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3 Felix und der Zirkus

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Es gehört viel Arbeit dazu, ein Zirkuszelt zu errichten. Jeder muss dabei hart mit anpacken. Schon die Kleinsten helfen mit, auch gleich wenn sie noch nicht viel machen können. Im Moment ziehen die Männer die große Zirkusplane in die Höhe, was das Ende der schwersten Arbeit ankündigt. Danach sind nur noch kleine Dinge zu erledigen, bevor sich die Tore öffnen und die Zuschauer in Scharen in das Zelt strömen, um Clowns, Artisten, Dompteure und andere Attraktionen zu bewundern. Gegen Mittag sind alle mit ihrer Arbeit fertig und es beginnt die Zeit des Wartens. Am selben Abend will der Zirkus Maestrocelli seine erste Vorstellung geben. Eine Woche bleibt er dann noch an dieser Stelle, bis die Zelte wieder abgebrochen werden und man in die nächste Stadt weiterzieht.

Felix und Max sind gut vorangekommen und stehen jetzt in einiger Entfernung zum Zirkus. Felix beobachtet das bunte Treiben der Menschen. Natürlich berichtet er alles Max, was es zu sehen gibt.

»Du Max! Ich habe eine geniale Idee.«

Max macht ein besorgtes Gesicht.

»Ich kann mir schon vorstellen, was du vorhast und ich würde die Finger davon lassen.«

»Ach was, lass uns zum Zirkus gehen. Das wird bestimmt lustig.«

Kaum hat Felix das letzte Wort ausgesprochen, läuft er auch schon den Hügel hinunter. Max versucht den Anschluss an Felix nicht zu verlieren.

»Felix! Nicht so schnell. Ich komme kaum mit. Außerdem ist es immer noch ein schlechter Einfall von dir, denn mit den Menschen ist nicht zu spaßen. Glaube mir.«

Aber Felix hört nicht auf seinen Freund. Kurze Zeit später haben sie den Zirkus erreicht. Felix staunt über das große Zelt.

»Uiii! Ist das Zelt riesig. Vom Hügel sah so es doch so winzig aus. Lass uns mal reingehen. Ich möchte mir das mal von innen ansehen.«

»Felix, ich will lieber weg, bevor uns noch einer entdeckt.«

Doch die Warnung von Max kommt zu spät.

Plötzlich steht ein großer Mann vor den beiden.

»Na, wen haben wir denn da?«

Bevor Felix irgendetwas machen kann hat ihn der Mann schon hochgehoben. Max flüchtet sich hinter eine Tonne.

»Max! Hilfe! Lass mich los. Ich will nicht!«

Felix strampelt mit seinen Pfoten und faucht den Mann an.

»Na, na. Ganz ruhig. Ich tu dir ja nichts. War hier nicht gerade noch ein kleiner Maulwurf. Wo steckt er denn?«

Der Mann schaut sich um. Dann entdeckt er hinter der Tonne Max. Er geht auf ihn zu. Max zittert vor Angst und presst sich ganz fest gegen das Fass.

»Da bist du ja. Ist das dein Freund?«

Langsam streckt er die Hand in die Richtung, wo Max sitzt. Für Max ist das alles zu viel und er fällt in Ohnmacht.

Vorsichtig hebt ihn der Mann auf und trägt beide in seinen Wohnwagen. Dort setzt er sie auf einen großen Tisch und geht in die Küche. Felix, der immer noch misstrauisch ist, kümmert sich erst einmal um Max.

»He Max! Wach auf.«

Doch er rührt sich nicht. Deshalb schleckt Felix mit seiner Zunge über sein Gesicht und das zeigt seine Wirkung. Max wird langsam wieder wach.


»Was ist los? Wo bin ich?«

»Bleib ganz ruhig. Du bist vorhin in Ohnmacht gefallen und dann hat uns dieser Mensch in sein Haus auf Rädern mitgenommen.«

Langsam kann Max wieder einen klaren Gedanken fassen.

