach einem großen Baum Ausschau halten und wenn wir Glück haben, ist das dein Zuhause. Ich klettere mal hier auf diesen Baum. Vielleicht kann ich von oben etwas erkennen«, erklärt Felix ganz mutig.
Er nimmt Anlauf und will den Baumstamm hinauflaufen. Doch findet er nicht den richtigen Halt und fällt auf sein Hinterteil.
»Aua!«
Felix will sich aber nicht geschlagen geben und versucht es gleich noch einmal. Diesmal hat er Erfolg und kann sich in der Baumrinde festkrallen. Stück für Stück tastet er sich vor, bis er den ersten Ast erreicht hat. Ein bisschen ängstlich umklammert er ihn.
»Kannst du etwas sehen?«, ruft Max von unten.
Felix schüttelt bibbernd den Kopf, was Max natürlich nicht sehen kann. Da hört man in einiger Entfernung eine Stimme, die einen Namen ruft. Die Stimme nähert sich und man kann jetzt auch hören was sie ruft.
»Franziskus? Franziskus? Wo bist du?«
Franziskus dreht sich in die Richtung aus der die Stimme kommt und erkennt seine Mutter.
»Mami ...« »Franziskus ...«
Überglücklich laufen beide aufeinander zu und fallen sich in die Arme.
»Franziskus, mein kleiner Franziskus! Wo bist du nur gewesen? Wir haben uns solche Sorgen gemacht, dass dir etwas passiert sein könnte. Aber jetzt haben wir dich wieder.«
»Ach Mami ... Ich habe mich verlaufen. Ich hatte solche Angst ... dann traf ich Felix und Max. Sie haben auf mich aufgepasst und mir geholfen, dich wiederzufinden»
»Dann stell mich den beiden mal vor, damit ich mich bedanken kann.«
Franziskus führt seine Mutter zu seinen Freunden. Felix hängt immer noch auf dem Ast und traut sich nicht mehr herunter.
»Das ist Max und da oben auf dem Ast, da sitzt Felix. Felix, du kannst jetzt wieder runterkommen. Ich habe meine Mutter wiedergefunden. Ich danke euch für eure Hilfe.«
»Das freut mich für dich. Aber ich trau mich nicht mehr runter.«
Mit einer Pfote hält sich Felix die Äugelein zu und mit der anderen klammert er sich an den Ast.
»Bleib da oben! Ich helfe dir.«
Flink klettert Franziskus den Baum hoch.
»So, und jetzt ganz langsam. Benutze deine Krallen, um dich an der Rinde festzuhalten ... gleich haben wir es geschafft.«
Felix ist sichtlich erleichtert, als er wieder festen Boden unter seinen vier Pfoten hat.
»Danke Franziskus. Ohne dich wäre ich nicht wieder herunter gekommen.«
»Nein ich habe zu danken. Ohne euch hätte ich nie meine Mutter wiedergefunden.«
»Ich möchte mich auch bedanken, dass ihr auf meinen Sohn aufgepasst habt. Wollt ihr noch mit zu uns kommen? Ich würde euch gern den Rest meiner Familie vorstellen. Na was haltet ihr davon?«
»Vielen Dank, aber wir müssen weiter«, sagt Felix, »wir haben noch einen langen Weg vor uns.«
»Ist schon in Ordnung. Aber wenn wir euch irgendwann mal helfen können, dann wisst ihr, wo ihr uns finden könnt. Ich wünsche euch noch viel Glück auf eurem Weg.«
Mit diesen Worten verabschiedet sich die Mutter von Franziskus, die kurz darauf mit ihrem Sohnemann im Wald verschwindet. Felix und Max sind wieder alleine.
»Was machen wir jetzt?«, fragt Max.
»Wir sollten aufbrechen, damit wir endlich aus dem Wald herauskommen.«
Und so machen sich unsere beiden Freunde wieder auf den Weg, zu neuen großen Abenteuern. Sie brauchen noch zwei ganze Tage, bevor sie aus dem Wald herauskommen und eine große, grüne Wiese betreten. In einiger Entfernung kann man fröhliche Musik hören.
»Komm Max, lass uns mal nachsehen, wo diese Musik herkommt.«
Bald schon kann man erkennen, was sich dort abspielt. Ein Zirkus schlägt gerade seine Zelte auf ...
Was werden Felix und Max wohl weiter erleben? Das erfahrt ihr in der nächsten Geschichte ...