»Wo ist er hingegangen?«

»Ich weiß nicht.«

»Dann lass uns schnell verschwinden, bevor er zurückkommt!«

»Geht nicht. Die Tür ist verschlossen. Aber es scheint so, als ob der Mensch ganz freundlich ist. Lass uns noch ein bisschen warten.«

Max schüttelt den Kopf.

»Felix, du bist einfach unverbesserlich.«

Da kommt der Mann auch schon zurück.

In seiner Hand hält er eine Schale, die mit etwas Milch gefüllt ist. Er sieht zu Max.

»Ah, dein kleiner Freund ist wieder munter. Hier habe ich eine Schale Milch für euch. Ihr seht ja ganz hungrig aus. Ich hoffe ihr mögt Milch.«

Er stellt die Schale genau zwischen Felix und Max. Erst zieren sie sich noch ein wenig, dann gehen sie aber hin und schlecken die Milch. Es scheint ihnen sichtlich zu schmecken. Sie leeren die ganze Schale. Kein Tropfen bleibt mehr übrig. Beide setzen sich hin und halten ihre vollen Bäuchlein.

»Puh, das hat aber geschmeckt«, sagt Felix, als er über seinen Bauch streicht.«

»Ich bin auch pappsatt!«, entgegnet ihm Max, der seine Situation, in der er sich ja befindet, völlig vergessen hat.

»Ich sehe, es hat euch gemundet. Aber ich vergaß mich euch vorzustellen.«

Der Mann steht auf, zieht seinen Hut und verbeugt sich vor Felix und Max.

»Ich bin der große Hundini. Von Beruf Zauberer.«

Seine Mine verfinstert sich.

»Aber ich werde heute Abend wohl nicht auftreten können. Mir sind meine Tiere weggelaufen, und ohne die bin ich nur ein halber Zauberer.«

Hundini denkt nach und dabei kommt ihm eine Idee.

»Da fällt mir etwas ein. Wollt ihr nicht in meiner Nummer auftreten? Es macht viel Spaß und ihr würdet bei mir im Wohnwagen wohnen und hättet auch immer etwas zu essen. Na, was sagt ihr dazu?«

Felix schaut Max fragend an.

»Was meinst du? Wollen wir einige Zeit hier bleiben? Er scheint ja recht nett zu sein.«

Max schaut sich Hundini von oben bis unten ganz genau an.

»Na, ja! Vielleicht ist er ja wirklich nett. Wir könnten es ruhig mal probieren.«

Felix und Max stellen sich vor Hundini und nicken ganz heftig mit ihren Köpfchen.

»Ich danke euch. Das muss ich gleich dem Direktor erzählen. Wenn ich zurück bin erkläre ich euch die Tricks. Bis gleich.«

Hundini verlässt den Wohnwagen und geht direkt zum Zirkusdirektor. Dort angekommen berichtet er ihm, dass er doch an der Vorstellung teilnehmen wird. Anschließend geht er zu Felix und Max zurück, um ihnen die Tricks zu erklären.

Vier Stunden später ist es endlich soweit. Der Zirkus öffnet seine Pforten und die Besucher strömen in das Zelt. Menschen jeglichen Alters sind gekommen. Vom Kind bis zum Greis ist alles vertreten und allen macht der Zirkus Spaß. Da ist der Löwendompteur, der gekonnt seine Tiere beherrscht. Die Fliegenden Santinis, die in schwindelnder Höhe am Trapez ihre Kunststücke vorführen. Und dann erst die Clowns, die Menschen mit ihren Albernheiten zum Lachen bringen. Hinter dem Vorhang bereitet sich Hundini auf seine Vorstellung vor. Gleich ist es soweit, der Direktor tritt in die Manege und kündigt die Nummer an.

»Sehr geehrte Damen und Herren. Liebe Kinder! Ich freue mich Ihnen jetzt den größten Zauberer der Welt vorzustellen. Lassen Sie sich von seinen Kunststücken voller Magie verzaubern ... Bitte einen riesen Applaus für den großen Hundini ... Viel Vergnügen.«

Der Direktor tritt ab und Hundini kommt in die Manege. Er zeigt viele seiner Tricks und das Publikum ist begeistert. Hundini bittet um Ruhe.

»Meine Damen und Herren. Liebe Kinder! Ich habe vor, jetzt einen Trick durchzuführen, der bisher noch nie gezeigt wurde. Aber vorher stelle ich Ihnen meine beiden Assistenten vor.«

Hundini geht zur Seite und ein Spot fällt auf den Tisch, der in der Mitte der Manege steht. Zum Vorschein kommen Felix und Max.

»Darf ich Ihnen meine Assistenten vorstellen … Bingo und Bongo!«

Das Publikum klatscht.

»So, ich werde jetzt Bingo in diesen Käfig setzen und an die Decke des Zirkuszeltes ziehen lassen.«

Er nimmt Felix, setzt ihn in den Käfig, deckt ihn zu und zieht ihn an die Decke.

»Und Bongo setze ich hier in diesen Käfig.«

Jetzt hebt er vorsichtig Max hoch und lässt ihn in den Käfig krabbeln, den er dann auch gleich mit einem Tuch verdeckt.

Hundini hebt seinen Arm, was ein Zeichen dafür ist, dass das Licht gedämpft wird.

»Bitte einen Trommelwirbel ...«

Hundini murmelt einige Zauberformeln, dann nimmt er ein gelbes Pulver und wirft es in eine kleine Flamme.

Es gibt einen Knall und eine starke Rauchwolke. Kurz darauf verzieht sich der Rauch und man kann wieder was erkennen. Hundini nimmt das Tuch von dem Käfig, der auf dem Tisch steht und wer denkt ihr kommt zum Vorschein? Richtig! Es ist Felix! Aber das ist noch nicht alles. Felix hat einen Frack an und einen Zylinder auf dem Kopf. Er sieht richtig niedlich darin aus. Sofort holt Hundini den Käfig von der Decke. Und wie kann es anders sein, befindet sich dort Max. Das Publikum jubelt vor Begeisterung.

»Bravo! Zugabe!«, rufen alle.

Sie erheben sich von ihren Sitzen und klatschen wie verrückt. Hundini verbeugt sich.

»Ich danke Ihnen! Vielen Dank! Danke! Und jetzt einen extra Applaus für meine beiden Assistenten.«

Er zeigt auf Felix und Max. Das Publikum klatscht. Felix und Max stellen sich hin und verbeugen sich auch. Es gefällt ihnen im Rampenlicht zu stehen. Sie genießen es richtig.

Die Vorstellung ist zu Ende und die Lichter werden gelöscht. Nur im Wagen von Hundini brennt noch Licht. Felix und Max sitzen auf dem Tisch und Hundini hat auf einem Stuhl vor ihnen Platz genommen.

»Ihr seid einfach fabelhaft gewesen. Habt ihr gemerkt, wie das Publikum euch zugejubelt hat. Sie waren einfach begeistert. Ich danke euch, dass ihr mir geholfen habt. Aber lasst uns jetzt schlafen. Morgen haben wir wieder eine Vorstellung und müssen dafür ausgeruht sein.«

Hundini streichelt beiden über ihre Köpfchen und legt sich dann in sein Bett. Er löscht das Licht und schläft kurz darauf ein.

»Du Max? Hast du das gehört? Er hat gesagt, dass wir gut waren.«

»Ja. Es hat mir gefallen, so von allen umjubelt zu werden. Dir nicht auch?«

»Natürlich. Ich glaube, hier können wir ruhig noch ein bisschen bleiben.«

»Ja.«

Unsere beiden Freunde haben heute viel erlebt und sind zu recht müde. Auch sie legen sich jetzt schlafen, damit sie morgen wieder frisch und munter sind ...


Was werden Felix und Max noch beim Zirkus erleben? Das erfahrt ihr in der nächsten Geschichte ...



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